historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Lemgo: Detmold

Eigentliches Ziel ist das fürstliche Residenzschloß als weiteres monumentales Beispiel der Weserrenaissance. Aber wir beginnen den Stadtrundgang am Marktplatz.
Das Rathaus wurde im klassizistischen Baustil in den Jahren von 1828 bis 1830 an der Nordseite des Marktplatzes errichtet. Auffällig ist die doppelläufige Freitreppe mit dem dorischen Säulenportikus aus Sandstein vor dem Gebäude.
Der malerische Donopbrunnen vor dem Rathaus wurde 1902 errichtet und stellt die Berlebecke als Nymphe dar.
Die evangelisch-reformierte Erlöserkirche (Marktkirche) ist ein spätgotischer Kirchenbau. Sie wurde nach dem großen Brand im Jahre 1547 zerstört und danach in der Mitte der Stadt wieder aufgebaut. Einige Jahre später sah sich die Stadt in der Lage, die Errichtung eines mächtigen Turms in Angriff zu nehmen. Über dem Eingang kann man die Jahreszahl 1564 erkennen. Dieses Datum weist auf das Jahr der Fertigstellung des Turmes hin. In der Zeit um 1596 wurden zwei Turmwächter angestellt, die als Brandwächter in dem Turm wohnten.

Rathaus

Rathaus

Erlöserkirche und Donopbrunnen

Erlöserkirche und Donopbrunnen

das Hotel Detmolder Hof hat noch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stil der Weserrenaissance

das Hotel Detmolder Hof hat noch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Stil der Weserrenaissance

Das Haus des Detmolder Bürgermeisters Johann Schmerrimen hat jedoch seine Renaissancefassade von 1587 mit Volutengiebel sowie zwei flankierenden Ausluchten behalten . Der dreigeschossige Giebel wird eingefaßt von geschweiften Bändern in bewegtem Umriß. Geschoßgliederung durch Gesimse. Über dem untersten Gesims Kartusche mit Engelskopf und Jahreszahl 1587. In der Giebelspitze kreisrunde Öffnung und Löwenkopf. Die beiden steilen Erkergiebel sind dem Hauptgiebel entsprechend geschweift. Baumeister könnte nach den Zierformen Georg Crossmann aus Lemgo gewesen sein (vgl. Rathaus Lemgo). Das Ganze ist vor allem im Erdgeschoß, aber auch in den Giebelflächen modernisiert.

Die historische Altstadt bildet einen Kreis von rund 500 Metern Durchmesser, dessen Mittelpunkt der Marktplatz ist. Beschaulicher als in der Fußgängerzone mit ihren vielen Geschäften geht es in den kleinen (Wohn-)Gassen wie der Adolf-, Graben- oder Auguststrasse mit ihren gemütlichen Fachwerkbauten zu.

am Wallgraben

am Wallgraben

Das Schloss war früher von einem Wall und vom Burggraben umschlossen. Zum Eingang führte eine Brücke, an der sich auch die Anlegestelle der Schiffe befand.
1780 schüttete man den Graben vor dem Eingang zu und trug man den Wall teilweise ab. In den Folgejahren wurde der Schlossplatz gestaltet.

Schlossanlage mit Wassergraben und Ummauerung

Schlossanlage mit Wassergraben und Ummauerung

Bevor 1548 der Bau des heutigen Schlosses als Residenz der Grafen zur Lippe begonnen wurde, gab es bereits eine ältere Burganlage von etwa 1350.
Baumeister war der Schwabe Jörg Unkair. Der Bau wurde nach dem Tode Jörg Unkairs (1553 in Detmold) von dem Hamelner Baumeister Cord Tönnis vollendet. Während Jörg Unkair in Detmold sein letztes Bauwerk schuf, beginnt hier die Laufbahn des Cord Tönnis (vgl Rinteln, Hameln, Schwöbber und Stadthagen).
Jörg Unkair entwarf die große, regelmäßige Vierflügelanlage (Hofgröße 45x50x20 m) mit Treppentürmen in den Binnenwinkeln und Zugang durch den Ostflügel. Er mußte allerdings auch ältere Bauteile in die eigene Vierflügelkonzeption einbeziehen – so u.a. den mächtigen runden Eckturm von 1470.

