Anett in Australien

Reisezeit: April 2011 - Mai 2013  |  von Annie R...

Nimbin

Nimbin. Keinem Ort eilt sein Ruf mehr voraus und ist mit mehr Klischees behaftet als Nimbin. Hippie Hochburg, Kifferparadies, total relaxed - so sagt man. Bei meinem letzten Besuch in Byron, im Juni, hatte ich bereits freimütig auf Nimbin verzichtet. Im Gegensatz zu vielen Backpackern stieß mich dessen Ruf nämlich eher ab. Aber diesmal konnte ich dem Hippie-Dorf nicht entgehen, denn meine Gastgeberin Sue wollte mich dort um 16 Uhr abholen.

16 Uhr! Da schwant mir doch schon böses als ich morgens in der Touri-Info meinen Bus nach Nimbin buche. Der fährt tatsächlich 2 mal am Tag - um 10 Uhr und um 11 Uhr. Fragt mich bitte nicht warum man sowas macht... Ich meine, würde er um 10 Uhr und um 13 Uhr fahren, ok. Aber eine Stunde Unterschied? Gut, manchmal muss man sie nicht verstehen die Aussies.

Ich fahre also weise mit dem Bus um 11 Uhr und komme gegen 12.30 Uhr in Nimbin an. Ich gehe zur Info, wo ich netterweise meinen Koffer abstellen kann und mich der sypathische junge Mann sofort mit "Darling" betitelt. Und weil er so nett und hilfbereit ist, frage ich ihn auch gleich wo denn die Post zu finden sei. Schließlich will mich Sue dort abholen und ich will sie nicht verfehlen. Aber was hab ich mir nur gedacht? "Die Post, Darling..." sagt der nette, junge Mann "ist wohl das unscheinbarste Gebäude. Sie ist gleich gegenüber, schau!" Und tatsächlich. Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und da ist sie. Da fragt man einmal direkt nach dem Weg, weil man organisiert sein will und muss sich fast noch dafür schämen...

Okay, ohne Gepäck, nur mit meinem Fotoapparat bewaffnet, kann ich mich also aufmachen und Nimbin entdecken. Haha, und soll ich euch was erzählen? Hier kann ich den Blogeintrag eigentlich schließen. Ja, wer hätte es gedacht, hier gibt's nix! Also hier gibt es sogar so wenig, dass ich kaum weiß was ich fotografieren soll! ICH und nichts fotografieren!!! Sagt doch alles, oder?

Ja also Nimbin downtown (totlach) ist im Prinzip eine Straße und der Höhepunkt dieser Straße ist wohl, dass sie sich gabelt. So links und rechts der Straße sind die basagt Info und die Post und eben ein paar Läden und Cafés. Das besondere an diesen ist: Das an jedem entweder das Wort "organic" (also bio) steht oder irgendwas hippiemäßiges draufgepinselt ist. Also ein Hanfblatt, ein Regenbogen oder eben ein anderer Scheiß. Die Straße ist man, langsamen Schrittes, in ca. 7 Minuten entlanggelaufen. Ist das eine Freude, dass ich 3 Stunden hier warten darf! Für mich sind 30 Minuten in diesem Kaff zu viel! Darin finde ich aber auch gleich die Erklärung weshalb Nimbin so bekannt ist für seine Drogen. Wahrscheinlich kann man hier einfach nicht mehr machen!

Das interessanteste an Nimbin sind dann doch die Leute, die die Straße bevölkern: Zunächst muss gesagt werden, dass sich die Population des Ortes wohl verdoppelt, wenn die ganzen Tagesausflügler gegen Mittag anrollen. Und dann, ja dann muss man sagen dass einem wirklich Drogen angeboten werden, geht man die Straße entlang. Und wenn man daran kein Interesse hat, antwortet man am besten (wie ich) mit einem lässigen: "No thanks, mate!" Am Lustigsten ist es aber als mir eine ganz niedliche Omi "Mushis?" anbietet. Witzig wie ich bin denke, ich dass ich doch selbst eine habe. Aber natürlich bietet mir das Omchen kein neues Geschlechtsteil an, sondern mushrooms... Pilze. Haha, hat man sowas schon gesehen! Da hab ich doch ne Beschäftigung für meine Eltern in ein paar Jahren. Die setz ich an den Straßenrand und lasse sie Pilze verticken

Ansonsten bietet Nimbinweitaus weniger Hippie-Charme (und schon gar nicht Chique) als ich mir haben träumen lassen. Die meisten Leute, die man hier eindeutig Nimbin zuordnen kann, sind ziemlich abgerissene, runtergkommene Gestalten die eindeutig zu viele Drogen in ihrem Leben konsumiert habe. Da war ist die zottelige Oma, die kiffend an der Straße sitzt und laut rülpst, echt noch ein harmloses Kaliber. Da saßen andere Leute an denen ich nicht gerne vorbeigelaufen bin. Und das tagsüber! Wobei ich mich nachts in Brissie immer absolut siche gefühlt habe. Das nur so zum Vergleich. Andererseits: Was soll in Nimbin schon passieren? Es gibt am Ende der Straße ja eine Polizeistation (hahahaha, echt!). Ein paar Gestalten kreuzen meinen Weg, die ich als Hippies durchgehen lassen kann, wenn ich den Begriff ein wenig weite. Ich hatte mir Hippies eben immer als Blumenkinder vorgestellt. Meinetwegen voll mit de dreckilsche Marihuna oder LSD oder Pilzen, aber Blumenkinder. Aber was hier so die Straßen entlanggeht sieht für mich eher aus wie ein soziales Experiment. Keine Alternativen, keine Freidenker oder Künstler.ich bleibe beim sozialen Experiement. Ob es wohl schiefgelaufen ist?

Ein Typ (unmöglich seinene Kleidungsstil zu beschreiben) rennt die ganze Zeit mit einem Baby auf dem Arm rum. Ähm und ich sag ja nicht, dass alle rumlaufen müssen mit Klamotten von Billabong, Ripcurl oder wenigstens Big W oder dass jeder nen Fernseher und ne X-Box braucht. Aber wie der aussieht und sein Kind durch die Gegen schleppt, frag ich mich, ob das Kind mal bleibende Schäden davontragen wird. In Deutschland wäre sowas wohl Kindeswohlgefährung. Schon allein, weil man verhindern wollen würde, dass das Kind in der Schule gehänselt wird, weil es einen alten Jutesack als Pullover angezogen und so nen Hut wie Papa ihn hat, auf den Kopf bekommt. Man wieso hab ich kein Bild gemacht, der Hut war echt oroginell!) Aber gut, in Nimbin läuft das Kind ja nicht alleine so rum, darum ist es wohl auch keine Kindeswohlgefährung.

Das sind so im Großen und Ganzen die Gedanken mit denen ich mich auseinandersetze während ich in Nimbin meine Zeit totschlage. Glücklicherweise holt mich Sue pünktlich um 16 Uhr ab.

Aber davon handelt er nächste Blogeintrag...

Lorikeets

Lorikeets

© Annie R..., 2010
Die Reise
 
Worum geht's?:
Fernab der Heimat, große und kleine Abenteuer, neue Menschen, fremde Orte und ich allein mittendrin! Was das werden soll? Weiß ich selbst nicht, aber lest selbst! Und kommentiert fleißig in meinem Gästebuch!!! Viele Grüße aus der Ferne sendet euch *Anett*
Details:
Aufbruch: 03.04.2011
Dauer: 25 Monate
Heimkehr: Mai 2013
Reiseziele: Australien
Fidschi
Der Autor
 
Annie R... berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.