Zu den Burgen im Zweimuldental
Gnandstein
Nächste Station ist die Burg Gnandstein. Sie liegt hoch auf einem Bergrücken und man muß ganz schön hinaufsteigen; aber in diesem Urlaub gehört das mittlerweile zum Normalprogramm.
Burgherren auf Gnandstein
Die um 1200 gegründete Burg Gnandstein ist von Anfang an eng mit der sächsischen Geschichte verknüpft. Ihre Besitzer waren Inhaber bedeutender Ämter am wettinischen Hofe. Seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist Burg Gnandstein der Stammsitz derer von Einsiedel.
Die Einsiedels kamen vermutlich im ausgehenden 13. Jahrhundert aus der Schweiz in die meißnischen Lande und zählten bald zu den einflussreichsten Männern am Hofe der Wettiner.
Mehr als 500 Jahre hat die Familie von Einsiedel Burg Gnandstein in ihrem Besitz gehabt.
1228 werden erstmals die Brüder Conrad und Heinrich von Schladebach als Besitzer von Burg Gnandstein erwähnt.
Deren Nachkommen verlassen noch vor
1317 die Burg. Sie kommt in den Besitz der Burggrafen von Leisnig.
1333 urkundet Otto von Leisnig „zv genantstein vff dem hause".
1409 werden erstmals die Brüder Heinrich und Claus von Einsiedel auf Burg Gnandstein erwähnt.
Die Familie von Einsiedel bleibt ununterbrochen bis zum Ende des 2. Weltkrieges im Besitz von Burg Gnandstein.
Im Zuge der Bodenreform muss sie 1945 die Burg verlassen. Sie wurde Eigentum des damaligen Landes Sachsen. Nach 1952 verwaltete die Gemeinde Gnandstein den nunmehr volkseigenen Besitz.
1992 geht die Burg in das Eigentum des Freistaates Sachsen über.
Auch diese Burg ist wieder eine Museumsburg. Kurz hinter dem Eingang ist in gesonderten Räumen des Südflügels eine Zusammenstellung von Bauernschränken aus verschiedenden Jahrhunderten zu sehen. Die Ausstellung befindet sich in dem Teil des Komplexes, der von einem Kamin über alle Etagen durchzogen wird, der zur ehemaligen Küche gehörte. Leider kann man ihn nicht sehen.
Die Burgküche sorgte für Tafelfreuden
Die Versorgung der Burgbewohner musste zu jeder Zeit gesichert werden. Bei einer Belagerung entschied oft der Nahrungsmittelvorrat über Sieg oder Niederlage. Die Vorratskeller der Burg Gnandstein umfassten ca. 500m2. Daneben waren natürlich die Wasserversorgung und die Küche lebensnotwendig.
Die Burgküchen nahmen oft sehr große Ausmaße an. Auf Gnandstein erstreckte sich die Küche im gotischen Palas, dem Südflügel, über die gesamte Breite des um 1500 erbauten Gebäudes (siehe Schnittzeichnung). Die sogenannte „Schwarze Küche" hatte an zentraler Stelle einen gewaltigen Rauchfang mit darunter angeordneter Herdstelle. Hier wurde gekocht, gebraten, gebacken, geräuchert und auch warmgehalten, denn oft zogen sich die Mahlzeiten über mehrere Stunden hin.
Der Rauchfang überspannt eine Grundfläche von 5,80 m mal 4,50 m. Er wird von vier mächtigen Mauerwerksbögen getragen. Damit war die Herdstelle von beiden Seiten der Küche zugänglich. Der vollständig erhaltene Rauchfang zieht sich durch alle Geschosse und das Dach des Gebäudes. Er verjüngt sich nach oben. An diesen Schlot sind im Laufe der Jahrhunderte auch andere Heizanlagen angeschlossen worden.
Innerhalb des Rauchfanges befanden sich Stangen und Haken. Hier konnten Fleisch und Fisch zum Räuchern eingehängt werden, wenn abends das Herdfeuer nur noch glimmte. Wohlriechende Zweige und Kräuter wurden zum Würzen des Rauches auf die Glut gelegt.
