Zu den Burgen im Zweimuldental
Frohburg: Spielzeugausstellung
Die Ausstellung mit historischem Spielzeug ist ein weiterer Anziehungspunkt des Museums. Die Besucher werden in ein Miniland vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre zurückversetzt.
Zauberhafte Exponate wie Puppenmöbel, täglicher Hausrat, Nähmaschine, Kochherd oder Waschtisch u.v.a. unzählige kleine Kostbarkeiten lassen Kinderträume erwachen. Und auch Kaufmannsläden, Puppenstuben, komplett und detailgetreu liebevoll eingerichtete Küchen.
Puppen und Puppenwagen, Pferdeställe, Dampfmaschine, Eisenbahn oder Marionettentheater zeigen, wie einst unsere Urgroßeltern und Großeltern spielten.
Die Spielzeugausstellung ist gleichzeitig eine Präsentation der traditionell ausgerichteten Verteilung von Spielzeugen auf Mädchen und Knaben.
Mädchen als Hüterinnen häuslicher Ordnung und Reinlichkeit
Mädchen wurden mit Puppen und entsprechendem Zubehör auf ihre künftige Rolle als Mutter und Hüterin der häuslichen Ordnung vorbereitet. Bereits im Altertum konnten Mädchen reicher Eltern die Welt der Erwachsenen mit Miniaturmöbeln oder -geschirr nachahmen. Aus dem antiken Rom sind komplette Einrichtungen für Puppenstuben aus Holz überliefert. Im Mittelalter wurde Spielzeuggeschirr aus Ton in Töpfereien produziert.
Im Puppenspiel sollte das kleine Mädchen Tätigkeiten des späteren Lebens üben. Deshalb gehörten zu jeder Ausstattung eines Puppenhaushaltes auch eine Vielzahl an Tellern, Tassen, Töpfen, Pfannen, Messern, Gabeln und Löffeln. Auch Herd, Waschbrett und Bügeleisen fehlten fast nie. Die Ausstattung glich der der Eltern im Haushalt. Die erziehungstheoretischen Maximen des 19. Jahrhunderts sahen einen strengen Rahmen von Reinlichkeit und Ordnung vor. Die Erziehung der Mädchen sollte den weiblichen Wesenskern entfalten. So früh wie möglich sollten sie die Lust zum Säubern und Ordnen entwickeln. Die Puppe bekam eine fest umrissene Funktion. Man musste um die Erfüllung künftiger Mutterpflichten keine Sorge haben, wenn ich das kleine Mädchen im Spiel täglich fürsorglich um ein Puppenkind kümmerte, es wusch, kämmte, rtterte und spazieren fuhr. Wusch und bügelte das kleine Mädchen seine Puppenwäsche selbst, so konnte man sicher sein, dass es später den eigenen Haushalt ebenso reinlich und gewissenhaft führen wird.
Puppenstubenmöbel sind heute wertvolle Belege für die Wohnkultur vergangener Zeiten. Früher war es durchaus üblich die Stuben nur zur Bescherung an Heiligabend aufzubauen und sie nach dem Fest wieder zu verstauen.
Knaben als Kriegshelden, Reiter und Oberhäupter der Frauen
Bereits im Altertum unterlag das kindliche Spiel einer strikten Geschlechtertrennung zwischen Jungen und Mädchen. Mit dem geschlechtsspezifischen Spielzeug sollten die Kinder auf ihre spätere Rolle in der Gesellschaft vorbereitet werden. Die Knaben ahmten die Welt der Erwachsenen nach, indem sie Gladiatoren, Wagenrennen oder Richter spielten und sich als Bildhauer und Architekten übten. Von ihnen erwartete das Rollenverständnis zudem, dass sie sich mit Holzschwert, Soldaten- und Gladiatorenfiguren in Krieg und Kampf erprobten. Holzschwerter, Soldatenfiguren und Würfelspiele brachten den Jungen schon in der Antike auch Verständnis für Taktik und Geschick bei. Sie wetteiferten aber nicht nur bei verschiedenen Kampf- und Waffenspielen, sondern auch sportlichen Aktivitäten wie Ringkämpfen, Gewichtheben, Stemmen und Bockspringen miteinander. Beliebt waren zudem Gleichgewichtsspiele. Kraftproben, Abzählverse, Ballspiele, Huckepack, Versteckspiele, Schaukeln und das Steckenpferd.
