Renate's Weltreise

Reisezeit: November 2003 - Dezember 2005  |  von Renate Enghauser

Die Zeit in Railay / Ton Sai

Da ich so lange keinen Bericht verfasst habe und entsprechend auch schon Resonanz erhielt, möchte ich nun versuchen, die Zeit in Ton Sai zusammenhängend zu schildern. Dabei stelle ich gleich fest, wie in mir die Lobeshymnen herausbrechen wollen. Aber um es nicht zu übertreiben: Es war etwa so wie drei Wochen Dauerrausch, und hier in Bangkok angekommen, blieb auch der Kater natürlich nicht aus.

Aber von vorne: Ich hatte also den Guide gebucht und war natürlich so spät dran, so dass ich nicht mehr mittagessen konnte, weil ich ja unbedingt den Reisebericht noch ins Netz stellen wollte. Da ich noch weit davon entfernt war wieder besser klettern zu können, war ich denn auch entsprechend kaputt am Abend. Der Guide wollte mir noch zeigen, wo ich in Ton Sai übernachten könne, und auf dem Weg dorthin stolperte ich im Dunkeln, fiel mit meinem ganzen Gepäck hin und verstauchte mir den Fuß.
Jetzt war es natürlich noch schwerer, im Dunkeln zu gehen. Da Ebbe war, konnten wir kein Boot nehmen, mussten zu Fuß um den Felsen rum. Zwischen teils rutschigen und nassen Felsbrocken durch. Der Guide erbot sich aber, für diese schwierige Strecke einen Rucksack von mir zu tragen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie dankbar ich war!
Dafür habe ich ihn dann auch zum Abendessen eingeladen. Er hat sich für mich nach günstigen Bungalows erkundigt. Nach dem Essen endlich einen Bungalow gefunden, danach geduscht und umgehend eingeschlafen. War doch etwas zu viel.

Da an diesem Abend aber Live-Musik und große Party in Railay war, wurde ich schon bald wieder durch die Musik wach. Ja, da müssen wir doch mal vorbeischauen - war ich doch inzwischwen wieder etwas ausgeruht. Aber als ich aus dem Bett steigen wollte, schoss ein Schmerz durch meinen Fuß und es ging erstmal gar nichts. Ich konnte den Fuß, den ich mir verknackst hatte, überhaupt nicht belasten. Ja super! Jetzt war ich endlich im Klettergebiet und würde nicht klettern können. Und nicht mal Wasser zum Trinken und keiner da! Also entschloss ich mich noch in der Nacht, am nächsten Tag einen Arzt in Krabi aufzusuchen, ich hatte wirklich keine Lust, das auszusitzen.

So lauschte ich eine Zeitlang frustriert der Musik, um zwischendurch immer wieder mal einzuschlafen. Dadurch kam ich dann auch in den Zustand, wo man nicht mehr wirklich schlafen kann, aber dennoch immer müde ist.
Und den nächsten Abschnitt sollten alle unter 18 überspringen:
So gegen drei kamen meine Nachbarn zurück, und da ich in einem Bungalow war, der mit drei anderen verbunden war, bekam ich jedes Wort und jede Bewegung mit. Sprich: Wach wurde ich schon als sie die Sprossen zu Ihrem Bungalow hochgingen. Kaum drin, folgte eine lange Debatte. Kurzform: Sie würde mit anderen flirten und er sei betrunken und eifersüchtig.
Nach ca. einer halben Stunde folgte die erste Versöhnung. Wie gesagt, wenn einer im Bungalow sich bewegte, bewegten sich die anderen Bungalows zwangsläufig mit. Ok, dachte ich, hat ja bekannterweise mal ein Ende. Man kann sich aber in einer Nacht bis zum Morgen vier bis fünf Mal versöhnen. Das war die einzige Nacht dieser Art, schwor ich mir, morgen zieh' ich um. Und allem zum Trotz sahen die zwei morgens sogar besser aus als ich.
Ich muss ja zugeben, dass es mich schon interessiert hatte, wer mit so wenig Schlaf auskam

Also habe ich mir am nächsten Morgen einen Bungalow "ohne Anbindung" genommen und bin zurück nach Krabi, um den Fuß untersuchen zu lassen.
Beim Arzt wurde mir empfohlen, ins Krankenhaus zu gehen, da der Arzt erst in Stunden wieder da sei. Macht ja nichts. Bin ja krankenversichert. Der behandelnde Arzt schrieb mir zwei Medikamente und einen Verband auf. Aber als ich dann die Rechnung sah, staunte ich nicht schlecht: Alles in allem sollte das ca. 4,00 Euro kosten. Da lohnt es sich natürlich nicht, das Porto für Deutschland auszugeben. Die Tabletten schienen ziemlich stark zu sein, sie wirkten sehr schnell. Ich hatte das Gefühl, voll aufgedreht zu sein, wurde auch nicht mehr so recht müde und sporadisch schliefen mir sämtliche Zehen ein. Darum die Tabletten nach zwei Tagen wieder abgesetzt, inzwischen ging es mir auch schon wieder besser. Und nach drei Tagen hielt ich schon wieder nach einem Kletterpartner Ausschau

Geplant war ja: intensiv klettern und schnell wieder weg. Aber so ging es im Großen und Ganzen immer mit den Plänen, die ich bisher so machte. Seit ich hier in Thailand bin, scheinen Pläne nur sowas wie gute Vorsätze zu sein. Und wer mich kennt, weiß, dass ich auch sonst wirklich nicht groß plane und auch flexibel genug bin, mich auf neue Situationen einzustellen. Es belustigt mich aber immer wieder, wie krass das hier sein kann, und wenn man morgens aufsteht und frühstücken gehen will, nicht mal das garantiert stattfinden wird. Meine Welt!

Die restlichen Tage in Ton Sai bestanden aus Ausschlafen, Klettern oder am Strand Liegen, mal nach Krabi, wenn's was zu erledigen gab, Party machen und Relaxen. Und am liebsten von allem ein bisschen und jeden Tag. Nur Kino gab's keins Denn es wird mir schon mal nachgesagt, dass ich nach einem erfüllten Tag auch noch ins Kino möchte...
Und da es nie zuviel von irgendwas wurde, hätte das auch ewig so weitergehen können. Je länger man dort war, desto größer wurde dann auch der Bekanntenkreis und ich spürte förmlich, wie ich Wurzeln schlug.
Da ich befürchtete, bald gar nicht mehr loszukommen, entschloss ich mich also, nach Sylvester Richtung Norden zu ziehen. Es sollte der 2.Januar sein. Also langsam überall "Tschüss" gesagt.

© Renate Enghauser, 2003
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich starte in Thailand und dann sehen wir weiter...
Details:
Aufbruch: 21.11.2003
Dauer: 25 Monate
Heimkehr: Dezember 2005
Reiseziele: Thailand
Myanmar
Indonesien
Tibet
Indien
Der Autor
 
Renate Enghauser berichtet seit 21 Jahren auf umdiewelt.
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