addicted to life

Reisezeit: April 2020 - Dezember 2021  |  von Markus Knüsel

ein reservat für weisse

upgrade in ein treehouse

upgrade in ein treehouse

leguan - king of the beach

leguan - king of the beach

plastikmüll - sammelzeit ca. 10 minuten

plastikmüll - sammelzeit ca. 10 minuten

brüllaffe

brüllaffe

pelikan beim sturzflug

pelikan beim sturzflug

der öffentliche bus brachte uns von samara zur tankstelle am ortseingang, wo wir dann einen anderen bus nach nosara nehmen mussten. also 10 minuten busfahrt, 20 minuten warten und der bus kam. aber was war denn das, der bus war voll bis zum letzten platz, ein fahrrad lag im gepäckfach, also konnten wir unser gepäck kaum hinstellen. kurz später ergatterten wir zwei plätze hinten im bus, welche wir dann aber bald darauf wieder los wurden, da ein alter mann und eine frau mit kind einstiegen, keine der ticos (einheimischen) machte nur die anstalten, für diese personen aufzustehen. aber unsere gute kinderstube hat gelernt, dass man in solchen situationen aufstehen sollte.

im stehend schotterstrasse zu fahren ist nicht ganz einfach. doppelt frustrienden, da wir auch noch erfahren haben, dass diese strasse eigentlich geteert und fertig sein sollte. das geld wurde bereits ausbezahlt, nach nicht einmal der hälfte ging aber wegen korruption das geld aus, also blieb die strasse halt voll schotter und staub...

kurz vor nosara spricht uns ein typ im bus an, erneut weil wir auf maps me die bushaltestation suchten. nosara ist langgezogen und es gibt diverse haltestellen. der typ redet ununterbrochen von cafe de paris und wir haben keinen blassen schimmer, was er meint. sein englisch ist nicht vorhanden, unser spanisch zu schwach, sein drang uns zu helfen ununterbrochen. wir wissen aber schlicht nicht was er meint. mein navi gibt zur totalen unzeit den geist auf und lotst uns zu weit. also steigen wir auf gut glück aus und laufen ins hostel. bei diesen temperaturen kein vergnügen, aber wir meistern das bravurös. und schon bald wissen wir auch, was der typ mit cafe de paris meinte – ein hotel in nosara und eine haltestelle mit selben namen.

nosara – ein hipster surferort, den ich so nicht erwartet hätte. der angepriesene öko-tourismus und vorallem die nachhaltige erschliessung existiert hier wohl nur auf dem papier. die lukrativen wellen sind ein undurchschaubares schlachtfeld. was für surfer der westlichen welt (vorallen aus den staaten) der zugang zu wellen bedeutet, ist für die einheimische kultur der abrupte todesstoss. die unterkünfte sind masslos überteuert, man sieht kaum einheimische, es regiert das flair von bali und bohemian, die preislisten sind in us dollar, man könnte gut und gerne an einem strand in kalifornien sein, einfach ohne suit im lineup.

die amerikaner kamen mir da wie die coole alte liebenswürdige oma vor, die nie ohne stil das haus verlässt und mit allen und jedem befreundet ist. top gestylt wird das haus kaum verlassen.einen kaffee kostet gerne mal 5 us dollar, also mehr als bei uns in der schweiz. die amis haben dort längst ihr eigenes social network aufgebaut, reden über business, errichteten ihr yoga tempel, für die einheimische bevölkerung hat es fast keinen platz mehr – oder wie uns eine franzose mal gesagt hat; nosara ist ein reservat für weisse in costa rica.

in nosara ging ich nie surfen. zum einen waren die wellen für meine fähigkeiten an den meisten tagen zu hoch und mir ging auch der surf-spirit leider ein wenig verloren. während des abendlichen swells und sonnenuntergangs wurde mir diese realität bewusst. im wasser sassen zwei locals und 25 fremde, die sich verhielten, als ob sie bei sich zu hause wären. wenn sie tatsächlich da surfen wollen, dann sollen sie sich auch benehmen und die locals im wasser grüssen. das wäre ein schon sehr willkommener anfang.

ich fieberte dem nächsten highlight entgegen – ostional. wir kriegten kein gutes angebot für die fahrt (9 km fahrt für 60 dollar). deshalb kontaktierten wir luis, bei welchem wir dann auch für die nächsten drei tage nächtigten. er holte uns tatsächlich in nosara ab. da offensichtlich nicht viel in luis lodge lief, kriegten wir gleich ein upgrade ins baumhaus. brüllaffen und leguane waren erneut unsere nachbarn, ein vogel nistete bei uns im vordach. so war immer was los. kurz nach ankunft suchten wir den leeren strand auf, leguane teilten sich mit uns ein sonnenbad am schwarzen strand während die pelikane im todesgeschwader über uns flogen um später im meer mit einem sturzflug fische aus den fluten zu ziehen. aber eigentlich besuchten wir ostional nicht wegen dem schönen strand. die ankunft der schildkröten und deren eiablage stand kurz bevor. so buchten wir eine tour bei gilberto, mit welchem wir im vorfeld schon kontakt hatten, damit wir die ankunft auch wirklich zu sehen kriegten. zudem war der strand zum schutz der schildkröten (und nicht wie wir zuerst meinten wegen covid) von 6 uhr abends bis 8 uhr morgens geschlossen, wächter kontrollierten das gebiet ab. gilberto durfte als offizieller guide ab 5 uhr morgens 9 leute mitnehmen, vorher – also die nacht - war auch für ihn tabu.

