Mein Mittel gegen Fernweh - einmal um die Welt
Malaysia - Borneo: Gipfelsturm zum Mount Kinabalu
Hi ihr da draussen...
Nee, ich bin immer noch nicht verschollen. Aber ihr habt schon recht... Es wird mal wieder allerhoechste Zeit fuer einen anhaltenden Schreibschub. Von einem Live-Reisebericht kann man hier ja schon lange nicht mehr sprechen. Habe gerade mit Schrecken feststellen muessen, dass ich schon einen ganzen Monat im Rueckstand bin. Aber ich gebe mir die allergroesste Muehe diesen unhaltbaren Zustand so schnell wie moeglich zu verbessern...!! Also dann mal los...
30.05.06
Nachdem wir unsere Kiauaner verabschiedet hatten, wurden wir zum Hauptquartier des Mount Kinabalu Nationalpark gefahren, wo wir den ganzen Tag tun und lassen konnten, wonach uns gerade war - bei den meisten hiess das Hochzeits-Kater ausschlafen .
Als wir die Zimmer zugeteilt bekamen, gabs erstmal eine Riesen-Ueberraschung. Diesmal keine Mehrbettzimmer mit Stockbetten, sondern richtige Luxus-Suiten. 2-stoeckig, Wohnzimmer mit Couch zum reinfallen und nicht mehr aufstehen, Fernseher, DVD mit einigen Filmen zur Auswahl, morderne Musikanlage, Panoramafenster mit Blick auf den Park, grosse Terasse, riesiges bequemes Bett mit 12!!! Kissen und - das erstemal auf meiner Reise - eine Badewanne. Aber das ist noch nicht alles... ich hatte dieses ganze Reich fuer mich alleine!! Ihr koennt euch vielleicht vorstellen, dass ich mich den ganzen Tag keinen Millimeter aus meinem Zimmer bewegt habe. Ein wenig Luxus zu geniessen nach 4 und wohl noch 8 weiteren Backpacker-Monaten war einfach zu verlockend. Und schliesslich musste ich mich doch auch noch mental auf den naechsten anstrengenden Tag vorbereiten...!!
Um 9 Uhr morgens ging's los. Es blieb uns ueberlassen ob wir entlang des ueblichen Summit-Trails oder ueber den 2 Kilometer laengeren Mesilau-Trail gehen wollten, auf welchem angeblich viel weniger Leute anzutreffen waren und der durch die schoenere Landschaft fuehrte. Alle (ausser Sportskanone Nadia) waren sofort Feuer und Flamme fuer diese Alternative. Der normale Weg war doch schon kein Zuckerschlecken, aber noch freiwillig zusaetzliche 3 Stunden anhaengen...?? Ich sah mich schon den Berg hochkriechen... ! Aber gegen das Argument der anderen mich notfalls den Berg hochzutragen, konnte ich dann doch nichts mehr entgegensetzen und ein grausamer Muskelkater war mir sowieso schon sicher - ob 2000 Meter mehr oder weniger...
Von Suze und Piege sahen wir bald nur noch ein Staubwoelkchen, da diese losstuermten wie Speedy Gonzales. Auch das 'Mittelfeld' war mir noch eine Spur zu schnell unterwegs - ja, ja, von wegen mich den Berg hochtragen.... So bildete ich zusammen mit Soppinggi und Andy, der am Tag zuvor auf einen Nagel getreten und mir deshalb nicht auch noch humpelnd davonstuermen konnte, das Schlusslichtlein.
Obwohl wir ganz nach Soppinggi's Lieblingsmotto "no hurry, no worry" in einem einigermassen gemuetlichen Tempo unterwegs waren, wurde es von Meter zu Meter anstrengender. Die meiste Zeit ging es ueber hohe Stufen steil aufwaerts und auf laengere flache Abschnitte hofften wir vergeblich. Alle 500 Meter gab es ein Schild das einem die bereits zurueckgelegte Strecke anzeigte. Es war zum Verzweifeln... zum einen war es jedesmal eine Erleichterung zu wissen wieder 500 Meter geschafft zu haben, andererseits war es ziemlich deprimierend festzustellen wie lange man dafuer gebraucht hatte. Allerdings war das ganze rundherum wirklich wunderschoen, obwohl ich zugeben muss, dass ich die meiste Zeit darauf konzentriert war nicht ueber die naechste Baumwurzel zu stolpern !
Als ich schon kurz davor war einen Sitz-Streik einzulegen, war es zu sehen... das gelbe Dach der Huette Laban Rata, unserem 1. Etappenziel auf 3272 Metern Hoehe. Halleluja !!!
