Wild West im Motorhome und eine Woche NY

Reisezeit: Mai / Juni 2009  |  von Franzi S.

Lake Powell und die Rainbow Bridge

Damit wir unsere Tour heute nicht verpassen, haben wir mal wieder den Wecker gestellt und wieder erwache ich eine halbe Stunde vor dem aufdringlichen Klingeln. Ein schöner Morgen erwartet uns und wir frühstücken gemütlich im Camper im Schein der aufgehenden Sonne. Bei Mäthu und Eva ist alles noch ruhig.

Sonnenaufgang über dem Lake Powell

Sonnenaufgang über dem Lake Powell

Heute haben wir getrenntes Programm. Schon zuhause haben wir uns für eine halbtätige Schiffsfahrt auf dem Lake Powell angemeldet. Unsere Reisebegleiter hatten dazu keine Lust und wollten lieber einen ruhigen Tag vor Ort geniessen. Das ist auch richtig so! Jeder soll das tun worauf er gerade Lust hat.

So spazieren wir gegen sieben Uhr hinunter zur Rezeption zu unserem Shuttlebusservice und warten! Mit uns wartet ein älteres Ehepaar und schon bald finden wir heraus, dass es Landsleute sind. Sie kommen aus Däniken. Und so warten wir gemeinsam auf unseren Shuttlebus und sind nur wenig erstaunt, als niemand auftaucht! Ich begebe mich mal in den Shop und erkundige mich, wo unser Taxi wohl steckt. Nun, kein Mensch weiss Bescheid, dass hier jemand abgeholt werden soll. Der erste Bus käme um acht Uhr. So schlau sind wir auch. Doch Ami's sind eben auch hilfsbereite Leute. Eine nette Angestellte holt spontan ihren privaten Wagen und führt uns zur Schiffsstation. Geld will sie dafür keins. Sie freut sich, dass sie uns helfen konnte. Das finden wir wirklich nett und bedanken uns herzlich für ihren Service.

Am Hafen

Am Hafen

Viertel nach sieben können wir das Schiff besteigen. Mit uns sind etwa 30 weitere Touristen an Bord und pünktlich um halb acht geht unsere Schifffahrt los. Das Boot hat zwei Ebenen. Unten kann man gemütlich im Innern sitzen und oben hat es eine offene Aussichtsplattform, wo man auch sitzen kann. Alle entscheiden sich für die obere Ebene und so sind sämtliche Sitze schnell besetzt.

Die Fahrt geht los! Zuerst gemütlich durch die vielen Hausboote hindurch, dann legt der Kapitän richtig los und wir fliegen über den fast windstillen und damit ruhigen See. Natürlich ist es auf dem Schiff alles andere als windstill. Der Fahrtwind knuddelt uns ganz schön durch und kühlt die aufkommende Hitze des Tages angenehm hinunter.

So ein Hausboot wäre auch der Hit

So ein Hausboot wäre auch der Hit

Lake Powell ist der zweitgrösste künstlich hergestellte See der USA, hat eine Länge von 300 Kilometern und grandiose 3000 Kilometer Ufer. Rund um den See erblicken wir eine Wüstenlandschaft bestehend aus Klippen, Tafelbergen und Schluchten aus rotem Sandstein. Ein Gebiet wo nichts wächst. Und dann mitten drin dieser surrealistische tiefblaue See. Es ist eine Orgie für die Sinne: die Farben, die Formen, die Stimmung - es ist ein unglaublich paradiesischer Ort auf dem Colorado Hochplateau, eine der wunderbarsten Orte im Südwesten der USA und wir geniessen jede Minute!

Sonne, Wind und Regen formen auch hier eine höchst malerische Landschaft aus verschiedenen Sandsteinschichten. Immer wieder verzweigt der See in enge und geheimnisvolle Canyons ab, dank dem tiefen Wasserstand entstehen Sandbänke, die vorallem Hausboote zum Andocken und Verweilen verleiten. Die Reise in die Märchenwelt der roten Felsen ist unglaublich schön und natürlich verleitet die Fantasie zu vielen unausgesprochenen Geschichten über geheimnisvolle Burgen, Höhlen und Gestalten, die hier in Einsamkeit leben könnten. Oftmals erblicken wir Adler, die in gewaltiger Höhe ihre Kreise über dem See ziehen. Es ist märchenhaft.

