Unterwegs am "Banana pancake trail" - einmal durch Südostasien
Philippinen: Bohol - 20.04.2015 - 23.04.2015
Von schlechter Menschenkenntnis, großartigen Aussichten und einem kleinen Sieg
In gut 3 Stunden ging es mit der direkten Fähre von Larena, Siquijor nach Tagbilaran, der Hauptstadt von Bohol. Weil sich mir der Sinn nicht ganz erschloss, warum ich eine Schlafliege für eine Fahrt am Nachmittag brauche, nahm ich natürlich den (günstigsteren) Sitzplatz. Am Boot war mir dann klar, warum sogar die Filipinos die teureren Plätze nahmen - die Sitzplätze waren nämlich Holzbänke, kuschlig für je 5 Personen, und meine noch dazu in der prallen Sonne. Da sich jedoch niemand so recht daran hielt, wo sein Platz eigentlich war, wechselte auch ich bald auf eine der Liegen und die Fahrt verging recht schnell.
Da ich diesmal erst nach Sonnenuntergang ankam, hatte ich mir zuvor bereits ein Bett im Dormitory der Bohol Coco Farm gebucht für eine Nacht. Laut diversen Buchungswebsites sollte die Unterkunft fabelhaft sein, dazu war sie noch die Günstigste im sonst so teuren Panglao, einer mittels einer Brücke mit Bohol verbundenen Insel, an dem die meisten Touristen unterkommen. Eigentlich ja kein Freund solcher Massenaufläufe wollte ich aber dennoch den schönen Alona Beach sehen und Panglao sollte als Basis für Erkundungen in Bohol dienen.
Kaum ausgestiegen und am Ende des Piers angelangt wurde ich schon von dutzenden Taxi-, Tricycle -, und Motofahrern bestürmt, die mich zu horrenden Preisen zu meinem Zimmer bringen wollten. Knapp 300 Peso wollen sie für die Strecke haben - ich wollte doch das Gefährt nicht kaufen, sondern nur knapp 15km damit gefahren werden! Auf 150 konnte ich einen der Tricyclefahrer dann schließlich herunter handeln. Während er mir seine Lebensgeschichte erzählte und mich ausfragte, warum ich alleine reise, wie alt ich bin, wo mein Mann und meine Kinder sind (Alltag für mich hier, Gott sei Dank glauben sie mir auch ohne Ehering, dass ich einen Mann habe ), fuhr er auf mir immer abgelegener erscheinenden Straßen. Durch die Dunkelheit konnte ich so gut wie nichts erkennen. Eigentlich hatte ich eine gut ausgebaute Straße erwartet und nicht eine Buckelpiste im Nirgendwo. Als er anfing, mir eine Tour für die nächsten Tage aufschwatzen zu wollen, schaltete ich erstmal das GPS an. Wenn ich schon verschleppt werde, möchte ich doch bitte auch wissen wohin. Schon einige Zeit keine Lichter von Häusern gesehen, wartete ich sehnsuchtsvoll auf den kleinen blauen Pfeil, der mir sagen würde, wo ich mich befand. Obwohl Victoriano, der Fahrer, unmöglich gesehen haben kann, dass ich meinen Standort zu orten versuche, sagte er plötzlich 'You know, I'm a good boy, you don't have to be worried.' (er sei ein guter Junge, ich müsse mich nicht sorgen). Irgendwie musste er meine leichte Besorgnis erkannt haben und als gleichzeitig mein Standort auf der Karte erschien und ich erkannte, dass er statt komfortabler und schneller Straße einfach quer durch die Inselmitte fuhr, um Kilometer und damit Benzin zu sparen, war ich doch erleichtert. Das war die erste Situation seit Beginn meiner Reise, in der ich mich wirklich unsicher fühlte und ich hoffe, es bleibt dabei.
