addicted to life
kissed by the sun
ein shuttle von santa elena nach tamarindo an die pazifikküste gab es zwar, aber mit nur zwei leuten nicht kostendeckend, also war diese option plötzlich keine option mehr. den bus um halb 5 morgens zu nehmen, der uns dann zu einer tankstelle an der panamericana bringt und dort einen bus zu erhaschen, der nach liberia fährt, war die ungünstigste option, aber alles lief darauf hinaus. bis eben rené anbot, uns um 8.30 uhr morgens zu dieser tankstelle zu fahren, da er noch niederlassungsbewilligung und passformalitäten in der nächsten grösseren stadt erledigen musste. somit hatten wir ein paar stunden busfahrt gespart.
gesagt, getan. so fuhr uns rené an die panamericana, wo wir neben der tankstelle auf einen bus warteten. wann dieser eintreffen wird, konnte uns vor ort niemand genau sagen; aber bald war der grundtenor. rund eine stunde später (oder eben bald) sassen wir dann für 2.5 stunden im bus nach liberia. die strassen waren zu beginn noch ziemlich schlecht für einen highway, aber es besserte sich bald und schau an; es gab auf einmal sogar doppelspuren. liberia war nur durchgangs busbahnhof, eine stunde pause. weitere 2.5 stunden brauchte der bus bis tamarindo, da er in jedes dorf reinfuhr, quasi s-bahn.
tamarindo - um jetzt keinen reisebericht à la lonely planet zu schreiben, fasse ich mich kurz. wo sich noch vor 20 jahren die ortsansässigen fischer müde am allerwertesten gekratzt haben, wird heute grosses surf business gemacht. surf tourismus ist für viele länder eine wichtige einnahmequelle geworden. das an sich ist ja etwas gutes, wären da nicht die begleiterscheinungen, die der tourismus generell mit sich bringt. nur was kann man machen, damit der wellen traum auch weiterhin einer bleibt und nicht zu einem surf-ballermann verkommt? jedenfalls genau dies hat tamarindo offensichtlich verpasst. luxus hotels und hotelkomplexe soweit das auge reicht, stinkig, staubig, absolut nicht mein ding.
das gebuchte hostel erwies sich aber als kleine perle, sehr nett eingerichtet und ganz wenig weg von all dem trubel und shops. lediglich die sanitären anlagen liessen zu wünschen übrig. aber egal, wir wollten da ja nicht eine ewigkeit bleiben. die sonnenuntergänge waren herrlich schön und der falafel am ersten abend hebte unsere stimmung kontinuierlich. und noch was überraschte uns. um 22 uhr war aus die maus, auch auf dem ballermann costa ricas, die covid eindämmungen werden befolgt, vielleicht auch wegen der relativ starken polizei präsenz.
tag eins in tamarindo: chillen, beach, essen, eiskaffee. tag zwei: surfen, beach, essen, eiskaffe. endlich ging ich wieder mal auf ein surfbrett, nachdem ich ein wenig das interesse beim letzten surfurlaub in portugal verloren hatte. in tamarindo gab es wellen für fortgeschrittene, aber auch für anfänger. und da ich nicht komplett anfänger war, ging ich ohne teacher raus und da war es wieder, das glücksgefühl. vielleicht auch, weil es gleich von anfang an wieder recht gut geklappt hatte und auch die wellen meinem wenigen können entsprachen. es geht mir nicht darum, eine welle auseinanderzunehmen, noch nie da gewesene tricks zu stehen oder die radikalsten tricks zu fahren. ich will einfach nicht einen kampf gegen die welle führen, sondern im flow mit der energie spielen. schafft man es, sich voll und ganz auf dieses gefühl einzulassen, dann hat man sehr viel spass da draussen. und den hatte ich definitiv.
der ozean ist in vieler hinsicht ein mein magischer ort. die grosse, unendliche, unergründliche leere, aus der alles entsprang. es ist der in meinen augen wohl kraftvollste ort, den es gibt. vor jahren verliebte ich mich ins meer. es ist ein tiefes gefühl von frieden, man fühlt sich eins mit allem. ein solch lebendiger zustand, dass es völlig ekstatisch ist. das beste am surfen ist wahrscheinlich diese ewige verbundenheit mit der jugend. man scheint nicht älter zu werden. in diesem sinne – gone surfing.
von tamarindo nach samara (weiter südlich) buchten wir einen shuttle, weil a) es diesen gab und b) mit öffentlichen verkehrsmittel wir wieder umsteigen mussten und es sonntag war, also nochmals eine stufe unsicherer. in einem shuttle trifft man dann immer auf interessante leute und vollhonks. leider waren die honks in der überzahl. da war eine kanadierin, die auf alles ein wahnsinniges „ah, thats amazing“ hervorzauberte. sie: von wo bist du? er: aus california! sie: oh thats amazing, so cool! keine ahnung was daran so amazing sein soll, aber weiter zu einem deutschen jungen, der nicht wusste, dass wir schweizer sind. der erzählte coronageschichten aus deutschland und europa, was total nicht stimmte. zum glück war ein israeli dabei, der ihm alles nicht glaubte und ihm auch zu verstehen gab. der israeli war mein hero, obwohl ich mich dann in meine musikwelt verabschiedete. der shuttle war super organisiert und an einer tankstelle wurden dann alle leute in die verschiedenen richtungen geschickt bzw. man musste den bus wechseln. unsere amazing girl fluchte ziemlich laut vor sich hin, kein wunder bei so viel gepäck. und plötzlich war nichts mehr so amazing.
