Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Das Kinderdorf, Bhakunde, 3 Monate Volunteer: Die letzten Tage im Dorf

Die letzten Tage im Kinderdorf

Eigentlich hatte ich mir fuer die letzten beiden Wochen im Kinderdorf ja noch so einiges vorgenommen. Ich wollte einen Lernzirkel mit einigen elementaren natruwissenschaftlichen Versuchen machen und ich wollte eine Unterrichtsmethode an der Shamrock School durchfuehren. Doch bei meiner Ankunft nach dem Trek erfuhr ich zum ersten Mal, dass die Kinder nun bis zu meiner Abreise Ferien haben. Dabei hatte ich noch vor 2 Monaen gefragt, wann die Kinder denn das naechste Mal Ferien bekommen, und da wurde mir September gesagt. Da mir das Arbeiten mit Chemikalien hier einfach zu gefaehlich ist, entschloss ich mich die paar Experimente, die mit den ungefaerlichen Sachen (Eis, Wasser, Seife und Natriumchlorid) ausfuehrbar sind, in einer kleinen Experimentalsession zu demonstrieren. Schade, dass es kein richtiger Lernzirkel werden konnte, aber ich glaub dieses Mal haben die Kinder sogar etwas aus meinen Erklaerungen lernen koennen. Da es (endlich mal) nicht so viel fuer mich zu tun gab, entschloss ich mich die letzten Tage im Dorf einfach nur noch zu geniessen, doch das wurde mir anfangs gesundheitlich nicht so einfach gemacht.

Zuerst hatte ich Probleme mit meinen Trekkingblasen. Eine lag leider an einer Stelle, die hier unmoeglich sauber zu halten ist und selbst 2-mal taegliches Desinfizieren mit Betaisodonnasalbe, konnte eine kurze Periode des schmerzhaften Auftretens nicht verhindern.

Danach erwachten zwei ueble Geysiere in meinem Gesicht zum leben. Diese verstopften Talgdruesen wurden dick wie Gummibaerchen und sie sassen zu tief um sie mit meiner stumpfen Naehnadel zu erreichen. In Kathmandu besorgte ich mir dann eine Kanuele und meine Gesichtsmuskeln zuckten unkontrolliert, als ich mir die dicke Nadel vor einem unglaublich dreckigen Badezimmerspiegel in die rechte Backe rammte. Doch ausser viel Blut und Schmerz, erntete ich nichts. Meine Region unter dem Auge schwoll nur noch weiter an und mein Gesichtsfeld wurde dadurch nach unten schon beeintraechtigt. Erst nach ueber 10 Tagen konnte ich die unter Druck stehende Eiterkammer erreichen und ihr glaubt gar nicht was fuer ein ekelig-erleichterndes Gefuehl es war, als fast 2 Mililiter Eiter aus meiner Backe schossen. Sorry wegen der Details aber ich bin gerade so froh diesen chronischen Druck los geworden zu sein.

Naechste Baustelle, der Dauerbrenner und Hotspot der gesamten Reise, der Magen...
Nach dem ich beim Trek schon einmal gebrochen hatte und mich das Loperamid (schaltet alle Magendarm-Aktivitaeten einfach aus! Manchmal echt nuetzlich) sicher nach Pokhara gebracht hatte, erlebte ich so eine Art silent diarrhoe. Regelmaessige Magenschmerzen, Sodbrennen, kein Appetit (das ist immer mein Zeichen, dass ich echt krank bin) und manchmal leichtes Fieber, aber keinen Durchfall... Naja sie verschwand ohne Medizin nach 4 Tagen