halb 5 uhr in der früh auf. der weg zu gilbertos haus war eine tortour, überall bellende und knurrende hunde, welche sich dann aber schlussendlich nur als kleine schisshasen herausstellten. aber unangenehm allemal. am ersten morgen war noch eine einheimische familie mit zwei kleinen kindern dabei. leider sahen wir lediglich eine schildkröte beim „zurückkehren“ ins meer und nur wenige spuren. wir waren offensichtlich noch zu früh in ostional. danach legten wir uns nochmals zwei stunden hin, dösten vor uns her und träumten von vielen schildkröten. das dorf war auch ausgestorben, die einzige kneipe im dorf hatte geschlossen, also mussten wir im upgrade selber frühstück machen, was aber gar nicht so einfach war bei der bescheidenen auswahl im kleinen supermarkt.

die nachmittage verbrachten wir von nun an immer am strand, sammelten plastik, suchten uns abkühlung im meer, und schauten uns die wunderschönsten sonnenuntergänge an und gingen früh ins bett, damit wir das frühe aufstehen besser bewältigen konnten.

der zweite morgen bescherte uns dann die ersten ankömmlinge. same, same, halb fünf auf, hundegebelle und knurren überall, gilberto bringt uns punkt 5 uhr auf den strand. schon bald finden wir die erste schildkröte, welche gerade an der eiablage war. ich hätte weinen können, so schön. dann stresste uns gilberto weiter, zu diesem zeitpunkt unverständlich für mich. jedoch bald darauf sahen wir dutzende schildkörten an land; buddeln, eiablage, zubuddeln, rückweg. man hörte überall das schaufeln, das stöhnen, das klopfen. reges treiben überall am strand und man musste gewaltig aufpassen, dass man nicht im weg stand, denn schildkröten brauchen halt etwas mehr zeit, um dir aus dem weg zu gehen, also machten wir doch einfach einen schritt zur seite. schliesslich haben die dinger eben zwischen 100 bis 110 eier abgelegt inkl. buddeln und zubuddeln. wahnsinnsjob der gepanzerten kröten. wahnsinnsgefühle bei mir.

in der hochsaison stranden in ostianal an wenigen tagen 25 tausend schildkörten. da der platz begrenzt ist (7km breit), führt dies zwangsläufig dazu, dass die schildkröten unabsichtlich nester ihrer vorgängerinnen ausgraben. die lokale bevölkerung erhielt deshalb die offizielle erlaubnis, an den ersten beiden morgen jeder massenankunft die eier an einem begrenzten strandabschnitt legal zu entnehmen und dies gemeinsam zu verkaufen. aus sicht des umweltschutes führt dies dazu, dass mehr jungtiere gesund schlüpfen. auf sozialer ebene ist der kontrollierte verkauf der eier zu einer legalen einnahmequelle für die bewohner des dorfes geworden, die damit in den schutz der schildkröten eingbunden sind. die nachfolgenden eier werden von turtle organisationen ebenfalls ausgebuddelt und in ein grosses käfig gebracht plus wieder vergraben. man schützt die eier vor den herumstreunenden hunden. wieder einmal ein von mensch gemachtes problem. die hunde können ganze nester fressen und zerstören. die geier dagegen sind die natürlichen feinde, vorallem beim schlüpfen der babys. bei der eiablage räumen die geier nur auf, sie fressen die offenen eier, aber können nicht an die verbudelten eier ran.

tag zwei; dösen, beach, plastik sammeln, abkühlung, yoga, lesen, sonnenuntergang, frühes schlafen. und hoppla, da war noch was anderes. auf einmal war der strand voll mit lokalen leuten. sie räumten den strand auf, entfernten das treibholz, welches für die schildkröten nur in die quere kam. schön zu sehen, dass die lokale bevölkerung an einem strang zieht mit den organisation, gutes beispiel für ein miteinander statt ein gegeneinander.

wir buchten den dritten tag in folge bei gilberto, obwohl wir schon am tag 2 die geballte ladung schildkröten erhalten hatten. denn danach fühlt man sich lebendiger als nach der fehlzündung einer pistole von dem eigenen gesicht. arrival = hut ab und absolute awesome (einem solchen erreignis darf man durchaus awesome nennen). die schildkröten brauchten uns eine art dauerhafte gute-laune-fabrik in unser leben. wir wussten aber auch, dass uns am dritten tag eine andere situation erwartete, denn nun war der arrival offiziell und plötzlich war das verschlafene dorf nicht mehr so verschlafen. touris überall, mehr dazu siehe unten.

am dritten tag waren wir dann mit einer grossen gruppe unterwegs, es war aber trotz dem grösseren menschenaufkommen wieder ein wow-erlebnis der sonderklasse. ich könnte glaube ich nie genug davon kriegen. diese kröten haben nicht erst jetzt mein herz erobert, aber die ankunft und das schlüpfen hier in costa rica nochmals bekräftigt.

