addicted to life
golden hour
über die überfahrt nach jaco muss ich euch ja nichts mehr erzählen, das habe ich bereits im detail im letzten blog kapitel getan.
in jaco hatten wir wieder einmal einen volltreffer mit der hostelwahl getroffen. hübsches hostel mit grossem zimmer und bad. jaco selber ist nichts spezielles. zwar sind die strassen in diesem bundesstaat wieder ziemlich auf topniveau, aber die stadt selber ist bekannt als partytown, wo man neben dem sauffgelage auch noch surfen kann. aber hauptmerk war schon party. leider (oder zu unserem glück) hat covid einen strich durch die rechnung gemacht, es lief nicht viel und die clubs und bars waren teilweise komplett leer. und es war wieder sehr amerikanisch: tex-mex restaurants, texas beef steaks überall und diverse foodketten aus den vereinigten staaten. der strand war ziemlich schön, aber wie schon oft gesehen, hat man vor einiger zeit alle bäume am strand gerodet und dafür hotels so nah an den strand gebaut, dabei schlicht den schatten vergessen. guten surf und guten kaffe zu finden, war dort so etwas wie die suche nach der mutter gottes oder einfach glückssache. ich bin nie rausgepaddelt und der eiskaffee war mehr schlecht als recht.
am ersten abend sahen wir dann auch noch das üble, nächtliche gesicht von jaco: die prostitution. es gab zwar keinen offensichtlichen strassenstrich, aber in der erste kneipe, die wir für das abendessen ansteuerten, waren lauter alte, graue männer mit jungen, leicht bekleideten mädchen zu sehen. wir haben dann ein anderes, normales esslokal gesucht und gefunden.
am folgetag besuchten wir ruinen auf einem nahegelegenen hügel. die ruine stammt von einem früheren luxus hotel mit wunderschöner sicht auf die ganze stadt jaco. das hochlaufen war zwar nicht sonderlich anstrengend, aber der schweiss lief wegen der hohen luftfeuchtigkeit nur runter wie in bisher nicht gekannter form. die aussicht oben war aber herrlich und belohnte die schweisstreibende arbeit. zudem gab es dort all die graffitis, wo lokale künstler die noch übrigen wände des hotels verschönerten, hat mir sehr gut gefallen. der sonnenuntergang war wie inzwischen üblich an der pazifikküste; wunderschön – golden hour.
in jaco schafften es claudi und ich trotz hohem schutzfaktor der sonnencreme und schatten unter einer palme sonnenbrand zu kriegen. und zudem kriegte ich wieder magenprobleme, weshalb ich mir eine teure bioflorin kur verschrieb, damit ich das nicht mehr weiter mit mir tragen muss.
drei nächte jaco waren genug, zum glück hatten wir ein nettes zimmer, welches den aufenthalt aufwertete. mit dem öffentlichen bus ging es dann weiter nach manuel antonio. der bus von jaco nach quepos sollte gemäss reception um 8.30 uhr in der früh fahren, also warteten wir typisch schweizerisch schon um 8.15 uhr an der haltestelle, damit der bus dann typischerweise costa ricanisch erst um 8.55 uhr angefahren kam. die fahrt war nicht spektakulär, palmöl plantagen rechts und links. zwar nett und grün anzusehen, jedoch wurde für diese monokultur der vorhandene wald weggerodet. in quepos hatten wir trotz verspätung gleich einen anschluss. aufgrund geringerer auslastung und einem kleinen „deal“ mit dem hotel (wobei wir und auch das hotel einen vorteil hatte) kriegten wir ein luxus update. das zimmer war gross wie ein volleyballfeld mit king size bett und das klo/dusche war etwa 3x so gross wie zu hause. warmwasser dusche mit perfekten strahl. perfekter start also.
manuel antonio – also das dorf – war wie ausgestorben. kurz darauf wussten wir auch wieso. der park hatte am montag nicht geöffnet, was wir nicht wussten bzw. abgeklärt haben. aber zu unserem glück sind wir auch erst am montag angekommen. somit stand dem besuch vom nationalpark am dienstag nichts im wege. kapuziner affen und leguane interessierten die geschlossenen parktore nicht die bohne, die kriegten wir auch so im dorf zu sehen.
