Wild West im Motorhome und eine Woche NY

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Franzi S.

Es geht nach New York

Es gibt Leute, die halten Anstand für ein neues After Shave! Punkt fünf Uhr bricht im Nebenzimmer die Hölle los. Mehrere Leute kehren vermutlich von der spielerischen Nachtschicht zurück und feiern lautstark munter im Zimmer weiter. Es wird gebrüllt, gelacht und im Zimmer rumgestolpert als wäre man alleine auf der Welt.

Wir sind hellwach!

Das hat aber auch etwas Gutes (mal abgesehen vom erhöhten Blutdruck über den Ärger...), der Wecker muss nicht extra klingeln, denn heute geht's früh aus den Federn damit wir unseren Flug nicht verpassen.

Um viertel nach Sechs sitzen wir zu viert im Americas Restaurant und geniessen Pancakes à Discrétion. Die Dinger füttern vom Feinsten. Nach einem Stück (die ganz Hungrigen verdrücken immerhin anderthalb) geben wir bereits auf. Das Auschecken verläuft im Eilzugtempo. Express-Checkout ist das Zauberwort. Man tippt an einem Computer seine Zimmernummer ein, bestätigt eventuelle Extras zum Bezahlen und wirft den Zimmerschlüssel in einen Briefkasten. Schon ist alles erledigt!

Zum Abschluss kommt noch mein Sternzeichen zum Zug. Ich sage nur: Skorpion und Nachtragend!! Ich entferne an der Nachbarstür das "bitte nicht stören"-Schild. Hoffentlich kommt die Zimmerfrau recht schön früh...

Draussen entern wir ein grosses Taxi und lassen uns zum Airport fahren. Als technisch begabte Kerlchens versuchen wir uns elektronisch einzuchecken. 3 x darf geraten werden? Richtig, wir schaffen es nicht! Also geht es nach längerer Wartezeit an den Schalter, wo wir dies auf die altmodische Weise durch eine nette Dame erledigen lassen. War ein Versuch wert!

Eine wichtige Regel lautet: pro Koffer 23 Kilo, dafür darf man zwei davon mitnehmen. Jürg schiesst den Vogel ab mit einem neuen Rekordgewicht von 30 Kilo. Gratulation. Das ergibt den 1. Preis und für die Fluggesellschaft zusätzliche 50 Dollar Einnahmen. Auch bei Eva und Mäthu ist eine Tasche zu schwer. Sie nehmen jedoch den Aufwand auf sich und stopfen kurz mal ein paar Dinge in andere Taschen et voilà, Madame am Schalter ist zufrieden.

Wir begeben uns zum Gate, wo wir einen herrlichen Ausblick auf die Skyline von Las Vegas haben. Das Wetter beehrt uns mit strahlend blauem Himmel und lässt uns ein wenig schwermütig werden, verlassen wir doch die herrliche Natur des Südwestens der USA und fliegen mitten in eine Regenfront des Ostens.

Yeah Leute! Ab in den Big Apple...

Yeah Leute! Ab in den Big Apple...

Ein letzter Blick auf Vegas

Ein letzter Blick auf Vegas

Die beiden Herren trösten sich an den Spielautomaten. Schliesslich ist man ja noch in Vegas und da gehört die Begrüssung wie die Verabschiedung am Flughafen mit dem richtigen Ambiente ausgerüstet. Eva und ich lächeln über unsere Spielsüchtigen. Doch Mäthu lehrt uns eines Besseren: Der Einsatz von 5 Dollar bringt ihm 50 % Gewinn! Mit dem Wissen, dass er Vegas "besiegt" hat, verlassen wir pünktlich die Spielerstadt und fliegen um zehn Uhr in den tiefblauen Wüstenhimmel.

schnell noch ein paar Dollars verspielen...

schnell noch ein paar Dollars verspielen...

Was soll man da sagen??

Was soll man da sagen??

Yeah ... denen haben wir's aber gezeigt...

Yeah ... denen haben wir's aber gezeigt...

Der Flieger ist bis auf den letzten Platz besetzt und nach einer kurzen Stunde Flug landen wir in Phoenix. Und hier beginnt unsere Odyssee. Über Lautsprecher wird verkündet, dass sich der Abflug nach Newark um eine Stunde verspätet. Wegen schlechten Wetters erhält man anscheinend kein Landefenster. Na Super! Doch die eigentliche Abflugzeit um 12.04 Uhr, die nun schon mal auf 13.04 Uhr verschoben wurde, ist noch nicht das höchste der Gefühle. Wieder ertönt die charmante Lautsprecherstimme, die uns geschäftsmäßig mitteilt, dass man frühestens um drei Uhr abfliegen könne. Das wird immer schöner...

Ich fange mal an auszurechnen um welche Zeit wir denn eigentlich in New York ankommen würden. Irgendwann zwischen dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht. Meine Laune sinkt zusehends. Aus den Reiseunterlagen suche ich mir mal die Hotelnummer heraus und rufe an um mitzuteilen, dass sich unsere Ankunft ziemlich verspätet. Man teilt uns mit, dass bis Mitternacht die Rezeption besetzt sei. Wenn es später würde, soll man dies doch noch mitteilen.