Und dann als Kroenung der Leidensgeschichte , hatte ich bei meiner Ankunft im Kinderdorf blinde Passagiere mit gebracht. Als ich am ersten Tag unter meiner kalten Dusche stand, kriechte auf einmal ein kleines Insekt mit dickem, roten und flachen Hinterleib die Brust hoch. Scheisse, ich wusste sofort, dass es eine Kopflaus war...
Dann fing auch das Jucken an... echt nervig... Ich kam mir so assig vor... so voellig unrein. Die Hausmuetter haben sich gefreut und so wurde ich in 2 Sitzungen von 4 geuebten Haenden entlaust, aber die Parasiten waren einfach in der Ueberzahl und jedes einzelne der 1000 Eier aus meinen Haaren zu zusseln, wuerde vermutlich Tage dauern. Als Chandra (Health Assistant seines Zeichens) endlich eintraf bestellte ich erstmal Entlausungshaarwaschmittel. Bis heute habe ich schon 4 Pakungen des Zeugs verbraucht. Im Moment habe ich keine Adulten sondern nur noch Lauslarven und sehr viele Eier auf dem Kopf, die ich erst ausbrueten und soweit grossziehen muss, dass ich sie mit dem Waschmittel betaeuben und dann ausspuelen kann. Toll oder? Es juckt nicht mehr so krass wie zu Kolonialzeiten, aber irgendwie doch staendig ueberall ein bisschen. In 2 Wochen bin ich die Biester vermutlich los, da ich mit meinen Waeschen ihren Lebenszyklus unterbrechen werde. Hae Hae... sterbt ihr Blutsauger!

Das Grauen auf 6 Beinen...

Das Grauen auf 6 Beinen...

Naja ansonsten waren die ersten Tage nach dem Trek jedoch super schoen, da ich ja nicht mehr so viel zu tun hatte. Am ersten Abend machten wir einen Abendspaziergang, ueber den die Kinder auch eine Geschichte schreiben sollten. Dabei stolzierten wir Barfuess durch die vielen kleinen Baeche und warmen Flachteiche, die der Monsun in den letzten Wochen entstehen lassen hatte. Die komplette Landschaft ist nun von vielen kleinen Wasserfaellen ueberzogen, die das Wasser zwischen den Reisfeldterassen verteilen. Als die Maedchen den Nachbarbauern beim Reissetzen zur Hand gingen, entschloss ich mich ihnen zu helfen. Und so stand ich in dem warmen Matsch einer kleinen Terrasse mit einem Bueschel Reispflanzen in der Hand und steckte die rauhe Pflanze zeigefingertief in den Matsch. (Not so near, not so close; war meine komplette Einweisung in die Reispflanzkunst)

Nach einer dreiviertelstunde gebueckter Haltung, hatten wir mit 5 Helfern immerhin eine Flaeche von meiner alten Wohnung in Marburg bepflanzt. Davon gingen allerdings hoechstens 10 qm auf mein Konto. Es hat auf jeden Fall total Spass gemacht, dabei ein bisschen zu quatschen (mein rudimentaeren Nepali stoesst immer auf ein nettes Lachen) und die halluzinogene Abendstimmung zu geniessen.

Der Kathmandu-Ride

Da ich noch nie im Youth Hostel in Kathmandu war und ich dort sowieso mal alle Kinder ablichten sollte, musste ich in noch mal in den staubigen Apfel beissen und irgendwie nach Kathmandu kommen. Eigentlich wollte ich ja alleine per Bus dort hin, aber Chandra bot mir an mich auf seinem Motorrad mitzunehmen. Eine Motorradfahrt von Pokhara nach Kathmandu... klingt jetzt warscheinlich sehr romantisch und aufregend, ist aber groesstenteils Letzteres. Denn man muss bedenken, dass man sich die Schlaglochpiste mit Aberdutzenden von LKWs teilt, fuer die Katalysatoren und bleifreies Benzin Fremdwoerter sind.

Die Strecke von Pokhara nach Kathmandu ist zwar nur 200 Kilometer lang, aber wie ihr ja vermutlich schon wisst, braucht man mit dem Bus etwa 6-11 Stunden fuer die Fahrt. Wir schafften sie in Viereinhalb und dann brauchten wir nur noch 1 Stunde fuer die Innenstadt.
Waehrend ich so dicht an Chandra gepresst durch die gruene Himalayalandschaft sausste, bemerkte ich, was ich beim Packen vergessen hatte. Sonnencreme... und die gute alte Clara verbrannte mir meine ungeschuetzte Stirn, die bisher nur Ponnyschatten gewoehnt war. Somit verkroch ich mich bei hellstem Sonneschein unter meiner Regenjacke, um nicht als Englaender anzukommen.