Ab 2500 Metern Hoehe waren wir komplett von Nebel eingehuellt...
...was die ganze Szenerie ziemlich mystisch erscheinen liess!!
In Laban Rata gab's schon mal einen kleinen Vorausblick auf unseren "Spaziergang" zum Gipfel am naechsten Tag...
Sonnenuntergang von unsererm Nachtlager!
Da es hier oben ausser essen und schlafen nicht viel zu tun gab, vertrieben wir uns den Abend mit Kartenspielen - eingepackt in Wollmuetze und Schal. Da wir den ganzen Tag in Bewegung waren, fiel uns erst jetzt auf wie kalt es eingentlich war. So richtig ungemuetlich wurde es dann aber erst in der Nacht. Die Temperatur fiel fast auf den Gefrierpunkt - Brrrrrrrr...!!! Das war fuer mich nach 4 Monaten um die 30 Grad die reinste Folter. Ich hab mich in voller Montur ins Bett gelegt und mich unter 4 Wolldecken verkrochen. Habe mir aber trotzdem fast meinen A.... abgefroren ! Ich war deshalb auch nicht sonderlich boese als wir um 2 Uhr morgens schon wieder aus den Federn geholt wurden um es bis zum Sonnenaufgang zum Gipfel zu schaffen. Ausgeruestet mit Taschenlampen stolperten wir verschlafen durch die eisige Nacht. Dieser Teil war noch eine Spur anstrengender als der erste Tag. Je hoeher wir kamen, desto steiler und rutschiger wurde es. An manchen Stellen konnte man sich nur mit Hilfe eines Seiles ueber die glatten Felsen hochziehen. Dass sich unsere Beine vom Tag davor noch nicht wirklich erholt hatten, machte das Ganze auch nicht einfacher. Diesmal haetten sie mich wirklich fast tragen muessen... ! Aber sobald wir auf dem Gipfel angekommen waren, war diese ganze Plagerei auf einen Schlag vergessen. Ich glaube jetzt kann ich jeden Bergsteiger verstehen, der suechtig nach solchen Gipfelstuermen ist. Es war einfach ein unbeschreiblich geniales Gefuehl. Das Grinsen wollte nicht mehr aus meinem Gesicht verschwinden - als ob ich irgendeine Happy-Pille verschluckt haette . Einfach nur dazusitzen und der Sonne dabei zuzusehen wie sie langsam das ganze Land erhellt und den Blick darauf freigibt war einfach wunderschoen. Ich wollte gar nicht mehr da weg. Wenn es nicht so eisig kalt gewesen waere, waere ich wohl noch stundenlang dort oben gesessen. Aber so musste auch ich mich nach etwa einer Stunde der Kaelte beugen und den Abstieg antreten.
Nach unten ging's dann ploetzlich Ruck-Zuck. Alle wollten nur so schnell wie moeglich vom Berg runter um sich irgendwo hinzuwerfen, alle Viere von sich zu strecken und sich die naechsten Stunden keinen Millimeter mehr zu bewegen !!
Jipiiiieeeee - geschafft...!! 4095 Meter zum Low's Peak...
...gerade noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang!!
Blick auf die umliegenden Gipfel... Victoria Peak...
...Donkey's Ears...
...St. Andrews Peak oder auch Gorilla Head genannt (seht ihr ihn ???)...
...und der wohl bekannteste von allen... der South Peak
Nach dem Abstieg... alle total geschafft und am liebsten keinen Schritt mehr weiter...
Ahhhhhh, ich glaube ich hatte noch nie einen so heftigen Muskelkater. Ich konnte mich kaum mehr bewegen - Treppensteigen war ausgeschlossen! Aber da war ich nicht die einzige. Alle humpelten und hinkten mit schmerzverzerrten Gesichtern durch die Gegend. Das muss ein Bild fuer Goetter gewesen sein...!
Gluecklicherweise fuhren wir nach unserer Rueckkehr vom Mount Kinabalu gleich weiter zu den heissen Quellen von Poring. Das war genau das, was unsere geschundenen Muskeln brauchten. Wir Maedels mieteten uns zusammen ein eigenes Jacuzzi und waren stundenlang nicht mehr gesehen ...
Gegen den grausamen Muskelkater half auch die Yoga-Stunde von Rachel und Angus nichts mehr !
Aufbruch: | 01.02.2006 |
Dauer: | 13 Monate |
Heimkehr: | Februar 2007 |
Similan Islands
Kambodscha
Laos
Malaysia
Indonesien