Wild West im Motorhome und eine Woche NY
Letzter Tag in Las Vegas
Um halb sieben bin ich heute wieder wach. Da es zum Aufstehen noch ein wenig früh ist, schlafe ich weiter und erwache um halb neun. Oi oi! Um neun Uhr sind wir mit Mäthu und Evi verabredet. Jetzt heisst es sich beeilen... Im Camper war die Helligkeit des aufkommenden Morgens mein Wecker. Hier haben wir dicke Vorhänge, die jedes Tageslicht ersticken und somit fällt dies aus.
Wir sind aber schnelle Kerlchens und schaffen es mit fünf minütiger Verspätung zum morgendlichen Nespresso. Das Frühstück geniessen wir wieder beim Buffet. Evchen hat heute ihren "freien" Tag. Das bedeutet, dass sich heute um ihr Business kümmert und sich dazu noch eine schwedische Massage leistet. Recht hat sie! So schliesst sich Mäthu uns an.
Wir entscheiden uns für einen Strip-Bummel mit Casino-Besichtigungen. Das Wetter dafür ist ideal: Schleierwolken bedecken den Himmel und 20 Grad sind für Las Vegas schlicht ein Höhepunkt.
So wandern wir wieder über die Fussgängerbrücke zum MGM und dann geht's nordwärts den Strip hinunter. Die Attraktionen sind wirklich gewaltig gewachsen. Eine riesige Cola-Flasche zeigt den Eingang zu einem Mega-Coca-Cola-Shop und eine ebenso riesige Harley, die gerade aus einer Mauer fährt, weist den Weg zum Harley Davidson Café. Auf der gegenüberliegenden Seite erblicken wir einen ziemlich bekannten Bau. Dort entsteht ein weiteres Mega-Casino oder besser gesagt - eine kleine Stadt namens Citycenter. Davor erblicken wir einen Bau, der grosse Ähnlichkeit mit unserem neuen Westside Einkaufszentrum in Bern-West hat. Der Grund ist einfach: der berühmte Architekt Daniel Libeskind ist für beide Bauten verantwortlich und sein Stil ist unverkennbar. Sein Bau heisst "Crystals" und wird das Herzstück der neuen City sein. Für 8,5 Milliarden Dollar entsteht hier eine neue Stadt in der Stadt. Es ist eines der grössten privaten Bauprojekte der USA. Finanziert wird es unter anderem von Investoren aus Dubai.
Es entstehen rund 2400 Appartements, 4800 Hotelzimmer, der Konsumtempel "Crystals", das ganze verteilt auf verschiedene Wolkenkratzer. Es ist wirklich unglaublich und die Superlativen in Las Vegas scheinen nach wie vor unbegrenzt. Eröffnung soll im Frühling 2010 sein.
Wir wandern weiter und erblicken Altvertrautes: den Eiffelturm. Vor zehn Jahren entstand ein Stück Paris in Las Vegas. Ein wunderschönes Casino-Hotel, das den Charme von Frankreich widerspiegeln soll. Wir waren 2000 hier abgestiegen und ich fand es wundervoll! Das Hotel hat 34 Stockwerke und fast 3000 Zimmer. Der Eiffelturm wurde im Massstab 1:2 aufgebaut. Die Beine des Turms stehen über einer Nachbildung des Louvres und der Pariser Oper. Natürlich gibt es im Innern eine französische Ladenstrasse, wo man sich in den nächtlichen Strassen von Paris wähnt. Die Gänge zum Kongresszentrum wurden dem Spiegelsaal von Versailles nachempfunden.
Natürlich wollen wir das Mäthu nicht vorenthalten und machen einen Rundgang durch das Innere von Paris.
Nach Frankreich besuchen wir Italien. Am 5. August 1966 eröffnete das berühmte Caesars Palace, das die Pracht des römischen Herrschers widerspiegeln soll. Der Komplex verfügt über rund 3400 Zimmer, auf über 12 000 Quadratmetern kann man der Spielsucht frönen. Das römische Ambiente ist höchst beeindruckend! Die Ausstattung geht über Säulen, Statuen, Brünnen, ägyptischen Galeeren und was-weiss-ich-noch-alles. Jürg hat vor diesem Casino den höchsten Respekt. 1991 genossen wir hier drei Tage. Jürg hatte im Casino den grössten Spass, doch auch Panik, dass er niemals mehr in seinem Leben das Hotelzimmer findet... Damals liefen auch noch Kleopatra und Caesar flankiert von römischen Soldaten durchs Casino. Es war eine riesige Show! Keine Ahnung, ob die heutzutage auch noch stattfindet.
Doch das Caesars Palace machte auch durch grossartige Sportereignisse Schlagzeilen. Evel Knievel verletzte sich bei einem vielbeachteten Motorradstunt über die Brunnenanlage des Casinos. 1981 und 1982 fanden zwei Formel 1-Rennen auf dem riesigen Parkplatz statt und viele grosse Boxkämpfe wurden hier durchgeführt. Doch auch das Caesars Palace musste zu einem familienfreundlichen Unterhaltungskomplex umgebaut werden. 2003 wurde das Kolosseum eröffnet, das dem antiken Bruder in Rom nachempfunden wurde. Viele Künstler gastierten in diesem Casino: Frank Sinatra, Liberace, David Copperfield und abwechslungsweise Elton John, Celine Dion oder Cher.
