Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!
Lumbini
Der Abschied vom Kinderdorf war wirklich herzzerreissend. Ich bin ja noch nie ein Fan von Abschieden gewesen, aber dieser war wirklich einer der schlimmsten, da man sich ja wirklich sehr lange nicht mehr wieder sehen wird, aber ich moechte definitiv in moeglichst wenigen Jahren wieder vorbeischauen.
Mein Rucksack war beim ersten Packversuch so was von schwer und uebervoll, dass ich erst mal 3 Kilogramm Buecher der Bibliothek gespendet habe. Danach hab ich die ueberschuessigen Klamotten an die Kinder verschenkt und die restlichen Ammonitenbrocken verteilt.
Als ich am Ausgangstor auf Chandra mit dem Motorrad gewartet habe, wurde ich mit Blueten ueberhaeuft und ich musste 1000 Haende zum Abschied schuetteln. Haette ich noch eine Stunde laenger auf Chandra warten muessen, dann war der schoene Garten des Dorfes vermutlich bluetenlos gewesen.
In Pokhara nam ich mir wieder ein Zimmer in meinem Stamm-Guest House und kaufte mir ein Busticket nach Lumbini.
Den Paragliding Flug, den ich schon gebucht hatte ist sprichwoertlich ins Wasser gefallen, da es die letzte Woche in der ich da war, nur noch am Regnen war und somit war das Fliegen unmoeglich. Aber ich hoffe, dass ich den Flug in Indien nachholen kann.
Am lezten Abend hab ich noch mal nen schoenen Abschiedscocktailabend mit Jule (deutsche Volunteerin) in der busy bee gemacht. Ich wuensche ihr noch alles Gute fuer die restliche Zeit von ihrem Job.
Am naechsten Morgen holte mich Chandra frueh ab und wir fuhren mit meinem Rueckenbrecher zum Busbahnhof. Der Abschied fiel mir wirklich schwer und ich haette fast geweint als Chandra und ich uns ein leztes mal umarmten.
Die Fahrt nach Lumbini war sehr angenehm und ich lernte die beiden Amerikanerinnen Julia und Alissa kennen, die das selbe Ziel wie ich hatten.
Julia
Alissa
Als wir aus den Bergregionen Nepals herausfuhren wurde es wieder feuchter und vor allem heisser.
Als der Bus uns in Sunauli rausschmiss, waren es mindestens 40 Grad im Schatten und wir suchten uns schnell einen Taxifahrer, der uns fuer 500 Rupies nach Lumini fahren sollte.
Als wir in Lumbini Bazar ankahmen, wusste der Taxifahrer nicht wo unser Guesthouse (Siddharta Guest House) ist und als er dann durch Nachfragen erfahren hat, dass es 500 Meter weiter die Strasse entlang ist, wollte er 100 Rupies extra dafuer berechnen (immer diese Inder...dabei sind wir noch in Nepal aber Indien ist nur 10km weit weg). Alissa ist dann ziemlich sauer geworden und fing an den Taxifahrer fuer seine Geldgier zu beschimpfen, aber ich konnte dann mit freundlicher Argumentationsgewalt den Fahrer auf 50 Rupies extra charge runterhandeln.
Das Siddharta Guesthouse, war zwar nicht im Touristenzentrum von Lumini, aber dafuer war es sehr ruhig und die Raeume waren relativ gut. Fuer 300 Rupies pro Nacht bekam ich ein schickes Zimmer mit attatched Bathroom und das Blut meiner Vorgaenger war zwischen dutzenden Moskitogliedmassen auf den gruenen Waenden verteilt. Trotzdem entschloss ich mich in der ersten Nacht ohne Moskitonetz zu schlafen. Grosser Fehler! Als ich mitten in der Nacht aufwachte, waren meine Waden und Arme stark zerstochen, doch zum Glueck war ich so muede und der ratternde Ventilator spendete genuegend Luftzirkulation, dass ich wieder schnell einschlafen konnte.
Am naechsten Morgen mieteten wir uns drei Fahrraeder fuer je 150 Rupies pro Tag und zogen mit diesen rostig, klapprigen Drahteseln in den heiligen Garten von Lumbini. Dieses 3 mal eine Meile grosse Fleckchen Erde, ist ein einziger riesiger Tempelkomplex. Jedes Land der Erde, dass etwas in Sachen Buddhismus auf sich haelt, hat hier ein Kloster oder einen Tempel errichtet. Wir starteten unsere Tempelralley beim beruechtigten Maya Devi Tempel, in dem ein mit gruenen Moos bewachsener Stein die Stelle markiert, an der Buddha vor ueber 2700 Jahren beboren sein soll.
