Tabulavikata 2010 - 7000 km quer durch Südostasien

Reisezeit: Januar - März 2010  |  von Peter Niehage

Siem Reap 1: Siem Reap 4

25.02.
Schwimmen mussten wir nicht, aber mal der Reihe nach: Pünktlich um 10:30 Uhr stand der Fahrer unseres Vertrauens auf der Matte und los ging es zu dem doch recht weit entfernten (30 km) Tempel Banteay Srey, der uns eine gute Stunde lang (bei glühender Mittagshitze) mit seinen detaillierten Reliefs und dem rötlichen Sandstein beeindruckte.

Danach kauften wir uns erst mal kühle Getränke und Sandra ein ärmelloses und luftiges Shirt, da sie sonst den Tag nicht überlebt hätte. Weiter ging es zu der Anlage Kbal Spean, die mitten in den Bergen liegt und einen 40 minütigen (schön bergauf) "Spaziergang" - immer noch in der glühenden Mittagshitze - erforderte.

Aber der Aufstieg lohnte sich, denn zum Einen war der Weg das Ziel und zum Anderen erwartete uns oben kein klassischer Tempel, sondern vielmehr eine heilige Stätte. Hier waren aus dem Felsgestein Hindugottheiten raus gemeißelt, die das darüber fließende Wasser segnen sollten.

Weiter unten waren dann Opferschalen in das Flussbett eingemeißelt, wo dann wahrscheinlich fleißig geopfert wurde, während das gesegnete Wasser das Blut wegspült...!

Dank eines Guides, der plötzlich ungefragt neben uns stand und uns noch andere "Meißeleien" zeigte, fanden wir noch einen kleinen aber chicen Wasserfall, vor dem eine bunte Schar Schmetterlinge herumschwirrte - fantastisch...!

Dann marschierten wir auch schon wieder runter, und unten gab es die verdiente Erfrischung und einen Happen zu essen. Die Souvenir- und Essenstände waren mit einfachen Palmwedelkonstruktionen überdacht. Bei näherer Betrachtung dieser Unterstände, sowie deren Anordnung + Lage (zum Wasser und zu den angrenzenden Reisfeldern) und einem Nachbargebäude, das wie eine Messe aussah, fiel es uns wie Schuppen von den Augen...! Wir reimten im Vorfeld Gelesenes und Gesehenes zusammen und kamen zu dem Ergebnis, dass dies hier definitiv mal ein Basislager der Roten Khmer gewesen sein muss...! Da, wo wir uns eine kühle frische Kokosnuss gönnten, löffelten damals die geschundenen Körper ihre dünne Reissuppe. Und in dieser Messe wurden mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit die allabendlichen Gehirnwäschen abgehalten...es war verflucht heiß, aber wir hatten Gänsehaut...!
Die blieb auch bei der Besichtigung des Privatmuseums für Landminen des Mister Akira, der diese in frühester Kindheit als Zwangsrekrut der Roten Khmer selbst auslegen musste, um sie nach der Befreiung (aus eigenem Antrieb) wieder zu entschärfen und einzusammeln. Nun wissen wir, wie diese fiesen Dinger im Original aussehen.

Auf dem Rückweg hielten wir noch an einem Straßenstand an, um frisch zubereiteten Palmzucker (an der Straße standen Behälter auf kleinen Holzöfen, worin die Zuckermasse brodelte) im Palmenblatt eingewickelt zu kaufen. Wir haben als Mitbringsel gleich mal 6 Stangen mitgenommen - frischer und "originaler" geht's nicht...!
Weiter ging die Fahrt vorbei an kleinen Dörfern, toller Landschaft und winkenden Menschen.

Nach dem Frischmachen im Hotel ging es gleich wieder weiter zum Nachtmarkt - zur Openairfussmassage. Normalerweise gibt man ja immer etwas Trinkgeld, aber heute beschlossen wir, unseren Masseusen einfach mal eine Kugel Eis zu spendieren, denn bei dem stattlichen Preis von über 1 Dollar für eine Kugel, ist dieser Genuss wohl purer Luxus für die Damen. Erst verstanden sie nicht, dann reagierten sie total verschüchtert, aber wenig später trauten sie sich doch und standen wie Kinder mit großen Augen vor der Eistruhe. Der Verkäufer tat ihnen auch gleich eine extra große Kugel in die Waffel, und immer noch verschüchtert dreinblickend kosteten sie das herrlich fruchtige Eis und gingen wieder zurück zum Massagestand. Als wir weitergingen, schauten wir noch einmal zurück, und die beiden winkten uns mit einem vor Freude strahlenden und lächelnden Gesicht hinterher. Auch diesen Augenblick werden wir nie vergessen. In Deutschland mag so etwas wegen der Geringfügigkeit vielleicht nichtig und großspurig erscheinen - hier aber öffnen sich wegen einer schnöden Kugel Eis Herzen...!
Zum Abend kauften wir uns noch ein paar Früchte als Betthupferl und die Postkarten haben wir auch noch fix geschrieben.

Morgen schlafen wir schön aus und dann warten die Pferde auf uns...!

© Peter Niehage, 2010
Du bist hier : Startseite Asien Kambodscha Siem Reap 4
Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der kürzeste Weg zu Dir selbst führt einmal um die Welt." Richard Hoffmann
Details:
Aufbruch: 10.01.2010
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 18.03.2010
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Laos
Vietnam
Kambodscha
Der Autor
 
Peter Niehage berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.