Wild West im Motorhome und eine Woche NY
Hochzeitstags-Feier in Vegas
Las Vegas ist die grösste Stadt im Bundesstaat Nevada. Sie erstreckt sich auf 340 km2 mit über 550 000 Einwohnern. Rechnet man die Agglomeration hinzu erstreckt sich die Grösse auf über 1200 km2 und die Einwohnerzahl erreicht stattliche 2 Millionen.
Las Vegas entwickelte sich zu einem der grössten Touristenzentren der USA. Rund 39 Millionen Touristen besuchen heute die Spielerstadt. Viele Künstler wurden durch diese Stadt weltberühmt. Darunter Elvis Presley, Frank Sinatra oder Siegfried und Roy. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Kasinos noch rund einen Viertel des Umsatzes ausmachen. Der Rest wird durch die vielen Shows, Souvenirs und Luxusartikeln gemacht. Da Nevada äußerst unkomplizierte Eheschliessungs- (und notabene auch Scheidungs-) Gesetze hat, gibt es eine unglaubliche Anzahl an Hochzeitskapellen und man kann wirklich auf die ungewöhnlichsten Arten hier seine Ehe schliessen...
Die erste Siedlung entstand 1854 durch Mormonen. Diese hielt jedoch nicht lange. Ca. 10 Jahre später errichtete die Armee Fort Baker, welcher ein wichtiger Zwischenstopp für die Wagentrecks und die Eisenbahn wurde. 1905 verkaufte eine Rancherwitwe einen Grossteils ihres Landes an die Eisenbahngesellschaft, welche dieses parzellierte und an Investoren und Spekulanten verkaufte. Es war die offizielle Gründung von Las Vegas.
1931 begann der Bau des Hoover Staudamms und gleichzeitig wurde das Glücksspiel legalisiert. Es war der Grundstein für das rasante Wachstum der Stadt. Ein gewisser Bugsy Siegel baute 1940 das erste Hotel mit Spielcasino und entfachte damit einen Bauboom, der bis heute anhält. Natürlich war das Verbrechen nicht weit. Die amerikanische Cosa Nostra kontrollierte viele der Casinos. Gewinne wurden an ihre Familien in Chicago und Miami unversteuert verteilt. Das National Crime Syndicate erklärte Las Vegas zur offenen Stadt, was somit jedem Verbrecherclan die Freiheit gab in Vegas tätig zu sein. Irgendwann in den 70er Jahren wurden die Machenschaften jedoch aufgedeckt und unterbunden. Viele Casinos mussten neue Eigentümer suchen und fanden ihn im amerikanischen Unternehmer Howard Hughes, der neue Business Modelle einführte und die Gangster langsam verdrängte. Doch bis in die 80er Jahren hinein verkam Las Vegas immer mehr.
Die Trendwende kam 1989 als Steve Wynn das Mirage eröffnete, das neue und vor allem zahlungskräftige Kundschaft anlockte. Man wollte die Stadt für Familien mit Kindern attraktiv machen und bekämpfte die Nacktbars und legale Prostitution. Doch diese Entwicklung ist mehr als fragwürdig. Zwar entstanden viele familienfreundliche Kasinos mit attraktiven Unterhaltungsmöglichkeiten, doch das Rotlichtmilieu ist immer noch allgegenwärtig. Läuft man den Strip hinab, werden einem an jedem Strassenecken Flyers von käuflichen Mädels und Jungs in die Hände gedrückt...
Weckten uns gestern in der Wüste mitten in der Nacht besoffene Jugendliche, geht es uns heute Nacht nicht besser. Anscheinend gewannen ein paar Leutchen ein paar Dollars und das musste man mitten in der Nacht dem halben Hotel lauthals erzählen... Nicht alle können sich guter Manieren erfreuen! Doch irgendwann wurde es auch hier wieder ruhig.
Um halb sieben sind wir beide wach, fläzen uns im weichen Bett herum und zappen durch die vielen TV-Sender. Ich erwähnte es bereits: zivilisationsgeschädigt! Um viertel vor neun ruft Mäthu an und teilt die Inbetriebnahme der Nespressomaschine mit. Also nichts wie hin zu den Beiden um leckeren Kaffee zu geniessen.
Danach begeben wir uns hinunter zum Chinesen, wo ein ebenso leckeres Frühstücksbuffet auf uns wartet.
