addicted to life
paradies ohne palmen
uns zog es bereits wieder weiter, etwa 160 kilometer nördlich zu den grössten sanddünen des europäischen festlandes. nach einigen mautstellen und ganz guten autobahnteilen kamen wir kurz vor der ausfahrt in einen stau, welcher sich aber nicht ganz so schlimm herausstellte. unser zeltplatz lag direkt an den dünen mit direktem zugang. mit einem teller pasta gestärkt gingen wir die dutzenden treppenstufen hoch, danach liefen wir im sand weiter bis ganz nach oben. an der dünenspitze erwartete uns ein super schöner ausblick über das meer. ein halbes hundert gleitschirmflieger genossen die gute thermik und überhaupt, einfach nur chillige augenblicke oben auf dieser düne. herrlich.
am frühen abend packten wir noch die velos aus und fuhren rund 10 kilometer hoch an der küste entlang. leider keine so gute idee, denn die küste war mit häuser zugezimmert. strand gab es auch keinen, war ebenfalls zugemauert. wenigstens waren es sehr schöne häuser – meistens ferienhäuser - aber auch einfach nur schade, dass da die natur weggebaut wurde. wir fanden ebenfalls keine gute kneipe, also kauften wir uns ein super leckeres eis, fuhren zurück zum zeltplatz.
und es regnete wieder. zwar kümmerte mich das nicht die bohne während der nacht (schlief bis 9 uhr morgens), aber das zusammenräumen bei vollpisse ist einfach nicht so mein ding. wir fuhren direkt nach bordeaux rein, ziel war der ehemalige u-boot bunker. im zweiten weltkrieg bauten die deutschen invasoren in frankreich 5 submarine basenen, unter anderem in bordeaux, in der flussmündung. erst seit kurzem kann man diesen beton bunker besuchen und kriegt neben geschichtlichen leben auch volle menge kultur mit. zurzeit ist dort eine lichtshow zu sehen, welche die betonbauten mit bilder von monet oder renard projezieren. die ganze show dauert rund eine stunde und es war absolut hammer. was vom schönsten, was ich je gesehen habe. die geschichte vom zweiten weltkrieg interessiert mich schon immer und ich wollte eigentlich den u-boot bunker in la rochelle besuchen, weil ich ein grosser „das boot“ serienfan bin. aber der bunker in la rochelle ist nicht öffentlich, weshalb ich mich für bordeaux entschied und absolut nichts bereue.
da es immer noch auf teufel komm raus regnete, entschieden wir nicht in bordeaux zu bleiben. wir fuhren direkt nach la rochelle, wo wir uns dann zwei nächte gönnten. der zeltplatz war nicht sonderklasse, aber für unsere bedürfnisse genügte dieser allemal: nahe am stadtzentrum und keine reservation nötig. nach dem essen ging unsere erste kleine erkundungstour los und auch die sonne lugte auf einmal hinter den wolken hervor, weshalb wir noch eine tolle abendkulisse geniessen durften.
regen, regen und nochmals regen. es regnete fast die ganze nacht hindurch, auch am morgen schüttete es mehr oder weniger. also schliefen wir aus, lagen noch ein bisschen im bett und nahmen uns ein fettes frühstück gemütlich ein (während dem schreiben schiesst harris das 1-0 gegen frankreich). wir gingen die tipps und den reiseführer durch und planten unsere nächsten tage. gegen mittag wurde der himmel heller und wir wagten einen versuch – erfolgreich. wir besichtigten die stadt mit ihren türmen, kirchen und das bunker museum, dieses aber auch nur von aussen. zu mittag genehmigte ich mir wieder mal eine schüssel muscheln. den rückweg fiel dann auch wieder ins wasser, wir konnten aber gerade noch in einem restaurant unterstehen. der abend war dann wieder verregnet und wir assen erneut im bus und schauten die europameisterschaft im fussball (steht immer noch 1-0 für die schweiz) hopp schwiiz!