Der heilige Pipaal Baum (Ficus religiosus) vor dem Teich, an dem Maya nach der Geburt Buddhas ein Bad genommen haben soll
In diesem Teich leben heute neben paar Schlangenhalsschildkroeten (geschaetzt)
An einigen Stellen findet man schoene Parkanlagen, die man allerdings nie betreten darf
Danach klapperten wir noch diverse andere Tempel ab und schliesslich erreichten wir das koreanische Kloster, wo man gegen eine Spende ein leckeres Mittagessen zu sich nehmen konnte. Waehrend wir an einem Holztisch sassen und unser Reismahl zu uns nahmen, musste ich an Chin Jae denken, dem dieses Ambiente und die vielen Koreaner hier bestimmt gefallen haetten.
Und ob ihr glaubt oder nicht, keine 5 Minuten spaeter tippt mich jemand an der Schulter an, und es war wirklich Chin Jae, der mit einem breiten Grinsen hinter mir stand. Ich war so froh ihn zu sehen und in den naechsten 30 Minuten tauschten wir in unserer gemeinsamen Zeichensprache die Geschehnisse des vergangenen Monats aus. Da ich dieses Mal nichts zu schreiben da bei hatte, malten wir mit dem Rest der Miso Suppe auf dem Tisch, um die wichtigsten Orte und Zeitraeume zu verdeutlichen. Ich war ja auch am ueberlegen, ob ich nicht auch in dem Kloster schlafen sollte, aber ich war mit meinem Zimmer eigentlich sehr zu frieden und in dem Kloster musste man sich die Zimmer mit vielen anderen Leuten teilen. Und ich sagte zu mir...never change a winning team... und somit blieb ich im ruhigen Siddharta Guest House.
Die Tempelralley ging weiter und hier starte ich mal eine Kompetition, welche Nation den schoensten Tempel hat.
Die ewige Friedensflamme sitzt am Kopf des Zentralen Sees in der Mitte des Tempelkomplexes
Nepal Mahayana
Korean Monastry, die wenn sie mal fertig ist, bestimmt ein High-Light wird..
Maha Bodi Society
Chinese Monastry
Mongolian Monastry. Leider wegen "Bauarbeiten" geschlossen. Sah aber auch von aussen sehr schoen aus
Royal Thai Monastry
vermutlich die Linhson Monastery
World Peace Pagoda (Japan), sie sieht der in Pokhara ja auch zum verwechseln aehnlich...
Mayanmar (Burma) Monastery
Und dann erreichten wir nach einer heissen dreckigen Schlammpfuetze (die Wege hier zwischen den Tempeln haette man ja auch mal n bisschen ausbauen koennen) einen besonders schoenen Tempel. Es fiel sofort auf, dass dieser irgendwie anders war als die anderen. Der Garten war mal gepflegt, kein Putz war abgebroeckelt, Figuren sahen alle noch schoen aus, es lag kein Muell rum usw.
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eine Lotusbluete
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der Gebetsraum
die Deckenbemalung
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Als ich ueber den Rundweg im Urzeigersinn lief, fiel mir auf, dass die Steine auf denen wir liefen, nicht so heiss waren wie die anderen Steine, die der prallen Mittagssonne ausgeliefert waren... hier hat sich wiklich jemand gedanken gemacht! Und als ich dann noch den behinderten-gerechten Eingang (kein Tempel hatte das bisher!) entdeckte, daemmerte es mir so langsam. "Wer mag der Herr wohl von diesem Haeuschen sein?", Nein es waren nicht die Schweizer sondern die Deutschen! Als ich dann noch den wunderschoenen Innnenbereich und die wunderbaren Wandmalerein des Tempels gesehen habe, (ich sags ja nicht gerne, aber dieses mal mit reinem Gewissen) war ich richtig stolz Deutscher zu sein. Ich haette nie erwartet, dass wir so schoene Tempel bauen koennen.
Vermutlich bin ich nicht der objektivste Juror, aber ich wuerde die Krone fuer den schoensten Tempel wirklich gerne den Deutschen aufsetzen. Manchmal sind unsere Genauigkeit und unser Perfektionismus dann irgendwie doch ganz angenehm...
Nach diesem Tempelmarathon entspannten mussten die Amerikanerinnen auch leider schon wieder abreisen, da sie wirklich stets straffe Tagesplaene haben und selten laenger als 2 Tage an einem Ort bleiben. Somit wollen sie in nur 5 Wochen fast mehr Orte besuchen, als ich in meinen 6 Monaten.
Als ich am Abend auf der Dachterasse des Hotels entspannte und beim Sonnenuntergang las, sah ich auf einmal einen ziemlich schleppend fliegenden Vogel. Ich dachte mir nichts weiter dabei, doch als bei fast voelliger Dunkelheit ein zweiter auftauchte, war mir klar, dass es kein Vogel sein kann, da das Licht fuer Vogelaugen schon laengst nicht mehr aussreicht. Es waren Flughunde! So gross wie Moewen...
Kleiner Fotoexkurs... "Wie fotographiert man einen Flughund?"
