searching for a better summer
Kuba: Vinales II
Mittlerweile sind noch mal weitere sechs Tage vergangen und wir haben Havanna hinter uns gelassen. Kurioserweise sind wir aber wieder in Vinales gelandet und zu dem Flug nach Bolivien ist es leider nie gekommen, obwohl dieser eigentlich schon gebucht und unsere Rucksäcke gepackt waren und wir am morgen vorm Abflug eigentlich nur noch schnell die Flugtickets im Internetcafe ausdrucken wollten. Anstelle der Tickets fand ich jedoch eine Nachricht von der Airline in meinem Posteingang, dass meine Kreditkarte nicht akzeptiert worden wäre.
In der Zwischenzeit gingen wohl nochmal zwei ältere Abhebungen ab und so war nicht mehr genügend Geld auf der Kreditkarte. Ziemlich frustriert überlegten wir ob wir zumindest für den nächsten Tag einen Flug buchen könnten, was irgendwie auch alles nicht hinhauen sollte, weshalb wir uns nach drei weiteren Tagen damit abgefunden hatten, dass es dann wohl so sein soll. Wir waren mental mittlerweile jedoch schon so weit von Kuba weg, dass wir auch gar nichts Neues mehr hier sehen wollten, so dass wir uns überlegt haben einfach noch einmal nach Vinales zu fahren. Hier wussten wir was uns erwartet. Definitiv weniger Stress und Dreck und mehr Natur und Entspannung. Da unsere Vermieterin in Havanna mit ihrer Tochter in Köln mir was von einem Freund in Vinales mit einer „Rancho“ und vielen Pferden erzählt hat, haben wir uns bzw. Ich, auch wegen der teils schwierigen Kommunikation erneut darauf eingelassen (Kubaner sprechen unglaublich schnelles Spanisch und lassen dazu teilweise noch immer die letzten Silben weg, so dass man kaum was versteht), direkt vom Bus aus mit einem Schild mit unseren Namen drauf abgeholt zu werden. Simone meinte vorher noch, dass die Nummer in Banda Aceh auf Sumatra schon ein Reinfall war und wie sollte es auch anders sein; auch diesmal war das Glück leider nicht auf unserer Seite und die „Rancho“, von der wir dachten, es würde sich um eine „Ranch“ mit Pferden handeln, entpuppte sich als ein überdachtes kleines Holzpavillion im dunklen Hintergarten, worin dann das Essen serviert wird. Noch dunkler allerdings war jedoch das eigentliche Zimmer, dass wir im Anschluss gezeigt bekamen. Schließlich hat er unsere sofortige Absage akzeptiert und so sind wir wieder im schönen Garten bei „Estrella und Miguelito“ vom letzten Mal gelandet. Hier fristen wir jetzt unser Dasein und irgendwie fühlt sich`s schon sehr „deja-vue“-mässig an, nach knapp einer Woche wieder durch die bekannten Straßen zu schlendern. Wir warten mal ab was noch so passiert und hoffen auf keine weiteren bösen Überraschungen mehr, letztendlich sehnen auch wir nur noch einen Wandel herbei. Von Revolutionssprüchen und Sozialismus haben wir aber definitiv erstmal genug.