Die Wasserversorgung der Küche erfolgte wahrscheinlich über einen im Brunnenhaus vorhandenen Ausgussstein. Von da aus konnte das Wasser in einer Röhre zur Küche fließen. Die Gnandsteiner Burgküche im Südflügel ist wohl eine der größten und vom Bau her besterhaltenen spätmittelalterlichen Burgküchen im Freistaat Sachsen.
Eine zweite Ausstellung ist dem Keramikmeister Feuerriegel, dem wir schon in der Frohburg begenet sind, gewidmet.
1908 erhält Kurt Feuerriegel von der sächsischen Regierung den Auftrag, einheimischen Töpfern theoretischen und praktischen Unterricht zu erteilen, um das für Sachsen so traditionsreiche Handwerk neu zu beleben. Feuerriegel lehnt sich in seinen Arbeiten an die Kunst des 16. Jahrhunderts an, um sie für eine neue Formensprache zu nutzen.
Die erhofften Wirkungen bleiben zunächst aus, da sich die Töpfer nur allmählich neuen Ideen zuwenden. Der Erfolg, der Kurt Feuerriegel auf der Brüsseler Weltausstellung 1910 zuteil wird, bestärkt ihn schließlich, sich im alten Töpferort Frohburg niederzulassen.
Zu seinen bedeutendsten Aufträgen in der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg gehört die reliefplastische Ausstattung der von 1914-1916 erbauten Deutschen Bücherei in Leipzig. In den Folgejahren hat Feuerriegel für den Grundherrn von Frohburg Friedrich Krug von Nidda und von Falkenstein mehrere Aufträge zur Ausstattung des Frohburger Schlosses mit Kaminen und Kachelöfen (s.voriges Kapitel) erhalten. Nidda von Falkenstein wird zum Förderer Kurt Feuerriegels. Auch die Gründung des Frohburger Museums ist ihm zu verdanken. Hier befindet sich ein reicher Bestand keramischer Arbeiten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und eine beachtliche Sammlung Feuerriegel - Keramik.
Zu den wichtigsten Aufgaben eines Museums gehört das Sammeln von Gegenständen aler Art. Je nach Bedeutung des Museums, seiner Größe, seiner Spezialgebiete und seiner Stellung in einer Kulturlandschaft kann es sich dabei Skulpturen, graphische Arbeiten, Gegenstände des Kunsthandels, der Technikgeschichte oder der Naturgescliichte handeln.
Das Gnadsteiner Museum biete u.a. eine Einblick in sein Schaumagazin, wo wir weitere Arbeiten von Feuerriegel, Gläser, Waffen und vieles mehr bewundern können.
Uns haben es natürlich wieder einmal zwei Jugendstilschränke angetan.
Die vierflügelige Anlage hat im westlichen Teil ein Restaurant. Im Südflügel liegt die bereits beschriebene Bauernschrankausstellung sowie der nichtzugänglich Küchenkamin. Man beginnt den Rundgang an der Ostseite.
Der Wohnturm - ältester Bau der Burg Gnandstein
Der unbekannte Wohnturm
Zu den wichtigsten Ergebnissen der 2007/2008 erfolgten bauarchäologischen Untersuchungen gehören die in diesem Raum freigelegten romanischen Mauerreste. Sie stammen aus der Zeit kurz vor oder um 1200 und gehörten zu einem bisher unbekannten Wohnturm. Dieser erhob sich in vier Geschossen über einer Grundfläche von 7,5 x 3,5m in der Südwestecke der Kernburg und ist später in die sog. Kemenate integriert worden. An ihrer Südseite hat sich ein Rundbogenfenster des Wohnturmes erhalten. Die in diesem Raum sichtbare halbrunde Nische ist wohl die Apsis (Altarnische) einer romanischen Burgkapelle. Ihr Fund kann als sensationell angesehen werden.
