addicted to life
fotos, weed, kokain & tausend fragen
san augustin ist bekannt für die zahlreichen mit einfachsten werkzeugen hergestellten felsskulpturen und mystischen figuren, die in der zeit von 100 bis 1200 nach christus erschaffen wurden. der archäologische park ist ein unesco weltkulturerbe. wir nahmen den bus zum park eingang und liefen dann die verschiedenen skulpturen ab. gewisse waren noch super erhalten, gewisse weniger. teilweise konnte man kaum noch was erkennen. auch die grabstätten waren noch sehr gut erhalten. in der präkolumbianer zeit war das gebiet von indigenen völkern bewohnt und diese hatten dort ihre verstorbenen leute beerdigt und die gräber mit den skulpturen verziert. die zwei stunden in park vergingen wie im fluge. wieder zurück im hostel verpflegten wir uns und gingen dann auch gleich zu fuss weiter an zwei weitere grabstätten mit dem namen el tablon und la chaquira. unterwegs wurde ich erneut von einem hund attakiert und auch die wanderung zu den beiden grabstätten war gar nichts schönes. el tablon war ähnlich wie im park, la chaquira lag etwas abseits & war eher bildhauereien in steine. was mich am meisten beeindruckte war die aussicht ins tal und die wasserfälle, die steilen hänge und die kaffeeplantagen an den abgelegensten ecken. das war traumhaft, die beiden grabstätten waren nur so mittelmässig.
weitere archäologische stätten erwarteten uns am nächsten tag. die waren aber nicht zu fuss erreichbar, da abgelegen. also buchten wir eine jeep tour. kurz vor halb 9 holte uns ein älterer herr ab und im jeep sass bereits eine französin. wir fuhren noch eine weitere lodge an, wo man uns erklärte, dass wir noch 5 minuten zu warten hätten. wieso wussten wir nicht, also redeten wir gemütlich mit der französin über gott und f##k covid, während ein paar relaxed neben uns frühstückte. wir wussten ja nicht, dass wir auf diese zwei dumpfbacken warten mussten. eine halbe stunde später stiegen sie zu uns in den wagen, keine anstalten von entschuldigung oder danke fürs warten. oje, das kann heiter werden. ob ihrs glaubt oder nicht, dieses einheimische paar hatte ein partneroutfit an, sprich auf seinem t-shirt stand: zusammen & 20. und bei ihr: seit & 21. und wenn sie nebeneinander standen, stand da: zusammen seit 2021. wow, wie originell. sie waren jedenfalls mächtig stolz auf sich und ihre tshirts, lediglich eine oder zwei nummer grösser hätten beide vertragen können.
sie platzierten sich hinter uns im jeep und die nächsten 7 stunden hörten wir folgende geräusche: sein geschnatter, ihre übertriebenen lacher, schmatzen, küsse (wie man ein baby küsst beim windeln wechseln), kaugummi aufblasen und platzen lassen, mit der musik singen, mit der musik summen, mit der musik klatschen und ihr geschnatter. und das in der endlosschlaufe. logischerweise waren sie auch die einzigen, welche keine maske dabei hatten, aber eben, das sind wir uns inzwischen gewohnt. der erste stopp war ein naturschauspiel, wo der reissende fluss rio magdalena sich in zwei meter breite und etwa 20 meter tiefe schlucht zusammenquetscht. herrlich zu sehen, wie die reissenden fluten plötzlich ganz langsam & zahm an uns vorbei schlängelten bis sie danach wieder tosende fluten wurden. das kolumbianische paar legte eine fotosession sondergleichen ein. tief luft holen, brustkasten raus, bauch rein und linkes bein vorne, dann rechts und dann vom seitlichen profil. das alles mal je alleine, und noch zusammen.