Die charakteristischen, zum Teil noch spätgotischen Formen Jörg Unkairs tauchen auch hier wieder auf: „welscher Giebel" in der Eingangsfront rechts; er bekrönt einen ausluchtartigen Seitenrisalit, einen Gebäudeteil, den Jörg Unkair nur noch an der Schelenburg anbringt. Dagegen fehlen die für ihn typischen Zwerchhäuser in Detmold, vermutlich weil der Meister vor Vollendung des Eingangsflügels starb.

ausluchtartiger Seitenrisalit

ausluchtartiger Seitenrisalit

Den unfertigen Eingangsflügel vollendete ab 1553 Cord Tönnis. Von ihm stammen die viergeschossige Auslucht und vier Zwerchhäuser des Eingangsflügels, zwei an der Außenfront (und zwei an der Hofseite). Bemerkenswert, wie C. Tönnis hier schon den welschen Giebel zur Volute abwandelt. Der junge Meister vollzieht die Wendung zu den eindeutigen Formen der Frührenaissance: Akanthusblätter mit Blattmasken und Balustermotive als Ornamente sowie Pilastergliederung an der Außenfront.

Zwerchhäuser von Tönnies

Zwerchhäuser von Tönnies

Da wir hier nicht an einer Besichtigung teilnehmen, fehlen die Eindrücke des wohl imposanten Innenhofes und der Repräsentationsräume wie z.B. Königssaal und , Ahnenssaal.

lediglich ein Blick in den Innenhof zeigt die beiden Treppentürme - dazwischen eine Balustrade sowie ein Portal

lediglich ein Blick in den Innenhof zeigt die beiden Treppentürme - dazwischen eine Balustrade sowie ein Portal

Portal

Portal

Stattdessen verlassen wir die Altstadt und laufen dem Friedrichstaler Kanal entlang, der das Residenzschloss mit dem heute nicht mehr bestehenden barocken Landsitz Friedrichstal südlich von Detmold verband. Der Kanal ist ausschließlich für die Lustfahrten höfischer Gesellschaften mit Gondeln erbaut worden.

Friedrichstaler Kanal

Friedrichstaler Kanal

Das Neue Palais gilt als das bedeutendste profane Bauwerk neben dem Fürstlichen Residenzschloss in Detmold. Es dient heute als Hauptgebäude der Hochschule für Musik Detmold, war jedoch ursprünglich eine Art Dependance des Schlosses

Neues Palais

Neues Palais

Der etwa 7,5 ha große Palaisgarten entstand im Jahre 1851 am „Neuen Palais" des lippischen Fürstenhauses.
In seiner Ursprungsform war das „Neue Palais" ein Geschenk des Grafen Friedrich Adolph an seine. Gemahlin Gräfin Amalie zu Solms-Hohensolms und wurde 1718 fertiggestellt. Gleichzeitig mit de Errichtung des Gebäudes begann man mit der Anlage des Parks. Dieser wurde damals als französischer Barockgarten im Stile eines „hortus conclusus" angelegt und axial am „Neuen Palais" nach Osten ausgerichtet. Der 2,4- ha große Garten wurde von einer hohen Mauer umrandet.
Nach einer Erweiterung nach Süden sind die zwischen 1851 und 1858 geschaffenen Brunnen und Wasserspiele eine besondere Attraktion. Dazu gehören das ovale Bassin mit der großen Fontäne und die „Kleine" und .Große Kaskade. Mit figürlichem Schmuck wurden der Delphinbrunnen, die Froschfontäne und der Schwanenteich ausgestattet.

kleine Kaskade

kleine Kaskade

große Kaskade

große Kaskade

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt! 16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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