Wild West im Motorhome und eine Woche NY

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Franzi S.

Es geht zurück nach Las Vegas

Die letzte Nacht im Camper wird zu einer bewegten Nacht. Plötzlich hören wir laute Stimme und Gelächter. Ein paar Jugendliche, die hier wohl leben, langweilen sich (was nun wirklich nicht verwunderlich ist...). Also füllt man sich die Lampe mit ein paar Bierchen und übertrifft sich gegenseitig mit grossspurigen Reden. Das gefällt uns gar nicht! Sie sitzen auf dem Picknicktisch neben unserem Camper, wo wir sie mit Sperberaugen beobachten. Langeweile und Alkohol ist eine blöde Verbindung. Ich möchte lieber nicht dran denken auf was für Ideen einem so eine Situation bringen kann... Es wird immer lauter und plötzlich beginnt man die Flaschen in die Wüste zu werfen, wo sie auf Steinen zerschellen. Doch bei diesem Blödsinn bleibt es Gott sei Dank. Plötzlich stehen sie auf und verlassen unseren Bereich. Wir atmen auf!

Wir schlafen weiter. Jedenfalls so lange bis auch die Natur findet, man könnte uns doch noch ein wenig ärgern. Plötzlich weht ein Sturmwind über den RV Park und rüttelt und schüttelt an unserem Camper, dass uns angst und bange wird. Draussen herrscht immer noch eine sternenklare Nacht, nur der Wind braust sturmartig über uns hinweg. Eigenartig...

Doch irgendwann legt sich auch das, und wir versuchen noch eine Mütze Schlaf zu kriegen.

Als wir am Morgen erwachen, fühlen wir uns ziemlich übernächtigt. Eva und Mäthu ist es nicht besser ergangen. Auch sie beobachteten die Jugendlichen und Mäthu war parat, Jürg sofort zu unterstützen im Falle er hätte eingreifen müssen.

Das letzte Frühstück geniessen wir in der wärmenden Morgensonne. Die Reste werden exotisch gemischt und so viel wie möglich wird noch reingestopft, denn die Reste müssen fortgeschmissen werden. Dann wischen wir die Camper noch einmal raus.

durch die Wüste zurück nach Las Vegs

durch die Wüste zurück nach Las Vegs

Die letzte Fahrt führt uns dem Lake Mead entlang durch die wüstenhaften Berge. Das morgendliche Licht lässt die unterschiedlichen Gesteinsschichten farblich schön herausstechen. Manche Hügelzüge sind von schwarzem Lavagestein überzogen, darunter leuchten rote oder orange Gesteinsschichten hervor. Manchmal dominieren rosa oder weisse Hügel, die von zarten Wüstenbüschen überzogen sind und manchmal erblickt man wieder den tiefblauen Lake Mead. Eine karge und doch interessante Gegend. Doch unaufhaltsam nähern wir uns der Zivilisation und plötzlich erblicken wir in einer grossen Ebene die grossen Casinos von Las Vegas. We're back! Der Kreis hat sich definitiv geschlossen.

Ein letztes Mal wollen wir unsere Camper auftanken. Wie üblich geraten wir an eine Tankstelle, die Traveller Checks nicht akzeptieren will und das obwohl es sich um eine grosse Kette handelt. Wir fahren am Boulder Highway zur nächsten Tankstelle und siehe, es braucht nur vier Angestellte bis es klappt!

Wir sind uns nicht sicher, ob wir uns darüber so freuen... denn nun müssen wir unser Motorhome abgeben

Wir sind uns nicht sicher, ob wir uns darüber so freuen... denn nun müssen wir unser Motorhome abgeben

Wir erreichen Road Bear und geben unsere Camper ab. Die Formalitäten werden erledigt und ein deutscher Mitarbeiter schaut sich unsere Wagen an, ob es irgendwo einen Schaden gibt. Man schaut sich alles genauestens an! Und siehe ... an unserem Camper entdeckt der liebe Mann zwei Kratzer an der rechten Seitenwand. Jürg kann es kaum glauben. Auf der Seite hat es mehrere blaue und graue Dekorstreifen und auf einem der blauen entdeckt der gute Mann zwei feine Kratzer, die vermutlich durch Äste entstanden seien. Als wir den Camper zu beginn der Ferien abgenommen haben, guckten wir uns die Karosserie nicht annähernd so genau an wie das jetzt der Angestellte tut. Dieser lässt den Garagechef kommen um zu fragen, ob man das Auspolieren könne. Kann man! Und so müssen wir 40 Dollar für dieses Auspolieren bezahlen. Jürg schäumt! Dies geht an seine Chauffeur-Ehre, die besagt, dass er nirgendwo mit seinem Camper angekommen ist! Ich versuche ihn zu beruhigen. Bezahlen wir die 40 Dollar und belassen es dabei. Beweisen können wir eh nicht, dass dies nicht durch uns geschah! Sollten wir jemals wieder einen Camper übernehmen, müssen wir STUNDEN für die Übernahme einrechnen, da sich Jürg jeden Quadratzentimeter genauestens anschauen wird... Das hat er sich geschworen!

