Wild West im Motorhome und eine Woche NY
Schon viele Male besuchten wir den herrlichen Südwesten der USA. Doch zum ersten Mal wagten wir das Abenteuer im Motorhome. Herrliche Erlebnisse und Pannen inklusive... Und zum Schluss noch ein paar Tage New York.
Nach zwei Jahren Planung gehts endlich los...
Ferien - endlich wieder Ferien! Was zwei Jahre lang geplant wurde, findet heute morgen ihren Anfang. Mit diesem Gedanken bin ich schon in aller Frühe wach. Ohne Jürg zu wecken schleiche ich mich aus dem Schlafzimmer, begebe mich vor den Compi um noch die letzten E-Mails abzusetzen und das Frühstück vorzubereiten. Schon bald ist auch Jürg da und wir geniessen ein letztes schweizerische Frühstück. Schon bald sitzen wir vor unserem Camper in der morgendlichen Sonne des schönen Südwestens der USA und verpflegen uns in der freien Natur. Was für eins schöner Gedanke!
Um halb acht tauchen Mama und Papa auf. Schwer beladen - schliesslich werden sie ihre Ferien in unserem Häuschen verbringen und zu unseren Vierbeinern schauen. Es ist immer schön zu wissen, dass sie nicht alleine sind, wenn wir in der Weltgeschichte herumgondeln.
Nachdem ihre Koffern bei uns sicher verstaut sind, packen wir die unsrigen in ihr Auto. Wir sind immer wieder dankbar für den Taxidienst nach Bern, wo beim Treffpunkt um halb neun bereits unsere Freunde, Eva und Mäthu, auf uns warten. Zwei lange Jahre haben wir unseren USA-Urlaub zusammen geplant, die Route festgelegt, die verschiedenen Anbieter von Motorhomes studiert und Listen zusammen gestellt, um für unseren ersten Camper-Urlaub bestens gerüstet zu sein. Für uns alle ist dies eine Premiere. Zum ersten Mal geht's nicht mit dem Mietauto durch die USA sondern mit einem Motorhome. Und dass wir dies zusammen mit unseren liebsten Freunden unternehmen dürfen, ist ein zusätzliches Highlight.
Höchst glücklich und entsprechend aufgedreht verabschieden wir uns von Mama und Papa und fahren mit dem IC Richtung Flughafen. Es ist Auffahrt und wir freuen uns auf leerere Züge ohne Pendelverkehr. Doch Richtung Zürich kann man vermutlich zu jeder Tages- und Nachtzeit fahren, der Zug ist bumsvoll. Knapp erkämpfen wir uns ein Viererabteil. Auch das Gepäck muss noch irgendwo Platz finden. Es ist immer dasselbe! Die Zugfahrt wird natürlich lustig, malen wir uns doch schon die schönsten Abenteuer in der Wildnis aus und wo wir uns überall zu bewähren haben.
Eine gute Stunde später erreichen wir den Flughafen. Als erstes checken wir ein, was schon mal eine gewaltige Reduktion an Gewicht mit sich bringt. Hungrig begeben wir uns zu Starbucks, wo wir leckeren Kaffee und Sandwiches geniessen.
Wir spazieren zu unserem Abfluggate. Mäthu macht eine Runde durch die Hallen, Eva liest in ihrem Buch und Jürg und ich bringen die zusätzliche Passkontrolle hinter uns, die es bei jedem USA-Flug zusätzlich braucht. Dreiviertelstunde vor Abflug begeben sich auch Mäthu und Eva zur Kontrolle, und wir staunen, warum die beiden solange nicht zurückkommen.
Wir sehen, dass sie angeregt mit einem Angestellten der SWISS diskutieren, so dass ich mich mal auch dorthin begebe. Was ich zu hören bekomme, versetzt mir gelinde gesagt einen Schock: Mäthus Pass wird nicht akzeptiert! SWISS will ihn nicht mitnehmen. Es gibt eine wichtige Regel: wer seinen Pass vor 26.10.2005 aussetzen liess, kann mit einem normalen maschinenlesbaren in die USA reisen. Wer den Pass aber nach dem 26.10.2006 aussetzen liess, muss für die USA entweder einen biometrischen oder einen normalen mit Visum haben. Und Mäthu hat genau das nicht!
