Test the West

Reisezeit: Dezember 2011 - Januar 2012  |  von Stefan O.

Schweine am Strand

Dienstag, 17.01.2012

Die älteren Semester kennen sie vielleicht noch, die Schweine im Weltall aus der Muppet Show. Heute ist die USS Swinetrek scheinbar in Cape Coast gelandet und Captain Link Ringelschwanz macht heute mit seiner Crew einen kleinen Ausflug am Strand. Bevor jetzt jemand glaubt, ich hätte etwas Falsches geraucht, hier das Beweisfoto.

Schweine am Strand von Cape Coast

Schweine am Strand von Cape Coast

Nach dem Mittag kommt Ben vorbei und wir latschen via Ganjamann zu einem sehr gemütlich Spot in der Nähe des Fischerhafens, wobei der Hafen natürlich wieder nur ein Stück Strand ist, wo die kleinen hölzernen Fischerboote auf dem Land liegen.

Irgendwie wird hier ziemlich viel gekifft. Sogar die Mädels rauchen hier Ganja. Aber nicht etwa pubertierende Teenies, sondern gestandene Frauen, so Mitte zwanzig. Voll geil: Sie sitzen vor den Häusern, machen das, was Frauen so machen hier in Afrika, also Wäsche waschen, Essen vorbereiten oder was auch immer, bauen sich zwischendurch einen fetten Dübel und zecken den dann weg.

Eine von ihnen setzt sich später zu uns an den Tisch. Sie ist aus Liberia und als sie hört, dass ich schon fünf Wochen durch Westafrika tingele, fragt sie, ob ich auch in ihrem Land war. "Leider nicht", antworte ich, "steht aber ziemlich weit oben auf meinem Wunschzettel", denn sollte es irgendwann mal einen Teil II dieser Reise geben, hätte das kriegsgebeutelte kleine Land tatsächlich einen festen Platz. Obwohl das Thema Liberia sicher einiges an Gesprächsstoff liefert, reden wir über Musik, eines meiner Lieblingsthemen. Vor allem dann, wenn es um die afrikanische Musik der Moderne oder um Reggae geht. Das gehört ja in gewisser Weise auch zusammen, denn viele bekannte Reggae-Künstler kommen ja aus Afrika. Lucky Dube, zum Beispiel ist Südafrikaner oder Alpha Blondy aus der Elfenbeinküste. Warum nur die Leute immer glauben, die kommen alle aus Jamaika, will sie dann wissen. Doch darauf habe ich auch keine Antwort und ich verkneife es mir, zu erwähnen was die intelligente Fernseh-Gesellschaft aus dem hochentwickelten Europa noch so alles "weiß" über Afrika.

Ben mischt sich in das Gespräch ein und als er hört, dass ich auch mal in Jamaika war und dass es dort in vielen Dingen ganz ähnlich zugeht, fragt er was denn überhaupt der Unterschied ist. Schwer zu sagen, außer dass hier mehr gesplifft wird. Was auf jeden Fall einen Unterschied macht ist, dass in Jamaika etwa 2,7 Millionen Einwohner leben, etwa so viel wie Ghanas Hauptstadt Accra. Das erzeugt so ein gewisses One-Nation-Feeling. Ein ganz eklatanter Unterschied ist auch, dass in Jamaika ausschließlich Reggae oder Dancehall gehört wird, nicht einmal mit Hip-Hop, Jazz oder Blues kann man dort etwas anfangen.

Abhängen in Cape Coast

Abhängen in Cape Coast

Die Atmosphäre hier ist super gechillt. Alle wollen wissen was der Fremde zu erzählen hat. Dass ich in Lagos war, verschafft mir ein gewisses Maß an Respekt. Irgendwann kommen zwei weiße Mädels in die Bar. Sie sind natürlich in einheimischer Begleitung, allein findet hier sicher niemand her. Sie sind aus Kalifornien, wie ich einige Zeit später im Gespräch mit einer von ihnen erfahre, und diese besucht gerade die andere, die in Accra an einem Volontärprojekt beteiligt ist. Als die obligatorische Frage kommt, ob sie zum ersten Mal in Afrika ist, antwortet sie, sie sei sogar zum ersten Mal außerhalb der USA. Reingefallen! Alte Fangfrage, denn Neulinge lassen sich besonders einfach über den Tisch ziehen.

Cape Coast gefällt mir sehr gut. Genau deshalb hatte ich mich auch gestern entschieden, noch bis morgen zu bleiben. Ich musste zwar mein Luxuszimmer aufgeben, doch dafür habe ich nun ein billigeres; es ist etwas kleiner und ohne eigenes Bad, aber nicht minder gemütlich. Ein paar mehr Touristen als anderswo in Ghana gibt es hier zwar schon, doch fast alle sind mit dem Rucksack unterwegs und sind gekommen, um etwas über Land und Leute zu erfahren. Klar ist, dass man diesen sanften Tourismus ganz sicher nicht mit den touristischen Epizentren in Teilen der Karibik vergleichen kann und die paar Halunken und Betrüger habe ich inzwischen im Griff.

Cape Coast

Cape Coast

© Stefan O., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Burkina Faso - Ist da irgendwas?", "Wo liegt Niamey?" und "Ist Lagos nicht die gefährlichste Stadt der Welt?" Diese und andere Fragen wurden mir gestellt, bevor ich los zog um nach Antworten zu suchen. Das Motto: "Travel and see"
Details:
Aufbruch: 13.12.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 20.01.2012
Reiseziele: Burkina Faso
Niger
Nigeria
Togo
Ghana
Der Autor
 
Stefan O. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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