Der Palas - Wohnbau feudaler Adligkeit
Bauarchäologische Untersuchungen konnten nachweisen, dass der Palas der Burg Gnandstein bereits um 1220 als viergeschossiger, in allen Räumen zu beheizender Wohnbau errichtet worden ist. Reste einer romanischen Küche haben sich im ersten Geschoss erhalten. Im dritten Geschoss befindet sich der Festsaal. Seine großen Arkadenfenster zeugen von besonderem architektonischen Anspruch und dokumentieren den Repräsentationswillen seiner Erbauer. Das oberste, vierte, Geschoss war in Fachwerkbauweise ausgeführt, erst um 1386/1387 wurde diese durch massives Mauerwerk ersetzt. Die Fenster an der Südseite stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Funde belegen, dass das Satteldach ursprünglich mit farbig (ocker/grün) glasierten Ziegeln eingedeckt war.
Aufgrund seines hervorragenden Erhaltungszustandes gehört der Palas von Gnandstein nicht nur zu den bedeutendsten Zeugnissen profaner mittelalterlicher Baukunst in Sachsen, sondern er gilt auch als ein in der deutschen Burgenlandschaft seltenes Beispiel eines separaten hochmittelalterlichen Repräsentationsbaus.
Kemenate (Südflügel)
Unter Heinrich I. von Einsiedel (1435-1507) wird mit dem Bau der Burgkapelle und eines neuen, am Südhang gelegenen imposanten Wohntraktes Burg Gnandstein zu einer vierseitigen Schlossanlage erweitert Von ihrer ehemals prachtvollen Fassadengestaltung haben sich einige Reste erhalten. Die Hoffassade dieser ‚neuen Kemenate‘wurde durch einen frei stehenden, die Höhe der Dachtraufe überragenden Wendelstein bestimmt. Wendelsteine sind zentrale Treppenanlagen, von denen aus die Wohnräume der einzelnen Geschosse bequem erreicht werden konnten. Den ersten großartigen Wendelstein in der deutschen Schlossbaugeschichte lässt Arnold von Westfalen (1425/30 -1481/82) in der Albrechtsburg in Meißen (1478) errichten. Sie gilt als erstes neuzeitliches Wohnschloss in Deutschland. Vermutlich ist der zwischen 1430 und 1500 in Gnandstein tätige unbekannte Baumeister am Werk Arnolds von Westfalen geschult.
Wir beginnen mit der historischen Küche. (nicht die große im Südflügel)
Barockes Gnandstein - Die Möbel
Im 18. Jahrhundert hat sich eine vielgestaltige Möbelkultur entwickelt. Zu Jahrhundertbeginn dominieren noch schwere/ architektonische Formen. Wir finden sie vor allem an den großen, mit Säulen verzierten Schränken. Besonders wertvolle Möbel sind mit Intarsien, geschnitztem oder vergoldetem und farbigem Zierrat geschmückt. Kleine Tische dienen der Präsentation kostbarer Gerätschaften oder leisten wertvolle Dienste beim privaten Gebrauch. Kommoden und Schreibmöbel gehören zu den beliebtesten neuen Möbelgattungen.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts lösen die geschwungenen Linien des Rokoko die Formen des Jahrhundertanfangs ab.
Hinter den Mauern des Nordflügels verbirgt sich die spätgotische Kapelle, die unter der Ägide von Heinrich I. von Einsiedel Ende des 15. Jahrhunderts entstand. Die drei Altäre Marien-, Annen- und Bartholomäus-Altar ließ eben dieser für seine drei Ehefrauen schaffen.
Die farbig glasierten Fliesen sstammen aus dem 16. Jh. und wurden in einer Kohrener Töpferei hergestellt.
Als wir auf den Parkplatz zurückkehren, haben wir ein Parkprotokoll am Auto hängen, da uns vor lauter Begeisterung vollständig entgangen war, dass Parken auf dem völlig leeren Parkplatz nur mit Parkscheibe erlaubt war (statt 1€ für zwei Stunden kostet es nun 10€)!
Aufbruch: | 03.07.2017 |
Dauer: | 11 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2017 |