addicted to life
moments of truth
also nach dem picks war vor der weiterreise. die erste impfung war nichts besonderes, zwar schmerzte der oberarm ein wenig, etwa so wie bei einer starkrampfimpfung und ich fühlte mich ein bisschen träge, aber sonst alles in ordnung. nach kurzweiligen 3 tagen zu hause und den üblichen sprüchen wie „oh, du bist gar nicht so braun“ (ich mag stundenlanges liegen an der sonne nicht, hasse sonnenbrand und beim surfen habe ich meistens sonnenschutz oder neo an) oder „na, erzähl, wie wars?“ (genau für das schreibe ich eigentlich diesen blog) ging es dann wieder weiter mit dem ziel frankreich oder besser gesagt die atlanktikküste frankreichs.
frankreich spaltet ja die meinung ein wenig. es wird geliebt oder gehasst. anders als portugal, das eigentlich jeder nett findet. doch frankreich ist kompliziert. seine bewohner und ihre kultur erscheinen manchmal verschlossen und zickig. wir packten dennoch unseren herbie erneut und los ging es richtung genf. ausser dass es sauheiss war gab es nichts spezielles zu berichten. kurz nach lausanne genehmigten wir uns eine essenspause auf einem rastplatz. und was war denn das? 8 polizisten (oder besser gesagt grenzwächter, aber so auf die schnelle konnte ich das nicht unterscheiden) waren da und ein schäferhund der richtig nervös umherlief. zwei beamte nahmen einen mercedes mit italienischem kennzeichen auseinander, weitere zwei beobachten (wohl) die zwei italienischen insassen, zwei sprangen dem hund hinterher und die restlichen zwei machten eine gute gattung und standen herum. für unterhaltung während dem mittagsmahl war also reichlich gesorgt. schlussendlich wurde aber nichts gefunden und die zwei italiener zogen von dannen.
der grenzübertritt war dann ein wenig lächerlich. wir liessen uns wie vorgeschrieben testen und auch registrierten wir uns auf einer homepage, wie uns gesagt wurde. an der grenze war dann aber einfach kein franzose vor ort. und es machte auch den anschein, dass dies seit monaten nicht mehr der fall war. kurz nach der grenze - in annency - machten wir dann nach 300 kilometer den ersten stopp in frankreich und suchten einen zeltplatz ein bisschen oberhalb der stadt auf. komischerweise war dieser fast rappelvoll, was uns ziemlich komisch vorkam, nur mit glück ergatterten wir einen platz, weil herbie doch im vergleich zu den anderen ungetümern relativ klein war.
gleich nach der ankunft packten wir unsere velos und heizten den hügel runter und besichtigten die stadt mit den kirchen, schlössern und dem wunderbaren see. ein nahendes gewitter brachte uns dann wieder zurück zum zeltplatz, wo wir neben zwei älteren zürchern den camping platz teilten. sie erzählten uns dann auch, dass in annency am folgenden tag ein festival statt findet und der zeltplatz deshalb so ausgebucht ist. ach so, gut im voraus zu wissen. ach ja, das gewitter war weniger schlimm als befürchtet.
der nächste tag bescherte uns etwa 340 km auf den französischen strassen. zuerst noch auf einer angenehmen autobahn, später dann die hauptverkehrsachse richtung süden (marseille) oder dann spanien (barcelona). die strasse war dort geflutet mit lastwagen, kein schönes bild. aber da mussten wir nun durch, wenn wir möglichst bald am atlantik sein wollten. nach einem kurzen mittags picknick auf einer raststätte ohne polizei erreichten wir einen vorort von avignon am nachmittag. der zeltplatz lag ziemlich schön im wald und die grossen bäume spendeten schatten in dieser sauhitze. und genau dieses hitze machte mich die ersten tage in frankreich total fertig, ich war so was von müde am abend, mammamia.
neuer tag, neues glück. aber die sauhitze war immer noch da, wenigstens war es in der nacht erfrischend angenehm. wir besuchten die stadt avignon mit den fahrrädern. nur 5 kilometer vom zeltplatz entfernt, jedoch schon nach wenigen metern schwenkte claudi aus und wir besuchten noch das dörfchen vor avignon. gegen mittag dann erreichten wir die weltberühmte brücke von avignon oder das, was noch davon übrig blieb. den nahgelegenen papstpalast und die kathedrale von avignon fanden wir auch gleich ohne zu suchen, die waren so riesig. richtig imposant das ganze. kaum vorstellbar, dass mal ein papst dort wohnte und nicht in rom. nach dem kulturellen sightseeing konzentrierten wir uns auf das shoppen und essen in den gassen der altstadt. jedoch verlor ich die lust und konzentration dazu relativ schnell, weshalb ich mich der fussball euro widmete und claudi die gassen unsicher machte. lange gesichter gab es, schliesslich war es keine wahnsinns-vorstellung der equipe tricolor gegen die ungaren. naja. nach dem spiel radelten wir wieder zurück zum zeltplatz und liessen den abend gemütlich ausklingen.