Und wer bezahlt, wenn dies ein paar Kratzer aufs Dach gibt?

Und wer bezahlt, wenn dies ein paar Kratzer aufs Dach gibt?

Viertel vor elf bringt uns der Fahrer von Road Bear zum Flughafen, wo uns ein deutsches Ehepaar verlässt, dann zum Casino New York New York, wo wir eine Reservation haben.

zurück in der Zivilisation

zurück in der Zivilisation

Hier ist schlicht die Hölle los. Viele Leute wollen einchecken und so stellen auch wir uns in die lange Schlange. Nur wenige Schalter an der Rezeption sind offen und so dauert es eine Weile bis wir an die Reihe kommen. Mäthu bestaunt in der Zwischenzeit die vielen Spielmöglichkeiten und der Glamour des Casinos. Für ihn ist es der erste Besuch in Las Vegas. Da man Jürg schon als alten Hasen bezeichnen kann, nimmt er Mäthu unter seine Fittiche und zeigt ihm schon mal wie gewisse einarmige Banditen funktionieren. Dazu muss man Mäthu nicht zwei Mal überreden und schon bald sind beide Männer in ihrem Element!

Das Hotel-Casino New York New York

Das Hotel-Casino New York New York

Eva ist ja nicht nur zum Vergnügen hier. In New York wird sie noch einen Termin mit einem der Kleiderlieferanten ihrer Boutique haben. Sie erwartet hier nun ein Paket mit Kleidern. So begibt sie sich nach dem Essen zum Business Center um zu fragen, ob dies eingetroffen ist. Ich hingegen spaziere zum Ausflugsschalter. Jürg und ich wollen morgen Abend unseren Hochzeitstag mit Eva und Mäthu standesgemäß feiern. Dafür möchten wir eine Stretch Limo mieten, die mit uns eine abendliche Las Vegas Tour unternimmt. Davon wissen unsere Freunde jedoch nichts, nur dass sie zu einer kleinen Hochzeitstagsfeier eingeladen werden...

Die freundliche Dame versucht das entsprechende Unternehmen zu buchen und wir landen erfolgreich in einer halbstündigen Telefonschleife. Doch endlich klappt es und unsere gewünschte Tour kann gebucht werden.

Natürlich ärgern sich unsere Männer nicht über diese Wartezeit. Schliesslich verführen Spielautomaten zum Geld ausgeben und das tun unsere Herren bereits mit Hingabe.

Eva und Mäthu ziehen sich in ihr Zimmer zurück. Jürg und ich haben zwar schon den Zimmerbadge, aber leider noch keine Ahnung, wie unsere Zimmernummer lautet. Um drei Uhr dürfen wir eine interne Nummer anrufen, wo wir dies dann erfahren. Doch im Moment ist uns das egal. Es gibt soviel in Las Vegas zu sehen. Wir sind nun zum sechsten Mal in der Spielerstadt und staunen immer wieder wie schnell sich hier alles verändert. Es wird gebaut und gebaut und Attraktion um Attraktion entsteht. Ob das noch lange so gut geht?

Viele der alten Casinos werden gesprengt und doppelt oder dreifach so Grosse wieder hingebaut. Immer mehr Wohnsiedlungen werden in die Wüste hinein gebaut, denn Las Vegas ist eine Boomtown, die viele Leute zum Arbeiten und Wohnen anzieht. Doch wir befinden uns mitten in der Wüste. Wasser und Strom liefert der Lake Mead. Wie lange noch?

Der Strip

Der Strip

Eine Fussgängerbrücke verbindet das New York mit dem MGM Casino. Vom Big Apple geht es in die Filmwelt. Jedes Casino hat sein eigenes Thema und dies macht die Besuche so spannend. Die Spielmöglichkeiten sind überall dieselben, aber das Ambiente macht die Besuche reizvoll.

der goldene Löwe vom MGM Casino

der goldene Löwe vom MGM Casino

Wir verlassen das MGM und spazieren südwärts den Strip entlang. Viele grosse Läden laden zu einem Besuch ein sei es der riesige Adidas oder Coca Cola Shop. Zudem hat es zahlreiche Souvenirläden, die unter anderem die TV Serie CSI Las Vegas ausgiebig vermarkten.