das aufstehen war trotz regen einfacher, denn wir verfolgten den match bis um mitternacht. ist schön wenn hier in frankreich zattoo funktioniert und wir den match ein paar sekunden früher sehen als unsere mitbewohner auf dem zeltplatz. gestern geschehen, sie wussten also von unserem jubel schon, dass sommer den ball gehalten hat. auf einmal war gespenstige ruhe und als ich zum zähne putzen nochmals in den regen raus ging, war nirgends mehr licht zu sehen. aber eben, das wetter spielte immer noch nicht nach unserem gusto und somit mussten wir erneut alles bei pisse abbauen, nass einpacken und mit scheibenwischer an losfahren. wir bahnten uns den weg nach norden, besser gesagt nach guerande. und je nördlicher wir kamen, desto besser wurde das wetter die fahrt war eigentlich nichts besonderes, totaler normaler wahnsinn auf den französischen strassen... ist ja so ne sache, ohne licht auto zu fahren. aber dann gibt es solche, die tun es auch bei regen. dann gibt es noch solche, die tun es bei regen und auf der autobahn bei 130 sachen. vollidioten alles und es gibt nicht wenige davon. und dann hauptsache 1 meter vor der schnauze wieder rein drücken... schon den ersten happigen steinschlag gekriegt, wir werden die frontscheibe zu hause reparieren lassen müssen.
eben wir waren in guerande und das ist mehr wegen dem meersalz bekannt. wir besuchten die salzgärten, welche durch die gezeiten zwei mal am tag geflutet werden. irgendwann im sommer dann kristalisiert sich das salz aufgrund sonne und wind. der salzbauer „erntet“ dann quasi das salz mit einem speziellen schieber und schon fertig ist das klasse meersalz. dauert nur ein jahr – deshalb auch so sauteuer.
nun waren wir definitiv im lande von asterix und obelix angekommen, dazu aber später. bis wir dort hinkamen, brauchte es ziemlich nerven, welche ich manchmal beinahe verlor. die fahrt zu den steinreihen von carnac führte uns durch nebenstrassen und durch idyllische dörfer, aber auch auf schlechten strassen mit stark auffahrenden einheimischen. später auf der autobahn hatten wir sicherlich ein halb dutzend staus oder stockenden verkehr. nein, nicht wegen unfällen sondern aus dem einfachen grund: ausfahrten. im letzten moment die spur wechseln, am besten gleich drei auf einmal, damit man noch die ausfahrt über die durchgezogene linie kriegt, das sind die vorlieben der franzosen. aber eben, wir hatten ja heute ein date mit den steinreihen von carnac. diese steinformationen wurden zwischen dem fünten und dritten jahrtausend vor christus errichtet. diese aufgerichteten steine, die in komplexen mustern auf einem grossen und sorgfältig ausgewählten gebiet aneinander gereit sind, haben ihren genauen zweck und sinn noch nicht offenbart. aber die wissenschaftler sind dran...
der zeltplatz in quiberon am abend versüsste uns dann den tag, direkt am meer und mit wahnsinns ausblick. vor dem restaurant standen eine gruppe älterer damen und herren beim bodgiaspielen, die einem miss-marple-film entspringen zu sein schienen. dann wusste man endgültig, dass da ein wenig das raum-zeit-kontinuum gestört war. aber war hübsch anzusehen.
bei strahlend schönem wetter erkundeten wir die halbinsel quiberon von süden bis norden und dazu die vor dem atlantik geschützte ostküste wie auch die tobende atlantikseite, welche aber heute ihre liebliche seite zeigte. ich war hin und weg von dieser gegend. das fing schon mit super netten häuser an, die karge aber auch liebliche landschaft, die vielen felsen, das klare meer, die wunderschöne fauna und zu allerletzt die herzliche art, welche die bretagne haben kann, wenn das wetter stimmt.
einzig das städtchen quiberon gefiel mir nicht wirklich, zu touristisch, zu hypstermässig. auch zu viele leute vor ort. der rest der halbinsel – einfach nur hammer! den abend verbrachten wir nochmals am meer und genossen die sonne und das gespiegelte licht im meer. lebe den moment, erneuter regen war im anmarsch.