schlechtes wetter führte uns durch den nächsten tag. wir fuhren die strecke von avignon nach toulouse bei teilweise ziemlich starken regenfällen. glücklicherweise war es wieder einmal sonntag, weshalb es kaum lastwagen auf den strassen hatte und somit die schlechte sicht und das fahren generell angenehmer war. bereits um 14 uhr erreichten wir einen vorort von toulouse, denn dort erwartete uns arthur und seine frau mariana und die süsse kleine tochter luisa. claudi lernte arthur vor einigen jahren in canada kennen und man traf sich immer wieder. so auch in toulouse, was eigentlich ein richtiger zufall war. arthur wie auch mariana besitzen den brasilianischen passport, zogen aber vor kurzer zeit nach frankreich und toulouse war auf unserem weg an den atlantik kein grosser umweg. satte 4.5 stunden verquatschten wir uns und leider verging die zeit viel zu schnell. eiligst mussten wir zum zeltplatz fahren, denn am sonntag wurden die tore früher geschlossen. wir kriegten aber noch einen platz.
auf toulouse down town hatte ich keinen bock, auf stümisches wetter an der atlantikküste jedoch claudi weniger, also beschlossen wir einen mittel-lösung: lourdes. und ja genau, lourdes dieser christliche wallfahrtsort in den ausläufern der pyrenäen. der legende nach soll dort einem jungen mädchen die mutter gottes maria erschienen sein. es gibt da eine grotte, wo heiliges wasser aus einer quelle sprudelt und man das heilige wasser entnehmen kann (trinken oder als weihwasser nach hause nehmen). wir haben lourdes nicht wegen christlichem gedankengut ausgesucht und ganz ehrlich fühlte ich mich teilweise auch nicht ganz wohl vor ort.
aufgrund covid war die ganze grotte und kathedrale auch für monate geschlossen gewesen und wir fanden nur wenige leute vor. gemäss recherchen soll lourdes nach paris die zweitmeisten touristen von ganz frankreich beherbergen. davon fühlten wir gar nichts und nur vereinzelt sahen wir nonnen oder kapuziner. wir durften sogar unsere drahtesel am eingangstor anketten mit erlaubnis der security. die kirche und die grotte gefielen mir ziemlich gut, das ganze war gar nicht so pompös wie erwartet, die ganze stimmung bereitete mir aber ein wenig mehr mühe. um niemanden zu nahe zu treten – das wasser war erfrischend zum trinken, ich habe auch für diejenigen in meinem umfeld einen schluck getrunken, welche gotteshilfe im moment viel nötiger haben als ich, aber das ganze drum & dran war mir ech zu viel. aber wem diese rituale spirituelle kraft gibt, für diejenigen ist das eine tolle sache.
neben dem wallfahrtsort lourdes gab es in diesem ort aber auch einige möglichkeiten, die umgebung mit dem fahrrad oder zu fuss zu erkunden. wir kombinierten das ganze. wir fuhren mit den velos zu einem see, welchen wir dann zu fuss umrundeten. der see hiess wie der ort: lac de lourdes und war ziemlich schön. der weg führte aber meistens durch oder an einem golfplatz entlang und die aussicht auf den see war auch nicht immer gegeben. jedoch richtig schöner spaziergang durch wälder und nette bauernhäuser, machte grossen spass. am nachmittag erreichte uns eine regenfront und wir waren zum glück genügend schnell zu hause, der entscheid mit dem velo zum see und zurück zu fahren war offensichtlich nicht die dümmste entscheidung gewesen. den rest vom tag verbrachten wir aber mit hangen im bus, lesen und blog schreiben. hat nicht so toll spass gemacht, denn es haute teilweise schön richtig runter. es schüttete die ganze nacht durch, manchmal hatte ich das gefühl, dass petrus meine worte oben falsch zu intepretieren wusste...