In der Unterkunft angekommen war ich schon ziemlich erschöpft und froh, bald ein Bett zu bekommen. Der Dormitory dort entsprach aber leider so gar nicht meinen Vorstellungen, weder waren Spinde im Zimmer, noch ein Schloß an der Tür und so etwas kann auch die beste Gastfreundschaft für mich nicht aufwiegen. Das Zimmer war noch dazu nicht wirklich sauber, die Toilette funktionierte nicht und sowohl Dusche als auch Ersatztoilette waren für meinen Geschmack einen zu weiten Spaziergang entfernt. Das Restaurant nahm die letzte Bestellung um 18:30 fürs Abendessen auf, war ich froh, dass ich typisch philippinisch für die Bootsfahrt einen Haufen Snacks eingekauft hatte Bald war also klar, dass ich hier nach dem, zugegeben fantastischen, inkludierten Frühstück am nächsten Morgen wieder weg sein werde
Mit einem Tricycle machte ich mich früh morgens auf den Weg zu Roberto's Resort. Neben normalen Zimmer betrieben sie das zweite Dormitory auf Panglao. Für 450 Peso, knapp 10 Euro, gab es ein Bett im Aircon 6er-Zimmer, zum Glück auch schon um 9 Uhr morgens Die Philippinen und speziell Panglao sind ein teures Pflaster... Da bei Roberto's kein eigenes Restaurant betrieben wurde, war es jedoch möglich dort von draußen mitgebrachtes Essen zu konsumieren, sogar mit Teller und Besteck wurde ich vom freundlichen Personal versorgt. So war ich nicht auf das teure Essen am Alona Beach angewiesen, wo der dreifache Preis für alles verlangt wurde. Genau dort verbrachte ich den Rest des Tages am weißen Sandstrand, ganz am Ende unter einem Baum versteckt vor den Souvenirverkäufern und den Touristenmassen, genoss die Aussicht auf das Meer und beobachtete die dutzenden Tauchboote, die ständig ablegten oder ankamen. Obwohl mir viele erzählten, sie fänden den Strand schrecklich, hatte ich scheinbar echtes Glück an diesem Tag und weitgehend Ruhe.
Mein Plan, mir wieder ein Moped zu mieten, um die Sehenswürdigkeiten in Bohol zu erkunden, scheiterte schon beinahe an den horrenden Preisvorstellungen der Mopedvermieter (500-600 Peso pro Tag...). Durch Zufall entdeckte ich dann eine Unterkunft, die für 750 Peso pro Nacht ein kleines Cottage mit eigenem Bad inklusive einem Moped für die Dauer des Aufenthalts vermietet. Was für ein Schnäppchen! Am nächsten Tag wechselte ich also wieder und blieb statt einer Nacht gleich 3 Nächte im Hope Homes und konnte wieder auf eigene Faust alles erkunden. Perfekt! Sauber und freundliche Mitarbeiter, was will man mehr, außer einem Moped Da die inkludierten Mopeds allesamt halbautomatische waren, musste ich mich jetzt gezwungenermaßen auch endlich damit beschäftigen. Nach 5 Minuten hat man den Dreh bzw den Tritt mit dem Schalten allerdings raus und ab jetzt kann ich immer die günstigere Version mieten. Perfekt!
Mit meinem 'Nachbarn' von gegenüber, einem Oberösterreicher, machte ich mich am nächsten Tag auf, die Höhepunkte auf Bohol zu erkunden. Um 6:30 starteten wir Richtung Chocolate Mountains und nach 2,5 Stunden waren wir noch vor den Touristenmassen auf der Aussichtsplattform und bestaunten die braunen Hügel, die in diesem Gebiet zwischen dem satten Grün der Palmwälder emporragten. Warum die Gegend dort so aussieht oder wie die Hügel entstanden bleibt übrigens bis heute ungeklärt.
Über eine atemberaubende Bergstraße fuhren wir in einer großen Schleife Richtung Jagna, Ausblicke auf Reisterrassen und Ozean, winkende Filipinos am Straßenrand, kaum jemand hat uns hier nicht freundlich gegrüßt, eine traumhafte Fahrt. Andreas und ich fuhren ziemlich im gleichen Tempo, wollten an den gleichen Orten Fotostopps und so war der Ausflug mit ihm außerordentlich angenehm. Außerdem war es richtig schön mal wieder österreichisches Deutsch zu sprechen und so ein Stück Heimat zu haben
Am Weg zurück trennten sich unsere Wege, weil ich noch einen Stopp für eine ganz spezielle Tierbeobachtung einlegen musste und Andreas nicht davon zu überzeugen war so fuhr ich nochmal Richtung Inselmitte und sah mir dort in einem großen Gehege die niedlichen Tarsier an, die verschlafen auf den Ästen rumhingen und noch winziger und süßer waren als erwartet. All meinen Mut zusammen nehmend ging es danach noch nach Tagbilaran, dringend brauchte ich einen neuen Reiseadapter, da sich mein Alter entschlossen hatte, auf Siquijor zu bleiben statt mit mir weiter zu reisen. Im Schneckentempo versuchte ich also kollisions- und strafzettelfrei zum Shoppingcenter und zurück zu kommen. Obwohl es eine kleinere Stadt ist, ist der Verkehr in Asien abseits der Landstraßen einfach nichts für meine Nerven Nicht nur einmal fluchte ich auf Deutsch in Richtung eines Tricycles oder Mopeds, dass sich noch schnell vor mir reinzwängen wollte oder einfach aus einer Seitenstraße fuhr ohne sich umzusehen. Letztendlich hatte ich aber alles erledigt und kann jetzt auch Stadtfahren als erledigt abhaken.