Plötzlich biegt unser Schiff in einen engen Seitenarm des Sees ab. Die Klippen linker- und rechterhand werden immer höher und höher und wir immer kleiner und kleiner. Die untere Schicht der Felsen ist schneeweiß und zeigt eindrücklich, wie tief der Wasserstand ist. Wir schätzen, dass das Wasser rund 20 Meter unter ihrem Normalstand ist, und das finden wir für Frühling nach der Schneeschmelze bedenklich!

Es geht in einen Seitenarm des Lake Powells

Es geht in einen Seitenarm des Lake Powells

Wow, das wird knapp...

Wow, das wird knapp...

Die Schlucht wird immer enger. Von nahem wirken die Felsen sehr interessant, überall erblicken wir schöne Strukturen im Sandstein, aber auch verborgene Bögen und Höhlen. Und plötzlich wird es ganz kritisch! Das Schiff fährt auf einen Taleinschnitt zu, der kaum so breit ist wie das Schiff selber. Wir rücken alle zusammen und staunen, dass wir knapp durchkommen ohne die Felswände zu berühren. Danach öffnet sich das Tal wieder ein wenig und wir erreichen einen kleinen See umrahmt von tiefroten Sandsteinklippen. Dort befindet sich ein kleiner Hafen, wo das Schiff anlegt. Über Lautsprecher erhalten wir Anweisungen: wie lange wir hier ankern, dass es ein kurzer Marsch zur Rainbow Bridge sei und dass wir unbedingt genügend Wasser mitnehmen sollen, da es im Tal unglaublich heiss sei.

Wir wandern zur Rainbow Bridge

Wir wandern zur Rainbow Bridge

Bereits 1990 waren wir mit Märi und Beat hier. Damals war der Wasserstand weitaus höher und unser Schiff konnte viel weiter ins Tal hinein fahren. Wir verlassen das Boot und per Pedes geht es über den langen Steg aufs Festland. Wir umlaufen eine breite Klippe und erblicken einen kleinen Teil des berühmtesten Steinbogens der USA, der Rainbow Bridge.

Unsere Wanderung führt uns immer näher an das National Monument und immer mehr wird von der eindrücklichen Steinbrücke sichtbar. 1990 hat uns die Hitze hier fast umgehauen. Jürg, Beat und ich zogen es vor, die Brücke nur von weitem zu geniessen - an einem schönen schattigen Platz. Nur Märi, sportlich auf der Höhe dank Offiziersschule, wanderte zum Bogen durch den Backofen hindurch. Und heute wollen wir das auch, denn die Temperaturen sind weitaus angenehmer als damals.

Was für ein Anblick!

Was für ein Anblick!

Der Weg führt am Rande der Berge entlang. Der Schatten ist höchst angenehm. Und die Rainbow Bridge schiebt sich immer mehr in unser Blickfeld bis wir die Brücke in ihrer ganzen eindrücklichen Grösse vor uns haben. Es ist unglaublich! Und dann stehen wir davor: vor der höchsten natürlichen Steinbrücke der Welt mit einer Höhe von beachtlichen 88 Metern und einer Spannweite von 82 Metern. Der Anblick ist höchst beeindruckend!

Ein kleiner Aussichtspunkt lädt zum Verweilen ein. Ein Ranger bringt etwas Wasser mit und zeigt uns damit den Eindruck eines Dinosaurierfusses im Felsen. Wow... das hätten wir hier nicht erwartet. Schilder erklären uns, dass wir uns hier auf einem heiligen Platz der Navajos befinden. Nach einer Legende retteten sich einige Navajo vor einer Sintflut durch die Brücke, die die einzige Öffnung zwischen der einstigen Vorwelt und der Welt von heute darstellt. Deshalb bittet der Nationalpark Service seit 1995 darum, auf dem Weg zu bleiben und die Brücke nur von diesem Aussichtsbereich zu betrachten, anstatt sich der Rainbow Bridge zu nähern oder hindurchzugehen.

