Renate's Weltreise
Tibet: Zur nepalesischen Grenze und zurueck
Erstmal vorweg: Ich weiss oft nicht wie die Orts-oder Tempelnamen geschrieben werden. Da sie eigentlich in tibetischer Schrift existieren kann man ueberall unterschiedliche Versionen lesen. Also verzeiht, wenn ihr es besser wisst! Gesprochen werden sie jedenfalls so aehnlich
16.09.04
Habe mit ein paar Bekannten einen Trip zum Nepal-Boarder und zurueck gestartet. Die Landschaft ist erst mal nicht sehr abwechslungsreich, dafuer sind die Strassen so staubig, dass noch nach Minuten die Staubwolken zu sehen sind, wenn die Fahrzeuge schon laengst vorbei sind.
Auf dem Weg nach Shigatse
Die letzten zwei Tage in Lhasa habe ich damit verbracht, Camping-Equipment wie dicker Schlafsack, Zelt, Trekkingschuhe etc. einzukaufen. Da ich einigermassen gute Qualitaet wollte und nicht zuviel ausgeben; es ist schliesslich nur fuer die Zeit in Tibet; verbrachte ich also die Zeit mit Preisvergleich und von Shop zu Shop zu laufen Hab trotzdem ein Haufen Scheiss gekauft und jetzt frage ich mich, ob es nicht besser gewesen waere 20 Euro mehr auszugeben, meine Nerven zu sparen und die Zeit zu geniessen...
Riesen Staubwolken auf dem Weg
In Shigatse angekommen, beeilen wir uns zu der Tashilumpo-Monastrie zu kommen, da dort nachmittags die Moenche einen Tanz mit Saebeln auffuehren. Die Musik dazu wird auch von Moenchen gespielt, es klingt sehr duester und eintoenig, ist aber sehr schoen anzusehen.
Wir sind wieder etwas hoeher als Lhasa - die Luft ist wieder etwas duenner - die Sonnenstrahlen staerker. Heiss im Gesicht, kalt im Nacken...
Moench bei der Tanzzeremonie
Noch interessanter als der Tanz der Moenche sind fuer mich die Leute, die auch zu der Veranstaltung gekommen sind. Es wirkt wie ein grosser Picknickplatz.
Heute scheint ein besonderer Anlass zu sein, ansonsten sollen nicht so viele Menschen bei der Zeremonie zuschauen.
Wer in dem Alter noch raucht...
wird auch aelter...
Wir schlafen ganz in der Naehe in einem schoenen Hotel, da wir in dem Guesthouse in dem wir anfragten preislich nicht einig wurden. Die wollten 3 Euro pro Person fuer ein 5-Bett Zimmer mit schaebigen Liegen und das Hotel kostet 4 Euro pro Person und kann mit First Class mithalten
Natuerlich ist das nicht der Standardpreis, aber da sie wenig Gaeste haben, waren sie verhandlungsbereit
Tashilunpo Monastrie
Die Monastrie in Shigatse ist sehr schoen, beeindruckend sind in all den Monastrien immer wieder die Farben und Bilder, ich moechte am liebsten alles mit meiner Camera einfangen:
Moenche vor der Monastrie
...und beim Kleiderwaschen
Langsam fuehle ich etwas Ruhe in mir
Die Besichtigung ist wieder mal anstrengend, die Luft ist halt einfach duenn ...
Fuer mich reicht es hier in Tibet einfach nur zu "existieren", alles was darueber hinaus geht ist "muehselig"
Mein Puls ist hier staendig hoeher als normal, ich gehe auch immer schneller als ich sollte und bin nach ein paar Metern voellig erschoepft. Es ist, als wuerde ein inneres Zahnrad mich antreiben, nur eben einen Takt zu schnell fuer mich
Der Innenhof des Tempels
Im Innenhof des Tempels finde ich zum ersten Mal etwas Ruhe in mir seit ich in Tibet angekommen bin. Kann die Umgebung auf mich wirken lassen, ein paar Minuten einfach nur dastehen ohne Hektik zu verspueren.
Ich muss das auch ausgestrahlt haben, da eine chinesische Touristin mich als Fotomotiv aussuchte als ich so entspannt an der Wand lehnte und den Augenblick der Zufriedenheit und Ruhe genoss.
Ausgepraegte Spielleidenschaft
Wieder draussen auf der Strasse bin ich doch etwas ueberrascht: Zwischen Strassenstaenden an denen Gebetstuecher und Wachs fuer den Tempel verkauft werden kommen auch Leute mit anderen Interessen auf ihre Kosten(siehe Bild oben)
Man scheint hier in Tibet eine sehr ausgepraegte Spielleidenschaft zu haben, ueberall sitzen Leute welche Karten, Brettspiele oder eben so was ausgefallenes wie Wuerfelspiele spielen.
