historisches Weserbergland - Spuren der Zeit
Bad Pyrmont: Barntrup
Schloß Barntrup
Bauherrin der Anlage war Anna von Canstein, die 1567 im Alter von 31 Jahren den Söldnerführer Franz von Kerßenbrock (1520–1576) geheiratet hatte. Schon kurz nach dessen Tod begann sie mit dem Bau des jetzigen Schlosses unweit eines schon bestehenden Wirtschaftshofes. Das eindrucksvolle, das Ortsbild bestimmende Herrenhaus entstand 1584–88 nach Plänen des Baumeisters Eberhard Wilkening aus Hameln. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bau mit drei Ecktürmen. An der Hofseite befinden sich ein polygonaler Treppenturm und eine große Utlucht. Der verputzte Außenbau ist reich mit Kerbschnitt-Bossensteinen dekoriert, die innerhalb des Weserraumes hier erstmals in Erscheinung treten. Diese vermutlich dem Rustika-Quader der italienischen Renaissance entlehnte Schmuckform wurde später zu einem charakteristischen Merkmal der so genannten Weserrenaissance.
Ursprünglich war das Dach des Herrenhauses mit schweren braunen Sandsteinplatten aus dem Solling belegt, die in der Region früher häufiger als Dachdeckung Verwendung fanden. Erst seit der Restaurierung von 1966/1967 ist das Dach mit roten Dachziegeln eingedeckt.
Der Ostgiebel kündigt schon die Giebel der Hämelschenburg mit ähnlichen Schweifungen der Voluten, sichelförmige Zacken, Kugeln und Obelisken an. Die Giebelflächen werden durch Gebälke, Lisenen und ornamentierte Fenstereinrahmungen gegliedert. Erstmalig erscheinen hier, wie an dem etwa gleichzeitig erbauten Schloß Brake bei Lemgo, die Bossensteine, Zierquadern mit kerbschnittartigen Mustern, und beleben die Lisenen und Mauerkanten. Merkwürdigerweise schließen jedoch diese Zierquadern in Barntrup nicht bündig mit den Lisenenkanten ab, sondern ragen willkürlich und asymmetrisch in die Mauerfläche hinein. Eberhard Wilkening verwendet im Gegensatz zu Hermann Wulff, der in Brake nur einen Bossensteintyp bringt, eine ganze Serie stets wechselnder Muster, die sich jedoch alle aus einem geometrischen System von Zirkelschlägen (Vierpaß) und Quadraten ableiten lassen.
Vor die Eingangsfront sind malerisch mit spielerischer Asymmetrie und doch sicherem Gefühl für Proportionen der Treppenturm und eine Auslucht gestellt.
Das Treppenturmportal zeigt ebenfalls schon Formen, die anschließend an der Hämelschenburg wiederkehren. Dorische Dreiviertelsäulen tragen einen bekrönenden, doppelten Aufbau mit den Wappen des Erbauerehepaares.
Hauptschmuckstück ist die zweigeschossige, dreiachsige Auslucht mit Wappenreihen in der oberen Brüstung, Diamantquadern, Löwenköpfen und an Ösen aufgehängten Fruchtgehängen, alles ursprünglich farbig gefaßt.
Aufbruch: | 04.05.2022 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2022 |