Zur Kirschblüte nach Japan - oder - in Japan ist alles anders

Reisezeit: März / April 2016  |  von Herbert S.

Asahi-Bier und eine alte Wohnstätte

Nach zwei wirklich anstrengenden Kyoto-Tagen sind wir durchaus froh, einen Tag etwas geruhsamer zuzubringen. Der Beginn für das freiwillige Programm wird erst auf 8.45 Uhr gesetzt. Von Juso nehmen wir die Hankyu-Line über Awaji nach Suita (nordöstlich von Juso). Da sich die zwei Fahrten von heute nicht für den Einsatz des Dreitagespasses lohnen, zahlen wir einzeln. (190)(220)
Vom Bahnhof Suita kann man die Brauerei schon recht bald sehen, aber wir laufen um zahlreiche Ecken; ein altes Backsteinbauwerk existiert noch, alles andere ist hochmodern.

DIe Führung scheint sehr beliebt zu sein, denn schon im Vorraum ist alles kommerzialisiert. Kleine Ausstellung zur Geschichte, Shop und für den Schluß eine große Probierhalle.

man beachte die deutsche Bechriftung - Hopfen und Malz ... -außerdem sind auf dem Bild neben den japanischen auch europäische Gesichter zu erkennen

man beachte die deutsche Bechriftung - Hopfen und Malz ... -außerdem sind auf dem Bild neben den japanischen auch europäische Gesichter zu erkennen

DIe Führung beginnt pünktlich, wird aber nur auf japanisch angeboten – schwaches Bild für einen derart großen Konzern.
Außerdem erscheint sie recht steril, da viel Theorie (Film und Schemata) geboten wird und zudem ist heute Sonntag und in der Fabrik ‚tote Hose’. Imponierend sind Anzahl und Größe der Stahltanks, die den immensen Ausstoß erklären. Der Konzern hat – wie heutzutage viele andere – mehrere Produktionsstätten und Produkte. Neben Bier werden auch noch Softdrinks in zahlreichen Städten produziert. Unter dem Namen Nikko firmiert der vom Konzern destillierte Whisky. Eines fand ich imponierend: eine Flaschen und Dosensammlung aus der ganzen Welt. Am stärksten vertreten war hier Belgien – selbst unser ValDieu war dabei. Außerdem haben mich die verschiedensten Motiven auf den Asahibier-Dosen angesprochen.

Nach dem eigentlich nicht lohnenden Rundgang, gibt es dann Proben. Im Gegensatz zu unseren schottischen Erfahrungen reichlich. Es ist 11.00 Uhr und das erste eiskalte Bier ist fällig, bis 11.20 Uhr kann man ‚nachfassen’. (‚Leistungstrinken’) Das dunkle ‚dry black’ Starkbier sieht aus wie ein Guinness, auch der Schaum hat ähnliche Konsistenz, der Geschmack ist aber anders. mIr schmeckt es ganz gut – jedenfalls besser als das eiskalte erste Bier. DIe dazu gereichten Knabbereien verführen manche zum Kauf im Shop.

Ein kurzer Gang zum Stadtkern von Suita soll zur Mittagspause führen. Das große Kaufhaus hat 5 Etagen und drei Farben: zu sechst machen wir eine kombinierte Rolltreppen – Fahrstuhl – Rundirrfahrt. Immer wieder stellen wir fest, dass es der 4. Etage nur Parkhaus gibt, bis H. das ganze durchschaut und uns durch den ‚geheimen’ Gang in die blaue Zone führt, wo wir dann tatsächlich die Speiseecke genannt foodcorner finden. Ein Beflissener hatte uns vorher zu einem weniger einladenden Imbiß gebracht, den wir aber verließen. Der Inhaber wies uns aber freundlich zu seinen Konkurrenten. Sandwiches und Shrimps-Nudeln waren lecker und preiswert, vor allem da man kein weiteres Bier benötigte/ vertragen konnte.

Etwas verschlungen sind die Straßen, die zum Ex-Nishiohaus führen; auf dem Weg finde ich jedenfalls nirgendwo einen Hinweis auf das Haus. DIe alte Wohnstätte der Familie Nishio ist eine gelungene Abwechslung im ‚Schrein-Schrein-Programm’. Auf dem 4600 qm großen Gelände sind mehrere Gebäude und ein entzückender Garten angelegt. (Sogar für Kräuter- und Gemüseanbau ist noch Platz) – für die Führung müssen wir – es handelt sich schließlich um ein jap. Wohnhaus – die Füße wieder in Schlappen stecken. Die Ausstattung des Hauses ist spärlich aber exzellent: lauter facettierte Glasscheiben, mit tollen bunten Glasmalereien, Jugendstillampen wechseln mit japanischen, Bilder mit japanischen Motiven und Blumenarrangements, Tatami-Böden, bemalte Fusuma-Schiebewände, Tokonoma-Schmucknische und kaum Möbel und Stühle.

Die Familie Nishio ist eine alte Familie, die seit 17. Jahrhundert ihren Wohnsitz im Stadtviertel Uchinomachi der Stadt Suita hatte. Von Generation zu Generation gehörte die Familie Nishio zu einer herrschenden Klasse, sogenannte „Shoya" (Dorfoberhaupt), die in der Edo-Zeit (1603-1868) eine westliche Gruppe von drei Gruppen des Dorfs anführte. Darüber hinaus war die Familie eine der Shoya-Dorfbehaupten, die in der Edo-Zeit dem Joko (zurückgezogenen Kaiser) den Reis boten.
Aufgrund der Herrschaft in der Dorfgemeinde baute die Familie Nishio in der Meiji-Zeit{1858-1912} eine Lagerhaus, ein Zimmer für Teezeremonie und ein Hauptgebäude nacheinander und baute sie ihr Grundstück bis zu 4600 qm aus, das eine der größten Häuser in der Stadt Suita war.
Außer dem Lagerhaus für Reis, das in Edo-Zeit gebaut wurde, wurden alle diese Häuser nach der Meiii-Zeit gebaut..
Manche Nebengebäude wurden 1926 in der Taisho-Zeit (1912-1926) von einem berühmten Architekten Goichi Takeda gebaut. Einige von ihnen sind mit dem japanischen Stil gebaut und andere sind mit dem westlichen Stil. Diese zeigen, wie fortschrittlich die wohlhabenden Leute damals waren.
Diese Wohnstätte ist heute im Besitz der Stadt Suita. Freiwillige Bürgerinnen und Bürger bieten den Besuchern eine Führung an.

alte Schalttafel für die zahlreichen Nebengebäude

alte Schalttafel für die zahlreichen Nebengebäude

Zusätzlich kann man die Osaka-Burg (jap. 大阪城, Ōsaka-jō) besuchen. Wir haben das nicht gemacht, aber MMM haben uns einige Fotos mitgebracht. Die ersten Gebäude der Burg wurden auf Befehl von Toyotomi Hideyoshi auf dem Gelände des zerstörten Tempels Ishiyama Hongan-ji errichtet und 1583 fertiggestellt.

Rückkehr gegen 16.00 Uhr – endlich mal Zeit zum Bordbuch schreiben (und Ausruhen).

© Herbert S., 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unser langehegter Wunsch wird wahr. Nach langen Recherchen wählen wir den unbequemen Weg - nicht mit dem Touristenbus, sondern mit Zug, Linienbus, Ubahn und zu Fuß. Dafür aber teilorganisiert.
Details:
Aufbruch: 25.03.2016
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.04.2016
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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