Gyantse Monastrie
Nachmittags gehts gleich zur naechsten Monastrie nach Gyantse.
Unser Fahrer, der uns sichtlich nicht leiden kann, haelt weit ausserhalb des Ortes und gibt uns zu verstehen, dass er wegen der Baustelle nicht reinfahren koenne. Im Ort selbst sind natuerlich etliche Fahrzeuge, doch da das nicht die erste Aktion dieser Art von ihm ist, sind wir nicht besonders ueberrascht. Die Gruppe ist inzwischen auch nicht mehr "fuer" ihn, ich bin die einzige die sagt, dass "mein" Trip dann erfolgreich ist, wenn auch er Spass am Fahren hat und ich nichts davon habe irgendeinen "Kampf" zu gewinnen auch wenn er sich von vornherein gegen uns gestellt hat. Er scheint meine Haltung wahrgenommen zu haben und laechelt mich jetzt ab und zu an wenn es die anderen nicht sehen. Doch trotz dass er eine "Art" Symphatie fuer mich hegt, arbeitet er weiter gegen die Gruppe.
In der Monastrie selbst werde ich zum ersten Mal mit einer "unheiligen" Seite konfrontiert.
Das Mitnehmen der Kamera soll Geld kosten, ansonsten muss man sie abgeben. Haetten sie gesagt Bilder machen ist wegen dem "heiligen" Platz nicht erlaubt, kaeme ich damit ja klar, aber da sie wissen dass alle die Aussicht aus der Monastrie eben fotografieren moechten, verlangen sie Geld dafuer
Ich entschied mich dagegen zusaetzlich zu dem Eintritt noch Fotogebuehr zu bezahlen und ging stattdessen hinter dem Tempel hoch, wo man sehr gut hochlaufen kann und bestimmt keine schlechtere Aussicht als in dem Tempel hat:
Diese Aussicht war "umsonst"
Zurueck durch eine Seitenstrasse sieht man nochmal eine andere Welt:
Seitenstrasse von Gyantse
Noch schnell ein Foto auf dem Rueckweg zum Hotel:
Abendstimmung von Gyantse nach Shigatse
19.09.04
Heute soll es der langste Weg auf unserer Strecke sein. Also ist um sieben Uhr aufbrechen angesagt. Unserer Fahrer sagte gestern schon, dass er nicht so frueh los will, also schlaeft er um diese Zeit noch.
Aber 7:40 Uhr gehts dann los und obwohl er sich bemueht sehr langsam zu fahren kommen wir doch irgendwann in der naechsten Monastrie an. Der Grund heute alles rauszuzoegern ist, dass er nicht in Rongphu schlafen will, sondern in einem anderen Ort, der nicht ausgemacht war.
Die ersten Schneezipfel sind zu sehen
An jeder neuen Stelle, an denen wir anhalten kommen Kinder und betteln um Geld.
Ich versuche Kindern kein Geld zu geben, da sie so nicht verstehen koennen, dass andere sich fuer Geld "abrackern" wenn es doch so viel einfacher ist.
Aber ich sehe natuerlich, dass sie nur betteln weil sie nichts haben und gebe ihnen zu essen.
Richtig oder falsch? - ich weiss es nicht. Mir geht es jedenfalls besser, wenn ich das Gefuehl habe, was "teilen" zu koennen.
"Ihr habt so viel und was hab ich?"
Die naechste Monastrie ist Sakya und ich entscheide mich lieber durchs Dorf zu laufen um auch mal "das normale Leben" zu sehen. Ich muss sagen es hat mir mehr Spass gemacht als ein weiterer Tempel in der kurzen Zeit zu besichtigen.
Das Getreide wird von Hand geschnitten
Die Leute sind sehr nett, nachdem sie wissen, dass sie sich anschliessend gleich in der Digital-Camera sehen koennen, wollen sie alle Bilder von sich haben.
Da macht fotografieren Spass!
Leute bei der Arbeit
Der BlaseBalken ist aus Jackfell
Das Wasser war eiskalt aber sie schien trotzdem nicht die Freude am Waschen zu verlieren:
Maedchen waescht am Fluss die Waesche
Auch die warten vor dem Tempel bis es wieder weitergeht
noch ein paar Stunden Fahrt, wobei an jedem Pass gestoppt wird und ueberall wo gestoppt wird sind auch Leute die betteln.
Es gibt ja nur zwei Hauptverkehrsstrassen und somit ist es nicht allzu schwer am richtigen Ort auf Leute zu warten.
Bettlerkinder kommen ans Auto
Ich hab keine Vorstellung wie man sich fuehlt wenn man mit den Kindern betteln geht. Ob man wirklich "muss" oder einfach nur ein "bisschen" mehr will ist dabei auch nicht wichtig.
