searching for a better summer
Brasilien: Rio de Janeiro
Rio de Janeiro
Am nächsten vormittag und einer erfolgreichen Hostelbuchung für die bevorstehenden Nächte in Rio de Janeiro, gings für uns zurück zum Busterminal, von wo aus wir einen weiteren Bus zur „Rodoviaria“, dem Terminal für Langstreckenbusse nehmen mussten. Dort angekommen hatten wir noch ein paar Minuten bis die lange Horrorfahrt losging, bei der uns schon beim Ticketkauf mitgeteilt wurde, keine Plätze nebeneinander bekommen zu können. Neben uns waren noch vier andere Touris im Bus, von denen zwei Typen ca. 24 der 26 Stunden durchpennten. Ohne ein Wort mit den beiden gesprochen haben, waren Simone und Ich uns ziemlich sicher zu wissen, dass es sich bei den Beiden um Engländer handelte. Um so lange und fest unter den gegebenen Bedingungen durchschlafen zu können, ist mehr als eine Valiumtablette pro Person nötig und jenes schlafmittel- und auch sonst rezeptpflichtig-affine Verhalten kenne ich in diesem Maße nur von Engländern.
Immerhin sassen wir nach mehreren Stunden Fahrt noch immer nebeneinander und noch immer schien sich keiner daran zu stören, was im Endeffekt glücklicherweise für die ganze Fahrt gelten sollte. Nachts sollten wir sogar den Luxus haben, zwei Sitze für sich zu haben, da der Bus von Station zu Station leerer wurde. Komfortabler wurde die Schlafgelegenheit dadurch jedoch nicht, was zuletzt auch dem kranken Fahrstil brasilianischer Busfahrer zu verdanken ist. In manchen Kurven hat man wirklich das Gefühl, der Bus könne der Gravitationskraft nichts mehr standhalten und müsste spätestens jetzt umkippen.
Am nächsten Mittag sind wir dann nach knapp über einen Tag in der schier endlos wirkenden Stadt am Terminal „Novo Cidade“ angekommen, von wo aus wir die letzten 1,3 km bis zum Hostel per Fuss in Angriff nahmen. Das Hostel „Rio Maravilla“ im Stadtteil Centro wirkte etwas runtergewirtschaftet und auch die Gegend ist ziemlich abgefuckt, was wohl den unglaublichen Preis von 13 Euro für ein Privatzimmer mit Frühstück erklären mag. Zur Copacabana, Zuckerhut usw. waren es über 5 km, eigentlich nicht viel, doch in dieser vollgepackten Stadt kann das schonmal ne dreiviertel stündige Busfahrt bei wenig Verkehr und ne eineinhalb stündige bei Feierabendverkehr bedeuten.
Kurz nach dem wir unseren „Stuff“ im Zimmer verstaut hatten, gings für uns auch direkt per öffentlichen Bus weiter an den wahrscheinlich bekanntesten Strand der Welt. Schon auf der Fahrt zieht einen diese extrem grün und dadurch noch exotischer wirkende Stadt in ihren Bann, an deren steilen Hügeln die sog. Favelas oder Shantytowns angesiedelt sind, wo sich hauptsächlich Nachkommen der damals versklavten Afrikaner niedergelassen haben, weil dieses Gebiet von der Stadt nicht beansprucht wurde. Dementsprechend fehlt es in vielen der Favelas an städtischen Diensten wie Müllabfuhr, Kanalreinigung usw.
Wir wollten aber erstmal an die Copacabana und vor allem was essen, nachdem die letzte Mahlzeit irgendwo am Vorabend auf ner Raststätte aus Instandsuppe bestanden hatte.
Der Strand an sich ist ewig lang und gesäumt mit den Luxushotels dieser Welt, was den Abschnitt ein bisschen exklusiver und teurer wirken lässt. Abends hiess es für uns noch einkaufen gehen zu müssen, jedoch haben wir leider nicht bedacht, dass fast schon alle Supermärkte geschlossen hatten und wir deshalb noch einmal downtown zum Bahnhof laufen mussten, der auf der Karte wie ein Katzensprung entfernt aussah, de facto jedoch ne halbe Stunde entfernt war. Was uns aber noch mehr als die Entfernung beunruhigte, war die leicht gefährlich anmutende Gegend. Alles ziemlich ghettomässig, überall irgendwelche schlafenden Obdachlosen, ziemlich viel Verrückte, die zu der ultralauten Reggaeton-Musik aus willkürlich auf der Strasse aufgestellten Boxen ihre besoffenen Körper bewegten. Keine Ahnung wo ich zuletzt ein so ungutes Gefühl bei Dunkelheit hatte, aber ich kann mich nicht mal mehr erinnern. Noch bescheuertet war aber die Tatsache, dass wir auch die darauf folgenden Tage immer wieder zu lange unterwegs waren, als das wir es noch geschafft hätten, in einem näheren Supermarkt einkaufen gehen zu können.
Für den nächsten Tag hatten wir uns erst die berühmten Treppenstufen des chilenischen Künstlers Selato vorgenommen, die alle mit unterschiedlichsten Fliesen geschmückt sind, um von dort aus weiter zu einem der zahlreichen Stadtstrände zu fahren, dazwischen noch eine kurze Rollung im nahe gelegenen Skatepark mit einzubauen und im Anschluss noch den Zuckerhut zu besteigen. Laut unserem wirklich hilfsbereiten und bemühten Hostelchef gäbe es einen illegalen Fussweg, bei dem man zu Anfang lediglich eine Mauer überspringen und anschließend einen ca. 10 Meter langen Part hochklettern müsste. Wir sollten einfach ne Weile dort rumlungern und wenn iwelche Locals mit Kletterausrüstung vorbeikämen, diese fragen ob sie uns mitnehmen würden. Hm, komischer Plan fanden wir und vor allem sollte die vorhandene Sprachbarriere das ganze Vorhaben nicht erleichtern.