In Kathmandu ist man mit einem Motorrad wirklich der Koenig der Strasse. Wenn alles steht, (und das kommt an jeder Ecke vor) findet man mit dem Bike doch immer noch ein Schlupfloch. An das Chaos auf den Strassen hatte ich mich ja schon ziemlich gewoehnt, aber auf dem Motorrad ist es nochmal ne Spur krasser und allzuoft sah ich uns schon im Grab, aber Chandra ist wirklich ein sehr guter Motorradfahrer und sein Stahlesel hat wirklich gute Bremsen.

Einen kleinen Unfall hab ich sogar hautnah miterlebt. Bei einer typischen abbgebrochenen Einfaedelaktion (Vorfahrt hat hier ja stets der, der zuerst den Weg blockiert), spuerte ich auf einmal ein Reiben an meinem linken Fuss. Ein Motorradfahrer hatte zu spaet gebremst und ist uns mit geringer Geschwindigkeit in die Seite gefahren. Wir konnten uns abstuetzen, doch das Vorderrad des Verbremsten knickte ein und die beiden Aufsassen kippten vom Bike. Nach ein paar Gesten und Blicken fuhren wir jedoch sofort weiter, da es ihr Problem war.

Was jedoch wesentlich unangenehmer als der Verkehrsstress ist, ist der Smog und der Staub in der Strassenluft. Teilweise hielt ich saemtliche Zuegaenge zur Aussenwelt verschlossen, waehrend wir durch eine dicke schwarze Abgaswolke fuhren. Dennnoch traenten mir oftmals so stark die Augen, dass ich nichts sehen konnte, dabei hab ich schon so riesigen Windabweiser vor den Guckerchen. Nach so einem 7 stuendigem Abgasgefaecht sieht man ungefaehr so aus...

Man seh ich scheisse aus oder? Dabei kommt es auf dem Foto gar nicht so gut rueber, wie viel Schmutz ich in der Fresse hatte. Besonders die linke Backe und die Stirn waren mehr schwarz als rosa...(Ich war ja erst am ueberlegen, ob ich das Bild ueberhaupt reinstelle, aber als objektiver Dokumentator, muss man so ehrlich sein und zugeben, dass man haesslich ist.)

Man seh ich scheisse aus oder? Dabei kommt es auf dem Foto gar nicht so gut rueber, wie viel Schmutz ich in der Fresse hatte. Besonders die linke Backe und die Stirn waren mehr schwarz als rosa...(Ich war ja erst am ueberlegen, ob ich das Bild ueberhaupt reinstelle, aber als objektiver Dokumentator, muss man so ehrlich sein und zugeben, dass man haesslich ist.)

Unsere erste Station war das Youth Hostel, dass zum Glueck etwas ausserhalb des Stadtkerns in einer laendlichen Gegend auf einem Huegel liegt.

Das Youth Hostel in Kathmandu

Das Youth Hostel in Kathmandu

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Wir wurden herzlich empfangen und lieferten eine halben Rucksack voller Briefen von den Kindern aus dem Dorf ab. Ich zeigte Biseh ein paar Gitarrengriffe und wir assen unser Abend Dhal Bhat vor dem Fernseher.

das Musikzimmer

das Musikzimmer

die Kueche

die Kueche

Am naechsten Morgen war Fotoshoot auf dem hell erleuchteten Dach des grossen Gebaeudes angesagt.

Sangita Gurung

Sangita Gurung

Sunil Baral

Sunil Baral

Rahul Lamichhane

Rahul Lamichhane

Shibu Gurung

Shibu Gurung

Sunita Gurung

Sunita Gurung

Sagar Thapa

Sagar Thapa

Manuja Adhikari

Manuja Adhikari

Manju Baral

Manju Baral

Jeenita Gurung

Jeenita Gurung

Durga Poudel

Durga Poudel

Sohn der Koechin

Sohn der Koechin

Mama Gee

Mama Gee

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Durgas Eye

Durgas Eye

Manujas Eye

Manujas Eye

Danach gings mit dem Bike nach Bhaktapur, die letzte der 3 Staedte in dem weiten Tal, dass ich noch nicht besucht hatte. Da wir beide keine Ahnung hatten wie wir dort hin kommen sollten, mussten wir uns durchfragen. Lutig zu sehen ist, dass Chandra genau solche Probleme mit dem Wegfragen hatte wie ich zu meinen Reisezeiten. Auch er fragt an jeder Ecke mehrere Leute, um die allgemeine Meinung auszukundschaften.

