Osteuropareise

Reisezeit: Juli - September 2009  |  von Tabea Lerch

Brasov

Als ich in Brasov ankam, war es kalt und weil ich keine Lust hatte, dass Bussystem zu durchschauen und nach einem passenden Bus zu suchen, lief ich die 3km in die Innenstadt zu Fuss.
Ich war einfach nur fertig und wollte schlafen. Ich fand dann auch ein nettes Hostel mit erstaunlich vielen jungen Leuten. War ich in Sibiu noch ganz allein in einem Hostel, so wimmelte es hier nur so von Deutschen, Brasilianern, Australiern, und Belgiern.

Es ist schon seltsam, dass manche Staedte so beliebt sind und andere gar nicht. Wirklich gerechtfertigt ist das nicht. So sind Sibiu oder Sighisoara mindestens genauso sehenswert wie Brasov. Vermutlich spielt auch die relative Naehe zu Bukarest eine Rolle. Heute Morgen traf ich ein deutsches Paar, die mit dem Flugzeug nach Bucharest geflogen sind, nun fuer eine Nacht in Brasov bleiben und morgen mit dem Zug direkt bis Sofia durchfahren. Da frage ich mich doch: Was ist das denn fuer eine Art zu reisen? Schaut euch das auf der Karte mal an. Und dann denken sie vermutlich, sie wuerden Rumaenien und Bulgarien kennen. Naja, soll jeder machen was er denkt. Mein Ding waers nicht.

Am naechsten Morgen wanderte ich dann auf den Hausberg Brasovs. Dort prangt seit 2004 ganz hollywoodlike in weissen Buchstaben "BRASOV" unterhalb des Gipfels. Ein alter Mann soll daraufhin gesagt haben: "Ja denken die denn, ich haette vergessen, wo ich wohne!"
Die Bewegung tat ganz gut und im Wald merkte man den Nieselregen kaum. Von oben hatte man dann einen guten Ausblick ueber die Stadt und die Ebene davor und die beginnenden Karpaten dahinter.

Nachmittags traf ich dann in der Stadt meinen naechsten Host. Die Begegnung verlief aber leider nicht so gut. Er kam viel zu spaet und hatte mir auch auf meine Nachricht am Morgen nicht geantwortet. Dann war er furchtbar lustlos und wirkte genervt. Er schleppte mich dann in eine stinkende, verqualmte Kellerkneipe, wo wir einige seiner Bekannten trafen. Einer dieser Typen war so aetzend, frech und unverschaemt, dass mir saemtliche Lust verging, dort noch laenger zu bleiben. Ich war so genervt und musste dauernd husten wegen des Rauchs. Der Host schien mehr interesssiert an seinen Leuten als daran, mich kennenzulernen. Und so nahm ich beim Rausgehen meinen Mut zusammen und sagte ihm, dass ich nicht mit ihm kommen werde. Mir erschien die Aussicht, noch eine Nacht im netten Hostel zu verbringen, tausendmal besser, als zwei Naechte lang bei ihm zu bleiben. Er war enttaeuscht, ich ja auch und wir trennten uns.

Dieses Erlebnis tat meiner eh shcon schlechten Laune nicht gut und als ich dann auch noch am Hostel abgewiesen wurde, weil sie weder ein Bett noch eine einfache Matratze fuer mich hatten und einfach komplett ausgebucht waren, war ich wirklich frustriert. Ich kam dann zwar noch woanders unter, in einem gerade eroeffneten, unfertigen Hostel, hatte aber keinerlei Lust, mit irgendjemand zu kommunizieren und ging frueh zu Bett. Die Gespraeche wiederholen sich nun naemlich immer wieder aufs Neue: Wo kommst du her? Wie lange bleibst du hier? Wo warst du schon? Wo gehts als naechstes hin? Irgendwann kann man das nicht mehr hoeren und braucht eine Pause.

Am naechsten Morgen brach ich dann ohne genauen Plan Richtung Sueden auf.

© Tabea Lerch, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
In gut zwei Monaten quer durch Osteuropa und zwar low budget, allein und mit möglichst viel Kontakt zu Einheimischen. Start: Kassel - Ziel: Istanbul!
Details:
Aufbruch: 12.07.2009
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 21.09.2009
Reiseziele: Tschechische Republik
Polen
Slowakei
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Der Autor
 
Tabea Lerch berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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