früh morgens machten wir uns auf in den park und beschlossen, den park ohne fremde hilfe, sprich ohne guide zu erkunden. am anfang sahen wir auch tatsächlich wenig tiere. vereinzelte vögel, schmetterlinge und brüllaffen waren am anfang das mass aller dinge. weit und breit kein faultier zu sehen. schon bald erreichten wir den wunderschönen sandstrand, der ort, welcher claudi das letzte mal nicht gefallen hatte. die affen waren dort so aufdringlich, dass sie angefaucht wurde und die affen regelrecht die touris angegriffen hatten, weil es wieder so viele volldeppen gab, welche diese tiere fütterten. und das in einer menge, dass die tiere wirkilch zu aufdringlich wurden. die parkverwaltung hat das zum glück realisiert und das system am eingang geändert. man durfte keine esswaren mehr mit sich bringen (dafür gab es ein restaurant im park, wo man sich nun verpflegen konnte) und das füttern der tiere wurde verboten. eben, dieser wunderschöne strand war nun wieder wunderschön, da keine aufdringliche affen vorhanden sind. wir machten noch eine rundwanderung mit verschiedenen schönen strandabschnitten. unterwegs trafen wir auf neugierige affen und aguilas, welche aber kein wenig aufdringlich waren.
auf dem rückweg erspähten wir dann ein faultier, gleich in der nähe vom weg. es sass gemütlich in einem astzweig und zeigte uns sogar das lächelnde, schlafende gesicht. und dann war da plötzlich noch dieses schwarze köpfchen zu sehen. mutter mit baby, der absolute wahnsinn.
dann mussten wir unser luxus resort mit privaten pool aber auch schon wieder verlassen. der bus nach quepos fuhr pünktlich los, die stunde in quepos verbrachten wir mit leute beobachten. nach erneuten 75 minuten durch palmölfelder erreichten wir dominical. dummerweise stiegen wir zu früh raus, denn wir dachten, dass der nicht ins dorf fährt. falsch gedacht. so liefen wir halt mit unserem gepäck die paar hundert meter, bis uns der bus dann wieder entgegenkam. naja, wir haken das als gym-work ab oder 1x weniger ins yoga.
das hostel in dominical lag wunderschön am ende der strasse und nur 100 meter vom strand entfernt, wo man perfekt surfen konnte. die gäste stammen 75% von frankreich oder israel, einige wenige schweizer hatte es auch. hauptsächlich wurde französisch gesprochen – logisch, der besitzer ist ein ausgewanderter franzose.
am zweiten tag lieh ich mir dann ein board - ein surfboard der schweren klasse - und surfte gleich zwei sets. die wellen waren ziemlich gut für longboards und ich hatte enormen spass da draussen. leider holte ich mir irgendwie eine rippenquetschung oder was am brustwirbel (selbstdiagnose), jedenfalls hatte ich ziemlich schmerzen in der nacht. auch den genauen hergang weiss ich nicht mehr, denke das schwere board kam mir irgendwie entgegen geflogen. surfpause war jedenfalls mal angesagt.
es gibt hier ja einige gefährliche dinge, wie wellen zu surfen, deren ich nicht gewachsen scheine, oder auch im teilweise apokalyptischen verkehr von einem atv oder auto angefahren zu werden, von einer grossen dicken schlange vernascht zu werden oder in bars abzustürzen. bisher galt costa rica für mich immer sehr friedlich und zufrieden, nie kam ich in eine bar, wo die hälfte der gäste eine ak47 umhängen hatten (die situation gab es also schon mal in afrika). aber auf einmal befanden wir uns in einer solchen kritischen situation, wo claudi und ich uns beide nicht mehr sehr wohl fühlten. was war passiert? wir chillten am eigentlich gemütlichsten ort der welt – am strand von dominical – und ich schaute dem treiben im meer zu, während claudi las. auf einmal schrien sich zwei frauen in der unmittelbarer nähe an. es ging wohl um ein business problem oder frühere streitigkeiten. die worte wurden lauter, man schrie sich an und dann plötzlich packte die eine dame (eine coco-verkäuferin) die machete und wollte sich auf die andere frau stürzen. ein mann konnte gleich noch eingreiffen und die angreifferin festhalten, sonst wäre das nicht gut ausgegangen. ein wunder, dass die eingreifende person nicht verletzt wurde, denn die wütende frau fuchtelte immer noch mit der machete rum als gäbe es kein morgen mehr. der mann nahm ihr die machete ab, damit sie nicht noch auf die idee kam die zu werfen. wir lagen rund zwei, drei meter vom treiben entfernt, also begaben wir uns zum strand, um nicht involviert zu werden. auch eine ansässige frau rief zu uns „go, go“. das entfernen der waffe trug aber nicht zum ende des kampfes bei, im gegenteil. auf einmal rangen sich die zwei frauen auf der staubstrasse, teilten sich ohrfeigen & fäuste aus und rissen sich an den haaren vom feinsten. es brauchte mehrere leute, die zwei streithühner zu trennen. der friede dauerte nicht lange, denn beide seiten boten neue leute auf und irgendwann zeigten auch diverse männer muskeln und ein grosser fight stand kurz bevor. glücklicherweise kühlten sich die gemüter nach einem im fussball-jargon bekannten „ruddelbildung“ ein wenig ab und man verzog sich kurze zeit später. die gerufene polizei erschien dann erst stunden später, obwohl die polizeistation keine 500 meter entfernt war. wir waren nur froh, ist beim macheten-einsatz nichts passiert, dass hätte schlimm enden können.
