Zu den Burgen im Zweimuldental

Reisezeit: Juli 2017  |  von Herbert S.

Rochsburg: Geschichte der Unterwäsche und Stickerei

Noch nie habe ich eine derart ausführliche Beschreibung der Geschichte der Unterwäsche gehört / gelesen. Daher mußte ich die Tafeln der zugehörigen Ausstellung 'festhalten'.

Damenunterwäsche

Damenunterwäsche

Die Geschichte der Kleidung und der Mode, die in der Ausstellung auf Schloss Rochsburg über einen Zeitraum zwischen dem Mittelalter und den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts präsentiert wird, zeigt an beispielhaften Objekten das äußere Erscheinungsbild des jeweiligen Modestils.
Meistens nicht sichtbar, aber nicht minder interessant, ist die Unterbekleidung, die sich ebenfalls im Laufe der Zeit sehr differenziert entwickelt hat.
Diese Entwicklung vollzog sich im Zusammenspiel mit der Oberbekleidung und natürlich auch geschlechtsspezifisch.
Zu den in der Ausstellung „Leute machen Kleider" beleuchteten Modeepochen des mitteleuropäischen Raumes, werden nunmehr auch entsprechende Unterbekleidungsstücke präsentiert.
Hemd/Unterhemd
Die Unterscheidung zwischen Hemd und Unterhemd ist nicht immer eindeutig. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war das Hemd aber ein ausschließlich auf der Haut getragenes Bekleidungsstück. Es war von geradem, losem Schnitt mit Halsschlitz und wurde über den Kopf aus- und angezogen.
12./13. Jahrhundert - Die Frauen trugen ab dem 12. Jahrhundert mehrere Hemdgewänder, wovon das sogenannte „Niderkleid" das auf der Haut getragene Unterhemd war.
Das Unterhemd des Mannes war im 12. Jahrhundert knöchellang und wurde zur Schaffung der notwendigen Beinfreiheit seitlich geschlitzt. Nur der körperlich arbeitende Mann trug es hüftlang. Je höher der Stand des Mannes umso reicher wurde dieses Unterhemd/Hemd mit Stickereien und Borten verziert.
14. Jahrhundert - Mitte des 14. Jahrhunderts wurden die Hemden eines Mannes oberschenkelkurz und am Hals sichtbar.

Damit begann es optisch Bestandteil der Oberbekleidung zu werden.
15. Jahrhundert - Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Ärmel der Unterhemden bei beiden Geschlechtern sehr weit, traten durch die geschlitzten Obergewandärmel hervor und bestimmten das modische Gesamtbild.
17. Jahrhundert
Nach 1520 forderte besonders die Kirche wieder Halshemden um besonders die Dekolletes der Frauen zu bedecken. Nur das höfische Frauenhemd blieb dekolletiert. Damit setzte auch eine Verzierung der Unterhemden durch Kragen, Halskrausen ein, die immer aufwendiger verziert wurden. Letztendlich wurden diese verzierten Teile des Hemdes separat gefertigt und umgelegt, sodass das Unterhemd wieder unsichtbar und seine Ausstattung vernachlässigt wurde.
Die Entwicklung des separat umlegbaren Kragens und der Manschetten, die geknüpft oder angebunden wurden, hielt an.
Dies war aus praktischer Sicht sinnvoll, konnte man doch die schlicht gearbeiteten Unterhemden ohne großen Aufwand den modischen Erfordernissen anpassen. Auch in der Frauenmode blieben die praktischen Aspekte vordergründig.
18. Jahrhundert
Im Laufe dieses Zeitraumes trat bei der Frau das weiße Hemd unter der Oberbekleidung nicht mehr in Erscheinung und wurde zum eigentlichen Unterhemd. Es war weit geschnitten, am Hals mit einem Band, je nach Ausschnitt des Kleides, zusammenziehbar. Die Ärmel wurden lang getragen.
Die Herrenhemden wurden mit Stehkragen versehen, die vorn zugeknöpft wurden. Der Halsschlitz des Hemdes wurde etwa ab 1720 mit einem Jabot verdeckt. Das Hemd des Bürgers war einfacher gefertigt, an die Stellen des Jabots trat oft ein geknotetes Halstuch.