nach einer angenehm warmer nacht erwartete uns ein richtig schöner morgen. nochmals genossen wir während dem frühstück den wunderschönen ausblick aufs meer. schon bald waren wir wieder auf den strassen bretaniens unterwegs. und dabei fielen mir erneut die vielen autos mit einem roten a in einem weissen kreis auf, welcher auf der rückscheibe des autos hing. also googelte ich mal das rauf und runter. und kam auf die seite eines möchtegern komikers mit dem namen heiko, der nämlich folgendes schrieb: „das a soll soviel wie anfänger oder auch mehr rücksicht nehmen heissen.“ dann noch der nachtrag „in der regel von frauen und jungen menschen genutzt.“ also im ersten moment musste ich laut drauf loslachen, dass jemand die eier hat sowas zu schreiben und zu veröffentlichen. aber dann merkte ich, dass dies heiko's voller ernst war. krass, hat der noch nie eine gefedert gekriegt wegen solchen diskriminierenden aussagen. dann gab es aber noch einen weiteren zusatz von heiko, wo ich ihm beipflichten musste: „kein wunder, hier braucht man keine achterbahnen. einfach als beifahrer neben einem franzosen sitzen und staunen...“. oder dann einfach selber auf französischen autobahnen fahren, der blanke horror!
wir fuhren also richtung leuchtturm in penmarch mit dem für frankreich komischen namen eckmühl. mit fast 65 meter höhe ist er einer der höchsten seiner art in europa und sichert eine der gefährlichsten küstenabschnitte frankreichs. der turm ist bis auf ca. 100 kilometer reichweite sichtbar. wir gingen nun die rund 300 treppen hoch und meine knie zitterten ein wenig wie elvis presley. oben hatten wir einen perfekten ausblick über das dorf und den ozean. oben waren wir alleine, die touristen blieben immer noch ein wenig aus, bis dann wohl die sommerferien in einer woche beginnen. beim runtersteigen kamen uns dann ein paar leute entgegeben. eine ältere stöhnte so laut, würde gut als pornofilm durchgehen. nach einer mittagspause vor dem turm am meer, nahmen wir noch die restlichen 50 kilometer in angriff. ziel war das ende der welt mit dem namen point du raz. zum glück lotste uns das navi durch die dörfer und an bauernhöfen vorbei, einfach himmlisch. so kann autofahren was wunderschönes sein. der zeltplatz war etwa 5 kilometer vom dead end und lag schön bei einem bauernhof. super nett eingerichtet und ruhig. während wir kochten, assen und den schweiz vs spanien match guckten, begann leider die regenzeit. somit entschieden wir uns, die kargen küsten erst am kommenden tag anzuschauen.
und wie wir uns gut entschieden hatten. in der nacht regnete es wieder einmal und auch das frühstück brachen wir draussen ab und assen im bus fertig. mit regenjacke bewaffnet machten wir uns bereits um 10 uhr auf, den point du raz zu erkunden. der regengott war uns dieses mal aber holde, wir kriegten kein feucht mehr zu spüren und der wind an den kliffen war auch noch total aushaltbar. die landschaft flashte mich von der ersten sekunde an, die kliffen, die wellen, die vögel aber vorallem die wunderschönen blumen. wie die bei dieser garsten witterung vor ort so schöne farben produzieren können, ein rätsel. nach jeder ecke kam noch eine schönere ecke zum vorschein. es gibt nicht so viele flecken erde, welche mich so beeindruckt haben. wir fuhren dann mit unserem bus einen küstenabschnitt mit dem namen baie des trépasses ab, weil wir dort was futtern wollten. vor ort sahen wir dann ziemlich viele camper, surfer und surfbretter. wir futterten also etwas und über uns brach der regen ein. zum glück aber nur kurz, dann konnte ich den surfer ein bisschen zugucken. da wäre ich bei eigenem board und anzug auch raus gegangen, aber es gab da nicht mal einen verleih oder was ähnliches. einzig ein hotel und der parkpaltz dazu, sonst nix. wir fuhren dann noch an den point de van. diese gegend glich dann derer vom morgen, aber die kliffen waren noch krasser und steiler. gegen frühen abend fuhren wir dann noch eine stunde weiter nach crozon, ebenfalls eine halbinsel und wir waren sehr gespannt, was diese gegend uns schönes bringen würde.
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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