addicted to life
pura vida
die vögel beginnen gerade erst ihre lieder anzustimmen, als meine augen schon lange offen sind. es ist der jetleg und vielleicht auch die aufregung über das, was noch kommen mag. der bus holte uns um 6.30 uhr ab, da war ich schon 2.5 stunden wach. wir fuhren im regen und nebel richtung karibik küste und erreichten im verlaufe des morgens den bootssteeg. das boot wartete bereits, voll mit lauten und trinkenden costa ricaner, es war wochenende und man zog aufs lande raus für bisschen party. unsere lodge für die nächsten 4 nächte lag etwas ausserhalb des dorfes, idyllisch inmitten vom regenwald. rana roja – der name der lodge – ist der name des giftpfeilfrosches, welche dort zu tausend herumhüpften. es erwartete uns eine hütte auf stelzen und natur pur. total gibt es dort drei resort, zwei waren aber geschlossen. wir sind die meiste zeit die einzigen gäste aller drei resorts.
ein alter ventilator drehte sich über meinem kopf und schneidet sich durch feucht und tropische luft, die so dicht und schwer ist, dass es mir vorkommt, ihr gewicht auf meinen schultern spüren zu können. schweissperlen rinnen unablässig über mein gesicht und natülich klebt mein shirt bei jeder bewegung an meiner haut. kaum setze ich einen fuss vor die tür, werde ich von moskitos gefressen. aber hey, noch einige tage zuvor hatte ich mir den allerwertesten fast abgefroren.
während die ganze welt seine augenäpfel auf dem computerbildschirmen nach corona neuigkeiten festklebt, haben wir eine bootsafari unternommen, ohne zu wissen was in der weiten welt so abgeht. und das ist auch gut so. der zuerst nicht auf unsere anfragen antwortete inhaber der lodge stellte sich schnell als äusserst hilfsreiche person heraus. sein kumpel alexis holte uns am nächsten tag mit dem boot ab und beim gemeinsamen frühstück vorher erklärte er uns, dass er seit märz praktisch keinen auftrag mehr als guide hatte und somit bei seinen eltern auf dem bauernhof half.
alexis' wissen war phänomenal und er hatte auch in der zwangspause nichts seiner kenntnis verloren. dutzende vögel, schildkröten, kaimane, leguane, brüllaffen, eidechsen und einen tucan, alles was der dschungel so hergibt. hightlight: eine kaimanmutter mit 4 jungen, zwei auf ihrem rücken.
abends unternahmen wir dann gleich noch eine tour mit alexis, dabei suchten wir aber vorallem frösche und kröten. speziell machten wir uns auf die suche nach dem red eye frog, welcher rot leuchtende augen hat. wir hatten sogar glück und fanden den auf dem areal der lodge. die auswahl dieser unterkunft stellte sich eh immer mehr zum glücksfall heraus. da die anlage komplett „uns“ gehörte, konnten wir unsere eigene safari immer in totaler ruhe, zu fuss und ohne andere leute erledigen. klammeraffen, mönchsaffen, tukane, papageien, eine boa, viele frösche und echsen, wenigen meter von unserer hütte entfernt.
nur einmal fuhren wir mit dem taxiboot in die stadt. hätten wir nicht mit dem bootsführer ausgemacht in 6 stunden wieder abgeholt zu werden, ich wäre wohl 5 minuten später wieder zurück zur lodge gefahren. heiss, stinkig, laut, miefend, voll mit hundekot, ein ort des grauens. ja was machen wir nun die 6 stunden in diesem nest? wir genehmigten uns zuerst einen frischen mangosaft in einer lauten latino bar und legten uns einen schlachtplan zurecht. wir liefen zum meer, welches parallel zum fluss verläuft. es erwartete uns schwarzer sand und ein strand der besser bekannt ist für die schildkröten, welche hier ihre eier legen. leider erst in ein paar wochen. schwimmen darf man übrigens im ozean leider auch nicht, da die gefährlichen strömungen einem schnell aufs offene karibische meer ziehen könnten. im fluss hat es krokodile, also dort auch nichts mit baden & planschen. totale luftfeuchtigkeit, hochschwül und sich nicht abkühlen können, dieser fleck der erde wäre nix für mich.