19. Jahrhundert
In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden steife Hemdkragen („Vatermörderkragen") an einen kurzen Brust-und Rückenlatz angenäht und separat umgelegt. Das eigentliche Unterhemd konnte nun aus einfachem Stoff, seit 1870 auch als Trikotware, gefertigt werden. Seit dieser Zeit trug der Herr gern dieses wärmende, sich an die Haut schmiegende Unterhemd aus Trikot und legte darüber ein Hemd, aus „ordentlichen Stoff" gefertigt, an.
Das Unterhemd aus Baumwolltrikot, später meist ärmellos, hielt sich bis heute.
Das Frauengewand hatte als Unterhemd wenig modische Bedeutung. Die modischen Verzierungen des Dekolletes des Kleides wurden an dieses angenäht oder separat umgelegt. Auch verbreitete sich ab 1870 bei den Frauen der Einsatz von Baumwollwirkware als Unterwäsche.

Unterhosen
Das Vorhandensein, die Verbreitung und das Aussehen einer Unterhose sind bis ins 19. Jahrhundert nicht eindeutig geklärt.
Vom Altertum bis in das Mittelalter ist die Hose des Mannes nicht in Ober- und Unterhose getrennt. Die „Bruch" der Kelten und Germanen, einem zum Schutz des Unterleibes des Mannes durch die Beine gezogenes Tuch, das an den Hüften verknotet und durch Einrollen über einen Gürtel oder Strick am Leib gehalten wurde, war bis ins 11. Jahrhundert in mittel- und westeuropäischen Ländern neben einer langen Hose gängig. Frauen trugen wahrscheinlich keinen „Bruch".
Auch wurde unter den Strumpfhosen der Männer im 15. Jahrhundert keine Unterhose getragen. Erst im 16. und 17. Jahrhundert gab es je nach Länge der Oberhose, knie- bis wadenlange, an den Beinen abgebundene oder auch kurze Unterhosen. Beide wurden hinten offen getragen und über einen Zugbund in der Taille vorn zusammengebunden. Die Frauen trugen bis Anfang des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen keine Unterhosen. Erst danach wurden auch von Frauen Unterhosen, deren vordere und hintere Mittelnaht offen und nur über einen vorn mit einem Knopf verschließbaren Bund zusammengehalten. An den Beinenden waren sie mit Rüschen und Spitzen verziert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in den bürgerlichen Schichten, auch bedingt durch die Krinolinenmode, die Unterhose allgemein üblich. Allerdings wurden erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Unterhosen im Leib geschlossen.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch Unterwäschekombinationen, wie Hemdhosen, Unterrockhose oder Korsett-Unterrockhose, mit zum Teil üppigen Verzierungen getragen.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam der Schlüpfer, mit Gummizug in der Taille gehalten, auf und der Einsatz von Charmeuse, eine kunstseidene Kettenwirkware wurde nach 1924 in der Damenunterwäsche eingesetzt.[/k]

Schamkapseln

Schamkapseln


Für Handarbeitsbegeisterte muß die Übersicht über die verschiedensten Stickmuster Euphorie auslösen - wir fanden sie interessant aber mit vielem konnten wir Verbindung schaffen.

Knötchen- oder Gobelinstich

Knötchen- oder Gobelinstich

Feder- oder Grätenstich

Feder- oder Grätenstich

Kreuzstich

Kreuzstich

Stielstich

Stielstich

Kreuzstich

Kreuzstich

Hohlsaum

Hohlsaum

PLattstich oder Flachstich

PLattstich oder Flachstich

Hardanger-Stickerei

Hardanger-Stickerei

Ajour-Stickerei

Ajour-Stickerei

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir lieben Schlösser und Burgen - der Freistaat hat eine SchlösserLand-Card herausgegeben, die mit 20€ für 10 Tage gültig, Zugang zu nahezu 50 Gebäuden ermöglicht. Die Freiberger und die Zwickauer Mulde vereinigen sich bei Colditz zur Vereinigten Mulde und durchfließen eine der schönsten Regionen von Sachsen. Unser Feriendomizil ist damit zentraler Ausgangspunkt zur Erkundung von ganz Sachsen, inmitten der Metropolen Dresden, Leipzig und Chemnitz.
Details:
Aufbruch: 03.07.2017
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 13.07.2017
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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