Am Eingang erlebte Chandra es zum ersten Mal, wie es ist als Tourist in Nepal unterwegs zu sein. Waehrend er einfach so durch das schoene Eingangstor zur Innenstadt schlendern konnte, wurde ich wieder aufgehalten und man verlangte 750 Rupies Eintritt von mir. Doch selbst Chandras Versuche ueber den Preis zu verhandeln, brachten in diesem Fall nichts, fast waere ich ja nicht hinein gegangen, aber dann waer ich mir selber bestimmt spaeter sauer gewesen und somit ging ich zaehneknirschend zum ATM um Geld abzuheben.
Auf dem schoenen Durbarsquare gings weiter als es auch Chandra nicht moeglich war einen hartnaeckigen Khukuri-Verkaeufer (traditionelles Messer) abzuwimmeln. Ich hab ihm 7 mal gesagt, dass ich keins brauche, keins will, nicht die Kohle hab und es nicht transportieren koennte, doch er klebte mir fuer die naechsten anderthalbstunden staendig am Hinterteil. Wieso sind diese Leute so aufdringlich? Leider muss man wirklich zu jedem Nepali, der einen in diesen Gebieten anspricht ablehnend sein. Mir macht das genauso wenig Spass wie dir... Hoer doch bitte einfach auf, ich moechte einfach nur die Stimmung hier geniessen und wir Europaer melden uns schon, wenn wir was kaufen moechten, keine Sorge. Dabei dachte ich die Off-Season waere auch hier spuerbar, doch in Kathmandu sind immer genug Touristen unterwegs.
Trotzdem fand ich immerhin eine volle Stunde Zeit, um mich in der alten Stadt etwas umzugucken.

Danach wollte Chandra gerne das Nationalmuseum besuchen. Auch hier wieder: Nepali 100, Auslaender 500. Wenn sich Chandra als mein Guide ausgegeben haette, waere er sogar umsonst hineingekommen. Wir bloedelten sogar mit unserer fiktiven Guide-Touri-Masche ein wenig herum, entschlossen uns dann aber doch fuer das Geld lieber lecker bei einem Ehemaligen des Kinderdorfes essen zu gehen.

Die Nacht verbrachten wir bei Chandras neuen Schwiegereltern in einem Haus in Kathmandu. In der ersten Etage wohnten auf etwa 50 Quadratmetern 11 Personen in 3 Zimmern, Kueche, Bad. Ich wurde sogar gefragt, ob ich alleine schlafen wollte, aber ich wollte nicht 7 Leute in ein Zimmer quetschen, nur weil der Westler seine Privatsphaere braucht. Somit verbrachte ich die Nacht mit Chandra, seinem Schwager, dessen Bruder und einem der Kinder in einem Raum. Das Abend- und auch das Morgenprogramm wurde leider zum groessten Teil vom Fernseher bestimmt und somit habe ich nicht besonders viel ueber diese netten Leute in Erfahrung bringen koennen.

Thank you for everything!

Thank you for everything!

Am naechsten Tag ging es frueh auf die andere Seite der Stadt, da mir Tanka von einem botanischen Garten mit vielen Orchideen vorgeschwaermt hatte. Das schoene an diesen Gaerten ist ja, sie sind billig (nur 100 Rupies fuer mich,10 fuer meine Kamera, 10 fuer Chandra und 2 fuer sein Motorrad) und da Nepali ja nicht gerade Naturfanatiker sind, ist man hier auch schon unter sich. Doch leider wurde ich von diesem national botansichem Garten mehr als enttaeuscht.

Die Bilder taeuschen jetzt einen wesentlich schoenenren Eindruck vor. Es war schwierig ueberhaupt etwas fotographier-wuerdiges zu finden!

Die Bilder taeuschen jetzt einen wesentlich schoenenren Eindruck vor. Es war schwierig ueberhaupt etwas fotographier-wuerdiges zu finden!

