Osteuropareise

Reisezeit: Juli - September 2009  |  von Tabea Lerch

Bratislava

Bratislava ist nicht sonderlich schoen. Ich denke, in der Slowakei sollte man viel eher die Berge und Doerfer besuchen. Da hat man mehr von.

Ich wohne hier in einem Stadtteil, der das Wohnzimmer Bratislavas genannt wird. Er besteht aus unzaehligen Betonbauten in denen 200.000 Menschen wohnen. Das Ganze wurde natuerlich von den Kommunisten erbaut. Insgesamt hat die Stadt nur 500.000 Einwohner, ist also ueberschaubar. Sie ist ausserdem fast die juengste Hauptstadt Europas, weil sie es erst nach der slowakischen Unabhaengigkeit 1993 geworden ist.
In den kleineren Orten hat es mir jedenfalls besser gefallen. So denken auch viele Slowaken, die mir vorher alle gesagt haben, sie moegen die Hauptstadt nicht. Es ist so schade, dass viele Touristen nur in die Hauptstaedte fahren und sonst so wenig vom Land sehen.

Hier ist jedenfalls Tomas Wohnung, die recht altmodisch eingerichtet ist. Das liegt aber am Besitzer und nicht an ihm. Er bezeichnet sich als Rocker und spielt auch in einer Band. Allerdings gibt es hier keine Rockdiscos und so war er auch noch nie in einer. Ich meinte zu ihm, dass ich ihn allzu gern mal mit ins MT nehmen wuerde. Er sagte, er koenne sich gar nicht vorstellen, wie toll das waere, Rockmusik in einer Disco zu hoeren. Er hat regional development und Geografie studiert und arbeitet nun zwischen Bachelor und Master in einer Bank und ist auch 23.

Innenstadt mit Schloss

Innenstadt mit Schloss

Er hat schon ueber 30 Leute bei sich wohnen lassen und hat trotzdem noch mit mir eine kleine Stadtfuehrung gemacht. Spaeter waren wir im Slowak Pub traditionell essen. Ich habe Knoblauchsuppe gegessen (sehr von ihm empfohlen und auch lecker) und danach halusky, das Nationalgericht, weil ich es gern nochmal essen und wissen wollte, ob es besser schmeckt als bei Peter (ja).
Zum Nachtisch gabs dann noch Quarkknoedel mit Marmelade gefuellt und mit Kakao bestreut. Der Hammer! Ich war so satt.

Tom und die Donau

Tom und die Donau

Tom erzaehlte mir von den starken Differenzen zwischen Slowaken und Ungarn. Das Land hier stand 1000 Jahre lang unter ungarischer Herrschaft. Sowas praegt natuerlich; und zwar bis heute. Mit Tschechen haetten sie keine Probleme, -they are our friends-, die verstehen sie ja auch, aber womoeglich bewirkt auch die ungarische Sprache, die in Europa nur noch mit der Finnischen und Estnischen verwandt ist, dass man sich in beiderlei Sinne nicht versteht. Gestern wollte der ungarische Praesident in die Slowakei kommen, um hier ein Denkmal eines ungarischen Koenigs aus dem 6. Jahrhundert einzuweihen. Er wurde an der Grenze abgewiesen. Unglaublich.
Laut Tom hatte er vorher auch nicht gefragt, ob er kommen koenne. Sind ganz spannend, diese staatlichen Differenzen. Es war zum Beispiel auch seit 8 Jahren kein slowakischer Politiker mehr in Ungarn. Das muss mal sich mal vorstellen.

'unser' Wohnviertel vom Schloss aus fotografiert

'unser' Wohnviertel vom Schloss aus fotografiert

Jetzt machen wir einen gemuetlichen Fernsehabend und schauen u.a. Leichtatlethik-WM Scary Movie auf deutsch und trinken Citron-Schnaps. Eben hat eine slowakische Hammerwerferin die erste Medaille fuer die Slowakei in der Leichtathletik ueberhaupt seit 1998 geholt. Tomas hat sich sehr gefreut.
Uebrigens sind die Kassel Huskies hier recht bekannt. Ich wurde schon zweimal auf sie angesprochen. Eishockey ist hier naemlich Nationalsport.

Knoblauchsuppe im Brotlaib serviert

Knoblauchsuppe im Brotlaib serviert

Wie viele andere fragte ich auch Tom, ob er schonmal einem Baeren im Wald begegnet waere. Es gibt hier naemlich viele, besonders in High Tatra und Lower Fatra. Und er sagte: allerdings. Und dann erzaehlte er mir eine echt gruselige Geschichte. Er war mit einem Kumpel unterwegs und ploetzlich sahen sie weit weg, am anderen obereren Ende eines Tals eine Mutterbaerin stehen. Sie entfernten sich ruhig und langsam rueckwaerts. Doch dann begann der Baer zu rennen - auf sie zu. Laut Tom rannten sie so schnell sie konnten weg. Der Kumpel versteckte sich irgendwo in einem Gebuesch und er selbst kletterte auf einen Baum. Er weiss selbst nicht mehr, wie er so schnell da hoch gekommen ist. Der Baer stellte sich dann senkrecht gegen den Baum und versuchte, ihn umzuwerfen. Als das nicht klappte, setzte er sich neben den Baum und wartete. Doch nach 20min, liess er dann von Tom ab und lief fort. Tom meinte, er haette so grosse Angst gehabt. der Baer habe ein riesiges Maul gehabt. Ihm war nachher noch ganz zittrig. Das glaube ich gern! Sie sahen dann spaeter noch ein Jungtier. Denn normalerweise wuerden Baaeren selbst das Weite suchen, wenn sie Menschen traefen.

sein Wohnzimmer

sein Wohnzimmer

Hier noch ein bisschen Werbung fuer seine Rockband. Die find eich gar nicht mal schlecht. Sie nennen sich P-free Band (nun ja, ueber den Namen kann man streiten). Auf Youtube gibts ein paar Videos. Zum Beispiel dieses:

http://www.youtube.com/watch?v=lYTla30g4ag&feature=related

Er ist der Saenger. Erinnert mich an Creed die Musik.

Altstadt in Bratislava

Altstadt in Bratislava

© Tabea Lerch, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In gut zwei Monaten quer durch Osteuropa und zwar low budget, allein und mit möglichst viel Kontakt zu Einheimischen. Start: Kassel - Ziel: Istanbul!
Details:
Aufbruch: 12.07.2009
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 21.09.2009
Reiseziele: Tschechische Republik
Polen
Slowakei
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Der Autor
 
Tabea Lerch berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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