Osteuropareise
Letzte Tage in Istanbul und Heimreise
Hacer ist unheimlich lieb und gastfreundlich. Bei ihrer Familie habe ich mich gleich sehr wohl gefühlt. Als ich die Wohnung betrat, betete gerade ihr Bruder im Flur. Ich musste warten, bis er fertig war, erst dann konnte ich ihn begrüßen. Ansonsten lebt die Familie sehr modern. Hacer sagt, sie praktiziert nur die Dinge aus dem Koran, die ihr gefallen. So trägt sie ihre rotbraunen Locken offen, fastet aber während des Ramadan. Der Tagesablauf wird durch den Ruf des Muezzin mitbestimmt, erst wenn seine Stimme erschallt, wird mit dem Abendessen begonnen. In der schicken und großen Wohnung lebt Hacer zusammen mit ihrem Bruder, seiner Frau und Baby sowie mit ihrer Cousine.
Am Samstag machten wir zu zweit einen langen Spaziergang zum Bosporus hinunter. Dabei liefen wir durch ein sehr wohlhabendes Wohnviertel, in dem ihr Bruder als Wachmann arbeitet. Der Blick über den Bosporus ist toll und dank der riesigen türkischen Fahnen, die auf sämtlichen Hügeln wehen, vergisst man auch nicht, wo man sich befindet.
Wir sassen dann in einem Café am Wasser und ich trank einen Tee. Hacer selbst nahm nichts zu sich. Sie hatte vorher sogar für mich gekocht und meinte, es mache ihr nichts aus. Man gewöhne sich an das fasten und sie verspüre keinen Hunger.
Am nächsten Morgen dann war der Ramadan vorbei und wir aßen alle zusammen ein leckeren sehr reichhaltiges Frühstück. Nun begannen die Feierlichkeiten zum Fastenbrechen, die im ganzen Land drei Tage lang begannen werden. Welche ein Glück, dass ich das miterleben darf! Später machten sich dann alle schick, um traditionell ihre Verwandten zu besuchen. Ich selbst fuhr Richtung Sultanahmet, um noch ein paar Sehenwürdigkeitne zu besichtigen und Souvenirs zu kaufen. Ich hatte das Gefühl, dass ich bei den Feierlichkeiten eher stören würde.
So kaufte ich Tücher und Ohrringe und besuchte die berühmte Blaue Moschee. Respektvoll schlang ich mir eins der Tücher als Kopftuch um und bewunderte barfußlaufend die toll bemalten Wände und Decken der riesigen Moschee. Später besuchte ich auch die Hagia Sophia, die mittlerweile ein Museum ist und 10 Euro Eintritt kostet. Man macht das mit, weil man denkt, Gebäude wie dieses einfach mal von innen gesehen haben zu müssen. Sie ist sehr alt und war früher sogar eine Zeitlang eine christliche Kathedrale. Menschenmassen schoben sich die Gänge entlang. Es ist schon beeindruckend, aber ich muss sagen, dass mir die Blaue Moschee besser gefallen hat.
Nachmittags ertönte dann aus eben jener Moschee der Ruf des Muezzins und er sang so schön, dass ich eine richtige Gänsehaut bekam. Mir schien, als würden alle auf der Straße innehalten, um ihm zu lauschen. Die gesangliche Qualität ist durchaus unterschiedlich und man ist arm dran, wenn man in der Nähe einer Moschee mit einem weniger begabten Muezzin wohnt.
Ich traf dann noch Peder wieder und wir tranken zusammen Tee. Er war ganz neidisch auf meine Erfahrungen mit den Einheimischen und beschloss, demnächst auch öfter mit hospitaity zu reisen. Ich habe ihm schon den Kontakt zu Fabio in Dubai vermittelt (der wohnt da immer noch), wo Peder in einigen Wochen ankommen wird. Abends gab es dann wieder ein sehr leckeres Abendessen bei Hacer. Pappsatt sassen wir dann noch eine Weile im Wohnzimmer und unterhielten uns, bevor ich todmüde ins Bett fiel.
Montag Morgen fuhr ich fast 2 1/2 Stunden quer durch die Stadt und über die Bosporusbrücke in den europäischen Teil bis zum Flughafen Atatürk. Es regnete in Strömen und ich freute mich so sehr auf Zuhause. Man wollte mich nicht ausreisne lassen, da der Stempel mit dem Einreisedatum verschmiert und unlesbar war. Aber nach einem Telefongespräch mit seinem Vorgesetzten ließ der Grenzbeamte mich dann doch gehen. Der Flug nach Frankfurt verlief problemlos. Neben mir saß ein älterer Türke, der bereits seit 50 Jahren in Deutschland wohnt und leider trotzdem kein gutes Deutsch sprach. Er war recht traurig, die Türkei zu verlassen, ich dagegen glücklich.
Es war ein komisches Gefühl, die Strecke, die ich in knapp 2 2/1 Monaten zurückgelegt hatte, nun in 3 Stunden hinter mir zu lassen. Überhaupt fühlte ich mich seltsam bewegt und auch erleichtert, es nun hinter mir zu haben.
Eine anstrengende und aufregende Reise liegt hinter mir. Ich habe so viel gelernt, so interessante Menschen getroffen, so viele Entbehrungen erlebt. Nicht jedem würde ich empfehlen, so zu reisen. Denn man muss sich auf immer neue Situationen und Lebensumfelder einstellen. Man muss vieles verarbeiten und reflektieren. Wenn man allein reist, hat man dafür allerdings eine Menge Zeit, zuweilen wird man sogar sehr grüblerisch und verliert ein wenig seine Umbeschwertheit.
Ich kann nur sagen: Reist in diese Länder, schaut sie euch selbst an! Nach meiner Erfahrung ist es dort nicht gefährlicher als in westlichen Ländern, wenn man vorsichtig und überlegt handelt. Die Menschen habe ich oftmals als überaus gastfreundlich und lebensfroh erlebt. Und entgegen landläufiger Meinung lässt sich all dies auch als Frau allein bewältigen.
Ich hoffe, das durch meine Erzählungen gezeigt und das Bild der Länder Osteuropas insgesamt in ein besseres Licht gerückt zu haben.
Aufbruch: | 12.07.2009 |
Dauer: | 10 Wochen |
Heimkehr: | 21.09.2009 |
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