historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Minden: Stadthagen

Um Minden reihen sich viele Windmühlen

Um Minden reihen sich viele Windmühlen

und wir fahren durch weites gelbgeflecktes Land nach Stadthagen

und wir fahren durch weites gelbgeflecktes Land nach Stadthagen

Schloß Stadthagen - besondere heutige Nutzung: Finanzamt

Schloß Stadthagen - besondere heutige Nutzung: Finanzamt

Um 1224 als Wasserburg erbaut, jedoch um 1535 zum Reriaissanceschloss erweitert und umgebaut. Seit Beginn des 13. Jahrhunderts war Stadthagen Herrschersitz der Grafen von Holstein-Schaumburg.
Das Residenzschloss wurde als eine großzügige quadratische Vierflügelanlage von Unkair gestaltet, deren Nordwestecke zur Stadt hin offen blieb. Die Zwerchhäuser und Flügelgiebel – Welsche Giebel – ähneln denen der Schelenburg bei Osnabrück, die Unkair zuvor errichtet hatte. Da er aber in Stadthagen, anders als bei der Schelenburg, auf die Burgreste aus dem Mittelalter keine Rücksicht zu nehmen brauchte, wirkt das Schloss nicht nur nach innen, sondern auch nach außen freundlich. Es wurde als reines Wohnschloss ohne Wehraufgaben erbaut.

schlichte Seitenfassade mit Halbkreisbögen

schlichte Seitenfassade mit Halbkreisbögen

Schloßeingangsportal mit Erker und Wappenstein Otto IV - 1544 - Nordwesten

Schloßeingangsportal mit Erker und Wappenstein Otto IV - 1544 - Nordwesten

Innenhof

Innenhof

Wie fast alle Renaissancebauten in Mitteleuropa war auch das Stadthagener Schloss außen ursprünglich verputzt. Vermutlich waren die Wände mit einer weißen Kalkschlämme überzogen, die das Relief des unregelmäßigen Mauerwerkes durchschimmern ließ. Die Gewände der Fenster und Portale dürften rot gefasst gewesen sein. 1874 wurde der Putz abgeschlagen. Einen Eindruck vom früheren Aussehen des Schlosses vermittelt heute der Treppenturm im Hof, dessen einstige Außenfarbigkeit bei der Renovierung des Schlosses im Jahr 1975 rekonstruiert wurde.

Stabwerkseinfassungen der unterschiedlichsten Art

Stabwerkseinfassungen der unterschiedlichsten Art

Portal des Treppenturms mit Meisterzeichen Jörg Unkairs - 1536

Portal des Treppenturms mit Meisterzeichen Jörg Unkairs - 1536

Parkfront

Parkfront

Zwerchhauslösung der Südwestecke

Zwerchhauslösung der Südwestecke

Zur Schlossanlage gehören außerdem ein ehemaliger Marstall, ein Waschhaus, ein Kavalierhaus und eine Zehntscheune, die ebenfalls im 16. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance erbaut wurden.

Museum Amtsporte

Museum Amtsporte

Nach der Umrundung des Schlosses machen wir noch einen kurzen Rundgang durch die Stadt.

Freihof derer von Landsberg
Das 1532 im Stil der Weserrenaissance erbaute Herrenhaus wurde 1731 mit der heutigen Fensterauftteilung umgebaut. Im Jahre 1960 übernahm die Stadt das Gebäude und richtete darin später die Stadtbücherei ein. Nach einem Brand erfolgte 1998/99 der Neuausbau.

Das Alte Rathaus in Stadthagen ist ein aus Obernkirchener Sandstein errichtetes langgestrecktes ehemaliges Rathaus im Stil der Weserrenaissance. Im Alten Rathaus befinden sich heute Standesamt, Touristeninformation, Festsaal und ein Restaurant.
Das den Markt dominierende „Alte Rathaus“ wird zwischen den hohen Stirngiebeln an der Traufseite durch zwei Zwerchhäuser gegliedert. Obwohl erst zwischen 1595 und 1602 errichtet, wird das Motiv des „welschen Giebels“, das bereits den frühen Renaissancebau des Schlosses prägt, wieder aufgenommen. Dem schmucklosen Baukörper sind drei Erker angefügt, deren Bekrönungen mit Rollwerk, Obelisken und Vasen gebildet werden. Aus den zentralen Medaillons schauen Kriegerköpfe auf den Betrachter herab.

Um 1600 errichtetes Sandstein-Giebelhaus mit Braurecht. Ab 1850 Sitz der Brauergilde zu Stadthagen. Bis 1973 Brauereiausschank der Städtischen Brauerei, deren Betrieb 1978 eingestellt wurde. Der Ausschank wurde oft von Wilhelm Busch besucht.

sogenanntes „Haus zum Wolf“, Fachwerkeckhaus aus dem Jahr 1575 mit Fächerrosetten.

sogenanntes „Haus zum Wolf“, Fachwerkeckhaus aus dem Jahr 1575 mit Fächerrosetten.

St. Martinikirche
Die Kirche wird erstmals 1230 erwähnt, als romanische Basilika begonnen, später zur gotischen Hallenkirche umgebaut. Chor von 1318, Turm und Langhaus wohl älter, Einwölbung des Langhauses im 14. und 15. Jahrhundert.

Die Lateinschule von 1565 wurde als Sandsteingebäude von Graf Otto IV errichtet. 1811 wurde sie geschlossen.
Die wappengeschmückte Steintafel erinnert an den Erbauer und Erneuerer der Schule, den Grafen Otto IV., und zugleich an den Rat der Stadt, den Förderer dieser Schule.
Heute: Gemeindehaus der St. Martini-Gemeinde

Portal mit Stabwerkeinfassung

Portal mit Stabwerkeinfassung

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt! 16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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