der zweite und dritte stopp waren dann wieder indigene grabstätten. dort schoss der kolumbianer aber defintiv den vogel ab. für ein foto stieg er über die abschrankungen und stand neben einer mehreren jahrhundert alten statue & legte seinen arm über dessen schulter. ich habe immer gedacht, wer macht solche sachen oder schreibt/kratzt/meisselt was in/an historische sachen? heute kriegte ich die antwort. ein wärter hat das mitgekriegt und war drauf und dran ihn aus dem park zu schmeissen. die zweite grabstätte war dann für die beiden ende gelände mit fotografieren, sah in ihren augen ja eh alles gleich aus, also telefonierten sie mit der halben verwandschaft. nach einem mittagessen in san josé de isnos mussten wir wiederum auf die zwei warten, weil sie a) ein ladekabel für ihr mobile besorgen mussten und b) sie noch einige telefonate erledigen wollten. als sie dann endlich alles erledigt hatten, meinte er noch zu claudi, ob sie sich nicht in die sonne stehen wolle, damit sie nicht so bleich sei. hätten wir das gleich umgekehrt zu ihm gesagt (dass er sich vielleicht eincremen sollte, weil er sonst noch schwarzer werden würde), wäre wohl die rassismus debatte erst recht logegangen...
endlich fuhren wir weiter zu einem wunderschönen wasserfall. dieser ergoss sich ins tal und die aussicht war himmlisch. man konnte dort auch diverse fun sportarten machen wie etwa zip-lining über das tal und wasserfall. es gab auch einige aussichtspunkte mit gutem blick auf die fälle. und man konnte auch für wenig geld einen gang rauslaufen, wo alles inkl. boden aus glas war. dies hatte es unserem pärchen angetan. erneute fotosession war angesagt. sie alleine, er alleine, zusammen stehend, zusammen sitzend, er räckelnd, sie räckelnd, wie im bett liegend, mal ganz cool kniend, heidi klum hätte wohl gerade heraus gekotzt. da lassen sie tausend fotos vor diesem wasserfall machen, welche wohl nie mehr angeschaut werden. ich bin ja diesbezüglich auch nicht fotogen, aber ich lass mich wenigstens auch nicht ununterbrochen gestellt vor etwas ablichten. es dreht ja auch keiner ein porno mit einem 10cm dödel, oder?
so kamen die beiden irgendwann wieder zum auto zurück, wo wir und die französin bereits rund 45 minuten gelangweilt auf die beiden gewartet hatten. sie fragte uns dann so nebenbei listo? = ready? als wir das auto bestiegen. wir hätten sie am liebsten den abhang runtergeschmissen...
jedenfalls war das dann der schlusspunkt des jeep ausflug, man brachte uns zurück ins hostel und wir verabschiedeten uns von der kleinen gruppe. zum glück begegneten wir bisher noch nicht so vielen selbstsüchtigen einheimischen.
busfahrten hinterlassen ja immer wieder die unglaublichsten geschichten. so auch auch auf dem weg von san augustin ins rund 200 km entfernte neiva. wir buchten am vortag ein ticket, welches auf san augustin-neiva ausgestellt war, jedoch sagte man uns dann, dass wir zuerst mit einem shuttle zu einem busbahnhof fahren müssen und dort umsteigen. etwas irritiert machen wir das. der shuttle war aber ein toyota pickup, unser gepäck hatte nur noch auf dem dach platz und claudi vorne, ich hinten links. hinten rechts war eine alte dame, die hustete was das zeug hielt, die maske zwar an, aber falsch. neben mir sass ihr sohn (ohne maske natürlich), also entschied ich kurzerhand das fenster runter zu lassen, damit die luft zirkulation besser war. die beiden hatten natürlich nicht freude über den fahrtwind, aber die hatte ich bei ihrem corona auftreten auch nicht gehabt. der fahrer war juan-pablo montoya mässig drauf, super speed und immer gut den schlaglöcher ausweichend. dieses zick-zack fahren erzeugte sicherlich 10x einen fast frontal zusammenstoss. kein tolles gefühl, wenn es keine sicherheitsgurten im auto hat. nach etwa einer stunde erreichten wir den busbahnhof, unser nicht angebundenes gepäck war auch noch da. wir bestiegen den sprinter-bus nach neiva. es waren lediglich zwei weitere personen im bus, der eine herr hatte einen radio mit speaker um den hals gebunden gehabt und latino schlager vom feinsten angehört. nebenbei hörte aber auch der fahrer radio, logischerweise einen anderen sender, das war ziemlich mühsam. also musste spotify herhalten und zwar anti latino musik. die fahrt war rasant, er fuhr nochmals schneller als der pick-up fahrer vorher, absoluter horror. bisher wurde mir ja nie schlecht, auch nicht auf den holperstrassen in den anden, aber an diesem nachmittag wurde mir richtig übel. gut, wir verloren auch massiv an höhe und das wetter war ebenfalls auf einmal sehr schwül und warm, vielleicht lag es auch daran. der bus füllte sich auch immer mehr und zu allem überfluss schmiss der radiomann dann auch noch seinen ganzen essens abfall (styropor box und plastik besteck) aus dem fenster, als wir einen fluss überquerten. honk!