Irgendwie hatten wir aber auch hier nach ein paar Tagen das Gefühl, dass wir nicht mehr die willkommenen Gäste waren, als die wir uns noch am Anfang fühlten und die freundliche Art liess von Tag zu Tag nach. Simone hatte in der Zwischenzeit eine Entzündung am Rücken, die von Tag zu Tag größer wurde und unsere Sorge hierüber auch. Irgendwann dann musste wir was machen und sind dann ins Krankenhaus in Vinales. Jedoch hatte das mehr den Charakter eines Lazarettes von vor 50 Jahren und auch hier überkam einen wieder das Gefühl von Nicht-Willkommensein. Die Krankenschwester, die sich um Simone kümmerte war jedoch nett und hilfsbereit und hat uns gleich mal nen riesigen Batzen Zugsalbe mitgegeben, nachdem sie versucht hat die Entzündung erfolglos aufzuquetschen. Trotz der medizinischen Behandlung schien die Entzündung sich auszuweiten, was wohl auch daran lag, das wir der Forderung der Schwester, tägliche Verbände mit mittelheissem Wasser darauf zu legen, nicht wirklich nachkommen konnten. Wir hatten weder Binden, noch heisses Wasser in unserer Bude. Auf mehrmalige Anfrage hin, haben wir mal eine der raren Thermoskannen von der Besitzerin unseres Zimmers überreicht bekommen, aber ne Stunde später, bin ich leider mit meinem Fuss gegen die Kanne gekommen, die bei unserem Glück in Kuba natürlich direkt zersprungen ist. Scheisse, eine sofortige Beichte würde unser Ansehen und Beziehung zur Besitzerin natürlich nicht verbessern, habe ich doch soeben eine ihrer hässlichen Kannen gelyncht, die wahrscheinlich wieder so rar im sozialistischen Kuba sind, dass es erstma auf Bestellung hin aus Russland oder China eingeflogen werden muss.
So rar wars dann glücklicherweise doch nicht und ich konnte in einem der wenigen Kaufhäuser eine ähnliche und m. M. nach viel bessere Kanne finden. Die wurde dann glücklicherweise auch akzeptiert.
Entgegen meines Erfolgs wurde die Entzündung an Simones Rücken jedoch eher schlechter als besser und beim dritten Krankenhausbesuch wurde uns schlagartig klar (Verständigung war auch hier wieder mehr schlecht als recht), was die Krankenschwester nun vorhatte. Ruckzuck wurde die entzündete Haut mit ner Zange und natürlich ohne Betäubung aufgerissen und innerhalb weniger Sekunden und lt. Simone unglaublichen Schmerzen war die Stelle am Rücken auf einmal wieder ansehnlich, bis auf das 5 mm große Loch, dass da nun klaffte.
Ebenso kurios war die Situation in der Apotheke, mit der wir konfrontiert wurden, nachdem wir das Rezept für das von der Krankenschwester verschriebene Antibiotika einreichen wollten. Auch dort war natürlich wieder eine Schlange und da man ja nie weiß wann man dran ist (man muss immer „ultimo?“ rufen um zu erfahren wer vor einem dran kommt - die Schlange ist auch mehr ein wartender Haufen) kommt es manchmal auch vor, dass man einfach nicht dran kommt bzw. nicht beachtet wird. So sollte es auch hier wieder sein. Von den Einheimischen schon mit bösen Blicken gestraft, wahrscheinlich deswegen weil ihnen reiche Touristen die limitierten Arzneimittel wegnehmen, haben wir dann irgendwann lautstark gefragt was denn los sei, nur um zu erfahren, dass hier an Touristen nichts verkauft wird oder werden darf. Wir sollen, wenn überhaupt die Besitzerin von unserem „Casa particular“ vorbei schicken. Oh Mann, das ganze Systen hier und dessen lächerliche Konsequensen fanden wir mittlerweile schon so lächerlich, dass wir gar nicht mehr überrascht waren. Die hilfsbereite Nachbarin hat dann die Tabletten für uns gekauft und auch bekommen und mittlerweile befindet sich der Rücken auf dem Weg der Besserung.
Wir mussten zwei Tage vor unserem Abflug (und dafür im Endeffekt auch dankbar) noch einmal das Casa wechseln, weil für unser Zimmer Reservierungen vorlagen. Dieser Wechsel war auch noch einmal eine gute Abwechslung von der Monotonie, die sich bei uns mittlerweile schon eingeschlichen hatte. Gleichzeitig war in Vinales „Carnaval“, was mit nem großen Volksfest vergleichbar war und mit übertrieben lauter Musik von diversen Livebands von frühs bis abends verbunden war. Hier konnten wir (mittlerweile so angenervt von dem teuren Kuba) noch einmal ein bisschen Geld sparen, weil man bei allen Strassenständen mit der einheimischen Währung bezahlen konnte, die man sich zuvor in der Bank wechseln lassen konnte. Hier wurden endlich Strassensnacks und Bier in riesigen Mengen für Centbeträge feilgeboten, aber natürlich war auch hier wieder alles limitiert. Hat man gestern noch seine 1,5 L Flasche an einem mit Bier befüllten Tankwagen für umgerechnet 50 cent auffüllen lassen, konnte es sein, dass das Biermobil am nächsten Tag nicht mehr da war.