Der Farngarten war sogar mal eines der Highlights!

Der Farngarten war sogar mal eines der Highlights!

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Das viel gepriesene Orchideenhaus, war leider nur ein 5 Meter langes Regal voller Blumenkoerbe, doch nur eine einzige der 400 Orchideen war am bluehen.

Naja, dafuer sah sie wenigstens gut aus!

Naja, dafuer sah sie wenigstens gut aus!

das Tropenhaus

das Tropenhaus

Auch die anderen Gewaechshauser waren wirklich nichts besonderes. Entweder kannte ich die Pflanzen schon, oder die Hauser waren geschlossen oder leer. Danch brachen wir zum Japanischen Garten auf. Doch nach 10 Minuten stiessen wir auf die Grenze des Parks und hatten gar nicht mitbekommen, dass die hinter uns liegende Jungellandschaft eben dieser Garten sein sollte. (Ich dachte immer die waeren so akkurat und arrangiert)
Auch das Tropenhaus beherbergte keine einzige Blume, die eines Fotos wert war und somit machten wir uns nach nur eineinhalb Stunden schon wieder auf den Heimweg. Schade... man koennte echt viel aus dem Garten machen, aber irgendwie interessiert das hier keinen. (Hier moechte ich nur mal anmerken, dass ich wirklich froh ueber unsere heimische Gartenkultur bin)

Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass wir nach diesem Besuch (es war erst halb 1) direkt nach Pokhara aufbrechen koennten, doch nun erklaerte mir Chandra, dass wir nochmal ein Krankenhaus in Kathmandu aufsuchen muessten (wieso erzaehlst du mir dass nicht fueher?) und somit gabs wieder 2 Stunden lang nur noch Staub, Laerm und Herumgefrage. Als wir dann das kleine Gebaede (war eher eine Praxis) erreichten, war der leitende Arzt nicht da und den Allergietest den wir holen wollten, war nur in Bhaktapur verfuegbar. Nun war es schon 3 und wir muessten ja noch aus Kathmandu raus, um nach Pokhara aufbrechen zu koennen. Die Entscheidung war schwer, doch ich konnte Chandra trotzdem uebereden loszufahren, denn ich mag asiatische Grossstaedte nicht besonders.

Der Weg aus Kathmandu heraus war wieder sehr amuesant und krebsfoerderlich. Noch vor der Stadtgrenze fuhren wir einen 2 Kilomerterlangen Stau entlang, der einen Ankoemmling mindestens 2 Stunden Wartezeit bescheeren sollte und hinter der Stadtgrenze nochmal das selbe. Eine bleierne Blechlawine schlaengelte sich die Serpentinen zum Hochplateu hinauf und wir mussten auch bei der Abfahrt viel Stau abwarten, da einige Unfaelle am Strassenrand oder pinklende LKW-Fahrer den Verkehr lahmlegten.

Aua!

Aua!

Der Rueckweg kam mir viel laenger als der Hinweg vor, doch er war wesentlich schoener, gegen Abend immer weniger auf den Stassen los ist und gegen Ende machte das sich in die Kurven legen sogar richtig richtig Laune, waehrend man in den Sonnenuntergang hineinsaust. (naja wir sind nur ein mal 100 km/h gefahren, meist hatten wir nicht mehr als 60 Sachen drauf, aber auf einer Nepalesischen Strasse wirkt es sau schnell, besonders wenn eine Bodenwelle einen 30 Centimeter hoch wirft und die Familienplanung auf der Rueckbank hart aufkommt) Nach 2 Stunden Fahrt begannen wir unsere ersten Gymnasikuebungen auf dem Bike auszufuehren, um unsere blutleeren Gesaesse wieder mit Gefuehl zu fuellen. Sah gestimmt weniger heterosexuell aus
Aber wir wollten noch bei Zeiten ankommen und als wir um 9 Uhr Pokhara erreichten, spendierte ich uns ein leckeres, kuehles Blondes (Nepal Ice).

Als wir um halb zehn im Kinderdorf ankahmen, wurden wir wie Superstars empfangen und wir verteilten unsere Briefe aus Kathmandu wie Autogrammkarten unter unseren Fans.