Dieses Mal entschieden wir uns die Metro zu nehmen, die viel schneller und genauso teuer wie die Busse sind. Wie erwartet trafen wir an den Treppenstufen auf eine Vielzahl anderer Touris und so hat man schnell das Gefühl nichts besonderes mehr zu sehen. Im Anschluss gings per Fuss weiter zur Metrohaltestelle „Lago Marchado“, die etwa auf halber Strecke zwischen unserem Viertel und der Copacabana liegt. Hier gab es einen kleinen Strandabschnitt, an dem sich Simone die Zeit vertrieb, während ich im riesigen Skatepark 50 m weiter rumstreunerte. Irgendwann dann wurde es Zeit unseren tollkühnen Zuckerhutbesteigungsplan in Angriff zu nehmen und so machten wir uns umgehend auf die Suche nach einem Bus mit dem Fahrtziel „Urca“, der Gegend um den Zuckerhut. Wie erwartet gab es nur einen Eingang und einen einzigen Pfad, der zusätzlich noch von einem Sicherheitsmann bewacht wurde. Entgegen unserer Erwartungen jedoch, schien die Besteigung legitim zu sein und so trafen wir auf viele andere auf der Strecke. Der kleine Wanderpfad, der besten Ausblick auf das umliegende Meer und die Stadt bot wurde immer zugewucherter und grüner, während die Luftfeuchtigkeit und Hitze übertrieben fehl am Platz waren. Auf dem Weg sah man immer wieder kleine hektische Tamarinäffchen, die einen von den Bäumen aus beobachteten. Als wir uns noch immer wunderten, wann wohl der Kletterpart anstünde, mussten wir feststellen auf der mittleren Station angekommen zu sein. Dort wollten wir aber gar nicht hin, weil diese auf einem davor liegenden Berg ist und für uns somit klar war, an diesem Tag nicht mehr auf den Zuckerhut zu kommen. Zwar verkehren Gondeln von ganz unten bis nach oben, doch selbst der letzte Teilabschnitt hätte uns noch knapp 20 Euro gekostet.
Naja, immerhin waren wir auf halber Strecke und konnten pünktlich zum Sonnenuntergang die Stadt in ihrer vollen Pracht bewundern, mit der trohnenden Christusstatue im Hintergrund, die erhaben über die Stadt wacht. Rio ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn diese zwischen 10 und 14 Millionen Einwohner zählende Stadt ziemlich stressig und anstrengend sein kann. Als es dann endlich 19:00 Uhr war und die Gondelfahrt zur Talstation damit kostenlos war, gings für alle noch oben Anwesenden zurück und in der Gondel trafen wir zufällig auf Sonia, der Spanierin mit der wir die Grenze nach Brasilien überquert haben und die Nacht im Dormroom in Santa Cruz waren. Sie hatte ihren letzten Abend in Rio und war über „Couchsurfing“ an der Copacabana untergekommen. Für sie sollte es nochmal kurz in den Süden gehen, während wir hoch in den Norden wollten.
Am nächsten Tag wollten wir nochmal einige Surf- und Skateshops ansteuern, bevor es noch einmal an die Copacabana und den benachbarten Ipanemastrand gehen sollte. Ipanema wirkt fast noch schöner mit der bekannten Favela „Rocinha“ im Hintergrund, die im Zuge der Räumungen für die WM2014 in den Fokus der Öffentlichkeit gelangte.
Eigentlich wollten wir uns auch auf eigene Faust, ohne Kamera, Geld oder sonstige Wertgegenstände eine Favela anschauen, aber nachdem Teile im Centro schon son fiesen Anschein machen, haben wir das dann doch gelassen. Zwar werden auch hierfür Touren angeboten, aber um sich das ohne schlechtes Gewissen leisten zu können, muss man schon Australier oder Schweizer sein.
Da wir aber zumindest eines der Tourihighlights machen wollten und die Spanierin so sehr von der Aussicht vom Christuswahrzeichen geschwärmt hat, haben wir uns doch darauf geeinigt am letzten Tag den „Christo Redendor“ zu besuchen. Leider wurde daraus aber dann doch nix, weil der Himmel wolkenverhangen war und bedrohlich nach Regen aussah.
Auf dem Heimweg gings noch schnell am Busterminal vorbei um Tickets für die am nächsten Tag anstehende Fahrt zu kaufen. Mittlerweile wussten wir auch wo es hingehen sollte. Entgegen unseres vorherigen Plans nach Salvador, um von dort aus weiter auf die Insel nach Morro de Sao Paulo zu fahren, entschieden wir uns dafür nur 24 Stunden bis nach Ilheus zu fahren, von wo aus es wohl kleine Busse ins zweistündige Itacare gäbe. Itacare ist n kleines ehemaliges Fischer- und mittlerweile Surferdorf , dass im Internet als „Backpackerhaven“ angepriesen wird. Da ich in unserem Guide leider keine wirkliche Bleibe für uns finden konnte bzw. wir keinen Bock auf die darin vorgeschlagenen Ecoresorts usw. hatten, haben wir mal bei AirBnB nach Unterkünften gesucht und nach etwas Mailverkehr mit einem Local eine Bude bei diesem buchen können. Mal schauen was uns da nachher erwartet. Es gibt wohl aber Fahrräder, ne Küche, Intenet und nen naheliegenden Strand. Das klingt nach der plättenden Großstadt auf jeden Fall schon mal gut und wir lassen uns überraschen, was der hochgelobte Bundesstaat „Bahia“ so bereithält.
Aufbruch: | 01.09.2014 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 10.09.2015 |
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