Wild West im Motorhome und eine Woche NY
Monument Valley
Wir schlafen herrlich! Die erste Nacht, wo es nicht zu heiss oder zu kalt war. Das haben wir genossen. Ein strahlenschöner Morgen erwartet uns und lädt zu einem herrlichen Freiluftfrühstück ein. Immer noch dominiert Staub im Camper, so dass wir noch ein zweites Mal wieder aufwischen.
Von Mäthu und Evi hören wir noch nichts. Doch plötzlich taucht ein strahlender Mäthu auf und serviert uns zwei bombige Nespressos. Das ist doch eine Begrüssung! Mäthu studiert ausgiebig die Nespressomaschine und verfeinert die Fertigkeit indem er zusätzlich Löcher in die Kapseln sticht. Es scheint zu fruchten. Es gibt schon bald ein "Schümli". Weiter so Mäthu!
Das Frühstück ist wiederum der reine Genuss. Herrliche Umgebung, wunderschöner Sonnenaufgang, leckerer Mampf - was will man mehr! Wir könnten Stunden hier sitzen...
Doch diese Zeit haben wir nicht. Um halb neun stehen wir bei der Rezeption des Campgrounds parat und werden von einer Indianerin in einem speziellen Pick Up abgeholt. Statt einer Ladefläche verfügt das Auto über Sitzbänke und einem Sonnendach. Zusammen mit anderen Gästen des Campingplatzes dürfen wir Platz nehmen und los geht die windige Fahrt.
Zuerst werden wir zu einem Navajo Hogan geführt, einem traditionellen Wohnhaus der hiesigen Indianer. Das Gerüst bildet aufrecht in den Boden gesetzte Baumstämme, die mit Lehm oder Erde bedeckt werden. Meistens sind sie sechs- oder achteckig und haben einen Durchmesser von rund 8 Metern. Der Eingang zeigt immer nach Osten. Damit die Bewohner die aufgehende Sonne und damit den Morgen begrüssen können. Hogans sind jedoch nicht nur Wohnstatt und zeremonielle Räume sondern auch heilige Orte, insbesondere wenn jemand in einem Hogan verstorben ist. Der Verstorbene darf nicht durch den Eingang hinausgebracht werden. Entweder wird auf der Nordseite dafür ein Loch in die Wand gebrochen oder der Verstorbene bleibt im Hogan, der dann zur Grabstätte wird. Dann wird der Eingang verschlossen und es wird niemand ihn jemals wieder betreten.
Im Hogan befindet sich eine ältere Indianerin. Wir dürfen eintreten und sie erklärt uns, was in einem Hogan alles geschieht, wie man es baut und was ihre Aufgabe hier ist. Sie zeigt uns ihre wunderschönen Handwerke und die junge Indianerin übersetzt alles. Zuletzt lernen wir, was in ihrer Sprache Danke und Aufwiedersehen heisst. Und weiter geht die Tour.
Rasant führt uns die nette Navajoindianerin quer über die Ebene zum Visitor Center. Es ist im Fahrtwind ziemlich frisch und ich ahne, dass ich dafür zu wenig warm angezogen bin. Wenn das mal gut geht... Doch sobald wir vom erhöhten Visitor Center hinunter in die Ebene fahren, wird's wärmer. Als erstes fallen dem Besucher immer die drei berühmten Buttes ins Auge: der West und East Mitten Butte und der Merrick Butte. Wie einsame Burgen trotzen sie Wind und Wetter. Genau dieser Wind, der Regen und die Temperaturen arbeiten unermüdlich am Modellieren der wunderschönen Landschaft, lassen Türme, Löcher und Bögen entstehen und die Touristen in Begeisterungsstürme ausbrechen wie es nur selten eine Landschaft vermag.
So weit man weiss, waren die Anasazi die ersten Bewohner des Monument Valleys. Sie bauten die ersten Felsenhöhlenbehausungen vor mehr als 1500 Jahren, verschwanden aber auch hier wie in Mesa Verde vor dem Eintreffen der ersten Weissen. Heute leben etwa 300 Navajos im Valley und pflegen dort ihre Traditionen.
Das Monument Valley wird auch als John-Ford-Country bezeichnet. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg entdeckte der bekannte Regisseur das herrliche Gebiet für seine Western. John Wayne war wohl des öftern dort Gast. Ein Punkt, wo häufig Kameras standen, hat heute den Namen John Ford's Point. Auch der italienische Regisseur Sergio Leone entdeckte das Gebiet für seine Filme. Der bekannteste ist sicher "Spiel mir das Lied vom Tod". Ebenso wurde der Roadmovie Easy Rider hier gedreht. Das Monument Valley und die umliegende Landschaft diente und dient immer noch für unzählige Werbung für Autos, Motorräder, Zigaretten und natürlich für den USA Tourismus. Die Landschaft wurde schnell zum Inbegriff des Wilden Westens.