danach besuchten wir noch das turtle museum und das brachte mir dann die gute laune wieder zurück. dort entdeckten wir auch noch laut kreischende papageien. zusammen mit dem super leckeren nachtessen waren das gar nicht mehr so beschissene 6 stunden gewesen.
bereits der letzte tag in diesem paradies brach an und diesen tag verbrachten wir wieder mit dschungelwanderung und am nachmittag mit alexis und dem lodgebesitzer. zuerst wanderten wir mit alexis den hill tortuguero hoch, rund 400 treppen auf ein plateau, von wo man über den ganzen urwald sehen kann. auch die geringen abstände zwischen meer und fluss konnte man sehr gut erkennen. klammeraffen, fledermäuse, schmetterlinge, ameisenstrassen und diverse vögel waren noch on top. beim runtersteigen kamen uns diverse lokale leute entgegen und die schnauften wie dampfloken, mussten pausen einlegen usw. bei einigen sogar schon nach ca. 40 treppen. ohne schutzmasken wohlverstanden.
der inhaber der lodge organisierte im ort mit dem namen san francisco (unterhalb vom hill) ein lokales essen im privaten ambiente. habe selten einen solch guten fisch gegessen. vorher haben wir auch noch das dorf besucht und dabei gefühlte 80% kinder ausfindig gemacht. in dieser grenzregion kommen viele leute von nigaracua zum arbeiten nach costa rica und hausen in wellblech hütten, aber ein grosser led-tv steht im wohnzimmer. man probiert die jugendlichen durch projekte von den drogen fern zu halten (haben einen boxkampf auf der strasse erlebt mit richtigen boxhandschuhen, aber ohne kopfschutz. prompt hat der eine kämpfer einen zahn verloren). aufgefallen sind uns aber auch viele junge frauen (also eigentlich noch kinder), welche bereits kinder haben. ein teufelskreis in dieser konstellation.
die rückfahrt zur lodge war herrlich schön, mit vielen sternen, da keine lichtquelle weit und breit. zurück in der lodge bemerkten wir, dass jemand in unserem zimmer war und dass claudis ohrringe fehlen. eiligst prüften wir unsere wertsachen, aber alles war da. lediglich die bananen chips fehlten. kapuzineraffen sind in unser heim eingebrochen und die ohrringe wohl per zufall runtergeworfen. ja so läuft das im dschungel!
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reisen & covid. gleich nachdem wir angekommen sind, hat costa rica die bestimmungen verschärft. in nationalparks dürfen nur noch 20% der normalen werte (leute) eingelassen werden und es herrscht maskenpflicht. restaurants dürfen nur noch bis 22 uhr offen halten. davon haben wir nicht viel bemerkt, da wir schlicht und einfach vorher schon wieder zurück sind. costa rica ist aber diesbezüglich super organisiert und die restaurants machen alle toll mit. wir wissen nicht, ob wir dies reisetechnisch positiv beurteilen sollen. klar, wir können reisen ohne grosse pläne, wenn wir einen tag irgendwo länger bleiben möchten, ist immer ein zimmer frei, was sonst nicht möglich wäre wegen ausbuchungen und solcher dinge. häufig sind wir die einzigen leute vor ort und haben crew plus guides für uns alleine. die kehrseite: gute restaurants oder hostels, welche im lonley planet als sehr gut beschrieben werden, haben gar nicht geöffnet. und häufig sind die homepages nicht akuell, also wir wissen oft nicht, ob und wann die busse fahren. grenzübertritte nach panama zum beispiel sind nicht möglich, da wir sonst in die quarantäne müssten. es ist ein wenig ein abwägen und ein herausfinden, aber grundsätzlich ist es einfach nur schön, sind diese wunderschönen spots hier nicht überlaufen oder geschlossen sind.
angeschwemmter müll - war schon länger unterwegs und wohl nicht von costa rica. die strände sind sonst sehr sauber
Aufbruch: | 07.04.2020 |
Dauer: | 20 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2021 |
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