Die Welt erleben!
Kambodscha die Zweite
Sonntag, 26.01.2008, 16.00h
Es hat sich nichts verändert hier in Sihanoukville. Und das ist auch gut so.
Auf der rund vierstündigen Busfahrt hatte ich die Gelegenheit eine Einheimische aus Kambodscha kennenzulernen. Sie saß neben mir und so war es nicht verwunderlich, dass man ins Gespräch kam.
Sie ist 24 Jahre alt, arbeitet als Kellnerin in einem von einer Französin betriebenen Restaurant und studiert nebenzu noch Englisch an einer internationalen Schule. Sie hatte gerade ein Examen geschrieben und war auf dem Weg in einen Viertageurlaub. An ihren nicht einfachen Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
Sie ermöglichte mir jedoch einen kleinen Einblick in Dinge, die man als Ausländer nicht zu Gesicht bzw. zu Ohren bekommt.
So erzählte sie mir beispielsweise von der extrem korrupten Polizei in Kambodscha und speziell Phnom Penh. Da man hier so ziemlich bei jedem Verkehrsteilnehmer einen Gesetzesverstoß feststellen kann (Überbesetzung [4 Leute auf einem Motorrad sind keine Seltenheit], Missachtung von Einbahnstraßen [das "Einfahrt Verboten"-Schild interessiert hier niemanden], Missachtung von Vorfahrtsregeln und Ampeln [in eine Kreuzung wird langsam hineingerollt und sich dann langsam durchgeschlängelt - egal was die Ampel zeigt]), halten die Polizisten wahllos Autos und Motorräder an und fordern ein Art "Schweigegeld", da sie das Vergehen ansonsten zur Anzeige bringen könnten. Somit bezahlt so gut wie jeder und der Polizist stockt sein mickriges Monatseinkommen von rund $30 ordentlich auf. Zum Vergleich: Sie als Kellnerin verdient bei einer sechs-Tage-Woche zu je acht Stunden monatlich $40. Zum Leben genügt das eigentlich nicht, berichtete sie.
In Phnom Penh lebt sie in einer engen Wohnung zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Hund. Geschwister hat sie keine, was für Länder wie Kambodscha sehr unüblich ist.
Auch berichtete sie mir über die Menschen in Kambodscha. Man sei untereinander sehr unfreundlich, gemein und rücksichtslos zueinander. Jeder denkt nur an sich und hat für den anderen gar nichts übrig. Das Verhalten Touristen gegenüber ist natürlich komplett anders, da die Leute wissen, dass sie (meist) das große Geld haben und man freundlich sein muss, um es ihnen irgendwie aus der Tasche ziehen zu können.
Die Pläne meiner Sitznachbarin für die Zukunft sehen vor, noch mehr Englisch zu lernen um eines Tages vielleicht als Dolmetscherin oder Lehrerin arbeiten zu können.
Ebenfalls im Bus lernte ich Michi & Michi aus Linz kennen. Ein österreichisches Pärchen, dass auf einem dreiwöchigen Südostasienurlaub war. Drei Tage lang zogen wir gemeinsam herum und hatten viel Spaß ehe sie heute morgen gemäß ihrer Route weiterzogen. Auch die Tatsache, sich nach langer Zeit mal wieder auf deutsch unterhalten zu können tat irgendwie sehr gut.
Da der Verkehr hier deutlich weniger und einfacher ist, mieteten wir uns wieder einen Roller und machten uns gestern auf den Weg in einen naheliegenden Nationalpark.
Die Wasserfälle die man normalerweise hier finden kann, sind zur Zeit aber nicht zu besichtigen. Aufgrund der Trockenzeit führen sie kein Wasser.
Dafür bekamen wir einiges anderes geboten. Wunderschöne Strände und Buchten. Aber seht selbst:
Als wir durch ein kleines Dorf im Nationalpark gefahren sind, waren die Straßen mit Schulkindern gefüllt und von überallher kam uns ein freundliches "hello" und "how are you" entgegen. Mit breitem Grinsen und fröhlicher Mine begutachteten sie die drei weißen Touristen auf ihren Rollern.
Die meisten Straßen in Kambodscha sind ungeteert. So war es auch kein Wunder, dass wir nach wenigen Minuten "ab von der Zivilisation" auf Schotterwegen unterwegs waren. Da hatten wir dann aber auch mal die Möglichkeit, das zu sehen, was sich ein Ottonormaleuropäer unter Kambodscha vorstellt.
Auf dem Rückweg gerieten wir dann jedoch in eine Situation, in der wir uns nicht wirklich wohl fühlten. Auf gut deutsch: Ich hatte auf meiner Reise noch nicht soviel Angst wie ich sie in diesem Moment hatte.
Kurz bevor wir das oben erwähnte Dorf kommen wieder erreichen sollten, wurden wir drei von einem Mann angehalten, der Militärkleidung trug. Und zwar nicht nur so ein Militär-T-Shirt sondern von Stiefeln bis hin zu dem bekannten grün-braun-gefleckten Anzug. Bei diesem Anblick rutschte uns Dreien das Herz in die Hose. Was ist wenn er ne Waffe hat? Wir entschieden in sekundenschnelle, dass Anhalten wohl cleverer ist als Gas zu geben und davonzufahren.
Dann bat er uns doch bitte unsere Motoren abzustellen, da er mit uns reden wollte. Er erzählte in gebrochenem Englisch von Touristen, von der Villa seiner Eltern bis hin zu den unasphaltierten Straßen und den "schlechten Menschen" in Kambodscha. Dabei hatte er die ganze Zeit eine Hand in seiner Jackentasche. Da man in solchen Moment ja ans Schlimmste denkt, dachte wir jeden Moment, dass er gleich eine Waffe ziehen könnte. Gute fünf Minuten hörten wir ihm zu ehe wir unseren Mut zusammennahmen und meinten, dass wir langsam weiterwollen. Weder die Befürchtung, dass er eine Waffe hat, noch die Erwartung, dass er gleich Geld von uns haben will, bewahrheiteten sich. Zum Glück!
Erst später fanden wir heraus, dass sich im Nationalpark das Marinehauptquartier Kambodschas befand.
Die Definition eines Nationalpark hier in Kambodscha bleibt für uns nach diesem Tag sowieso im Verborgenen. Neben der Marine fanden wir auch noch ein riesiges Treibstofflager von "TOTAL" sowie den im Moment geschlossenen Flughafen von Sihanoukville.
Das kleine Erlebnis vom Nachmittag verdauten wir dann bei einer gigantisch großen und guten Seafood-Platte für sagenhafte $4,50.
Seit meinem dreitägigen Bangkok-Aufenthalt bin ich nun auch wieder mobil erreichbar. Ein neues Handy und eine SIM-Karte aus dem fernen Deutschland nenne ich nun wieder mein Eigen. Unter der euch bekannten 0170-Nummer freue ich mich also ab sofort wieder auf Nachrichten aus der Heimat.
Aufbruch: | 12.11.2007 |
Dauer: | 7 Monate |
Heimkehr: | 28.05.2008 |
Vereinigte Arabische Emirate
Laos
Kambodscha
Vietnam
Singapur
Malaysia
Australien
Vereinigte Staaten
Kanada