samara. ein kontrast, der nicht grösser sein könnte zu tamarindo. raus aus der hektik und dem trubel aus einer rambazamba-stadt, rein in eine vergessenere welt, in der die zeit eher stehen geblieben ist. es ging darum unser hektisches tamarindo-life hinter uns zu lassen. es ging darum, einfache momente wahrer freude zu erleben und in der natur tiefen frieden zu empfingen. ganz einfach. wir haben verstanden worum es geht im leben und deshalb mehr als eine woche in samara eingeplant.
die lodge bietete yoga an, der strand war 200 meter enfernt, wo man billig boards mieten konnte und ein kalter swimming pool stand uns auch zur verfügung, zur abkühlung, wenn das meer zu warm war. meistens sah der tagesablauf so aus; yoga, frühstücken, strand, surfen, pool, abendspaziergang mit sonnenuntergang, abendessen und schlafen. aber bereits am zweiten tag änderte sich das „gewohnte“ leben bereits. denn auf dem rückweg vom abendessen wollte ich noch unbedingt einen kaffee trinken und folgende story soll gar nicht rassistisch rüberkommen, sie besteht aber aus lauter rassistischen klischees: am ersten tag in samara sprach uns eine schwarzafrikanische frau in perfekten englisch und ein wenig aufdringlich an, wir sollen doch mal ihren foodwagen besuchen; lecker kaffee und kuchen. also fiel mir das wieder auf dem nachhauseweg ein. dort angekommen sprach sie uns gleich wieder an und ihr mann erklärte dann auch gleich, was für kaffee sie haben. aufgrund meiner von stefan geschenkt gekriegten fc bayern maske wollte der besitzer dann auch noch wissen, ob ich deutscher wäre. „ne, ein schweizer bayern fan“ war meine antwort, worauf er gleich auf schweizerdeutsch antwortete und seine frau gleich auch im perfekten schweizerdeutsch einschwenkte. ich verstand die welt für wenige sekunden nicht mehr. sie erklärten uns, dass sie vor rund 3 jahren ausgewandert sind (ihren sohn dabei) und in costa rica vorhatten, ein restaurant zu eröffnen. sie haben es aber wohl ein bisschen verkackt mit den finanzen bzw. mit der suche der lokalität, weshalb sie einen kleinen wohnwagen kauften & umbauten. seither verkaufen sie schweizer brot, kaffee und kuchen. sie zeigten uns dann auch gleich, dass sie am selben morgen das schlüpfen der schildkröten miterlebt haben. also beschlossen wir uns spontan dazu, am nächsten morgen auch unser glück zu versuchen.
nach 20 minuten schlagloch slalom war noch kein ende in sicht, aber die vorfreude war extrem gross. dann machte auch nichts aus, dass wir um 4. 30 uhr in der früh aufgestanden sind. und was wir im praktisch leeren strand vorfanden, war pure glückseeligkeit: dutzende schildkröten schlüpften von unseren augen und bahnten sich ihren weg ins meer. die geier standen bereit die frischgeschlüpften dinger zu verspeisen, die gefahr der waschbären (sie fressen die eier, manchmal sogar bei der eiablage. sie warten dann hinter den schildkörten und fressen eine ganze eiablage weg) haben sie bereits überlegt. denn nur eins von 1000 gelegten eiern kommt hier wieder als ausgewachsene schildkröte zurückkehren und legt selber eier an den strand.
mein herz machte sprünge wie kaum zuvor, das war ein erlebnis der extraklasse und machte mich richtig glücklich. weniger toll fande ich eine weisse frau (also nicht einheimisch), wo meinte, sie müsse mit ihrem hund an diesem ort gassi gehen. ihr war egal auf was sie trat (bei einem tritt sterben die jungen schildkörten, da das schutzschild noch nicht hart genug ist) und der hund schnupperte auch frischfröhlich los. wie kann man so unverantwortungslos sein. ich schämte mich für die menschheit.
unsere lodge war super nett eingerichtet und ab & an kriegten wir auch tierischen besuch. ein grosser leguan trieb sich in den bäumen herum und leistete den brüllaffen gesellschaft, welche mich wenige male am morgen aus dem schlaf geschrien haben. aber es gibt schlimmeres aufwachen. auch eine begegnung mit zwei wäschbären in der küche war aufregend, etwas schlaftrunken holte ich wasser aus dem kühlschrank, als die beiden kerle den ganzen abfall auseinander nahmen. als ich mich zu nah an sie heranwagte, wurde ich angefaucht. liess mich nicht auf einen kampf ein, die können richtig gut zubeissen oder mit ihren nägel z.b. eine blechbüchse öffnen. der klügere gibt nach...