Außerdem gab es ne Menge an Fahrgeschäften, worauf wir beide ja voll stehen, diese für Simone aufgrund ihres Rückens jedoch leider nicht in Frage kamen. So musste ich alleine in die Angst-machenden Gefährte steigen, bei denen der TÜV vor Ungläubigkeit wahrscheinlich laut aufgeschrien hätte. Ich fands witzig und an den zahlreichen „Temporal Tattoo“-Ständen hab ich mir dann auch gleich noch via Paintbrush n „Arschgeweihtattoo“ zaubern lassen. Die Kubaner konnten das gar nicht nachvollziehen. Ich am nächsten morgen mit einem dicken Schädel leider auch nicht.
Glücklicherweise war das am letzten Abend und für uns gings nun endlich an den Flughafen von Havanna, wo abends unser Weiterflug nach Quito/Ecuador auf dem Programm stand, auf den wir mittlerweile so heiß waren, wie Kinder auf ihren eigenen Geburtstag oder Weihnachten. Für die Mission "'Flughafen" haben wir extra nochmal vier Stunden Aufenthaltszeit eingeplant, damit ja nichts schief gehen kann und wir gar noch länger hier bleiben müssten. Leider mussten wir feststellen, dass die Anzeige, auf die wir schon über eine Stunde starrten, einfach die falsche Check-In Halle anzeigte, so dass wir dann beim dritten Mal nachfragen erfahren haben, dass die Schalter schon seit einer Stunde geöffnet hätten, jedoch 200 m weiter rechts. Super und mal wieder so was von Kuba. Dort waren wir natürlich, wie sollte es auch anders sein, die letzten in der Schlange und bekamen... schon wie beim Hinflug auch wieder getrennte Tickets für den Flug. Zwar hätte es noch Tickets nebeneinander gegeben, jedoch nur am Notausgang und um dort sitzen zu dürfen muss man spanischer Muttersprachler sein. Tja, so nervig wie es angefangen hat, sollte Kuba auch für uns aufhören. Immerhin durften wir an Bord und freuten uns auf Lima, wo wir eine Nacht Zwischenstopp haben.
Im Nachhinein war Kuba leider auch keine Erfahrung, auf die wir froh sind, diese gemacht zu haben, sondern denken jetzt noch tierisch genervt an dieses unglaublich unnötig komplizierte Land mit seinen Scharen an Touristen, die scheinbar ein anderes Bild sehen und wohl keine nennenswerten Probleme mit den kubanischen Schleppern haben, die einen ausnehmen würden wie eine Weihnachtsgans. Kuba rangiert definitiv auf Platz 1 unser Not-to-go Liste noch vor Vietnam (auch sozialistisch) und Australien (übertrieben touristisch und arschteuer). Das ist aber natürlich nur unsere Meinung und wir hatten auch einfach übertriebenes Pech hier. Wir machen jetzt erstma Abflug hier. Gracias Dios! Bis denne!
Der Ziegenexpress ist auch schon am Start und typischerweise zeigt mir der Kutscher mit seiner linken Hand schon während des Fotos, dass ich dafür zahlen soll...
eine dieser übertrieben gefährlich wirkenden Schiffsschaukeln in Hintergrund. Im Vordergrund das begehrte Biermobil, allerdings nur von hinten zu sehen...
öffentliche Toiletten gabs natürlich auch. Diese standen dann immer über irgendwelchen Gullideckeln. Dementsprechend bester Geruch lag schon nach dem ersten Tag von vier in der Luft
während oben die metallkanzeln durch die luft geschleudert werden, wird unten schon versucht zu schlafen...
unser letztes Frühstück in Kuba. unschlagbare 4 Cuc pro Person. Links auf dem Bild sind zwei der gehypten Thermoskannen zu sehen...
Aufbruch: | 01.09.2014 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 10.09.2015 |
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