Was ist sonst noch so passiert?

Ich hab versucht meine Ammoniten zu knacken
In einem Internetcafe in Pokhara hat mir ein freundlicher Nepali verraten, dass man die harten Steine gut mit einem Abschreckbad sprengen kann. Somit stand ich schnell in der Kueche und erhitzte die Steine uber der Gasflamme des Herds. Danach liess ich sie in einen Eimer kaltes Wasser fallen und siehe da, sie bekamen alle schoene Risse. Danach setzte ich mich vor mein Zimmer und zertruemmerte behutsam die Steine. Bei meinem ersten Ammoniten hatte ich riesen Glueck und es tat sich beim ersten sanften Schlag ein wahres Wunder auf. Eine perfekte uhrige Ammonitenform tat sich vor mir auf, und sie war sogar noch teilweise mit Katzengold ueberzogen. Ich war so happy. Das perfekte Mitbringsel fuer zu hause, ein gefundener und selbstfreigelegter perfekter Ammonit.

Danach versuchte ich mich an meinem zweiten, doch dieser zersprang leider sehr schlecht und ich konnte keine Bruchkante an der Gehauesewand erreichen. Als ich dort so sass und meine 300 Millionen Jahre alten Mollusken freilegte, erhielt ich Hilfe. Ich zeigte dem Helfer zuerst mein Schaetzchen und machte ihn darauf aufmerksam, dass es fertig ist und dass man es nicht mehr weiter freilegen sollte. Ich zeigte ihm sogar die Risse, an denen es brechen wuerde, wenn man es weiter bearbeitet. Und ich weiss, dass diese Person definitiv genug Englisch kann, um das verstanden zu haben. Ich wurde nach meinem Kathmandutrip gefragt, doch ehe ich antworten konnte, hatte mein fleissiger Helfer meinen schoenen Ammoniten schon in fuenf Teile zerlegt. Dieses Mal war ich echt sauer und ich hab den boesesten Blick aufgezogen, den ich drauf hatte. (Fuehl dich gerade georfeigt ).Wie kann denn so was nur passieren? Und fuer diesen schoenen Ammonitenschrott hab ich mir die Hacken (wirklich) blutig gelaufen.

In Memorian of a perfekt Ammonit

In Memorian of a perfekt Ammonit

Die Sonnenfinsternis

Am 22.7.09 (heute) fand in dem suedostasiatischem Raum eine Sonnenfinsternis (solar eclipse) statt. Ich bin mir ziemlich sicher, das ihr sie vermutlich in Europa nicht sehen konntet. Naja, sie sollte von 6 bis 8 Uhr morgens (Die Kinder wurden angewiesen waehrend dieser Zeit die Haeuser nicht zu verlassen) stattfinden und ich stand um halb sechs mit Stativ, Kabelausloeser und 1000fach Graufilter in den Startloechern. Doch eine tief haengende dicke Wolkendecke machte mir einen grauen Strich durch die Rechnung. Sehr schade... sonst koennte ich euch hier vielleicht eine Corona (ich konnte auch nicht klar in Erfahrung bringen, ob es eine totale oder nur partielle Sonnenfinsternis war) oder ein paar Erruptionswolken zeigen.

Bilder wurden gemacht

Zum Abschied hab ich eine Bildbestellung ueber 100 Fotos aufgegeben (1000 Rupies), vorrausschauender Weise in matt, da sie nach 10 Minuten Kinderhaende sowieso matt sein wuerden. Jedes Kind bekam ein Portraitbild und ich fertigte ein Poster mit den schoensten Schnappschuessen aus der Zeit im Dorf an. (leider fehlt nach nur einem Tag an der Wand in House A schon ein Bild, spurlos! Nach vier Tagen fehlten schon 3. Alex sollte sich beeilen, wenn er noch 1 Bild sehen moechte)
Leider hatte ich bei so vielen Kindern nicht den richtigen Ueberblick und somit musste ich leider einige tot-traurige Kinder auf die naechste Fotoladung vertroesten. Sorry aber ihr bekommt schon euer Bild. Und sie haben auch wirklich alle ihr Bild bekommen. Aber die meisten Bilder sind vermutlich schon kaputt...