Wir können es kaum glauben! Seit 2 Jahren bereiten wir diese Reise vor, besonders Mäthu kennt die ganze Tour und alle Einzelheiten besser als ich, und ausgerechnet darüber stolpern wir. Was für eine Katastrophe! Wie immer wenn etwas schief läuft, dann richtig! Eigentlich hätte die Dame beim Einchecken dies bereits entdecken sollen. Dann hätte nämlich auch die Zeit gereicht einen Notpass ausstellen zu lassen. Aber die gute Frau hat nicht reagiert und nun steht der Abflug kurz bevor. Die Zentrale der Flughafenpolizei ist zudem dauernd besetzt, so dass die Dame von SWISS nicht mal anrufen kann.
Unsere Stimmung ist im Keller! Was tun? Flug verschieben und Notpass machen lassen! Aber heute klappt beides nicht mehr. Mäthu fliegt nicht mit uns, und Eva will auch zurückbleiben. Doch wir überzeugen sie mit uns zu kommen, da es kaum Sinn macht zwei neue Tickets zu kaufen. So kommt es wie es kommen muss: traurig nehmen wir von Mäthu Abschied und hoffen, dass wir ihn in 24 - 36 Stunden wieder sehen. Deprimiert nehmen wir in unserer Maschine Platz. Eva alleine vor uns.
Pünktlich startet unser Flug und via Irland - Grönland - St. Lorenz Strom - Kanada geht es in die USA. Evi hat ja nun zwei Sitze zur Verfügung. Schon bald kuschelt sie sich in die Decke und legt sich hin. Schlaf ist eine gute Idee! Jürg und ich schauen uns derweilen Filme im Bordprogramm an. Die Komödien "bride wars" und "confessions of a shop-aholic" lenken mich ein wenig ab. Jürg widmet sich derweilen mehr den Action-Filmen. Das Essen ist hervorragend und ab und zu versuche ich ein wenig zu schlafen, was nicht sonderlich gut gelingt. Immer wieder schweifen unsere Gedanken zu Mäthu. Hoffentlich gelingt es ihm einen andern Flug zu buchen und einen Notpass zu machen.
Ziemlich pünktlich landen wir in Chicago. Doch ganze anderthalb Stunden stehen wir in der Halle der Immigration. Es hat unglaublich viele Leute (die meisten Asiaten stehen mit Mundschutz an dank Schweinegrippe-Panik!) und nur wenige Schalter sind geöffnet. Schleppend geht's vorwärts. Es passt zu allem... Gott sei Dank geht unser Anschlussflug erst in 5 Stunden. Endlich schaffen es auch wir definitiv in die USA einzureisen. Sogar unsere Gepäckstücke finden wir wieder, obwohl die vermutlich lange Zeit auf dem Gepäckband kreisten. Schnell sind wir durch den Zoll und können diese bereits wieder aufgeben. Einzig der Koffer von Mäthu fehlt, denn den durften wir nicht mitnehmen.
Mit einer kleinen Bahn wechseln wir den Terminal. Sobald wir Natelempfang haben, ruft Eva Mäthu an. Er konnte den Flug für 200 Franken für den nächsten Tag umbuchen, den Notpass hat er auch, aber... Neuerdings muss man via Internet ein Visum beantragen, was wir ja alle korrekt getan haben. Mäthu wollte dies noch einmal machen, damit dann auch ja alles klappt. Und ehrlich wie er ist, beantwortet er die Frage, ob ihm die Einreise schon mal verweigert worden sei, mit JA. Damit löste er eine Einreisesperre aus, die nur mit einem Visum der amerikanischen Botschaft beseitigt werden kann. Der nächste Tiefpunkt ist erreicht! In der Schweiz ist es mitten in der Nacht! Die Botschaft kann er frühestens morgen anrufen und dann geht bereits sein Flug. Wir können es kaum glauben. Hat sich denn alles gegen uns verschworen?
Murphys Law treibt weiter sein Unwesen: die Sicherheitskontrolle im neuen Gate zieht sich unglaublich lange hin, die Business Class Lounge akzeptiert meinen Priority Pass nicht, dafür müssten wir wieder in ein anderes Terminal und dann *grosser Tusch mit Trompete* steht an unserem Gate angeschrieben, dass der Flug nach Las Vegas, welcher um 20.20 Uhr starten sollte, frühestens um 23.00 Uhr fliegt wegen technischen Schwierigkeiten. Unsere "Glückssträhne" ist bereits so unheimlich, dass wir nicht recht wissen, ob wir darüber nun lachen oder weinen sollen!
