Unterwegs am "Banana pancake trail" - einmal durch Südostasien
Kambodscha : Banlung - 28.02.2015 - 03.03.2015
Von Liebe auf den ersten Blick, dem tiefen Wunsch nach einer Motocrossmaschine und dem (gescheiterten) Versuch Nichts zu tun
Nach einer diesmal nur 3 Stunden dauernden Minibusfahrt mit einem neuen "wieviele Personen bekommt man in einen für 16 Leute zugelassenen Minibus gequetscht"-Rekord (aktuell 24) kam ich noch am Vormittag in Banlung im Norden Kambodschas in der Nähe der vietnamesischen Grenze an. Da die Einheimischen von den Minibusfahrern so gut wie immer direkt an der Haustür (oder wo auch immer sie eben hinwollen) abgesetzt werden, dachte ich mir, dass ich das auch mal versuche. Als der Busfahrer mich am (überaus chaotischen) Markt rauswerfen wollte, blieb ich einfach sitzen und wiederholte mehrmals den Namen des Guesthouses zu dem ich wollte, und siehe da, 3 Minuten später wurde auch ich vor der Haustür abgesetzt! Mal sehen ob das auch in Zukunft wieder mal so funktionieren wird B-)
Das Tree Top Ecoresort, das mir von einem Slowenen empfohlen wurde, war für mich so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Schon der Weg über einen kleinen Steg zum Restaurant verspricht etwas Besonderes und dann das Zimmer selbst (für 7 Dollar!) - mit eigenem Bad, zwei Betten inklusive Mosquitonetz, mit Balkon inklusive Blick auf die Gipfeln der Cashewbäume direkt davor. Nur rund 10 Minuten Gehweg vom Markt entfernt (und da geht man schon sehr langsam), liegt es doch versteckt und ruhig am Ende einer Straße mit Blick über einen kleinen Talkessel. Stundenlang könnte ich abends auf der Terrasse des Restaurants unter dem asiatischen Sternenhimmel sitzen und den Lauten der Geckos und Grillen lausche, für mich bisher der schönste Platz Asiens - ich bin verliebt
Am nächsten Tag machte ich mich mit einem Kanadier und einer Engländerin mit 3 Mopeds auf, um die einzigen Attraktionen der Gegend, einen See und ein paar Wasserfälle, zu suchen. Am Yak Lom See, einem nahezu kreisrunden, 700.000 Jahre alten Kratersee, der traumhaft idyllisch inmitten von dichtem Wald gelegen ist, wurden wir gleich von 3 Einheimischen auf ein Bier und etwas Fleisch eingeladen. Was genau wir da gegessen haben, lässt sich wohl nie mehr herausfinden, da keiner der drei auch nur ein Wort Englisch sprach Aufgrund der Pantomime des Ältesten hätten wir allerdings auf Ziege geschlossen, oder vielleicht Rind? Wer weiß das schon Immer mehr Einheimische sammelten sich an dem Steg, an dem wir saßen, um ihr Englisch zu trainieren, oder einfach nur die Ausländer zu begutachten, die hier mit den Locals ihre Zeit verbrachten. Bald schon sprangen alle ins Wasser, die Einheimischen wie immer inklusive Klamotten, und genossen die Abkühlung! Herrlich!
Als nächstes Ziel stand ein Wasserfall auf dem Plan, der über eine der typischen Schlagloch-Staubpisten zu erreichen war. Nach einer kurzen Pause und einem Sprung ins kühle Nass machten wir uns aber auch schon wieder auf den Weg.