mein problem war aber, dass ich ja nicht mehr surfen konnte, da mir ja bekanntlicherweise der brustwirbel weh tat. also probierte ich es mit shoppen, aber das brachte auch keine erleichterung. lesen und zuschauen beim surfen musste meine gemütslage positiv halten. das tat es dann auch.
medizin-tagebuch eintrag am ende von dominical:
-sonnenbrand: jaco sonnenbrand auskuriert, bei mir waren es eh nur die handrücken, welche ich immer wieder vergesse – vorallem beim surfen
-durchfall – mit bioflorin besser, aber noch nicht ganz auskuriert
-brustwirbel/rippe – so lala, immer besser
-erhöhte temperatur – doch nur ein kleiner hitzeschlag
-heatrushes und schürfungen vom surfen– wunden heilen, die narben bleiben
-schulter (kalkschulter) – seit über einem jahr akut, einige wochen mitgeschleppt und seit dem surfen wie weggeblasen
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reisen & covid
eigentlich nichts neues aus dem westen. wir machen uns lediglich ein wenig gedanken, wie unsere zukunft aussehen soll nach costa rica, da es in europa noch nicht so toll ist, prüfen wir alternativen.
wir treffen immer mehr leute, die „homeoffice“ von hier aus machen. es gibt sogar solche, welche es ihrem arbeitgeber nicht gesagt haben und trotzdem über social medien aktiv sind. weiss natürlcih nicht, wie clever das ist. in dominical war es dann so, dass es gleich mehrere leute gab, welche entweder für die uni oder für einen arbeitgeber aus der ferne arbeiteten. das ist teilweise nicht so toll, denn die machen das immer an öffentlichen orten, also zum nachteil aller anderen gäste. es wird auch häufig nicht mit kopfhörer gearbeitet und so kriegen wir den ganzen tag die arbeit mit. häufig sind es dann auch noch leute, welche besonders laut sind, low-budget reisen und deshalb in einem dorm schlafen, aber unseren tisch vor unserem zimmer benutzen usw. man kriegt halt alles mit und das kann schon auch ziemlich mühsam sein. sie zapfen durch zoom das ganze wifi an und nehmen dann alles in anspruch, welches der allgemeinheit gehört. die 7-8 stunden zeitverschiebung nach europa sind da logischerweise keine grosse hilfe, die sitzungen finden hier meistens am morgen früh statt.
weiter habe ich von einem israeli erfahren, dass die situation in seinem zu hause nicht so top ist, wie dies mehrfach in unseren medien bekannt gegeben wurde. seine mutter würde sich wie viele streng orthodoxe juden nicht impfen lassen, weil diese nicht koscher ist. und so geht es wohl allen konservativen orthodoxen. also ist israel gar nicht so fortschrittlich, wie es immer angepriesen wird, da gemäss seinen aussagen auch die regierung die bevölkerung immer wieder hinhält mit der auflösung des lock downs.
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reisen & aufreger
aufreger kann ich euch nicht bieten, das beispiel fällt eher in die dumpfbacken-kategorie. deutsches pärchen, welches von dominical aus arbeitete und besonders laute teammeetings durchführt, zofft sich ziemlich oft und ziemlich öffentlich. und da wir ja deutsch verstehen, kriegen wir halt immer die volle packung mit. er ist der klassisch arrogante und selbst überschätzende charakter, welcher aber sprachlich ziemlich gut bewandt ist. zu mir meinte er ohne vorher mit mir je geredet zu haben: „dich hätte ich als einheimischer eingeschätzt, hätte nicht erwartet, dass du deutsch verstehst“ - genau, weil ich ja so offensichtlich wie ein heissblütiger latino aussehe? er behandelte seine freundin und seine geschäftspartner auf ziemlich abschätzende art und weise. ich hätte dem grossmaul schon länger das maul gestopft oder wäre dem sicherlich davon gelaufen.
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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