historisches Weserbergland - Spuren der Zeit
Bad Driburg - Iburg
Auf dem Weg nach Bad Driburg wollen wir die im Westen der Stadt auf einem Bergsporn liegende Iburg und den Kaiser Wilhelm Turm besichtigen.
Auf dem Bergsporn lag bereits im 8. Jahrhundert nach Christus die Fluchtburg Iburg. Diese Befestigung ist von den sächsischen Bewohnern dieser Gegend vor allem gegen Einfälle der fränkischen Nachbarn errichtet und nur in Notzeiten aufgesucht worden. Nach dem Abzug des Gegners ist die Fluchtburg wieder verlassen und die bäuerliche Tätigkeit in den Siedlungen beiderseits des Eggegebirges fortgesetzt worden.
Die drei steil abfallenden Seiten der Iburg boten einen natürlichen Schutz. Nur an der Westseite des Bergsporns mussten Befestigungsanlagen, die aus Wällen, Mauern und Gräben bestanden, errichtet werden. Der an dieser Stelle nach Osten verlaufende tiefe Graben war als äußerster Teil der Burgbefestigung ein Annäherungshindernis vor dem etwa 80 m entfernten sogenannten Sachsenwall. Der Graben musste in massiven Kalkstein eingetieft werden. Das dabei anfallende Material ist wahrscheinlich für die Errichtung einer Mauer im „Sachsenwall" verwendet worden. Die sächsische Fluchtburg Iburg, deren Name als „Eibenburg" gedeutet wird, wurde von Karl dem Großen, dem König des Frankenreiches, zu Beginn der Sachsenkriege (772) erobert.
Der halbkreisförmig verlaufende Wall, der „Sachsenwall", war die Hauptbefestigung der sächsischen Fluchtburg Iburg nach Westen und Nordwesten hin. Dieser Wall ist im Laufe der Jahrhunderte durch natürliche Erosion weithin abgetragen und durch die Anlage der Straße zum Teil zerstört worden. Bei umfangreichen Ausgrabungen ist nachgewiesen worden, dass der „Sachsenwall" in mehreren Perioden errichtet wurde und sich im Inneren des Walles zwei Kalksteinmauern befanden.
Im 10. Jahrhundert lebten Einsiedlerinnen in strenger Abgeschiedenheit auf der Iburg. Im Jahre 1138 erfolgte hier die Gründung eines Benediktinerinnenklosters westlich der in Fundamenten erhaltenen Peterskirche.
Als Gründer des Klosters gilt Bischof Bernhard I. von Oesede. Für die Gründung erhielt er Unterstützung aus dem Damenstift Heerse [Neuenheerse]. Die ungünstigen örtlichen Gegebenheiten führten schon kurze Zeit später zur Aufgabe des Klosters. Bereits 1142 siedelten die Benediktinerinnen nach Gehrden über.
1189 hat der Fürstbischof von Paderborn, dessen Herrschaftsgebiet beiderseits des Eggegebirges lag, im östlichen Teil der früheren sächsischen Fluchtburg eine neue Burg errichtet, die vor allem die beiden in der Nähe der Burg über das Eggegebirge führenden Handelswege sichern sollte. Diese hochmittelalterliche fürstbischöfliche Burg war im Gegensatz zur altsächsischen Burg dauernd von adligen Familien und deren Gefolgsleuten bewohnt.
Die bischöfliche Burg war nach drei Seiten hin von einem tiefen Graben umgeben. Auf der gegenüber-liegenden Seite bildete der Steilabfall des Berges einen natürlichen Schutz. Wegen des fehlenden Quellwassers war der Burggraben ein Trockengraben, der unter großem Aufwand in den massiven Kalkstein geschlagen werden musste. Das beim Aushub des Grabens gewonnene Steinmaterial ist bei der Errichtung der Burgmauer, des Bergfrieds und der Wohngebäude im Inneren der Burg verwendet worden.
Der Burggraben war im Mittelalter deutlich tiefer als heute, denn Teile der Mauern und Geröll sind nach der Zerstörung der Iburg in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts immer wieder in den Burggraben gefallen.
Auf dem Weg nach Osten über die Straße kann man einige der auf Tafeln beschriebenen Details erkennen, doch viel bleibt einem ungeschulten Auge sicherlich verborgen. Am Ende stehen wir vor dem geschlossenen Kaiser-Wilhelm-Turm und der zugehörigen Gaststätte, von deren Terrasse man allerdings einen tollen Blick auf Bad Driburg hat.
Auf dem Rückweg verlassen wir die Strasse und begeben uns nach Lageplan in die Burg.
Das Burgtor der hochmittelalterlichen fürstbischöflichen Burg war ein Doppeltor, bei dem das innere Tor im Abstand von 5,50 m und etwa 2 m höher als das äußere Tor gelegen hat.
Als „Burg in der Burg" war der Bergfried die wichtigste Verteidigungsanlage der Iburg. Er diente der Besatzung der Burg im Notfall als letzte Zuflucht und Bastion. Das Untergeschoss war tür-und fensterlos. Der Zugang zum Bergfried, der in etwa 12 m Höhe lag, war nur mit Hilfe einer Strickleiter zu erreichen. Von der oberen Wehrplatte des Turmes aus konnte sich die Burgbesatzung, wenn der Feind die übrige Burg bereits erobert hatte, noch tage- oder sogar wochenlang verteidigen. In der ungewöhnlich dicken Mauer an der Westseite des Bergfrieds (ca. 4,50 m) führte wahrscheinlich eine Treppe von der oberen Wehrplatte in die beiden Geschosse im Inneren des Turmes, die für Notfälle entsprechend eingerichtet und ausgerüstet waren.
Der Bergfried war nicht nur die letzte Verteidigungsbastion; er bot zudem die Möglichkeit, von der oberen Wehrplatte aus das umliegende Gelände, das im hohen Mittelalter nicht bewaldet war und zu dessen Sicherung die bischöfliche Burg gebaut worden war, zu beobachten.
Auf der Iburg sind im hohen und späten Mittelalter die drei adligen Familien von Brakel, von Driburg . und von Heerse nachweisbar. Diese Familien haben in festen Häusern gewohnt. Dieses massive Wohnhaus in der Südwestecke der Burg, das etwa 20 m lang und 10m breit war und bei dem die Burgmauer zwei Außenwände bildete, bestand aus drei Räumen, deren Basis infolge des felsigen Untergrundes unterschiedlich hoch lag.
Außer den festen Häusern der adligen Familien hat im Burginneren eine Reihe von Fachwerkhäusern gestanden, in denen die Gefolgsleute der adligen Familien gewohnt haben. Diese Häuser haben nach ihrer Zerstörung kaum Spuren hinterlassen. Zudem wird es noch einige Hütten ärmerer Leute gegeben haben.
Aufbruch: | 04.05.2022 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2022 |