historisches Weserbergland - Spuren der Zeit
Rinteln: Varenholz
Aus dem Besitz des Herrn von Vornholte kam die alte Anlage im 14. Jh. an die Landesherren, die Grafen zur Lippe, die sie um 1540 und 1591—1600 zu einem der bedeutendsten Schlösser der Weserrenaissance gestalteten. Vier Flügel umschließen einen fast quadratischen Innenhof.
Älteste Bauteile sind der in den nordwestlichen Flügel einbezogene Wohnturm (mittelalterliches Steinwerk) mit einem Erker, der wahrscheinlich 1591 von dem Blomberger Maurermeister Hans Rade angefertigt wurde, und der südöstliche Torflügel, der als großer Saalbau, (282 qm) 1542/43 von Simon de Wendt errichtet wurde und noch die schlichten Formen der Spätgotik, gekuppelte Fenster mit gestabten Vorhangbogen, aufweist.
Das Wappen des Grafen Simon VI. (1554 bis 1613) über dem Durchfahrtsportal bez. 1582, eine Arbeit des Lemgoer Meisters Hermann Wulff, betrifft einen weiteren, weniger umfangreichen Bauabschnitt.
Die rahmende Ädikula mit korinthischen Säulen und Dreiecksbekrönung läßt aber deutlich die Handschrift Hermann Wulffs erkennen. Im Wappen erscheint auch der Adler der Grafschaft Rietberg (vgl. auch die Inschrift). Simon VI. residierte zu dieser Zeit mit seiner kränklichen ersten Gemahlin Irmgard von Rietberg (t 1584) in Varenholz (Abb. 239).
Seine heutige Gestalt erhielt das Schloß 1590—1600 durch den Renaissance-Neubau Graf Simons VI. Der Maurermeister Johann Bierbaum, Salzuflen, der das Bauwerk errichtete, war ein ehemaliger Geselle von Jör Unkair. Er hat sein Meisterzeichen, das er an sechs Stellen angebracht.
Die überhohe, vierachsige Auslucht wird mit kräftigen, tiefkannelierten Halbsäulen, die in jedem Geschoß die Ordnung wechseln, übereinandergetürmt. Ihre Fenster sind gerade und rundbogig geschlossen und zeigen im Sturz als Schlußstein jeweils einen Bossenquader. In den Brüstungsreliefs des zweiten und dritten Stockwerks erscheinen die Wappen des Erbauerehepaares (2. Frau Simons VI. war Elisabeth von Schaumburg, die Schwester des Grafen Ernst.) und primitive Tugenden von unfreiwilliger Komik. Die Ausluchtbekrönung mit ihrem teilweise durchbrochenen Volutenwerk in den Staffelfüllungen und den ungeschickt damit kombinierten Figuren ist den im gleichen Jahrzehnt entstandenen Mindener Giebeln nah verwandt, nur daß der Steinmetz Johann Bierbaum den figürlichen Teil der Vorlage bildhauerisch nicht meisterte.
Hervorzuheben ist der phantastische Reichtum an Zierformen, Bandwerk, Rollwerk, Girlanden, Hermen, Löwenköpfen usw. an den Varenholzer Portalen
Aufbruch: | 04.05.2022 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 17.05.2022 |