Unsere Tour führt uns zu den schönsten Punkten des Parks. Am John Ford's Point haben wir einen tollen Blick auf die "three sisters", einem markanten Dreigestirn. Ein älterer Indianer reitet mit seinem schönen Pferd auf eine Felsnase hinaus, so dass wir tolle Fotos schiessen können. Mit seinem roten Hemd und dem traditionellen Türkis-Silber-Schmuck sieht er wirklich toll aus. Die Leute machen das hier ja nicht zum Vergnügen, sie verdienen so ihren Lebensunterhalt. Das kleine Plakat, wo er um einen kleinen Obolus bittet, wird von den meisten grosszügig übersehen. Ich finde das nicht fair und plaudere ein wenig mit ihm. Mit ein paar Dollars bedanke ich mich vielmals, dass ich ihn fotografieren durfte. Darüber freut er sich sichtlich.
Es hat auch viele Indianerstände, wo schöner Schmuck verkauft wird. Evi und ich kaufen uns je einen schönen Kokopelli. Er wird unser gemeinsames Erinnerungsstück an die Ferien sein.
Die Fahrt geht weiter! Immer erklärt uns unser Guide viele Dinge. Die Namen der verschiedenen Felsen wie der Camel Butte (man erkennt darin tatsächlich ein Kamel), der Rain God Mesa oder der Thunderbird Mesa. Sie erzählt uns von ihren Traditionen und ihrer Lebensweise. Wir halten an vielen schönen und malerischen Orten, wo sich eindrückliche Steinbrücken befinden oder Sonnenlöcher in Höhlen. Man könnte in alle Windrichtungen einfach die Kamera platzieren und abdrücken und hätte die schönsten Profiaufnahmen. Es ist so herrlich!
Ein besonders eindrücklicher Felsen ist der Totempole. Wie es der Name schon sagt, sieht er aus wie ein riesiger Totempfahl. Jürg und ich lachen uns immer die Hucke voll, weil uns der Film mit Chevy Chase, "die vier Schrillen auf Achse" in den Sinn kommt. Da rennt der gute Mann in der mittäglichen Hitze mit seiner Hose auf dem Kopf die Sanddüne hinauf und sucht nach Hilfe, weil er sein Auto zu Schrott gefahren hat. Es ist zu lustig.
Der krönende Abschluss ist der Artist's Points und das North Window, wo man einen wunderbaren Ausblick in eine aufregende Ebene hat. Wir können uns kaum satt sehen. Auch wenn wir zum vierten Mal hier in dieser grandiosen Landschaft stehen, wir werden mit Sicherheit noch ein fünftes, sechstes und siebtes Mal hierher kommen. Der Wilde Westen ist wahrlich hier zu Hause und lassen Träume entstehen!
Steil geht unsere Fahrt zurück zum Visitor Center hinauf und rasant zurück zur Gouldings Lodge. Wir bedanken uns herzlich bei unserer Führerin für die tolle Tour, natürlich auch mit einem entsprechenden Trinkgeld.
Den restlichen Nachmittag geniessen wir gemütlich auf unserem schönen Campingplatz. Jürg und ich schnappen uns die Campingstühle und machen es uns unter einem Baum bequem, der angenehm Schatten spendet. Dort lesen wir in unseren spannenden Büchern. Auch Eva und Mäthu geniessen den Nachmittag auf ihre Art. Evchen legt sich zu einem Schläfchen hin und Mäthu entdeckt zu Fuss die schöne Umgebung.
Am Abend wird gekocht! Bei uns gibt es Spaghetti an einer leckeren Fertigsauce angereichert mit Zwiebeln und Hackfleisch. Mäthu und Evi grillieren feine Kartoffelscheiben, die mit Speck umwickelt sind, und geniessen dazu Tsatsiki Salat. Dazwischen füttern wir die Raubtiere. Zum Campground gehören ein Hund und eine kleine Katze. Jürg findet das Büsi sehe viel zu mager aus und da in unserem Kühlschrank noch leckere Speckscheiben auf Esser warten, verfüttert er ein paar Stücke kurzerhand dem kleinen Flohtiger. Ich habe derweil die Aufgabe den Hund mit Speck wegzulocken, damit er der kleinen Madame nicht alles wegfrisst. Mäthu und Eva amüsieren sich köstlich...
Als krönender Abschluss bietet uns die Abendsonne noch ein finales Crescendo... Für ein paar Minuten erleben wir eine Orgie der Farben.
Um neun Uhr sind wir allgemein auf den Felgen und ziehen uns in die Betten zurück.
Aufbruch: | 21.05.2009 |
Dauer: | 4 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2009 |
Route 66