Um drei Uhr sind wir wieder zurück im New York. Erstaunlich ist immer wieder die Tatsache, dass die Amis die Klimaanlage schlicht nicht im Griff haben. Wenn man den Strip und zahlreiche Casinos anschauen möchte, dann immer im Zwiebellook. Draussen ist es heiss und drinnen herrscht Grönland-Temperatur. Da weht einem buchstäblich ein eisiger Wind entgegen.

Über ein internes Telefon rufen wir dann mal an um zu erfahren, dass das Zimmer immer noch nicht parat ist. Also shoppen und spielen wir uns noch ein wenig durch die Strassen von New York. Für Sonja finde ich ein tolles Trägershirt in weiss mit Silber-glitzerndem Las Vegas Schriftzug. Ich hoffe es gefällt ihr. Im Jahre 2000 waren wir mit Ueli und Sonja in Las Vegas und die beiden verliebten sich über beide Ohren in die Stadt, die nie schläft.

Endlich erhalten wir unsere Zimmernummer. Wie Mäthu und Eva sind wir im 15. Stock. Zuerst holen wir bei den Beiden unser Gepäck, dann geht's ins schöne Zimmer. Die Stimmung ist wirklich lustig. Die Scheiben sind knallrot und damit erscheint das Zimmer in einem ziemlich schrägen Licht. Ausblick haben wir auf den Strip und das mittelalterliche Excalibur Casino. Uns gefällt's!

Rundumblick aus unserem rotem Zimmerfenster

Rundumblick aus unserem rotem Zimmerfenster

Nun kommt auch wieder unser zivilisationsgeschädigtes Gesicht zum Vorschein. TV! Schon hat sich Jürg aufs grosse Bett geschmissen und zappt sich durch die vielen Sender. Ich geniesse derweilen mal eine ausgiebige Dusche mit allem drum und dran.

Nun ist der ganze Campermief abgewaschen und wir sind uns nicht ganz sicher, ob wir darüber nun glücklich sein sollen oder nicht. Immerhin ist es schön wieder auf einem weichen King Size Bett zu liegen, aber uns fehlt auch die stille Natur. Las Vegas ist dagegen wahrlich ein Kulturschock.

Sollen wir über das Bett und den TV nun glücklich sein oder nicht?

Sollen wir über das Bett und den TV nun glücklich sein oder nicht?

Wir sind durstig. Schnell düsen wir in einen hoteleigenen Shop und decken uns mit Trinkbarem ein. Dann geht's wieder in den 15. Stock hoch zu Eva und Mäthu. Es ist in der Zwischenzeit halb sechs und gemeinsam fahren wir wieder hinunter ins Casino. Jürg und Mäthu sind schnell wieder hinter ihren Spielmaschinen verschwunden und auch ich versuche mich an einer Black Jack Maschine. Dort kann man wenigstens mit wenig Geld lange spielen. Jürg hat seine gewohnte Glückssträhne. Schon innerhalb kürzester Zeit hat er ein beachtliches Guthaben gewonnen. Früher trug er dann jeweils stolz einen riesigen Becher voll mit Quarters herum, heute gibt es leider nur noch Gutscheine, die man sich ausdrucken und am nächsten Automat wieder einspeisen kann.

Evi und ich bummeln noch durch die Shops und studieren die Auslage. Irgendwann haben wir aber Hunger und suchen unsere Männer. Die haben jedoch keine Lust jetzt mit Spielen aufzuhören. So überlassen wir sie halt ihrem Schicksal. Gleich beim Lifteingang zu unserem Tower gibt es einen Chinesen mit Take Away Service. Das gefällt uns!

Bummel durchs Casino

Bummel durchs Casino

Wir decken uns mit leckeren Sachen ein und kehren zurück in unsere Zimmer. Dort kann ich meinen Labtop ans Netz hängen und Mails beantworten. Ein paar Leute kriegen mal einen Reisebericht wie es uns beim Campingabenteuer so ergangen ist. Dann speichere ich all meine Fotos ab und leere meine Speicherkarte, denn die ist schon bald voll.

Um halb zehn kehrt Jürg zurück. Stolz zeigt er mir seinen Spielcheck in der Höhe von 250 Dollar. Er schafft es doch immer wieder! Müde fallen wir ins Bett. Nach fast drei Wochen das erste Mal wieder ein luxuriöses Bett. Herrlich! Alles hat seine Vor- und Nachteile.

© Franzi S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schon viele Male besuchten wir den herrlichen Südwesten der USA. Doch zum ersten Mal wagten wir das Abenteuer im Motorhome. Herrliche Erlebnisse und Pannen inklusive... Und zum Schluss noch ein paar Tage New York.
Details:
Aufbruch: 21.05.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.06.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Route 66
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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