von neiva mussten wir dann ein taxi nehmen, das hostel lag am anderen ende der stadt. also dritter fahrer und der war dann der absolute knaller. sein taxi war klein wie ne bohne, er war noch fast grün hinter den ohren und hatte keine ahnung wohin wir wollten. kaum losgefahren (unser gepäck vorne auf der fahrerseite, wir hinten sitzend) fragte er einen anderen taxifahrer nach dem weg. das half aber nur bedingt, denn schon bald musste er wieder nachfragen und wie er das machte. auf dem highway fuhr er auf höhe eines anderen taxis und schrie ihm über unser gepäck hinweg zu. dabei bemerkte er das motorrad zwischen uns und dem anderen taxi nicht und nur mit viel glück entgingen wir einem unfall. der andere taxifahrer laberte etwas zurück, unser taxifahrer verstand es aber nicht also fuhr er weiter ohne ahnung. claudi gab ihm daraufhin ihr handy mit offener maps me app, damit er sich wieder orientieren konnte. er hatte aber mehr spass an der deutschen navigierungssprache als dem navigationsgerät selbst. mein gott, es wollte nicht mehr enden. er guckte aufs mobile, lachte dann wieder, drehte sich zu uns um und überfuhr fast jemand und immer so weiter. fakt ist aber, wir erreichten das hostel unbeschadet, eigentlich ein wunder.
nach einem reichhaltigen frühstück fuhren wir mit dem besitzer des hostels namens fabian und einem iren namens rees richtung tatacoa wüste. diese private tour führte uns zuerst durch niemandsland, bis wir den national park erreichten und gleich tief in den park hinein fuhren. dort trafen wir auf senior miguel, einen älteren herr mit machete und cowboy hut. und sein gesicht war gezeichnet von der vielen sonne, stahlblaue augen und ein herzliches lächeln, er erinnerte mich ein wenig an terence hill. miguel führte uns durch sein gebiet, die graue wüste des tatacoa gebietes. wir liefen bei 36 grad praller sonne die verschieden canyons hoch und runter, bestaunten die drei verschiedenen kakteenarten und die verschiedenen flussläufe, welche natürlich in einer wüste ausgetrocknet waren. immer auf der hut vor schlangen oder spinnen, welche diese bedingungen lieben. mittagsessen gab es auch bei senior miguel: suppe, reis mit bohnen, spiegelei und salat. saulecker! dann fuhren wir zu einem swimmingpool. genau, mitten in einer wüste gab es eine abkühlung in form eines pools und die kam genau zum richtigen zeitpunkt. weiter ging es danach zu der roten wüste, welche komplett anders aussah. die zweistündige wanderung war dann nicht mehr so anstrengend wie am mittag, da dank wolken die sonne nicht mehr so erbarmungslos niederprasselte. rees nahm vom ganzen tag schaden davon, seine beine waren knallrot und die abdrücke der hosen uns socken sahen lustig aus, hatte was von „wo ist walter“, wobei rees das wohl nicht so lustig fand. den sonnenuntergang beobachteten wir während wir zu viert viel erzählten und lachten. als es dunkel wurde, suchten wir die sternwarte auf, in welcher man eine tour machen konnte. die sterne sollten in der wüste super schön zu beobachten sein. leider verhinderten die wolken dieses unternehmen. wir fuhren daraufhin zurück nach neiva, ein langer tag beendeten wir mit einer wohlverdienten dusche.
