addicted to life

Reisezeit: April 2020 - Dezember 2021  |  von Markus Knüsel

dem sommer durch die welt folgen

time waits for no one

«time waits for no one», sang ein gewisser mick jagger im jahre 1974. ich persönlich pflege keine erinnerungen daran. logisch, da dachte meine wenigkeit oder besser gesagt meine samenzelle noch nicht daran, möglichst schnell die eizelle zu erreichen, das rennen hatte nicht einmal begonnen. und doch mehr als 40 jahre später konfrontierte mich der fakt, dass die zeit auf niemanden wartet, erneut. quasi nicht zum ersten mal. flashback!

seit meiner letzten reise hat sich bei mir einiges verändert. vor 4 jahren zum beispiel dachte ich, dass meine reiselust gestillt ist. das war auch aufrichtig gemeint gewesen und zu dieser zeit absolut richtig. ich habe seit der rückkehr einen job ausgeübt, von welchem ich vorher nie getraut habe zu glauben, dass dieser mir nur ansatzweise spass machen könnte. ich habe die magischen 40 jahre übertreten, meine wohnung endlich endgültig eingerichtet und seit zwei jahren die liebenswürdigste person mit dem namen claudia an meiner seite. also beste voraussetzungen um das leben ein bisschen ruhiger anzugehen und sich niederzulassen.

beim «ruhig» und «niederlassen» kriegte ich aber leichte zuckungen und ein unangenehmes ziehen in der bauch gegend, ich muss mich wohl geirrt haben & das möglicherweise gewaltig. das leben zu hause schien mir in den letzten monaten ein wenig zu entgleiten und komplizierter zu werden. daher versuchte ich zu schauen, wie man es wieder vereinfachen kann. ich entschied mich mit claudia zusammen einen anderen weg zu gehen als die breite masse. mir wurde einmal mehr bewusst, dass ich nur dieses eine leben habe und dass jeder tag, den ich gelebt habe, unwiderruflich vorbei ist. in mir wuchs das gefühl weggehen zu müssen, neues zu entdecken und die welt zu verändern. diese eigentlich so offensichtlich einfache erkenntnis führte zu der entscheidung – geiler scheiss – lebenshunger geweckt - ich geh wieder auf reisen!

ich bin niemand, der nach einem erreichten ziel im leben direkt dem nächsten hinterhereifert. ich glaube, dass man so nie zur ruhe kommt und auch nie wirklich glück erfahren kann. der entscheid für eine neue reise reifte nur langsam und für die detaillierte planung habe ich mir auch sehr viel zeit gelassen. einige zweifel bestanden, am ende weiss man aber nie, ob man den richtigen weg geht. allerdings wenn du bei dem, was du machst, glücklich und mit ganzem herzen dabei bist, dann kann es ja so falsch nicht sein.

wirst du die ganzen ersparnisse für einen vielleicht naiven traum in den sand setzten? hast du nicht das gefühl, mit der erneut langen auszeit im job den anschluss zu verpassen? wäre das ganze geld nicht in eine weiterbildung besser investiert? fragen über fragen standen im raum, auch teilweise aus dem umfeld. was, wenn die anderen recht haben und das nicht funktionieren wird oder ich nun meine zukunft verspielt habe? F**K OFF, ich habe null bock darauf, dass die zweifler recht haben. geld wird meiner meinung nach sowieso überbewertet. mir ist eine gute zeit viel wichtiger als das einkommen oder die job bezeichnung. mag sein, dass es sich sehr naiv anhört, aber im leben geht es nicht nur um geld, fortschritt & macht, sondern um die harmonie unter menschen und mit der natur. wenn die nicht im gleichgewicht ist, wird es schlimm enden. und wir sind auf dem besten weg dazu.

ich bin der festen überzeugung, dass reisen und die menschen, die man unterwegs trifft, die beste ausbildung für das leben sind. und abenteuer sind dort, wo man sie sucht. ausserdem lernte ich auf den bisherigen reisen mehr über mich selber als dass es mir irgendein buch je hätte beibringen können und somit kann ich auf das zertifikat am schluss getrost verzichten. die gabe weltoffener zu werden braucht schlussendlich keine schriftliche bestätigung.

ich hab’ das glück, dass beide elternteile unter uns weilen, aber logischerweise machte ich mir in den vorbereitungen häufiger gedanken über das «was wäre» oder «was könnte». was passiert, wenn ich nach der rückkehr keinen job mehr finden sollte? ich verpasse die hochzeit von einem meiner besten kumpels, bin an den runden geburtstagen nicht dabei und ich werde meine beiden patenkinder fast ein jahr nicht zu gesicht bekommen. also wieso dieser erneute schritt in die weite welt, wenn ich hier so offensichtlich alles habe, was ich brauche? die antwort ist ziemlich simpel und einfach: es ist mein leben und ich verantworte mein tun ganz alleine. schlussendlich schulde ich der gesellschaft rein nichts. in diesem punkt muss ich ziemlich egoistisch denken, denn sonst findet man immer einen grund, seine träume beiseite zu schieben. und wiederholungen & normalität sind ja bekanntlich der natürliche feind von abenteuern

fettgeilkrass – jetzt zieht es mich also tatsächlich nach südamerika. phu, spanisch lernen, nicht so mein ding. latino musik, mein gott, wieso tue ich mir das an (die üblen latino songs momentan in den charts erzeugen bei mir regelrechten brechreiz)? und dann trete ich die reise noch mit einer freundin an, eine situation die ich so auch nicht kenne, da ich mich bisher bestens als alleinreisender durch die welt geschlagen habe. aber wie heisst es so schön: you dont know, if you dont go! okay, ich habe verstanden - die challenge ist jedenfalls angenommen! und solange moral, free spirit und spass ein teil der reise sind, fühle ich mich geborgen und zu hause.

anfang april geht’s los. erster stopp: zentral amerika, genauer gesagt costa rica. danach habe ich 7 monate zeit um in buenos aires aufzukreuzen, denn von dort lasse ich mich nach afrika fliegen, wo mich mama africa mit dem nächsten safari abenteuer in einem overland truck erwartet: nairobi bis mother city kapstadt. gorillas, massai mara, serengeti, zanzibar, victoria falls, okavango delta und sossusvlei. die reise beende ich dann in meiner zweiten heimat: südafrika. willkommen im abenteuer ausserhalb der komfort zone, leider geil!

out of office – ich bin bis zur fasnacht im nächsten jahr im urlaub, weile (hoffentlich) ausserhalb jedes handy netzes - und ihr solltet es genauso machen. jetzt habt ihr mich hier wieder an der blog-backe. macht euer ding, während ich meins mache – lebenshungrig halt!

kapitel eins beende ich wie ich es begonnen habe – mit einem zitat. jedoch stammt dieses nicht mehr von einem koks rupfenden englischen sänger, sondern vom amerikanischen schriftsteller ray bradbury:

STAUNT EUCH DIE AUGEN AUS DEM KOPF UND LEBT! BEREIST DIE WELT, SIE IST FANTASTISCHER ALS JEDER TRAUM, DER IN EINER FABRIK HERGESTELLT WIRD

© Markus Knüsel, 2020
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 07.04.2020
Dauer: 20 Monate
Heimkehr: Dezember 2021
Reiseziele: Costa Rica
Schweiz
Kolumbien
Italien
Frankreich
Deutschland
Dänemark
Schweden
Der Autor
 
Markus Knüsel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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