Nachdem die Kinder akzeptiert haben, dass kein Geld nach den Keksen kommt, waren es ploetzlich wieder ganz normale Kinder. Zum Spielen aufgelegt, etwas scheu und neugierig.
Es gab nochmal einen Kampf mit dem Fahrer,er informierte die ortsansaessigen Leute, so dass es hiess wir koennten keine Tickets fuer das Everest-Gebiet kaufen doch wir fuhren dann ohne zum Checkpoint und nach einigen Diskussionen ging einer der Leute von dort wieder mit zurueck ins Dorf und natuerlich gab es Tickets!
Doch obwohl wir im Lauf des Tages 4 Stunden durch den Fahrer verloren hatten ging es schlussendlich doch noch Richtung Everest Base Camp, wie ausgemacht
Dass ich ueberhaupt so ausfuehrlich ueber diese "unangenehmen" Dinge schreibe liegt daran, dass "er" absolut keine Ausnahme in Tibet darstellt. Im Gegensatz zu all den wirklich offenen, freundlichen Leuten die man ueberall trifft bilden die "Guides" und Fahrer eine Riesenausnahme. Da ueberall "Permits" (Genehmigungen, die bezahlt werden muessen) notwendig sind und man offiziell ohne Fahrer oder Guide zu vielen Orten alleine nicht gehen darf, wird das schamlos ausgenutzt. Bezahlt muessen die Touren im Voraus werden und zwar zu 100% und es ist keine Seltenheit, dass der Guide unterwegs einfach "kuendigt" und die Touristen fuer was bezahlt haben, was sie nicht erhielten. Natuerlich wollen die Travel-Agencies, die sich ruehmen, die einzigen "offiziellen" Agenturen zu sein davon nichts wissen. Geld kommt nicht zurueck. Die naechsten sind ja wieder drauf angewiesen...
Der letzte Pass bevor es wieder abwaerts geht.
Wer auf dem Weg zum Everest ist, sollte sich unbedingt nach dem Checkpoint des "Everest Gebietes" den besten Aussichtspunkt nicht entgehen lassen.
Auf dem letzten Pass den "Feldweg" linkerhand ein Stueck hochfahren lassen, der Rundblick von da aus ist der Beste auf dem Weg (falls wolkenfrei natuerlich)
Erster Blick auf den Everest
Die erste Nacht schliefen wir in der Rongphu-Monastrie und am naechsten Morgen standen wir frueh genug auf um auf den Sonnenaufgang zu warten. Leider spielte er sich hinter Wolken ab doch zum Glueck wurde es sonnig als wir zum Everest Base Camp aufbrachen.
Nach 8 km mit dem Gepaeck musste ich mich erst mal hinlegen Ich meine, es sind ja immerhin 5200m da oben und da sich schon Kopfweh einstellte, wollte ich vorbeugen.
Zelt im Base Camp
Die Nacht verlief ganz gut, ich hatte auch mit Hoehenmedizin und Unmengen von Fluessigkeitsaufnahme vorgesorgt. Bis auf staerkeres Nasenbluten als bisher und mehr Kopfschmerzen kam ich ganz gut klar. Natuerlich ist man schwach und teils etwas orientierungslos aber alles kontrolliert.
Das gute Wetter hielt nicht an und so wartete ich vergeblich am naechsten Morgen auf ein Bild mit dem Everest und "mir"...
Der Everest hinter Wolken
Man denkt ja, dass man einen Riesenberg vor sich hat, doch da man schon auf 5200m ist, wirkt die "Bergspitze" nicht mehr ganz so maechtig.
Ich waere gerne 1-2 Stunden in das Gebiet hineingegangen aber hinter den Zelten des Base-Camps ist eine Schranke und ab da hat man 50 US-Dollar zu bezahlen und wer durchschluepft und erwischt wird dem droht eine Strafe von 200 US$
So beschraenkte ich mich darauf links den Huegel hochzugehen, was wie ich im Nachhinein erfuhr auch schon "kostenpflichtig gewesen waere...
Wir brachen am Nachmittag fuer die Weiterreise auf und schliefen die naechste Nacht in diesem Ort:
Kinder mit "Spielzeug ?
1000 m tiefer und man fuehlt sich wie auf Meereshoehe
Zwei neugierige Jungs
Heute geht es nochmal in das "Shishapangma-Basecamp", ist die gleiche Hoehe wie Everest und die erste Nacht an dem wir das neue Zelt wirklich brauchen werden.
Immer nah an den Wolken
Wir treffen auf eine Expedition die sich hier fuer die Besteigung des Shishapangma der auch 8000m hat, vorbereiten. Gott sei Dank, denn sonst waere hier niemand ausser uns Wen interessiert wie es ausging: www.jagged-globe.co.uk
Ein freundlicher Ticketverkaeufer an dem Checkpoint informierte uns, dass es hier verboten ist ohne Permit den Fluss zu ueberqueren, doch auf der anderen Seite ist spazierengehen erlaubt.