heftiger regen erwartete uns auch am nächsten morgen. das frühstück fand im bus statt und das zusammenpacken machte auch schon mehr spass. der weg führte uns an die atlantikküste, nach biarritz genauer gesagt. noch immer schüttete es ununterbrochen runter, manchmal so heftig, mehr als 80 stundenkilometer auf der autobahn lag nicht drin. biarritz erwartete uns mit – genau – regen. und heftigem wind. das ganze wurde noch ungemütlicher, weil der wind den regen senkrecht werden liess und wir so auch von unten noch nass wurden. wir beschlossen trotzdem noch an den strand zu laufen und dem meer hallo zu sagen. die wellen waren krass wild und hoch, der wind fegte uns fast von der anhöhe und die höchsten gefahren fahnen waren draussen, also nix schwimmen, nix surfen. wir setzten uns in ein strandkaffee und (vorallem ich) schaute den wilden wellen zu wie ein kleinkind. und ich wurde fast seekrank, kein scherz. den abend verbrachten wir mit fussball euro gucken im bus und dem regen ertragen.
der liebe petrus hatte uns wohl definitiv auf dem wecker. die ganze nacht regnete es durch, am morgen auch und immer schön wind dazu. unsere wetter app sagte schon lange besserung voraus, die wollte einfach nicht eintreten. man stelle sich vor, selbst ich zog mir lange hosen an und dazu noch einen hoody, eine jacke und die regenjacke drüber. ich meinte es also ernst. wie ein clown angezogen liefen wir dann richtung biarritz, der küste entlang. am anfang stürmte es richtig unschön, aber schon bald lugte eine blaue wolke hervor. besserung in sicht. schon bald war meine winterausrüstung für die katz , denn wenn die sonne sich zeigte, waren schnell mal 20 grad auf dem thermometer, also schwitzte ich mir einen ab und trug jacken mit mir rum, welche ich wirklich nicht brauchte. aber was solls, biarritz gefiel mir ziemlich gut. zwar ein bisschen jetset leben und viel geld auf einer seite (das gefiel mir nicht so gut), aber auch ein netter fischerhafen oder dann die anderen, eher alternativen quartiere. wir verbrachten den ganzen nachmittag in der stadt, auf dem nachhause weg war dann kaum noch eine wolke zu sehen. also setzten wir uns ans meer, nachdem wir die skiausrüstung nach hause brachten und genossen die sonne, die warmen temperaturen und sammelten fleissig müll ein. am tag zuvor verbreitete der ort noch eine weltuntergangsstimmung und ein meer, welches ich selten so rauh gesehen habe. heute war das meer praktisch flach. nicht mal an surfen war zu denken, keine halbe meter dinger, welche am strand brachen. jaja, der atlantik ist manchmal schon eine hure der mutter natur.
nach einem kurzen nachtessen im bus gingen wir zum sonnenuntergang um fast 22 uhr an den strand. da hatte es dann schon mehr surfer draussen gehabt, das ergebnis war das gleiche wie am nachmittag, keine wirklich surfbare wellen.
wir fuhren am nächsten tag nur etwa 20 kilometer weiter nördlich nach hossegor. dieser ort ist jeweils ein stopp auf der world surf league und ich wollte diesen spot schon immer mal „live“ sehen. die fahrt dort hin hätte man auch den weg der tausend kreisel bschreiben können. einfache kreisel, doppel kreisel, ovale kreisel, kreisel mit rotlichter vor den einfahrten, kreisel mit rotlichtern im kreisel, alles was das herz begehrte. jedenfalls schafften wir die tortour und erreichten den zeltplatz in einem vorort von hossegor. das wetter spielte auch wieder mit, also sattelten wir unsere drahtesel und fuhren direkt zum meer. flach, einfach nur flach. flächer als flach sogar. auf der surfapp erfuhr ich dann, dass die ganze nächste woche so flach sein sollte. mir taten all die surfer leid, welche auf dem parkplatz vor dem meer campten und nicht raus konnten. wir fuhren ein bisschen weiter in den norden und parkten die velos bei den dünen, welche wir dann gleich abliefen und zu einem weiteren strandabschnitt kamen, wo es ganz viele bunker aus dem zweiten weltkrieg hatte. oder besser gesagt, noch das was übrig geblieben ist. komischerweise waren die betonklötze noch gut erhalten, aber lagen kreuz und quer im wasser, teilweise schon ziemlich stark unter wasser. diverse umwelteinflüsse wie der anstieg der weltmeere oder auch der sandabbau für das bauen, hatte die ganzen dünen abgetragen, da auch keine pflanzen mehr nachwuchsen, wurde das ganze sehr unstabil. da die bunker in die dünen gebaut wurden, fielen sie runter und durch den anstieg des meeres katapultiert es die immer mehr in den ozean.
im city center von hossegor bewegten wir uns danach auch noch, ein traum von einer stadt. richtig gemütlich und angenehm, chilliger und surfiger smooth. wäre ein guter ort den lebensabend ausklingen zu lassen.
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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