Ein Dinosaurier-Abdruck

Ein Dinosaurier-Abdruck

Daran halten wir uns selbstverständlich. Doch auch heute gibt es wieder Touristen, die finden, dass das unnötig sei. Sie wandern unter die Brücke und fotografieren alles. Wir finden das völlig unsensibel!

Lange stehen wir hier und geniessen den Anblick dieser wunderbaren Steinbrücke. Doch irgendwann müssen wir zurück zum Schiff und wandern wieder durch das einsame Tal zurück zum Wasser. Obwohl es erst 10 Uhr morgens ist, leiden wir bereits unter der Hitze. Wie wird das wohl erst im Hochsommer am Mittag sein?

Es geht zurück zum Schiff

Es geht zurück zum Schiff

Unser Ausflugsschiff

Unser Ausflugsschiff

Gemütlich führt uns die Schifffahrt wieder aus dem engen Seitenarm zurück auf den See, wo das Boot richtig Gas geben kann. Sofort kühlt der Fahrtwind wieder die heisse Luft und so wird die Rückfahrt sehr angenehm. Doch immer wenn ein Hausboot in der Nähe ist, muss das Schiff langsamer fahren und die Hitze fängt uns unbarmherzig ein. Die Hitze lässt natürlich die ersten Gewitterwolken entstehen, welche wie Geisterschiffe hinter den hohen Felsen erscheinen und auch wieder verschwinden.

Um halb ein Uhr sind wir zurück in Wahweap. Die Hitze ist erdrückend und wir sind froh als wir sehen, dass uns ein Bus hinauf zur Lodge führt. Dort wechseln wir in unseren bekannten Shuttlebus, der uns zurück zum RV Park bringt. Mäthu sitzt gemütlich vor dem Camper und relaxt. Er erzählt uns, dass er bereits ein Bad im Lake Powell hinter sich hat. Der See hätte angenehme 20 Grad.

Jürg lässt mal die Sonnenstore raus, denn an der brütenden Sonne hält man es kaum aus. Ich ziehe mich in den Camper zurück. Meine Erkältung blüht fröhlich auf und ich bin froh, etwas Schlaf zu finden, obwohl die Hitze im Auto ziemlich schlimm ist. Am späteren Nachmittag setze ich mich unter das Vordach und lese in meinem spannenden Roman. Wieder scheint der Himmel seine Schleusen öffnen zu wollen. Dicke schwarze Wolken verdecken die Sonne und ein starker Wind weht den Sand munter über den Campingplatz. Doch auch heute erreicht uns der Sturm nicht und die Regenwände erblicken wir wie graue Vorhänge am Horizont.

Wieder gibt es Besuch von süssen Hasen

Wieder gibt es Besuch von süssen Hasen

Wie gewohnt feuern die Herren am Abend den Grill ein und leckere Chicken Wings verwöhnen unseren Magen. Ungewohnt müde begeben wir uns aber früh in die Federn. Evchen braucht seit zwei Tagen ein wenig mehr Ruhe und weniger Sightseeing. Sie schläft viel und erholt sich auf ihre Art, die ihr am Besten tut. Das ist auch richtig so! Schliesslich soll jeder die Ferien so geniessen wie sie ihm gut tun. Auch meine Erkältung blüht fröhlich auf und die Sonne, die ich während der Schifffahrt lange genossen habe, zollt genau so ihren Tribut. So liege ich bereits um acht Uhr im Bett und versuche mich gesund zu schlafen.

© Franzi S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Schon viele Male besuchten wir den herrlichen Südwesten der USA. Doch zum ersten Mal wagten wir das Abenteuer im Motorhome. Herrliche Erlebnisse und Pannen inklusive... Und zum Schluss noch ein paar Tage New York.
Details:
Aufbruch: 21.05.2009
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.06.2009
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Route 66
Der Autor
 
Franzi S. berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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