Unser Fahrer sprach mit den Guides hier und die sagten anschliessend: "You can stay in tent today, and tomorrow leave, not walk around" was wir dann lachend ignorierten...
Aussicht auf das Base Camp
Schon nach der Ankunft hatte ich wieder Kopfschmerzen und fuehlte mich schwach, dennoch ging ich mit meiner Gruppe auf den Berg, brach aber nach einer halben Stunde ab, da ich mich nicht gut fuehlte.
Das Wetter wurde schlechter und es war bitterkalt. Ich legte mich frueh ins Zelt und erlebte dann die Hoelle.
Mein Atem raste, ich hatte schreckliche Kopfschmerzen doch die Tabletten wirkten nicht. Mein Gehirn schien sich zu bewegen, ich sah weisse Blitze und war todmuede, doch immer wenn ich fast einschlief ging mein Atem etwas flacher und der Koerper schreckte hoch, vor Panik zu ersticken. Ich dachte, dass ich kurz vor einer Bewusstlosigkeit stehen wuerde. Ich wuenschte nur, dass die Nacht bald vorueber waere. Als ich zur Toilette musste, erforderte es meine ganze Energie mich darauf zu konzentrieren gerade zu gehen.
Da ich eine Sauerstoffflasche gekauft hatte schloss ich sie an, doch der Sauerstoff kam mit solch einem massiven Druck heraus, dass das Einatmen nicht moeglich war. Es ging eine halbe Minute: "pssss", danach war sie leer und meine Panik nicht geringer.
Manche Menschen scheinen sich fuer die Hoehe nicht zu eignen...
Jaks fuer die Expedition
Gegen Morgen schlief ich dann doch noch etwas ein und als ich aufwachte fuehlte ich mich etwas besser. Ich hatte Durst und wollte Wasser trinken, was ich vorbeuglich in meinem Schlafsack "warmgehalten" hatte, doch da man beim Schlucken kurz die Luft anhaelt (weiss ich seither) war das nicht moeglich, da "meine Luft" dafuer nicht ausreichte.
UND DAS AUF "NUR" 5200m!
So gesehen habe ich jetzt echte "Gipfelerfahrung"
Viel schlimmer kann es da oben nicht sein...
Ich wollte nur noch weg, runter, keine weitere Hoehe mehr. So war ich froh als wir in dem naechsten Ort ankamen:
Der letzte Ort vor der Nepal-Grenze
Drei der Gruppe gingen nach Nepal und zwei von uns warteten auf den Fahrer, der uns am naechten Tag wieder mit zurueck nach Lhasa nahm.
Beim Rundgang durch den Ort sah ich die Kinder unter dem Fleisch spielen und fragte mich:
"Ist das denn hygienisch, wenn die Kinder hier spielen?"
Der Ort hatte nur eine Dusche, sowas wie ein Badehaus, doch die hatten gerade kein Wasser.
Da es aber ueberall in Tibet heisses Wasser fuer Tee, etc. auf den Zimmern gibt kam ich auf die glorreiche Idee mich damit zu waschen und selten habe ich eine "Dusche" so genossen, nachdem ich schon geglaubt hatte, bis Lhasa warten zu muessen kam das wie ein Geschenk.
Unterwegs zurueck "lasen" wir zwei Tibeterinnen auf, die mit nach Lhasa wollte und ab der Zeit war der Fahrer wie umgedreht. Er war freundlich (auch zu uns) gut gelaunt und nicht einmal schlief er am Steuer ein, was sonst manchmal keine Viertelstunde gedauert hat.
In dieser netten Atmosphaere war die Rueckfahrt schoener als die ganze Fahrt zuvor und ich haette ihm gerne mitgeteilt, dass er mit ein bisschen Entgegenkommen auch sonst bei seinen Touren Spass haben koennte...
Nichts ist schlimmer als etwas zu tun, was man nicht gerne tut.
Tibeterin, die ihre Bekannte verabschiedet
Pass mit den typischen Gebetsflaggen
So hoch, dass die Wolken tiefer als die Berge sind
bei einem "zufaelligen" Stop
Zum Glueck spielte auch das Wetter mit und somit konnte ich die Rueckfahrt wirklich geniessen, die Landschaft doch noch sehen und mich auf die Zeit freuen, wo ich wieder in Lhasa sein wuerde.
Kinder, die Schafe beaufsichtigen
Alle Wetter
Aufbruch: | 21.11.2003 |
Dauer: | 25 Monate |
Heimkehr: | Dezember 2005 |
Myanmar
Indonesien
Tibet
Indien