Wir sichern uns am Gate ein gemütliches Plätzchen und machen uns auf die Suche nach Essbarem. Wir sind hungrig! Als wir grad so schön am Essen sind und Evchen sich noch auf der Suche nach dem passenden Food befindet, gibt die charmante Stimme bekannt, dass man urplötzlich ein Landefenster erhalten habe und man demnächst mit dem Boarden beginne werde, Abflug um 12.50 Uhr. Muss ich erwähnen, dass wir leicht genervt reagieren? Also sofort Eva suchen und in Überschallgeschwindigkeit das Essbare in den Mund stopfen. Oh Stress...

Obwohl wir alle erwarten, dass schon bald wieder eine Ansage ertönt, die alles rückgängig macht, beginnt schon bald das Boarden und wir dürfen irgendwann müde in die Sitze unseres Fliegers sinken. Ich habe einen Fensterplatz erwischt und geniesse den Ausblick auf das Colorado Hochplateau, das langsam am Horizont entschwindet. Tschüss schöne Landschaft...

Nach 4 ¾ Stunden erreichen wir um Ortszeit 8 Uhr abends Newark. Nach den strahlend schönen Tagen im Westen der USA begrüsst uns in Newark der dickste Nebel, den man sich vorstellen kann. Wir hoffen inständig, dass der Kapitän wenigstens weiss, wo wir uns befinden und tatsächlich holpern wir irgendwann über die Landepiste... und es regnet in Strömen. Willkommen an der Ostküste!

Rasch erhalten wir unser Gepäck. Sehnsüchtig schauen wir uns die Abflugtafel an und wehren uns gegen die Versuchung wieder in den sonnigen Westen zu fliegen. Mit dem Taxi wollen wir uns zum Hotel führen lassen. Unterwegs im Flughafen erblickt Eva einen Chauffeur von einem Limousinenservice. Sie fragt ihn nach dem Preis für eine Fahrt nach Manhattan und versucht diesen herunterzuhandeln. Wir staunen nicht schlecht... Doch der gute Mann lässt nicht mit sich reden. Ein anderer jedoch schon und schon bald sitzen wir in einem grossen schwarzen SUV und lassen uns für 55 Dollar zum Hilton Garden Inn ins Chelsea Quartier chauffieren. Die nächtliche nasse City sieht wenig einladend aus. Die Fahrt führt unter dem Hudson River durch den Holland Tunnel hindurch. Dann geht's irgendwie kreuz und quer durch die Strassen von NY und plötzlich stehen wir vor unserem Hotel.

Hier wartet noch der Höhepunkt des Tages auf uns! Die Rezeption ist von einer Person besetzt, einem jüngeren Herrn namens Malcolm. Der gute Mann ist völlig überfordert, schellt doch dauernd das Telefon und gleichzeitig muss er auch noch den kleinen Kiosk nebenan bedienen. Eva und Mäthu checken als erste ein. Zuerst findet Malcolm ihre Reservation nicht und dann bringt er sich fast mit den Traveller Checks von Eva um. Ganze 30 Minuten dauert das Prozedere und während dieser Zeit schellt hundert Mal noch das Telefon. Wir sind so müde, dass wir darüber nur noch schmunzeln können. Und vor Malcolm ziehen wir den Hut. Denn obwohl verschiedene Gäste, die in der Zwischenzeit in einer längeren Schlange vor der Rezeption warten, ziemlich ungehalten werden, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen und bleibt freundlich bis zum Schluss. Hut ab!

Bevor die Revolte definitiv ausbricht haben auch Jürg und ich eingecheckt und verziehen uns in unsere Zimmer. Mäthu und Eva sind im 8., wir im 17. Stock. Als wir unsere Zimmer via Internet gebucht haben, bezahlten wir ein wenig mehr, dafür wurde uns ein Ausblick aufs Empire State Building versprochen. In der Zwischenzeit hat man leider einen weiteren Wolkenkratzer gebaut und der verdeckt die Aussicht. Da werde ich wohl morgen mit dem Manager noch über den Zimmerpreis diskutieren müssen...

Das Zimmer ist sonst aber wirklich toll! Schöne Möbel, schönes modernes Bad und ein King Size Bett mit einer guten Matratze. Was wollen wir mehr? Etwas zu essen... Im Flieger gab es nicht viel und so sind wir hungrig, obwohl es schon halb zwölf ist. Im Hotel eigenen Shop können wir Pizza kaufen, die wir dann in unserem Zimmer in der Mikrowelle aufwärmen. Von der Bar gibt es noch ein Glas Wein und ein Bier und somit ist unsere Welt in Ordnung.

Wir sind in New York! Ein Blick zum 17. Stock hinaus zeigt uns eine Welt bestehend aus vielen Lichtern und Wolkenkratzern. Wir blicken in fremde Wohnungen und hören leise den Autolärm. Und immer noch regnet es. Was soll's... wir hatten so viel Glück mit dem Wetter in den vergangenen drei Wochen, dass wir keinen Grund haben uns zu beklagen.

Müde sinken wir in die Federn. Wir freuen uns darauf morgen eine der berühmtesten Städte der Welt zu erobern. Gute Nacht!

© Franzi S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schon viele Male besuchten wir den herrlichen Südwesten der USA. Doch zum ersten Mal wagten wir das Abenteuer im Motorhome. Herrliche Erlebnisse und Pannen inklusive... Und zum Schluss noch ein paar Tage New York.
Details:
Aufbruch: 21.05.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.06.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Route 66
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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