Die gesamte Bergstraße entlang liegt Reis zum Trocknen aus Und teilweise bleibt nur ein kleiner Teil Straße als Fahrbahn über
Bevor ich am nächsten Tag Richtung Manila und damit erstmal für einige Zeit weg vom Strand fliege, machte ich noch einen Schnorcheltrip zu Balicasag Island inklusive Dolphinwatching (die tauchten leider nicht auf...) und einem Abstecher zu Virgin Island, einer großen Sandbank, die bei Ebbe aus dem Wasser ragt. Das Schnorcheln selbst musste ich mir hart erkämpfen, da obwohl auf der Rechnung vermerkt, mir der Bootsführer keine Schnorchelausrüstung geben wollte. Angeblich wisse er von nichts und ich solle mich an die Tourist Police in Alona wenden. Da ich aber extra auf die Insel gefahren bin um zu schnorcheln und auch nicht einsah, warum ich jetzt hier langweilig rumsitzen sollte, ließ ich nicht locker. Nachdem ich ihm 5 Mal meine Rechnung gezeigt hatte und er immer noch unbeeindruckt war, zeigte ich sie einem in der Nähe stehenden Mann und fragte, was er denn davon halten würde? Dieser fing nach dem Lesen dann eine, dem Tonfall nach nicht sehr freundliche, Diskussion mit dem Bootsführer an und verschwand schließlich. Plötzlich kehrte er mit zwei Masken und Schnorcheln zurück und deutete, ich solle mitkommen. Scheinbar hatte er Mitleid mit mir, ging mit mir ins Wasser und zeigte mir einen Haufen interessanter Stellen, die ich alleine wohl auch nicht gefunden hätte. Wieder sah ich mehrere Schildkröten, riiiiiiesige Muscheln am Meeresgrund, Fische in allen Farben und Größen tummelten sich hier und noch nie habe ich live so riesige Fischschwärme gesehen. Ganz nah kamen viele der Kleineren und begleiteten mich so während dem Schnorcheln immer wieder ein paar Meter. Ein Unterwassertraum! Gut, dass ich dafür gekämpft habe, hätte ich doch vor lauter Frust schon fast aufgegeben. Da ich die Freundlichkeit des netten Einheimischen auch nicht überstrapazieren wollte, verbrachte ich die restliche Zeit dann an einem ruhigen Platz am Strand, wo sich bald eine Familie zu mir zum Plaudern gesellte. Alles in allem noch ein guter Tag, trotz des ärgerlichen Beginns. Aber wie man sieht, hilft es auch nichts sich alles auf der Rechnung bestätigen zu lassen, wenn sie nicht wollen, wollen sie eben nicht. Zur Tourist Police, wie mir alle gesagt hatten, habe ich es allerdings nicht mehr geschafft, ich fürchte aber, dass das auch nicht viel geändert hätte.
direkt im Wasser gibt es hier Seafood BBQ (wobei ich noch immer nicht genau weiß, was ich da gegessen habe )
Die restliche Zeit verbrachte ich mit dem Versuch meine Weiterreise zu planen (noch immer sind die Philippinen das mit Abstand am Kompliziertesten zu bereisende Land bisher), Massagen direkt am Strand, Sonnenbaden, Schwimmen und Mopedcruisen Gut und gerne könnte ich so noch eine Woche weitermachen, aber nach dem ersten Vorgeschmack auf die Reisterrassen zieht es mich in den Norden auf die Insel Luzon, von wo es dann bald auch weiter Richtung Indonesien geht. Die Zeit verfliegt und ich komme nicht hinterher! Bis bald also aus dem Norden
Aufbruch: | 29.01.2015 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 27.05.2015 |
Kambodscha
Laos
Thailand
Malaysia
Philippinen
Indonesien