Osteuropareise

Reisezeit: Juli - September 2009  |  von Tabea Lerch

Krakau

Wir haben die Hauptstadt hinter uns gelassen. Und ich muss sagen: So uebel war es gar nicht. Wenn einem so eindringlich davon abgeraten wird, Warschau zu besuchen, dann sind die Erwartungen, mit denen man dort ankommt so niedrig, dass man dann doch zeitweilig angenehm ueberrascht wird.

Den Kulturpalast habe ich ja schon erwaehnt. Ich gebe zu, diese kommunistischen Protzbauen haben etwas fuer sich. Sie wirken auf mich unheimlich beeindruckend und bombastisch. Im Warsaw uprising Museum kann man sehr nah die Geschichte des Warschauer Ghettos nachverfolgen und ist am Ende froh, aus diesem duesteren Gebaeude wieder in die helle Mittagssonne treten zu koennen. Die Altstadt hat es geschafft, in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen zu werden, obwohl sie kaum aelter als 50 Jahre ist. Begruendung war, dass sie nach dem Krieg so wirklichkeitsgetreu wieder aufgebaut wurde, wie sie vorher ausgesehen hat. Als ich durch die engen Gassen lief, beschlich mich das Gefuehl, dass mir hier nur vorgegaukelt wird, durch eine echte Altstadt zu laufen. Es wirkte etwas aufgesetzt und fuer die lieben Touristen aufbereitet.

Der groesste mittelalterliche Marktplatz Europas

Der groesste mittelalterliche Marktplatz Europas

Nun ja, auf keinen Fall sollte man in Polen verpassen, in einer Milchbar essen zu gehen. Hier findet das ware Leben statt. Hauptsaechlich von Einheimischen frequentiert und mit aeltlichen Frauen mit buntgebluemter Schuerze und Dauerwelle hinter der Kasse, fuehlt man sich gleich ein paar Jahrzehnte zureuckversetzt. Zu Essen gibt es dann Suppen (sehr beliebt), Piroggen wahlweise mit Kaese oder Sauerkraut gefuellt, oder Pfannkuchen mit Pilzen und Spinat. Mit den Preisen in der 'Bar Mleczin' kann keine deutsche Mensa mithalten.

Auf dem Markt

Auf dem Markt

Krakau, als die heimliche (und frueher tatsaechliche) Hauptstadt Polens bekannt, unterscheidet sich sehr von Warschau. Es erinnert mich vielmehr an Wroclaw und Poznan, nur groesser und mit noch mehr Menschen. Man hoert wohl schon raus, dass ich den Menschenmassen ein wenig ueberdruessig bin. Freue mich schon auf die Ruhe und Weite der Tatra.

Die Stadt erinnert auch ein wenig an Muenster, denn um die Altstadt herum fuehrt eine breite und sehr gruene Promenade, die nur Fussgaengern und Radfahrern zugaenglich ist. Gestern Abend sind Sara und ich eine Runde drumrum gejoggt.
Um den polnischen Papst Johannes Paul2 kommt man hier auch nicht herum. Er wurde 40km entfernt von hier geboren und lebte und predigte lange Zeit in Krakau. Auch die ehemalige Fabrik Oskar Schindlers steht hier, auf der anderen Seite des Flusses. Ueberhaupt nimmt das Thema zweiter Weltkrieg ein wenig Ueberhand. Staendig liest man von den 'boesen Deutschen', sieht Ausstellungen ueber die Kriegsjahre und an jeder Strassenecke werden Ausflugstouren nach Auschwitz angeboten. Da wird einem gleich ganz anders. Nichts bleibt verschont vor der Kommerzialisierung.

Nette Kneipe in sozialistischem Stil

Nette Kneipe in sozialistischem Stil

Im heutigen Krakau finden sich jede Menge gemuetliche Kneipen und Pubs, durchaus auch huebschen Maenner und vielfaeltige Unterhaltungsmoeglichkeiten. Heute Abend wollen wir in einer Pfannkuchenbar Essen gehen und spaeter ein Strassentheater im ehemaligen juedischen Viertel Kazimierz anschauen.

© Tabea Lerch, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In gut zwei Monaten quer durch Osteuropa und zwar low budget, allein und mit möglichst viel Kontakt zu Einheimischen. Start: Kassel - Ziel: Istanbul!
Details:
Aufbruch: 12.07.2009
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 21.09.2009
Reiseziele: Tschechische Republik
Polen
Slowakei
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Der Autor
 
Tabea Lerch berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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