So führen wir Mäthu durch die römische Antike und Jürg gibt sich alle Mühe nicht nach ein paar Minuten schon wieder die Orientierung zu verlieren. Natürlich werden dem Gott des Geldes ein paar Dollars geopfert. Zu Caesars Palace gehören auch die Forum Shops, wo sich die teuersten Geschäfte berühmter Designer die Ehre geben. Es macht Spass mal ein wenig durch den Luxus zu bummeln. Irgendwie wagt man sich zuhause nicht in solche Geschäfte. Doch hier geht's lockerer zu und her und man wird nicht gleich schräg angeschaut.
Mäthu verlässt uns. Er will noch ein wenig alleine weiter. Jürg begleitet mich zu den Shops. Er hat sich seinen Gewinn von 200 Dollar auszahlen lassen und möchte sich damit eine richtig hippe Jeans kaufen. Fündig wird er bei Guess, wo er eine tolle Jeanshose mit schöner Stickerei findet. So macht doch Spielen Spass, wenn man sich mit einem Gewinn was Tolles kaufen kann!
Architektonisch befindet man sich irgendwo in den Strassen Roms. Der künstliche Himmel simuliert in schönen Abständen Sonnenunter- und -aufgang. Es ist immer wieder ein Highlight, das zu erleben. Irgendwo geniessen wir in den Strassen Roms noch etwas zu trinken, dann geht's wieder hinaus. Doch das ist gar nicht so einfach. Grundregel Nummer eins in gewissen Casinos: erleichtere den Leuten das Hineingehen, aber erschwere es ihnen wieder den Ausgang zu finden. Caesars Palace muss hier für Studien betrieben haben. So durchqueren wir wieder die ganze Casinomeile bis wir endlich Tageslicht finden.
In der Zwischenzeit hat sich der Wolkenschleier verzogen und die Wüstensonne brennt erbarmungslos herunter. Die Temperaturen haben sich entsprechend erhöht. So bummeln wir im Schatten von Ballys und Paris zu einer neu eröffneten Mall namens "Miracle Shops". Dieser Einkaufskomplex gehört zum Planet Hollywood Casino und hat 170 Geschäfte. Natürlich klimatisch schön heruntergekühlt!
Gemütlich spazieren wir durch die vielen Geschäfte. In einer Sportsbar gibt's ein Clubsandwich. Das finanzielle Fiasko bleibt jedoch aus.
In der Zwischenzeit ist es halb vier. Wir machen uns auf den Heimweg. Dort erblicken wir einen riesigen Drugstore, wo wir noch diverse Sachen einkaufen wie Sonnencreme und Vitamintabletten.
Als wir auf unserem Hotelzimmer sind, klopft es schon bald an der Türe und Evchen schaut herein. Sie hat ihren Tag sehr genossen und will von uns wissen, was wir alles gesehen und eingekauft haben. Mäthu ist im Pool am Schwimmen. So tut jeder, worauf er eben gerade Lust hat!
Um sechs Uhr begeben wir uns alle zum Chinesen und holen uns ein leckeres Abendessen, das wir dann gemeinsam im Zimmer von den Beiden verdrücken. Take Away Service ist schon etwas Praktisches!
Zusammen geniessen wir den letzten Abend im Casino, wo wir uns noch ein wenig der Spiellaune hingeben. Die Männer länger als wir Frauen. Immerhin kommt Jürg irgendwann aufs Zimmer und wedelt mit 40 Dollar herum, die er gewonnen hat. Er ist halt ein Glückspilz!
Der letzte Abend in Vegas! Die Stadt leuchtet vor unserem Hotelfenster in allen Farben. Nach unseren Naturferien ein Zivilisationsschock und doch mögen wir die Stadt. Wir waren nicht das erste Mal hier und wir werden nicht das letzte Mal sein. Ende März / Anfangs April findet hier jeweils eines der grössten Autotreffen der USA statt. Nicht irgendwelche Autos, sondern Moparcars, tolle Muscle Cars aus den 70er Jahren. Jürgs Lieblingsautos. Sein grösster Wunsch ist es, dies mal erleben zu dürfen, wenn über 3000 Wagen aus den ganzen USA hier eintreffen und ein gemeinsames Wochenende feiern. Ich habe ihm versprochen, dass wir das mal gemeinsam anschauen werden. So ist ein nächster Las Vegas-Aufenthalt nur eine Frage der Zeit!
Mama schickt uns ein SMS. Unserem Büsi YoYo geht es nicht so gut. Sie liegt nur noch herum, was kein gutes Zeichen ist. Vielleicht hat sie was Falsches gegessen. Ich rufe Mama an und gebe ihr den Rat noch einen Tag zuzuwarten und sonst den Tierarzt anzurufen. Armes Kerlchen...
Morgen geht's an die Ostküste nach New York! Das bedeutet fliegen und somit das Gepäck flugfertig machen. Das gibt immer wieder zu tun. Doch schon bald ist alles geschafft und wir liegen müde in den Federn. Wir freuen uns auf den Big Apple...
Aufbruch: | 21.05.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2009 |
Route 66