lustige geschichte gefällig? es gibt eine mehrwertsteuer von 13% auf essen in costa rica, welche immer noch auf den preis draufgeschlagen wird. anscheinend wurde die offiziell nie vom staat eingezogen. also einfach mehr gewinn für das restaurant. als dann der staat vor zwei jahren plötzlich diesen einforderungen ernsthafter nachging und alle die vat abgeben mussten, war das echo ziemlich gross, das gehe so natürlich nicht war der grundton.
in samara haben wir auch nochmals laura getroffen, also bereits das dritte mal. und schweizerisch ging es gleich am abend weiter. in samara gibt es verkäufer auf der strasse, welche einfach einen grill mitnahmen und dann putenspiesse oder burger grillierten. und zu kleinem geld verkauften. wir staunten nicht schlecht, als bei einem solchen jungen plötzlich das eurodance lied „freedom“ von dj bobo aus seinen boxen dröhnte.
ocean safari stand auf dem tagesplan. die tour war super organisiert und es hatte sogar ein corona konzept, dass man sich nicht zu nahe kam. oder besser gesagt nicht zu nahe kommen sollte, mehr dazu später. relativ schnell sahen wir rund ein dutzend gepunkteter delphine, welche teilweise vor unserem bug spielten und sprangen. die delphine zu sichten sei an diesem ort ähnlich wie in der schweiz eine bäckerei zu finden, also gleich um die ecke. dann ein paar wenige schildkröten, welche aber (zu ihrem glück) bei nahenden motorengeräusch auf tauchstation gingen. das highlight und absolut nicht zu erwartete erlebnis waren die buckelwale, welche in rund 10 – 15 meter entfernung spielten und sich vergnügten. das walbaby war voll am planschen und später gesellten sich die mutter und noch ein ausgewachsenes teil dazu. unglaublich schön, glücksgefühl pur.
auf solchen touren hast du immer solche leute dabei, bei welchen du dich fragst, wieso sie so viel geld für nichts ausgeben. die französische mutter mit ihren zwei pubertierenden mädels fiel schon beim treffpunkt negativ auf, weil sie ohne jeglichen sonnenschutz auftauchten. weder kappe noch sonnencreme dabei. staff musste ihnen aushelfen mit sonnenmilch. das tuch war vom hotel und man nahm an allen ecken des bootes platz und ignorierte gekonnt das schutzkonzept. man wollte ja immer im schatten sitzen. mutter und eine tochter konnten sich wenigstens über die wale und delphine freuen, während eine tochter sich für nichts erfreuen konnte. Erst auf dem rückweg, als es um die fotos ging, begab sie sich auf den schiffsbug und lächelte freundlich in die linse. hätte sie mal gleichen enthusiasmus bei den walen an den tag gelegt. naja...
kurz vor ende unseres aufenthaltes in samara, buchten wir noch einen kayak trip in die magroven. wir paddelten nur zu dritt den fluss entlang bis ins meer und dann bei flut wieder zurück. gesehen haben wir ganz viele vögel und ein paar brüllaffen. der guide erklärt uns unterwegs, dass im letzten jahr der fluss bei unwetter völlig ausser kontrolle geriet und dabei zwei brücken und einige häuser mitgerissen hatte. klimawandel ist auch hier nicht zu verachten.
ein anderes naturereigniss betrifft samara immer noch. im jahre 2012 bebete die erde mit 7,6 auf der richterskala. die halbinsel nicoya wurde um einen meter angehoben. der strand von samara war plötzlich wesentlich breiter und das riff, welches ein paar hundert meter vom strand die bucht vor hohem wellengang schützt, hat sich so sehr angehoben das auch bei flut sich teile des riffs aus dem wasser schaut. deshalb kriegt samara auch nicht mehr die ganzen wellen ab, weshalb es vorallem bei beginner und longboarder beliebt ist. und seither brüten die schildkröten auch teilweise nicht mehr am gleichen strand, wie sonst üblich. der guide erklärte uns, dass durch das erdbeben die meeresströmungen teilweise stark geändert haben, nach welchen sich die schildkröten orientieren.
kurz nach dem erdbeben haben die einwohner samaras fluchtartig das strandgebiet verlassen um sich auf höher gelegenen hügeln im nahen landesinneren vor einer tsunamiwelle zu schützen. diese ist jedoch ausgeblieben. die zeichen für tsunamievakuation sind aber geblieben.
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reisen & covid:
aber alles pura vida und voller liebe hier. die fallzahlen sinken in costa rica – jedoch wissen wir auch nicht wie gut hier getestet wird. maskenpflicht in bussen oder restaurants ist aber immer noch pflicht. in samara wurde die vorschriften eher schlecht als recht eingehalten, vorallem die touristen haben sich teilweise unmöglich benommen.
globetrotter hat uns über die änderungen in der schweiz informiert und stand jetzt müssen wir vor unserer rückkehr einen test vor ort machen, damit wir überhaupt ins flugzeug steigen dürfen und dann 10 tag quarantäne in der schweiz. wir sind aber tiefenentspannt deswegen, denn es vergehen ja noch zwei monate bis dahin und falls es so bleiben sollte, dann ist es halt so.
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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