Renate's Weltreise

Reisezeit: November 2003 - Dezember 2005  |  von Renate Enghauser

Vom Norden bis zurück nach BKK

Tja, "welche" ist echt? 
Vier "Ladyboys" wollten ein Bild mit mir

Tja, "welche" ist echt?
Vier "Ladyboys" wollten ein Bild mit mir

23.02.04
Jetzt muss ich aber mal einen Zahn zulegen, wenn der durch den Visarun gewonnene Monat reichen soll, um zurueck nach Bangkok zu kommen. In dem "echten" Denchai hatte ich dann auch das Vergnuegen erstmals in meinem Leben in einem Stundenhotel zu schlafen. Da mir das erste Hotel was mir der Tuk-Tuk Fahrer offerierte zu teuer und viel zu schaebig war brachte er mich in dieses "andere" Hotel. Von der langen Fahrt und dem unfairen Handel mit dem Tuk-Tuk Fahrer frustriert und erschoepft kaufte ich beim Hotelier eine Flasche Bier um mich dann im Hotelzimmer "vergraben" zu koennen.
Der Raum selbst war eigentlich nett: Ein Riesenspiegel an der Decke ueber dem Bett, Nachttischchen und sogar eine Kommode was ich bisher in Thailand noch nie sah. Und alles sehr sauber. Ich dachte: "Keine schlechte Wahl zu einem annehmbaren Preis"
Nachdem ich geduscht hatte und gerade meinem Bier widmen wollte, klopfte es. "Das kann jetzt aber nicht sein!" Ein Bekannter warnte mich noch: "Falls du in dem Stundenhotel schlaefst, mach halt nicht auf falls es klopft." Ich fragte mit einer ungehaltenen boesen Stimme (hoffte ich jedenfalls): "Yes, what's the matter?" Irgendjemand schien schon angetrunken zu sein, ich konnte nichts verstehen, da auch die Klimaanlage recht laut war. Und sagte dann dass er falsch hier waere. Zum Glueck wiederholte das sich nicht nochmal in der Nacht.
Am Morgen, wieder besserer Dinge sprach ich mit dem Hotelier, der mir dann auch verstaendlich machte, dass er vergessen hatte mir das Bier zu oeffnen und mir einen Oeffner bringen wollte ha, ha ...... das konnte ich nun wirklich nicht riechen! Der Hotelier war so nett und fuersorglich, dass ich froh war ueber die Gelegenheit die Vorurteile "solcher" Etablisements zu revidieren.

24.02.04
Mein naechster Ort war Chiang Khan, ein kleiner Ort am Mekong, der sich vor allem dadurch ausgezeichnet hat, dass jeder froh schien mal mit einem "Farang" gesprochen zu haben. Als ich an der Schule vorbeiging kamen die Kids in Scharen um ihr englisch zum Besten zu geben. "What's your name?", "Where are you from..." Auch wenn der Ort sonst nicht viel hergab (ausser den Blick auf den Mekong) machte das die freundliche, offene Art der meisten Menschen dort wett und ich war froh, mir den Ort ausgesucht zu haben.
25.02.04
Beim drei-Gaenge Kochkurs in meinem Guesthaus liess mich die Wirtin die Kosten der Lebensmittel die wir auf dem Markt fuer das Menue zusammen besorgten on top zu dem ausgemachten Preis bezahlen und kaufte auch genug ein, damit ihre Familie mitessen konnte. Von Natur aus eher grosszuegig stoerte mich dennoch die Art, wie sie es anstellte.
Auf der Suche nach einem Musiklokal "las" mich ein Ladyboy auf (das sind Maenner, die sich wie Frauen kleiden und wer zum ersten Mal diese Schoenheiten sieht kann es kaum glauben, dass es wirklich keine Frauen sind. siehe Bild oben) um mit mir in einer Karaoke-Bar zu singen. Es machte ihm nichts aus, dass wir die einzigen Gaeste dort waren, er wollte mir damit einfach einen Gefallen tun, da ich ihn nach "Karaoke oder so was" gefragt hatte. Zum wiederholten Mal sagte ich mir, dass dir sowas nur in Thailand passiert. Du bist alleine unterwegs und wildfremde Menschen denken sie muessen sich um dich kuemmern.
Das einzige wirkliche Drama in dem Ort ist die Internetverbindung. Gerade hier, wo man so viel Zeit haette... aber dafuer wurde ich mit einem sicherlich nicht alltaeglichen Bild entschaedigt, denn der Raum sass voll mit jungen Moenchen, die in Kampfspiele vertieft waren und denen wohl das Freizeitangebot auch nicht ausreichte....