Heute steht ausgiebiges Shopping auf unserem Programm. Mit dem Taxi lassen wir uns zu den Premium Outlet Stores führen, wo viele führende Designer ihre günstigen Läden haben. Wir trennen uns! Mäthu und Eva suchen günstige Sportkleidung und kommen voll auf ihre Rechnung. Auch Jürg und ich bummeln gemütlich durch die schönen Shops und finden ab und zu ein Schnäppchen. Das Wetter ist schön und heiss. Für Abkühlung sorgen lustige "Lampenschirme", die einen feinen Sprühregen von sich geben. Sehr angenehm... Den mittäglichen Hunger bekämpfen wir im Food Corner und einem gemütlichen Plätzchen draussen an der frischen Luft. Leckere Country Fries schmecken immer wieder gut.
Ab und zu treffen wir auf Eva und Mäthu und begutachten gegenseitig unsere Einkäufe. Sie verlassen die Outlet Shops gegen Mittag, wir um zwei Uhr. Ein netter Taxichauffeur aus Houston fährt uns auf Nebenwegen zurück zu unserem Casino. Rush Hour verbunden mit Stau ist auch in Las Vegas an der Tagesordnung. Doch selbst Nebenstrassen sind vor Autokolonnen nicht verschont und so bemühen wir uns von Ampel zu Ampel.
Doch irgendwann mal haben auch wir es geschafft. Mäthu und Jürg machen sich gemeinsam zur Eroberung des Jackpots auf und ich verziehe mich aufs Zimmer, wo ich schon bald dem nachmittäglichen Schlummer erliege.
Irgendwann gegen Abend ist Jürg zurück. Mäthu und Evi essen auf dem Zimmer etwas Kleines. Wir aber haben richtigen Hunger, so dass wir uns im Casino ins mexikanische Restaurant begeben, wo wir leckere Tacos mit allem Drum und Dran geniessen.
Um halb sieben stehen wir frisch geschniegelt und gebadet vor unserem Casino und warten auf die Ankunft unserer Limo. Pünktlich kommt unser überlanges Gefährt angefahren und charmant überreicht der hübsche Chauffeur uns Damen je eine rote Rose. Das ist vielleicht mal ein Anfang! Natürlich wird uns standesgemäß die Türe geöffnet und wir dürfen im luxuriösen Innern Platz nehmen. Wie es sich gehört sind die Scheiben schön verdunkelt und der gekühlte Champagner wartet ebenfalls auf uns!
Unser freundlicher Chauffeur führt uns südlich auf dem Strip aus Las Vegas hinaus. Dort hält er beim berühmten "Welcome to Las Vegas" Schild, wo wir uns davor gegenseitig fotografieren. Dann führt die Fahrt wieder auf dem Strip nordwärts bis zum berühmten Bellagio Casino. Vor dem Italien inspirierten Casino befindet sich ein See, und alle halbe Stunde wird dieser See zum Schauplatz eines wunderschönen Wasserballets. Klassische Musik ertönt aus versteckten Lautsprechern und Wasserfontänen tanzen in den schönsten Formationen über die Oberfläche. Plötzlich bricht die Abendsonne durch die Wolken und beleuchtet das gegenüberliegende Paris Casino mit dem Eiffeltower wie im Scheinwerferlicht. Was für eine schöne Abendstimmung.
Die Nacht bricht herein und die Lichter der Casinos werden langsam eingeschaltet. Was am Tage wie eine gewöhnliche Grossstadt aussieht, entpuppt sich in der Nacht als ein Lichtermeer von unglaublicher Faszination. Jedes Casino hat seine eigene Lichtchoreographie. Es glitzert und leuchtet wie ein auf die Erde gefallener Sternenhimmel. Es ist unglaublich!
Unser nächster Halt ist beim Treasur Island Casino. Hier ist schlicht die Hölle los! Auf dem Strip gibt es kaum ein Durchkommen. Die Touristen stehen sich auf den Füssen herum und bewundern wie wir die Lichtershow. Doch hier befinden sich noch zwei weitere Attraktionen. Beim Mirage steht der berühmte Vulkan und da er kurz vor dem Ausbruch steht, ist die Menschenansammlung beachtlich. Und schon geht's los: feuriges Wasser fliesst über die Wände des Vulkans und plötzlich erhellen Feuerfontänen die Nacht. Jedoch sind Jürg und ich nicht ganz so begeistert von der Show. Irgendwie hatten wir die früheren Shows viel aufregender in Erinnerung. Aber wir wollen ja nicht kleinlich werden...