Der Monsun ist da

Ich kann an dieser Stelle ja mal ein bisschen was ueber Regen schreiben.
Regen, fallendes Wasser, Mutter allen Lebens, Erhalterin des Kosmos und Todfeind einer jeden Hochzeit.
Starker Platzregen, der jeden Quadratmeter Boden zum Teich werden laesst...
Sanfter fein verteilter und langsam fallender Spruehregen, der in den unmoeglichsten Winkeln sein Ziel auf meinen Buecherseiten findet.
Lauter bruellender Trommelregen, der selbst meine vollaufgedrehten In-Ear-Kopfhoerer uebertrumpft.
Leiser Streichelregen, von dem man erst dann bemerkt, dass er aufgehoert hat, wenn er wieder anfaengt...
Lang anhaltender monotoner Dauerregen, der zwischen Ich-will-bald-aufhoeren und ich-kann-noch-Wochen-so-weiter-machen hin und her pendelt.

Ihr seht schon, man bekommt hier so einige Schauer mit, denn Nepal ist nach Brasilien das Land mit den hoechsten jaehrlichen Niederschlagsmenge.
Dabei ist der Monsun nicht so wie ihn der Europaeer aus Filmen wie Forest Gump kennt. Er faengt nicht einfach an, regnet 2 Monate und ist dann vorbei. Nein, er beginnt ganz allmaehlich und es regnet mindestens 2 Mal die Woche. Manchmal nur 2 Stunden, manchmal 4 Tage, aber zwischendrin ist es immer wieder sehr sonnig und vor allem heiss.

Wir waren beim Mangotree

Mit meinen 4 treuesten Kumpanen gingen wir eines Tages los und stuermten den Huegel, auf dem neben den Mangobaeumen auch ein riesiger Ficus bengalensis steht.

Und das ist vermutlich alles ein dicker Baum (und auf der rechten Bildseite gehts noch n ganzes Stueck mit Baum weiter!). Wirklich das urigste und beeindruckenste Lebewesen, dass ich bisher gesehen habe

Und das ist vermutlich alles ein dicker Baum (und auf der rechten Bildseite gehts noch n ganzes Stueck mit Baum weiter!). Wirklich das urigste und beeindruckenste Lebewesen, dass ich bisher gesehen habe

Japendrah in seinem Element

Japendrah in seinem Element

Udip in 10 Metern hoehe

Udip in 10 Metern hoehe

Dille

Dille

Da dieser wie ein Hochseilgarten gewachsener Kletterbaum stabile Luftwurzeln bildet, ist er ein super Uebungsterrain fuer einen jeden Hobbytarzan.

Aaaaiyaiyaaaa...

Aaaaiyaiyaaaa...

Modon on a robe...

Modon on a robe...

Yippi yippi yeah yippi yeah... ihr kennt den Rest des Textes...

Yippi yippi yeah yippi yeah... ihr kennt den Rest des Textes...

Die Mangobaeume waren leider schon zum groessten Teil abgeerntet, doch nach etwas suchen haben die Kinder im Baum noch ein paar einzelne Fruechtchen gefunden. Hier war die Zwille auch endlich mal zu was Nuetzlichem zu gebrauchen, denn die Fruechte hingen so hoch, dass wir keine andere Moeglichkeit sahen, als sie mit Stoecken oder Steinen herunterzuschiessen.

Die gerade mal mirabellengrossen Mangochens waren zwar sehr faserig, aber geschmacklich bisher das Beste, was ich an Fruechten je gegessen habe. Suess, frisch, saftig und sehr aromatisch !

Und wir waren wieder viel schwimmen

Die Kloake in der wir noch vor 3 Monaten gebadet hatten, hatte sich jetzt zu einem sauberen langsamen Strom verwandelt. Wir laufen nun manchmal einfach ein paar hundert Meter stromaufwaerts, nur um uns von der Stroemung in Rueckenlage den Fluss hinunter treiben zu lassen. Ich hab das baden in freier Wildbahn noch nie so genossen wie hier (is ja auch klar, find mal in Deutschland nen Fluss der 23 Grad warm ist, ausser man schwimmt im Kielwasser eines Atomkraftwerkes) Es ist so angenehm sich durch die gruene Wueste der Reisfelder treiben zu lassen und dabei auf den strahlend blauen Himmel zu starren, waehrend man durch die Stroemung unter den bauschigen Quellwolken dahingleitet.

