Zu den Burgen im Zweimuldental

Reisezeit: Juli 2017  |  von Herbert S.

Großbothen - Haus Energie

Und dann geht es nach einer kleinen Mittagspause mit unserem eigenen Kaffee weiter nach Großbothen, wo der Nobelpreisträger für Chemie Wilhelm Oswald seine Wirkungsstätte hatte. Das Haus Energie ist heute als Museum ausgestattet und zeigt das Leben und die Errungenschaften eines Mannes auf, der eigentlich alles konnte; malen, schreiben, forschen, etc.

Haus Energie

Haus Energie

Das Gelände mit dem Steinbruch, den drei kleinen Teichen und der Streuobstwiese ist für die Öffentlichkeit zugänglich und kann besichtigt werden.
Die natur- und denkmalgeschützte Anlage ist seit 2005 in das Programm Historische Stätten der Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) aufgenommen. Im Park mit seinen Häusern wird das Gedenken an den Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald gepflegt, sein Leben und Werk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht sowie der wissenschaftliche und kulturelle Austausch gefördert.

Haus Glück Auf

Haus Glück Auf

Der Weg durch den Park ist mit Tafeln ausgestattet, die in Texten seinen Lebensweg schildern und tolle Sprüchen zu Themen wie Chemie, Liebe, Philosophie …zeigen. Stellvertretend sei die Tafel für 'Feuerwerkerei' gezeigt:
Frühzeitig interessiert sich Wilhelm Ostwald für die Chemie und verbringt viel Zeit mit dem Experimentieren. Seine ersten Tüfteleien ähneln denen anderer elfjähriger Jungen: er baut Feuerwerke. Entscheidende Impulse bekommt er aus Martin Websky's Lustfeuerwerkerei. Darin wird die Herstellung von Fallschirmraketen, Kanonenschlägen, Fontainen, Schwärmern, Leuchtkugeln u.a. umfassend erläutert. Ostwalds Leidenschaft nach neuen Büchern, Experimenten und Erfindungen wird durch Geldmangel stets nur vorübergehend gestillt. Er entwickelt unternehmerisches Talent, indem er selbst gebastelte Abziehbilder an Schulkameraden verkauft, und damit genug zur Materialanschaffung einnimmt. Schon damals empfindet er wie spáter von ihm selbst beschrieben: ...die Erregung des Erwartens beim entscheidenden Versuch und die an Schmerz grenzende Fülle des Glücks beim Gelingen.

Am Ende liegt in einer Felsennische das Grab der Familie.

Nach seiner Kindheit und Jugend in Riga schloss Wilhelm Ostwald sein Studium der Chemie in Dorpat mit der Promotion ab. Sein Wunsch eine Laufbahn im akademischen Lehramt einzuschlagen, führte ihn schließlich 1887 mit einer Professur an die Universität Leipzig. Bis 1906 war er Professor am Physikalisch-Chemischen Institut und widmete sich dort vornehmlich der Erforschung der Katalyse. Diese Arbeiten führen 1909 zur Verleihung des Nobelpreises für Chemie. Schon 1901 erwarb Wilhelm Ostwald das Haus Energie in Großbothen für den Sommeraufenthalt seiner Familie. Nach dem Umbau des Hauses um 1905/06 ist es der feste Wohnsitz des Ehepaares mit seinen fünf Kindern und zugleich die Arbeitsstätte. Nachdem Wilhelm Ostwald 1906 seine Stellung an der Universität Leipzig gekündigt hatte, arbeitete er in Großbothen als freier Forscher und widmete sich seinen vielseitigen Interessen.
Es entstanden über 6000 Rezensionen und Referate, über 1000 Aufsätze, Artikel und Reden, außerdem 45 Lehrbücher und Monografien. Die beeindruckende Bibliothek Wilhelm Ostwalds ist Zeugnis dieser ausgesprochenen Leidenschaft für Bücher. Er gründete darüber hinaus verschiedene Zeitschriften u.a. 1927 Die Farbe und übernahm in vielen Organisationen und Gesellschaften den Vorsitz.

Entspannung fand er in der Malerei und Spaziergängen durch seinen Park. Der umfangreiche Bestand an Landschaftsbildern und Farbskizzen zeugt von seiner reichen Tätigkeit. Eine neue Maltechnik auf Glas - die Kollonmalerei - von ihm entwickelt - vermittelte er später sogar Werbefachleuten und Malern.

Ab 1912 begann Wilhelm Ostwald sich mit der Normierung der Farben zu beschäftigen und erarbeitete eine eigene Farbordnung. In seiner Autobiografie schreibt er: Ich betone schon hier, dass ich die Schaffung der messenden Farbenlehre für die höchste Leistung halte, die mir zu vollbringen gegönnt gewesen ist. Das Farbnormierungssystem von Wilhelm Ostwald besteht aus 680 Farbabstufungen, die in Form eines Doppelkegels dargestellt werden.

Ostwald'scher Doppelkegel

Ostwald'scher Doppelkegel

Berühmt ist seine Farbenlehre, den Nobelpreis erhielt er jedoch für die Untersuchungen zur Katalyse. Von den Räumlichkeiten sind vor allem das Labor und seine Bibliothek beeindruckend.

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir lieben Schlösser und Burgen - der Freistaat hat eine SchlösserLand-Card herausgegeben, die mit 20€ für 10 Tage gültig, Zugang zu nahezu 50 Gebäuden ermöglicht. Die Freiberger und die Zwickauer Mulde vereinigen sich bei Colditz zur Vereinigten Mulde und durchfließen eine der schönsten Regionen von Sachsen. Unser Feriendomizil ist damit zentraler Ausgangspunkt zur Erkundung von ganz Sachsen, inmitten der Metropolen Dresden, Leipzig und Chemnitz.
Details:
Aufbruch: 03.07.2017
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 13.07.2017
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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