28.02.04
Naechster Ort: Loei. Hier zum ersten Mal ins Kino "Der letzte Samurai" da war die Sprache wirklich nicht das Wichtigste. Fuehle mich immer weniger als wuerde ich durch Thailand "durchreisen". Eher als wuerde ich hier leben und verschiedene Orte besuchen.
Ich lerne ununterbrochen Leute kennen, somit faellt es mir selten auf, dass ich eigentlich alleine reise. Es ist oft schade, wenn man zu jemanden einen wirklich guten Draht hat, dass sich die Wege wieder trennen aber auf jeden Fall besser als mit Leuten zusammen zu sein ohne es wirklich zu geniessen, was ich bei anderen Reisenden manchmal wahrnehme.
Ein paar der Bekannten luden mich zu einer Schweinefarm-Besichtigung ein (ich dachte ja sie sagen das nur im Scherz und fuhr mit...) die Jungs nutzten natuerlich die Gelegenheit die Party des Abends schon mal vorzuziehen...

Bei dem Anblick der suessen Schweine hab ich mich ernsthaft gefragt ob ich nicht auch nur mit Gemuese leben koennte...

Besichtigung der Schweinefarm....

Besichtigung der Schweinefarm....

... wie immer mit einer Party verbunden

... wie immer mit einer Party verbunden

02.03.04
Ankunft Nongkhai. Der Mekong laesst mich einfach nicht los. Man sagt ja er haette eine besondere Energie. Auf mich scheint es zuzutreffen. Hab mich ENDLICH! zum Thai-Unterricht angemeldet. Es ist eine sehr alte pensionierte Lehrerin, die einen Briefmarkenshop besitzt.
03.03.04
Habe eben meine neugewonnenen Thai-Kenntnisse ausprobiert: "Eine Flasche Heineken Bier, bitte" Der Kellner verstand das Wort Bier und fragte ob ich "Chiang" Bier moechte. Das war ja gerade nicht ermutigend...und ich hatte noch nicht mal Lust auf Bier, ich wollte es nur meine neuen Kenntnisse testen...
04.03.04
Der Ort selbst macht auf mich einen seltsamen Eindruck: Es scheinen sich hier eine Menge "Aussteiger" aufzuhalten, es gibt auffallend viele "aeltere" Maenner aus unserer westlichen Welt, denen der exzessive Lebenswandel in Form von grauer, faltiger Haut buchstaeblich ins Gesicht geschrieben steht und die scheinen mit ihren wesentlich juengeren Thaifrauen staendig einen Disput auszukaempfen zu haben. Es ist auch der erste Ort, an dem ich mich aufgrund der herumstreunenden Hunde in der Nacht sehr unwohl fuehle. Da ich sonst immer gerne zu Fuss unterwegs bin, wird mir das hier etwas verleitet. Insgesamt fuehle ich mich hier nicht sonderlich wohl sobald es dunkel wird. Da ich nun aber eine Lehrerin gefunden habe waere es schade, gleich wieder zu gehen.

Versuche, nur das Gute aufzunehmen wie den "seltsamen" Park, zu dem ich hingeradelt bin :

Sehr ausgefallener Park bei Nongkai

Sehr ausgefallener Park bei Nongkai

"Bizzare" Skulpturen, bei denen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt

"Bizzare" Skulpturen, bei denen man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt

Wie immer war die Temperatur eher zu heiss als nur warm, und so staunte ich nicht schlecht ueber das folgende Bild, was sich mir auf dem Weg zum Park bot:

Wer da nicht jegliche Hühner-Seuchen-Bedenken verliert...

Wer da nicht jegliche Hühner-Seuchen-Bedenken verliert...

Beim "Hausaufgaben" machen wurde ich ploetzlich durch eine Gruppe von Leuten gestoert, die zum Fluss kamen um ihre Koerbe zu waschen. Offensichtlich Fischer, denn sie hatten jede Menge Fische dabei. Doch dann fielen mir fast die Augen aus, denn sie warfen all die lebenden Fische zurueck in den Fluss. Ich muss wohl ein Riesen Fragezeichen im Gesicht gehabt haben, somit erklaerte mir einer der Fischer etwas von "Chock dii" , was viel Glueck bedeutet.
Spaeter erklaerte mir jemand, dass man das macht wenn man eine Pechstraehne hat, um das Glueck wieder auf seine Seite zu bringen.

Am Mekong. Ein guter Platz zum "Hausaufgaben" machen, oder?

Am Mekong. Ein guter Platz zum "Hausaufgaben" machen, oder?

Lebenden Fischen wird die Freiheit zurückgegeben ...

Lebenden Fischen wird die Freiheit zurückgegeben ...

... danach wurde sich mitsamt der Kleider gewaschen.

... danach wurde sich mitsamt der Kleider gewaschen.