Dhorti in Pose

Dhorti in Pose

Poonam...

Poonam...

Deepa

Deepa

Bimala

Bimala

Durga hat seit 2 Tagen ein Entenkuecken. Das kleine war beim Badengehen der Renner und es ist so was von anhaenglich beim Baden. Wenn man den Ruecken etwas aus dem Wasser hebt, watschelt es automatisch an deine Schulter und beginnt mit der Gefiederpflege. Einfach nur zuckersuess das Kleine.

Wir haben ihn (oder ist es eine sie?) Mr. Donald Duck getauft...

Wir haben ihn (oder ist es eine sie?) Mr. Donald Duck getauft...

Waehrend die Jungens wieder ihre Schlammschlachten austrugen (Okay, ich war meistens sogar der Anstifter) wollte ich den Maedels das Schwimmen naeher bringen. Deepa, Anju, Poonam und Bimala koennen nicht schwimmen und somit hab erst mal mit Transportschwimmen angefangen, damit sie mal ein Gefuehl fuer die rhytmischen, kraftvollen Bewegungen bekommen, die man beim Schwimmen ausfuehren sollte. Morgen werde ich dann erst mal das Flachwassertauchen mit ihnen ueben, um ihnen die Wasserscheu zu nehmen.

Das Hundchenpaddeln ist ihnen nicht so einfach abzugewoehnen..., aber Angst vorm Wasser haben sie weiss Gott nicht!

Das Hundchenpaddeln ist ihnen nicht so einfach abzugewoehnen..., aber Angst vorm Wasser haben sie weiss Gott nicht!

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Wenn es darum geht, jemanden mit dem Floss ueber den Fluss zu ziehen, geben Santosh, Surye und Udip alles!

Wenn es darum geht, jemanden mit dem Floss ueber den Fluss zu ziehen, geben Santosh, Surye und Udip alles!

Und wir haben wieder die Taschenlampen tanzen lassen

Zum Abschluss gab es noch mal fuer die aelteren Kinder im Dorf eine LAPP-Session (mit den Kleinen drum herum, ist es einfach zu gefaerlich, denn denke immer daran: Stative machen Kameras sehr schnell, sehr kaputt)
Zwar sind wir in unseren zeichnerischen Faehigkeiten noch nicht in Bestform und auch mit der Rechtschreibung ham wirs nich so (ich entschuldige mich an dieser Stelle mal fuer die 527 Rechtschreibfehler die ich vermutlich begangen habe, aber ich hab kaum die Zeit sie zu korrigieren und ich gestehe auch, dass der Duden nicht gerade meine Bettlektuere ist). Trotzdem sagen die Kinder und ich mit diesen Bildern Danke fuer die grossartige und erlebnisreiche Zeit, die wir in diesem idyllischen Dorf verbringen durften.

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Art by Durga Pun, Bhim Raj Gurung and Udip Rai...

Art by Durga Pun, Bhim Raj Gurung and Udip Rai...

Die Kinder und ich sagen mit diesen letzten Bildern DANKE! Danke an alle Mitarbeiter, Organisatoren, Vereinsmitglieder, vorherigen Volunteere und sonstigen Menschen, die dieses Dorf und die Organisation FWHC ermoeglicht haben. Danke Alex, dass ich daran teil haben durfte, und ich hoffe ich konnte mit diesem Bericht den Lesern dieses schoene Dorf ein wenig naeher bringen...

Die Kinder und ich sagen mit diesen letzten Bildern DANKE! Danke an alle Mitarbeiter, Organisatoren, Vereinsmitglieder, vorherigen Volunteere und sonstigen Menschen, die dieses Dorf und die Organisation FWHC ermoeglicht haben. Danke Alex, dass ich daran teil haben durfte, und ich hoffe ich konnte mit diesem Bericht den Lesern dieses schoene Dorf ein wenig naeher bringen...

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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