Anett in Australien

Es ist Anfang Dezember und ich hätte keine bessere Überschrift wählen können.

Die vergangenen Wochen waren schon ein wenig anders als die Monate zuvor. Die kleine Familie war zerbrochen, Orla, Stu und ich. Zu viele Unstimmigkeiten, die einfach dazu geführt haben, dass das Familiengefühl ein Ende hatte und eine Distanz entstanden ist. Die gilt aber nicht für Stu und mich . Durch Saad und meinen Einzug bei ihm hat sich der Abstand noch mehr erhöht. Plötzlich war ich nicht mehr Teil vom Hostel, sondern nur noch Besuch. Das habe ich schon allein daran bemerkt, dass mich bei den berüchtigten Hostel Nights Out nie jemand gefragt hat, ob ich mitkommen will. Und das obwohl das Fortitude Valley, wo man in Brissie feiern geht, bei uns um die Ecke ist. Aber da sieht man es wieder: Aus den Augen, aus dem Sinn

Orla ist mittlerweile wieder nach Hause geflogen. Es war uns schon lange klar, dass wir alle etwa zur gleichen Zeit abreisen würden und Orla hatte nun den Reigen eröffnet. Stu und Nicole hatten ihn schließlich weitergführt, um endlich zu reisen.

Hinzu kam für mich persönlich eine große Veränderung: Nach einem riesen Krach mit Saad hatte ich beschlossen bei ihm auszuziehen und mich wieder im Hostel einzuquartieren. Es sollte nur ein paar Tage sein, schließlich stand meine Abreise zu meinem neuen Wwoofing-Platz bevor.

Ja, und da bin ich jetzt, im Aussie Way. Glückspilz der ich bin, muss ich nicht für die Unterkunft bezahlen. Christina, die Besitzerin, hat mich gebeten einfach ein wenig zu putzen im Gegenzug. Und so hab ich es mir diesmal in Raum 8 gemütlich gemacht, in Louis altem Bett. Das habe ich ja noch gar nicht erwähnt, Louie ist ja ausgezogen, in ein Appartment. Nun in dem Falle Glück für mich, konnte ich mir doch eine kuschelige Höhle bauen. Und die braucht man auch gerade bei dem Dauerregen

Da sitz ich nun und fühl mich... komisch. Es ist wie damals als ich hier ankam und niemanden kannte. Jetzt kenne ich alle, aber bin keinem nah außer Anett. Sonst sind alle meine Freunde weg, mit meinem Freund bin ich im Kriegszustand und zum ersten mal seit Monaten fühle ich mich alleine und von Freizeitstress kann keine Rede sein.

Hinzu kommt die Ungewissheit mit dem neuen Job. Ich hasse es irgendwo neu anzufangen. Ich bin so schlecht darin mich in neue Situationen einzufügen. Ich mag es kuschelig vertraut, in gewohnten Bahnen. Wenn der Mensch ein Gewohnheitstier ist, dann bin ich die Steigerung davon.

In diesem Sinne gedämpfte Grüße aus dem verregneten Brisbane.