Im Mittelalter verstärkte sich das Spiel mit geschlechtsspezifischen Spielsachen durch den Einfluss der Kirche weiter. Die für Knaben und Mädchen typischen Spielgeräte wurden immer lebensnaher. Die Knaben spielten mit kleinen Figuren, mit denen sie Ritterspiele oder Jagdszenen nachahmen konnten. Die Ritter-, Turnier- und Jagdfiguren, aber auch Miniaturausgaben von Waffen wie Armbrust oder Pfeil und Bogen sollten den männlichen Nachwuchs auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Beliebt waren auch Steckenpferde und Schaukelpferde. Sie dienten nicht nur als Spielzeug, sondern wurden auch für die Vorbereitung auf das Reiten genutzt. Zu den begehrtesten Spielsachen kleiner Knaben des 12. Jahrhunderts gehörten zudem Holz- und Tontiere.
Auch in den bürgerlichen Familien der Neuzeit war das Kinderspiel eine wichtige Vorbereitung auf die Übernahme geschlechtsspezifischer Rollen. Mit der Einrichtung eigener „Kinderstuben" erhielt die Kindererziehung innerhalb der Familie einen eigenen Raum. Die Kinderzimmer wurden bestückt mit den Abbildern der Realität, der Tugendkatalog für Mädchen und Buben fand seinen Niederschlag im Spielzeug. Jedes lernte seine Rolle, die es später als Erwachsener zu erfüllen hatte, auf scheinbar spielerische Art.
Ein Mädchen hatte häuslich, ordentlich, mütterlich und demütig zu sein. Es sollte mit Puppen, Puppenstuben, Spielzeugbügeleisen und Nähmaschine in ihre spätere Aufgabe als Hausfrau hineinwachsen. Auf der anderen Seite stand der tapfere, technisch begabte, soldatische und fromme Junge. Ihm blieben Baukästen, Ritterburgen, Kaufmannsläden und Spielzeuggewehre vorbehalten, er bekam Pferde und später Autos, Soldaten und technisches Spielzeug geschenkt. Erklärtes Erziehungsziel war es nun, Oberhaupt und Beschützer der Familie zu werden. Der Katalog der Erziehungsziele war bei den Buben weit vielfältiger als bei den Mädchen. Eigenschaften wie Mut, Tapferkeit, Beharrlichkeit, Verantwortungsgefühl, umfassende Bildung, technische Begabung, Weltoffenheit und Frömmigkeit sollten spielend herangebildet werden.
Die gesellschaftliche Bedeutung des Spiels in der Geschichte
Von jeher gehörten Spiel und Freizeit zusammen. Als Freizeitvergnügen grenzt sich das Spiel von der Arbeit ab, bereitet gleichzeitig aber auch auf den Ernst des Lebens vor. Zu allen Zeiten und in fast allen Kulturen diente es der Vorbereitung auf das Erwachsenen leben. Spiele genossen bereits in der antiken Gesellschaft eine große Wertschätzung und haben eine lange Tradition. Dichter und Philosophen beschrieben und rechtfertigten das kindliche Spiel als Nachahmung der Tätigkeit von Erwachsenen und sahen den kindlichen Spieltrieb als nutzlich an. Nach Platon sollte das kindliche Spiel auf den Beruf vorbereiten. Schon zu dieser Zeit untertag das Spiel einer strikten Geschlechtertrennung zwischen Mädchen und Jungen.
Im Mittelalter wurde die Bedeutung des maßvollen Spiels für die kindliche Entwicklung unter Hervorhebung des medizinischen Aspekts betont. Mit den ersten städtischen Schulen erhielt es zudem einen erzieherischen Wert. Das Spielen an der frischen Luft sollte neben der Arbeit der Erholung und der Körperertüchtigung dienen. Leibesübungen wie Laufen, Springen, Ringen, Fechten, Paarlaufen, Kegeln, Reifentretben und das Topfspiel waren ausdrücklich erlaubt. Die Spiele durften nicht gegen die guten Sitten erstoßen und bedurften oft der Genehmigung des ehrers. Seit Ende des 12. Jahrhunderts sahen Dichter und Gelehrte im Kinderspiel die verschiedensten Aspekte des menschlichen Lebens und sogar die ganze Welt wiedergespiegelt und betonten die Kreativität des spielenen Kindes.
Friedrich Schiller (1759-1805) verband mit dem Spiel
Genuss, Wohlgefühl und Entspannung für den menschlichen Körper und Geist
Man kaufte Spielzeug wohl zu einer bestimmten Zeit im Konsum - ein schöne Sammlung an Werbeplakaten
Aufbruch: | 03.07.2017 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2017 |