und dann trat matthias aus deutschland in unser leben. also besser gesagt, er drängte sich in unser leben. ein 63 jähriger hippie, der aus berlin kommt, st. pauli fan ist, punk, sexuelle orientierung undefinierbar und gezeichnet von drogen. ein alter seebär mit dem look eines schwergewichts-weltmeisters aus dem letzten jahrhundert. er habe alles versucht, lsd, pilze, marihuana und auch schaman medizin mit dem namen ayahuasca. hier in südamerika, was ihm aber schlecht eingefahren sei und deswegen ziemlich depressiv wurde. er liebe aber kokain und wolle in san augustin einen bauern treffen, wo er sein eigenes koks „ernten“ könne, so jedenfalls hat er sich bei uns am vortag am abend vorgestellt. und durch seine drogenvergangenheit wurde er auch sehr vergesslich und sein gleichgewicht hatte er auch schaden genommen. er konnte die gleiche frage ohne schlechtes gewissen 20 mal an einem tag stellen, am folgenden tag dann erneut 20 mal. saunetter kerl, aber er redete ununterbrochen, ohne luft zu holen, immer weiter... ich nenne matthias nachfolgend nur noch dm = drogen mättu.
also wir machten eine zweite geführte tour mit fabian. leider war ihm das auto am vortag abgelegen, weshalb uns sein nachbar fuhr, jedoch begleitete fabian uns, das heisst claudi, mich und dm. dm hatte gefragt, ob er sich uns anschliessen dürfe. also fuhren wir los, rund ne stunde und erreichten eine kleine farm. dort führte uns der sohn des besitzers zu den nahegelegenen wasserfällen und wasserlöchern. zeurst gab es einen sprung vom felsen, welcher mir nicht so behagte. besonders nicht in trübes wasser, aber ich überwand mich und sprang sogar zweimal. sprung erledigt. dann ging es weiter in ein wasserloch, wo man unter einer unterirdischen höhle hindurch tauchen musste und dann ein wunderschöner wasserfall vorfand. herrlich. höhlentauchen erledigt. danach gab es verschiedene wasserlöcher, wo man sich gemütlich hinsetzten und sich vom fluss erfrischen lassen konnte. ebenfalls erledigt. ach ja, und was machte dm? dieser quaselte ununterbrochen im auto, auf dem weg zu den wasserfällen, an den wasserfällen, unter den wasserfällen, selbst als er tauchte hatte ich das gefühl, dass er sprach.
zurück in der farm, kriegten wir erneut leckeres lokales essen, dm haute sich noch zwei bier rein, somit war sein redefluss am maximum angelangt, hofften wir zumindest. die weiterfahrt zum nächsten spot genossen wir dann so richtig, denn dm döste tatsächlich ein und auf einmal war stille im auto. ach genossen wir diesen moment.
wir erreichten einen see, weckten dm, bestiegen ein kanu, paddelten los und sahen viele vögel, darunter auch eine insel voll mit nisteten vögel. wunderschön anzusehen. auch vereinzelte schildkröten waren im see, aber die tauchten meistens runter, bevor wir sie zu gesicht bekamen. zurück an land erfrischten wir uns noch für eine weile im pool und beobachteten die schildkröten. ah ja, was machte dm inzwischen? genau; er redete. auf dem kayak, im pool, beim kaffee trinken. eigentlich immer. er hatte es auch gut drauf, immer dazwischen zu reden. und immer wieder die gleichen fragen, mein gott... zu allem übel döste dm auf der rückfahrt nicht wieder ein, weshalb die fragestunde dann weiter ging. jedenfalls habe ich seit heute eine wichtige erkenntnis: leute, finger weg von drogen! aber der tag war trotz einseitiger konversation super schön.
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reisen & covid
ehrlich gesagt meisterten wir bisher die f##k covid regeln in kolumbien sehr gut. wir hatten ja ziemlich angst in medellin, als überall die lockdowns kamen. unser glück war, dass nur die grossstädte davon betroffen waren und wir diese entweder mieden oder dann nicht am weekend anfuhren. ausser in santa marta mussten wir nie vor dem scheiss virus flüchten. somit konnten wir kolumbien ziemlich gut handeln. über die verhalten der einheimischen und touristen möchte ich keine weiteren worte verlieren, da habe ich schon alles darüber gesagt.
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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