Wir trennen uns. Jürg kauft sich ein Autoheft und sitzt mit dem Handgepäck am Gate, Eva schaut sich für eine Station um, wo sie ihr Handy aufladen kann und ich organisiere mir etwas zu Essen. Solch einen Ferienbeginn hatten wir in den vielen Jahren unserer Reisen wirklich noch nie!
Evi und ich finden eine Internetstation und machen uns mal schlau, was es bedeutet, wenn ein Internetvisum für die USA abgelehnt wurde. Die Aussichten sind trübe! Der Weg führt nur über die Botschaft und ein Visum. Eine Einreise in die USA sei ansonsten unmöglich! Wir sind riesig deprimiert und Eva macht uns klar, dass sie zurückreisen werde, wenn Mäthu nicht nachkomme, was wir bestens verstehen.
Zurück am Gate hat sich der Abflug weitere 25 Minuten nach hinten verschoben. Der Flughafen wird immer leerer und leerer und nur noch die Putzequipe ist am Arbeiten. Wir sind todmüde und riesig frustriert. Eine tolle Gefühlsmischung. Plötzlich ertönt eine Ansage: man suche Passagiere, die eine Nacht in Chicago bleiben würden, da der Flieger überbucht sei. Wir weigern uns nur an eine solche Option zu denken! Die können uns mal...
Endlich um 23.25 Uhr können wir boarden. Die Boeing 737 ist bis auf den letzten Platz besetzt. Schon bald schläft Jürg neben mir ein. Ich fühle mich hundsmies. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und an Schlaf ist trotz Müdigkeit nicht zu denken. Um Ein Uhr morgens landen wir endlich in Las Vegas. Obwohl ja kaum noch Flieger landen, müssen wir noch lange auf unser Gepäck warten. Wir haben es definitiv aufgegeben uns über solche Dinge zu wundern. Wir möchten nur noch ein Bett! In der Zwischenzeit können wir Mäthu wieder anrufen. Auch er hat sich über Internet schlau gemacht und kommt auf dasselbe Resultat: die Chancen in die USA einzureisen stehen verdammt schlecht. Trotzdem will er an den Flughafen fahren und dort mit der Flughafenpolizei und den Leuten von SWISS schauen, was man machen kann. Unsere Hoffnung ist auf dem Nullpunkt!
Endlich kommt unser Gepäck. Der Flughafenbus fährt selbstverständlich nicht mehr, so dass wir ein Taxi ordern, das uns zum Best Western McCarran Inn bringt. Es hätte ja fantastisch gepasst, wenn das Hotel nicht mehr geöffnet gewesen wäre, doch wir werden von der Nachtportierin (oder wie man das in der weiblichen Form nennt) Julie herzlich begrüsst. Wir erzählen ihr unsere Geschichte und sie nimmt grossen Anteil daran, was uns irgendwie gut tut.
Wir beziehen unsere Zimmer. Plötzlich klopft es und Evchen steht draussen. Sie hat wieder mit Mäthu telefoniert, der in der Zwischenzeit wieder am Flughafen steht. Einerseits hat er mit der amerikanischen Botschaft telefoniert, welche ihm mitteilte, er könne frühestens ab 18. Juni ein Visum stellen (sehr hilfreich...dann sind wir bereits aus den Ferien zurück...) und die Leute von SWISS versuchten ihm klar zu machen, dass er ohne dieses verdammte Visum keine Chance habe einzureisen. Plötzlich aber kam dann eine nette Flight Attendant, die meinte, er solle mitfliegen und es probieren, was er nun auch tun werde.
Und so schlafen wir morgens um drei Uhr mit dem Gedanken ein, dass Mäthu immerhin im Flieger über dem Atlantik ist. Jürg schläft schnell ein, ich hingegen wälze mich hin und her. Obwohl ich hundemüde bin, gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Was für ein Ferienbeginn...
Aufbruch: | 21.05.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2009 |
Route 66