Zu den Burgen im Zweimuldental

Reisezeit: Juli 2017  |  von Herbert S.

Wolkenburg

Nächstes Schloß: Schloß Wolkenburg wo ein Kinderfest stattfindet, man glaubt uns aber, dass wir nicht dorthin wollen und ist mit unsrer Weigerung Eintritt zu zahlen einverstanden. Die Besichtigung des Schlosses ist nicht überwältigend, wieder einmal ist der schönste Raum fürs Standesamt reserviert. Doch zum Schluß zeigt uns die Dame im obersten Stockwerk die ehemalige Bibliothek ganz im Stil der Neogotik der Besitzer Einsiedel – nicht die gleichen wie in Gnandstein, aber wohl Verwandte.

Festsaal

Festsaal

neogotische Bibliothek

neogotische Bibliothek

Mit der zu Beginn des 12. Jh. einsetzenden zweiten Etappe der deutschen Ostkolonisation und der damit verbundenen Gebietsaufteilung - im Jahre 1017 wurde die Zwickauer Mulde Grenze zwischen den Bistümern Meißen und Merseburg - begann der Bau von Burgen, Festungen, Rittersitzen, Kirchen und Klöstern entlang der Zwickauer Mulde.
Schloss Wolkenburg wurde, vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jh., als mittelalterliche Burganlage errichtet. Es umfasst ein Areal von 75 x 50 m und bildet eine ovale und geschlossene Form.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Besitzer der Burg sehr häufig, bis 1627 der Kauf durch die Familie von Einsiedel erfolgte. Im Besitz der Grafen von Einsiedel blieb Schloss Wolkenburg bis zur Bodenreform 1945. Mit der Bodenreform ging das Schloss in das Eigentum der Gemeinde Wolkenburg über und seit dem Jahr 2000 ist die Stadt Limbach-Oberfrohna Eigentümerin der Schlossanlage.
Die größten baulichen Veränderungen erfuhr die Burg in den Jahren 1694-1700, als die Anlage zum Schloss unigebaut bzw. erweitert wurde. Im Zuge dieser Arbeiten wurde gleichzeitig der Schlosspark als Renaissancegarten angelegt.
Unter Graf Detlef Carl von Einsiedel (1737-1810) erfolgten in den Jahren 1760-1810 weitere baulichen Veränderungen. So entstanden in dieser Zeit u.a. der Festsaal im klassizistischen Stil und die im neogotischen Stil angelegte zweigeschossige Bibliothek. Gleichzeitig wurde der Park im englischen Stil umgestaltet. In dieser Phase erfolgte auch die Aufstellung zahlreicher Lauchhammer-Eisenkunstgussplastiken im Schlosspark, die technische Meisterleistungen ihrer Zeit und heute zu einem wertvollen Kulturgut geworden sind. Am 22. Mai 1848 wurde der Maler Fritz Von Uhde (Realismus-Impressionismus) im Schloss Wolkenburg geboren. -Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Schloss hauptsächlich für wohnwirtschaftliche Zwecke genützt und ist erst seit 1997 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Im gleichen Jahr begannen die aufwendigen Sanierungs - und Rekonstruktionsarbeiten, die bis heute andauern und in deren Verlauf u.a. Festsaal und Bibliothek fachgerecht restauriert wurden. Der Festsaal steht seit 2004 für standesamtliche Trauungen zur Verfugung.

Bemerkenswert ist die geschichtliche Verknüpfung mit der Gießerei in Lauchhammer, wo die schönen Eisenkunstgussfiguren entstanden sind. Der damalige Besitzer Detlef Carl Graf von Einsiedel ließ sie im 18. und 19. Jahrhundert nach antiken Vorbildern gießen.
Sie sind im Schloss zu bewundern, der eiserne Apoll von Belvedere allerdings steht im Schlosspark, während sein Marmor-Original im Vatikan zu bestaunen ist.

einschenkender Satyr - Eisen - Lauchhammer - Anf. 19. Jh.

einschenkender Satyr - Eisen - Lauchhammer - Anf. 19. Jh.

knöchelspielendes Mädchen - um 1800 - Lauchhammer - Eisenkunstguss

knöchelspielendes Mädchen - um 1800 - Lauchhammer - Eisenkunstguss

Plastik 'Hufschmied' - J.E.Böhm - vor 1872

Plastik 'Hufschmied' - J.E.Böhm - vor 1872

heiliger Martin - um 1860/1870

heiliger Martin - um 1860/1870

Um das Bauwerk wurde ein Renaissancegarten angelegt. In die steil zur Mulde abfallenden Felsen wurden Terrassen gehauen.

Im Frühjahr 2017 konnten nach vielen Jahren des Wartens endlich Kopien von 4 Eisenkunstgussplastiken im Schlosspark aufgestellt werden.

Die am Fuße des Schlosses erbaute Kirche „St. Mauritius" entstand Ende des 18. Jahrhunderts und gilt als bedeutendste und stilreinste klassizistische Dorfkirche in Sachsen. (wegen Restaurioerungsarbeiten zur Zeit nicht zugänglich)

Ein Prospekt im Schloß weist uns auf die im gleichen Ort liegende ehemalige Strumpffabrik von Herbert Esche hin, in der heute auch ein Museum mit Rundstrickmaschinen untergebracht ist.

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir lieben Schlösser und Burgen - der Freistaat hat eine SchlösserLand-Card herausgegeben, die mit 20€ für 10 Tage gültig, Zugang zu nahezu 50 Gebäuden ermöglicht. Die Freiberger und die Zwickauer Mulde vereinigen sich bei Colditz zur Vereinigten Mulde und durchfließen eine der schönsten Regionen von Sachsen. Unser Feriendomizil ist damit zentraler Ausgangspunkt zur Erkundung von ganz Sachsen, inmitten der Metropolen Dresden, Leipzig und Chemnitz.
Details:
Aufbruch: 03.07.2017
Dauer: 11 Tage
Heimkehr: 13.07.2017
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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