Mit dem Licht zu fotographieren was die untergegenene Sonne noch ueber atmosphaerische Streuung spendet, ist ein Ding der prakischen Unmoeglichkeit. Fuer die Kamera ist das einfach "no light!". Also muss der Fotograph gezwungenermassen zum Blitz greifen (ich hasse Blitzbilder). Die Staerke eines Blitzes wir in der Leitzahl angegeben, die das Produkt aus der Blendenzahl und der Distanz (in Metern) darstellt, bei der der Blitz noch genuegend Helligkeit erzeugt.
Mein kamerainterner Blitz hat eine Leitzahl von nur 12. Das heisst, dass mein Blitz bei Blende 4 nur 3 Meter weit reicht. Da mein Tele bei 300 mm nur eine maximale Blendenoeffnung von 5.6 hat, reicht der Blitz nur knappe 2 Meter weit und so nah fliegt kein Flughund an dich heran!
Also ISO auf maximum (1600 bei der 400D), damit die unterbelichteten Bildpartien noch erkennbar werden.
Da das Lichtproblem nun scheinbar geloest war, sah ich mich in der verzwickten Lage, dass das Fokussieren fast unmoeglich ist. Der auf Linienkontrast basierte Autofokussensor der Kamera kann bei diesen Lichtverhaeltnissen nicht mehr arbeiten. Somit muss man manuell fokussieren! Aber durch den Sucher sieht man man ja quasi auch nichts. Somit bleibt einem nichts anderes uebrig, als einen Baum in einem bestimmten Abstand zu fokussieren (mit einem Testbild schaerfe pruefen) und immer dann abzudruecken, wenn ein Flughund etwa in dieser Entfernung aus der Dunkelheit auftaucht. Somit kann ich euch diese Aufnahmen praesentieren. Sie sind zwar nichts fuer Bildbrillianzfetischisten, aber es war das technisch einzig Moegliche.
Ich bin der Batman!
Nein, ich bin der Batman...
Was hab ihr denn fuer bescheuerte Capes an, nein... ich bin der Batman!
Den naechsten Tag verbrachte ich viel im Bett. Das Ende von Jon Krakauers "In eisigen Hoehen" hielt mich davon ab, noch mal in die schwuelheisse Sumpflandschaft einzudringen. Als ich das Buch dann endlich verschlungen hatte, konnte ich mich am Abend noch mal aufraffen und im Park ein paar Bluetenmakros und Vogelaufnahmen machen
Danach ging ich nach Lumbini Bazar und orderte hier fuer den folgenden Tag ein Taxi zur Grenze und von dort einen Bus nach Varanasi. Insgesamt haben mich Taxi und Buss ueber 1000 Rupies gekostet und ich muss an dieser Stelle leider noch mal darauf hinweisen, dass die Leute in diesen Touristenbueros einen nur abzocken.
Als ich naemlich am naechsten Tag im Taxi nach Sunauli sass, bezahlte ich vermutlich die Fahrt fuer noch 2 weitere Personen und der Taxifahrer hat von den 700 Rupies, die die Taxifahr kosten sollte nur 400 vom "Reiseveranstalter" auf das Amaturenbrett gelegt bekommen. Danach gekam ich einen angeheuerten Begleiter, der mich ueber die Grenze bringen sollte. Obwohl der aufdringliche Helfer eigentlich nichts grossartiges gemacht hat (die Checkpoints und den Busbahnhof haette ich auch selber gefunden) forderte er noch Bakshisch (offizielles Bestechungsgeld), eigentlich wollte ich ihm ja mal klar machen, dass er bestimmt schon ein dickes Stueck von dem Kuchen abbekommen hat, dass ich im Tourist office hinterlassen hatte, aber irgendwie war ich nicht in der Stimmung schon wieder wegen 1 Euro Moralpredigten zu halten.
Als ich die Grenze mit meinem fetten Rucksack und einem Regenschirm ueberquerte, gab der Monsun wieder mal alles, um auch noch durch die wasserabweisende Regenschirmoberflaeche durchzudringen (und es gelang ihm auch). Als ich durch die ersten muellverpesteten knoecheltiefen Dreckpfuetzen sandalierte und ein voellig respektloser Busjunge mich am liebsten direkt in seinen Bus nach Gorakhpur stecken wollte, fragte ich mich nur: "Warum, Jan? Wieso tust du dir das alles hier noch mal an? Du weisst doch wie es hier zugeht!" Aber waehrend ich diese Zeilen schreibe wird mir klar, dass jeder Dreck und jede Wiedrigkeit das Gefuehl wert ist, dass ich im Moment hier in Varanasi geniesse. Indien ist einfach nur unglaublich...unglaublich dreckig, unglaublich voller Leute, unglaublich aufdringlich, unglaublich nervig, unglaublich interressant, unglaublich facettenreich, unglaublich freundlich, unglaublich lecker und einfach nur unglaublich genial.
Aufbruch: | 14.03.2009 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 29.08.2009 |
Nepal
Chitwan Nationalpark