Die anfangs nur holprige Staubpiste zum nächsten Wasserfall verwandelte sich mit zunehmender Kilometerzahl in eine teils schon Wüsten-Offroad-Strecke, abwechselnd tiefe, mit bis zu 15cm Sand gefüllte Schlaglöcher und steinharte Buckelpiste, beides extrem schlecht zu befahren. Als die Straße dann auch noch anfing bergauf-bergab zu gehen, in Kombination mit den tiefen Sandverwehungen, an denen das Hinterrad immer wieder wegscherte oder man einfach gar nicht mehr weiterkam, keimte in mir der tiefe Wunsch nach einer Motocrossmaschine und auch die Frage, wo eigentlich meine Reiseversicherungsunterlagen sich befänden, ließ mich nicht mehr los
Kilometerlang geht die Strecke durch Kautschukplantagen - die Einheimischen in der Gegend werden von der Regierung enteignet und vertrieben, damit ausländische Firmen, zumeist aus Vietnam oder China, hier Geld scheffeln können
Noch einer der besseren Streckenabschnitte - beim Rest war ich zu beschäftigt mit den Überlegungen wie und wo ich denn am besten fahren solle, als dass noch Zeit für ein Foto blieb
Die Einheimischen zumindest amüsierten sich bestens, waren sie die Strecke doch gewohnt und brausten an uns vorbei, die nächste Staubwolke aufwirbelnd, in der wir badeten. Nach gut der Hälfte der Strecke streikte dann auch noch das Moped des Kanadiers, das vermutlich einfach nur den ganzen Staub nicht mehr ertragen konnte. Nach dem vergeblichen Versuch jemand zu finden, der das Problem wieder beheben konnte, brachte uns ein Junge zu einem andern Haus (vermutlich der Mechaniker?), das leider geschlossen hatte. Es musste also mit zwei Mopeds weitergehen, wobei das der Engländerin ebenfalls ständig abstarb, und dann auch noch fast kein Benzin mehr hatte. 4km vor dem Wasserfall drehten wir also um und suchten erstmal nach Sprit (gibt es hier praktisch in Pepsi-Glasflaschen an jeder Straßenecke) und entschlossen dann, gleich den Weg zurück anzutreten. Manchmal ist der Weg allein eben schon Abenteuer genug
In Dreck gebadet kamen wir durchgeschwitzt im Hostel an und mussten erstmal dem Mopedverleiher erklären, wo er denn nun sein Fahrzeug wieder finden würde - sagen wir mal, er war nicht sehr begeistert...wir aber Stunden zuvor auch nicht, als es plötzlich nicht mehr funktionierte...Nach einer halben Stunde duschen hatte ich meine normale Hautfarbe wieder zurück und musste erstmal den Rest des Abends entspannen!
Endlich bekomm auch ich mal Farbe
(ein Mitreisender meinte 'In Cambodia you can have that every day for free )
Am nächsten Tag wollte ich es ruhig angehen lassen und nur lesen, faul sein und morgens einen Spaziergang um den zweiten See hier machen. Beim Frühstück im Café nebenan bekam ich einen Tipp für ein Lokal mit gutem Ausblick und machte mich auf den Weg. Dort angekommen kam ich mit einem Schweizer ins Gespräch, der seit 8 Jahren jedes Jahr für ein paar Monate hierherkommt. Nach seinem ersten Aufenthalt hat er eine NGO gegründet und unterstützt so die Familien in den Dörfern, denen es an allem fehlt. Er selbst gibt Erste-Hilfe-Unterricht, bringt den Kindern schwimmen und den Frauen Sauberkeit bei, hilft wo immer es nötig ist und ermöglicht vielen Kindern den Besuch der Privatschule oder zumindest des Englischunterrrichts, um ihnen eine bessere Zukunft zu gewährleisten. Über Mittag nahm er mich mit zu einer Familie, deren Tochter durch seine Hilfe die Schule besucht, und ich bekam einen kleinen Einblick in das harte Leben der Landbevölkerung. Wie glücklich man sich eigentlich schätzen kann in einem Land wie Österreich geboren zu sein, wird einem so schnell wieder in Erinnerung gerufen.
Ein See hinter dem Dorf - als hier eines Tages eine Frau ertrank riefen die Dorfbewohner ihn aufgeregt an, er solle ihnen doch helfen sie zu bergen - als er den Kindern Schwimmunterricht gab hatte er doch auch eine Taucherbrille...
Cashewbäume so weit das Auge reicht - nur der kleine Teil unter der roten Frucht wird verwendet, der Rest landet im Müll bzw als Dünger am Boden...
Statt um 9 Uhr morgens trat ich also erst um 3 Uhr nachmittags meinen Spaziergang um den See an, wo ich als einzige Ausländerin und dann auch noch gehend (hier fährt man selbst für 10 Meter mit dem Moped...) wieder mal genügend Gelegenheit zum Anstarren bot Eine Gruppe junger Mädchen fragte mich sogar, ob sie denn ein Foto mit mir machen dürften - schon stand ich inmitten einem Haufen kichernder 15jähriger. Wenn man nur alle so leicht glücklich machen könnte.
Die Weiterreise nach Laos habe ich um einen weiteren Tag verschoben, zu sehr gefällt es mir hier und das mit dem Nichtstun muss ich ja auch erst nachholen
Aufbruch: | 29.01.2015 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 27.05.2015 |
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Philippinen
Indonesien