Zu den Burgen im Zweimuldental
Jugendstil in Chemnitz
Eigentlich wollten wir ja zum Bauernmarkt am Kloster Buch, aber gestern Abend habe ich mir überlegt, dass diese Ereignisse eigentlich alle gleich sind und uns daher ein halber Tag für andere Besichtigungen fehlen könnte.
Im Stadtplan von Chemnitz taucht auf einmal der Name van de Velde auf, ich werde hellhörig und tatsächlich befindet sich im ehemaligen Wohnhaus des Strumpffabrikanten Herbert Esche das von de Velde-Museum. Es wird unser erster heutiger Zielort.
Villa Esche - Baujahr 1903 - Umbau 1911
Der junge Chemnitzer Textilunternehmer Herbert Eugen Esche - ein Kenner und Liebhaber zeitgenössischer Kunst - erteilte 1902 dem belgischen Künstler Henry van de Velde den Auftrag zum Bau einer repräsentativen Villa. Bereits 1899 hatte van de Velde Mobiliar für die Wohnung des jungen Ehepaares auf dem Kaßberg entworfen.
Van de Veldes „Entwurf für das Leben" ging von der Idee eines Gesamtkunstwerkes aus, eine Vision, die sein späterer Weimarer Schüler Walter Gropius (1883-1969) mit dem Bauhaus-Konzept in Dessau konsequent wieder aufgriff.
Entwurf und Bau der Villa Esche In Chemnitz waren van de Veldes erstes architektonisches Auftragswerk in Deutschland, bei dem er zudem die völlige Freiheit des Gestalters und das umfassende Vertrauen seiner Auftraggeber genoss. Damit dokumentiert die geradlinige und funktionale Gestaltung der Villa Esche besonders authentisch van de Veldes rationale Auffassung des Jugendstils.
Ein überaus entgegenkommenden älterer Herr führt uns durch das Haus und läßt uns auch in Räume hineinschauen, die nicht zur offiziellen Führung gehören. Wieder einmal hat sich ein Architekt unabhängig von Baukosten wohl ‚austoben‘ können, denn die vielen Details zeugen von durchdachtem Bauen vor hundert Jahren.
Der Entwurf des Gestalters umfasste alle Bereiche des Wohnumfeldes der Familie: von Fassade und Raumanordnung über Wandgestaltung, Wand-bespannung, Türen, Fenster, Lampen und Teppichen bis hin zu Mobiliar, Porzellan, Silber und privaten Gebrauchsgegenständen.
Nachdem der Belgier seine Vorstellungen 1895 in seinem eigenen Haus im Brüsseler Stadtteil Uccle zum ersten Mal verwirklicht hatte, bildete das Haus Esche seine erste architektonische Manifestation in Deutschland. Verwandte Gestaltungskriterien lassen sich dabei beobachten. So gruppierte Henry van de Velde gern den Grundriss seiner Häuser um eine zentrale, von oben belichtete Halle, deren Schwerpunkt die Treppe ist. Von diesem Raum lassen sich fast alle anderen erreichen. Zierstück des ansonsten fensterlosen Zentrums ist stets ein farbiges Oberlicht mit einer betont künstlerischen Wirkung.
Im oberen Stockwerk werden überwiegend Möbel aus der Villa Esche präsentiert.
durchdachte Details - wie ein von der Diele bestückbarer Schrank, dem man Tischwäsche im Zimmer entnehmen konnte.
Durchdachte Details begeistern den
Wie schon beschrieben war die gartengestaltung ebenfalls Teil der Gesamtkonzeption des Architekten
Das Haus scheint in einem ehemalig vornehmen Viertel von Chemnitz zu stehen, denn auch gegenüber stehen noch imposante (Jugendstil)Villen.
Aufbruch: | 03.07.2017 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2017 |