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reisen & covid

covid ist an der pazifikküste nicht mehr so ein aktuelles thema, war es auch wohl nie. denn die grossen fälle waren in san jose und nicht hier an der küste. in gewissen hostels lässt man den gästen die entscheidung, ob man maske tragen will oder nicht. und ihr könnt euch denken, für welchen weg sich die gäste meist entscheiden.

in ostional hat covid auswirkungen auf die volontiers. die fehlen nämlich zu hauf und somit können die schildkröten zurzeit auch schlechter geschützt werden. schön zu sehen, dass ein grossteil der bevölkerung dem projekt trotzdem weiter behilflich ist und die organisation unterstützt.

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reisen & aufreger

warum denn immer gleich sachlich werden, wenn es auch persönlich geht (andre heller) - ich wurde schon mehrfach angefragt, wieso ich mich immer so über idioten aufrege und die reise nicht einfach geniesse. zuerst möchte ich klarstellen, dass das schöne diese ignoranten und idioten tausendmal überwiegt. also bitte entschuldigt, wenn das ein bisschen falsch rübergekommen ist. die, welche meine bisherigen reiseblogs verfolgt haben, wissen eventuell auch, dass dies eine art meines schreibens ist. aber ich habe mir überlegt, dass ich in diesem blogkapitel das unterkapitel „reisen & aufreger“ einmalig hinzufüge, denn ich möchte die „täter“ in folgende unterkategorien beschreiben, damit man mich in zukunft ein bisschen besser einschätzen kann, wann fand ich etwas lustig, idiotisch und wann habe ich mich aufgeregt. als grundbasis für die auflistung nehme ich ostional.

honks und idioten: englisches paar aus london am arrival ohne masken, obwohl alle anderen eine anhatten. er interessierte sich keine bohne für die schildkröten, weil seine gedanken wohl beim verpassten surf waren. sie war wenigstens ansatzweise bei der sache.
fazit: warum machen solche leute solche touren und wieso halten sie sich nicht an die regeln in einem fremden land. gerade als briten sollten die ja gebrannte kinder sein.

aufregefaktor: hoch

die besserwisser: ältere deutsche touristin in unserer stammkneipe in ostional. ziemlich abschätzige äusserungen, nachdem man ihr erklärt hatte, dass das gas ausgewechselt werden muss, also wartezeit von 20 minuten bis zum essen. ihre meinung dazu; „also meine erfahrung hier in costa rica bedeutet das, 40-45 minuten, keine ahnung ob ich hier essen möchte...“
fazit: nörgeler gibt es wie sand am meer, also einfach ignorieren und gut is...
aufregfaktor: gering, eher belustigend

die dummen: costa ricanerin welche beinahe in eine schildkröte glaufen ist, welche hinter ihr bei der eiablage war. alles in allem stellte sie sich generell einfach ein bisschen tollpatschig an
fazit: wird nicht mit absicht gemacht und tollpatschig kann ich auch in gewissen situationen sein
aufregfaktor: sehr gering

tik tok und instagram: strand ostional, 7km lange einsamkeit, sonnenuntergang. wir sitzen seit einer weile da, da kommt eine familie angerauscht und stellt sich direkt vor uns hin, um dann tausend gestellte fotos zu machen. oder wir stehen im halbkreis vor der schildkröte, der guide hat sogar ein wenig den sand weggenommen damit jede/r die eiablage sehen kann. er richtet seinen roten strahl der taschenlampe auf den hintern der schildkröte, damit alle ihre video oder fotos machen können. zwei costa ricanerinnen (unter anderem die tollpatische costa ricanerin von oben) nehmen sich aus dem halbkreis raus und stellen sich direkt vor mich und claudia.
fazit: instagram erlaubt offensichtlich alles, jedoch immer auf kosten von anderen. ich habe das gefühl, das hat auch nicht immer mit fehlender intelligenz zu tun, hier fehlt einfach der anstand oder das gefühl für mitmenschen in ihrer narzistischen eitelkeit.
aufregfaktor: noch zu hoch, schwierig zu senken. sehr schwierig sogar. so, sarkasmus jetzt mal in bubble wrap gepackt und zur seite gesteckt werden

eiablage

eiablage

whats up buddy?

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zurück ins meer

zurück ins meer

© Markus Knüsel, 2020
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Die Reise
 
Worum geht's?:
dem sommer durch die welt folgen
Details:
Aufbruch: 07.04.2020
Dauer: 20 Monate
Heimkehr: Dezember 2021
Reiseziele: Costa Rica
Schweiz
Kolumbien
Italien
Frankreich
Deutschland
Dänemark
Schweden
Der Autor
 
Markus Knüsel berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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