05.03.04-06.03.04
Meine Thai-Lehrerin hat mich gefragt, ob ich nicht helfen koennte Briefmarken zu sortieren, da sie ein paar auf dem Markt verkaufen moechte. Natuerlich half ich gerne. Der Unterricht fiel auch aus, da sie gleichzeitig einen Thaijungen zum Englischunterricht bestellt hatte.
Am naechsten Tag sollte ich mit ihr zum Markt gehen um den Standplatz zu erkundigen. Nachmittags sollte ich wieder bei den Briefmarken helfen und abends nochmal zum Markt... aehh, hallo!... langsam komme ich mir doch etwas ausgenutzt vor. Nicht nur, dass wir nicht mehr Thai lernen, aber meine gesamte Zeit in Anspruch zu nehmen ist nicht das was ich mir unter "Hilfsbereitschaft" vorstelle. So sagte ich auch dass ich nur noch einmal zum Markt mitgehen wuerde und als als sie dann den Termin platzen liess, kam mir das gerade recht. Ok, in Gedanken ein paar Fische in den Fluss werfen und weg hier! Man kann eben nichts erzwingen.
08.03.04
Seit ich entschieden habe, hier schleunigst zu gehen fuehle ich mich wieder besser. Und freu mich auf die naechtste unbekannte Stadt. Auf nach Khong Kaen!

Hier in Kong Khaen gibt es sogar richtig gute Live-Bars! Scheint ein Glueckstreffer zu sein. Endlich wieder mal tanzen, von netten Leuten umgeben sein und beleuchtete Strassen ohne klaeffende Hunde. "So einfach koennen Gluecksgefuehle gerweckt werden!
09.03.04
Habe heute den grossen See der Stadt umrundet. Unterwegs jungen Skateboardern beim Training (neidvoll zugesehen und drei Leuten, die mit richtig lauter Musik im Freien Aerobic vorgetanzt haben und den ca. 150 Leuten, die "taenzerischen Verrenkungen" gleichzeitig nachzuahmen. Leider war ich nicht entsprechend dafuer gekleidet sonst haette ich gerne mitgemacht. (Da es in der Regel nur 5 Baht und somit etwa 10 Cent kostet, unbedingt empfehlenswert!)
Als es zu daemmern anfing, wollte ich den Ausgang wieder raus, den ich reingekommen war. Schon den ganzen Tag auf den Beinen und die ca 8 km um den See machten sich langsam bemerkbar.
Kein Ausgang schien aber meinem Eingang zu gleichen. "Unwesentlich" spaeter, inzwischen natuerlich schon dunkel hatte ich dann den ersten echten "Wiedererkennungseffekt" Allerdings auf der anderen Seite des Sees! Also zum naechstbesten Ausgang und erst mal Essen gegangen. Als mir dort der Kellner mit kritzeliger Schrift bedeutungsvoll einen Zettel hinschob auf dem "I love you" stand fand ich die ganze Aktion einfach nur noch witzig. Ich ersparte ihm die Belehrung, dass es unter Umstaenden sinnvoller ist mit den Leuten erst mal das eine oder andere Wort zu wechseln, bevor man solche verheissungsvollen "Botschaften" verteilt, konnte es mir aber nicht verkneifen ihm mein wahres Alter zu nennen, da er mindestens 15 Jahre juenger war ))

Beim Rundgang durch die Stadt bin ich dieser Arbeiterin begegnet. Um sich vor der Sonne zu schuetzen, tragen viele Strassenarbeiter mehrere Lagen langaermliger Klamotten und Strickmuetzen, aus denen meist nur die Augen zu sehen sind. Doch auch wenn es alle Strassen und Bauarbeiter in Thailand so handhaben kann ich noch immer nicht dran glauben, dass das dies der "optimale" Weg der Hitzebekaempfung ist ... Unter ihrer "Vermummung" lachte sie und fragte wo ich hingehen wuerde: "bai nai?" Ich zeigte in die Richtung und fragte sie ob ich ein Bild machen duerfe. Fuer das Bild zog sie dann die Kopfbedeckung zurueck und lachte mich an, als wuerde ich IHR ein Riesengeschenk damit machen und nicht sie mir.
Das sind die Momente wo ich mich von diesem Land am liebsten aufsaugen lassen wuerde.

13.03.04
Heute fahre ich mit dem Bus nach Bangkok. Habe noch einen Zwischenstopp in Canaburi eingeplant. Mal sehen, ob alles so kommt wie geplant

© Renate Enghauser, 2003
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich starte in Thailand und dann sehen wir weiter...
Details:
Aufbruch: 21.11.2003
Dauer: 25 Monate
Heimkehr: Dezember 2005
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Indonesien
Tibet
Indien
Der Autor
 
Renate Enghauser berichtet seit 21 Jahren auf umdiewelt.
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