Als nächstes ist die Piratenshow vor dem Treasur Island an der Reihe. War schon der Vulkanausbruch von vielen Menschen belagert, übertrifft die Piratenshow alles an Menschenansammlung. Der letzte Platz, wo man nur irgendwie auf den See und das Piratenschiff sehen kann, ist belegt. Wir müssen uns mit einem Ausblick zufrieden geben, wo man nur gerade die Masten des Schiffs sieht. Doch wir hören die Musik und sehen auch ein paar Piraten tanzen. Doch langsam reicht uns der Aufmarsch.
Wir spazieren zurück zu unserer Stretch-Limo, welche uns in den alten Teil von Las Vegas führt, an die Fremont Street. Früher hat uns dieser Teil nie besonders gefallen (wir waren 1990 das erste Mal hier). Die alten Casinos waren dem Verfall preisgegeben und die Etablissements sahen billig und schmuddlig aus. Doch hier lebte die Geschichte von Vegas. 1925 vergab man hier die erste Spiellizenz und das Golden Nugget war das erste Casino, das als Hotel konzipiert wurde. Lange Zeit war die Fremont Street das Herz des Vergnügungsviertels. Viele Filme und TV-Serien wurden hier gedreht und der rauchende Neon-Vegas-Vic war das Aushängeschild des Spielerstadt. Doch in den 90er Jahren verlagerte sich das Ganze an den Strip als man mit dem Bau der Mega-Casinos begann.
Immer weniger Touristen kamen und man musste sich etwas einfallen lassen, um dies zu ändern. Im September 1994 begann man mit dem Bau einer riesigen Kuppel, die die fünf westlichsten Blöcke der Fremont Street überdachte. Es handelt sich dabei um eine gewölbeförmige Kuppel, die am höchsten Punkt 27 Meter hoch und ca. 450 Meter lang ist. Die Unterseite der Kuppel bildet ein LED-Display (2,1 Millionen Lämpchen!), an dem in der Dunkelheit tolle Bildershows vorgeführt werden. Dabei werden die Beleuchtungen der umliegenden Casinos abgeschaltet. Zudem bereichern zwei Bühnen das Geschehen. Heute ist das Thema "summer 69'". Schon von weitem hören wir einen Jimmy Hendrix-Verschnitt, der seine Gitarre aufs Schlimmste malträtiert!
Der Bummel hier ist ein wahres Erlebnis! Waren wir von den vielen Strip-Gängern mehr genervt als erfreut, geniessen wir hier den Spaziergang unter der schönen Kuppel. Sahen die Casinos in den 90er Jahren schäbig aus, bieten sie heute den Charme der Vergangenheit. Überall schauen wir hinein und erfreuen uns auch an dem herrlichen Lichtspiel der Casinos. Es gibt viele Stände, die Vegas-Souvenirs verkaufen und Jürg entdeckt tolle alte Autos, die ganz seinem Geschmack entsprechen. Die Ambiance ist wirklich sehenswert und Mäthu meint, dass er beim nächsten Vegas-Aufenthalt lieber ein Hotel hier in diesem Teil suchen werde. Um zehn Uhr beginnt die Kuppelshow (tönt jetzt aber unanständig...). Die Rockband Queen mit ihrem berühmten Frontmann Freddie Mercury bilden einen grossen Teil der Show. Als ihre berühmten Songs aus allen Lautsprechern hallen kriegen wir Gänsehaut. Die Show ist wirklich klasse!
Um halb Elf geht unsere abendliche Reise dem Ende zu. Über den Freeway werden wir zurück zu unserem Casino geführt, wo wir uns herzlich bei unserem Chauffeur und Reiseführer bedanken. Es war ein toller Ausflug! Als krönenden Abschluss verspielen wir noch ein paar letzte Dollars. Und siehe, der Geldsegen ist uns hold: aus meinen 5 Dollars werden 16. Mit dem tollen Gewinn begebe ich mich um zwölf Uhr müde ins Bett. Man soll mit Spielen aufhören, wenn der Reichtum kaum mehr zu übertreffen ist...
Aufbruch: | 21.05.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2009 |
Route 66