Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Cusco Teil 1

Dienstag 03.September 2013
...heute klingelt der Wecker schon um 6:30. Unser Flug geht zwar erst um 10:50 los nach Cusco, doch bis wir mit dem Bus am Flughafen sind, kann es dauern. Die Rezeption von unserem Hostel ist unbesetzt. Aber da wir die 60€ für die beiden Nächte schon bezahlt haben, legen wir den Schlüssel einfach auf den Tresen und latschen mit unserem Gepäck zur Bushaltestelle. Einige Dutzend vollkommen überfüllte Busse fahren an uns vorbei, bis endlich unsere Linie kommt. Zu unserem Glück ist es ein richtig großer Bus, wo wir sogar einen Sitzplatz bekommen. Der Ticketverkäufer verlangt diesmal 10 statt 6 Soles, aber das ist jetzt auch egal. Beim nächsten Mal sind wir besser vorbereitet, so aber ist es absolut aussichtslos, mit unseren Spanischkenntnissen (bzw. Marcs, ich habe ja keine) rumzustreiten.
Seinen entsprechenden Check-In-Schalter kann man auch hier, am Flughafen von Lima, wieder nur durch fragen herausfinden und auch die Auswahl der auf der Tafel angezeigten Flüge ist ähnlich willkürlich wie in NY. Da wir vor Frühstücksbeginn im Hostel auschecken mussten, gibt es auf dem Flughafen für jeden Brötchen mit Mortadella, unsere neue kostengünstige Standardmahlzeit.
Auf dem Flug nach Cusco haben wir es vor allem kurz vor der Landung mit starken Turbulenzen zu tun. Über mehrere dicht an der Bergwand entlang geflogene Kurven drehen wir in das Tal, in dem Cusco liegt, ein. Zwischenzeitlich sackt das Flugzeug immer wieder um mehrer Meter ab, sodass man das Gefühlt bekommt, jede Sekunde an der Felswand zu zerschellen. Für Leute, die nicht gerne fliegen, der absolute Albtraum. Für Marc und mich sehr unterhaltsam und kurzweilig.

Plaza de Armas in Cusco von oben

Plaza de Armas in Cusco von oben

Blick auf Cusco

Blick auf Cusco

Vor dem sehr überschaubaren Flughafen geht mit den Taxifahrern das gleiche Spiel wie schon in Lima los. Doch nachdem wir selbst das zugegebenermaßen echt günstige Angebot unserer Unterkunft, uns für 5$ vom Flughafen abzuholen, ausgeschlagen haben, werden wir kaum zu einem der Taxifahrer ins Auto steigen.
Also geht es wieder zu Fuß los. Es ist ja auch erst 12 Uhr Mittags und die Sonne lacht uns vom fast wolkenlosen Himmel entgegen, perfekt um die knapp vier Kilometer zum Hostel zu Fuß zurückzulegen. Es ist auch das erste Mal für uns, dass die Sonne mittags nicht im Süden sondern im Norden steht. Nicht so faszinierend, aber wichtig zu wissen, wenn man sich an dem gelben Feuerball orientieren möchte.
Womit wir allerdings nicht gerechnet haben, ist die sauerstoffarme Luft in 3400 Metern Höhe, die selbst mich als lebenslangen Nichtraucher extrem aus der Puste bringt. Ebenfalls der Höhe geschuldet ist das seltsame Gefühl in Beinen und Bauch, als würde jemand mit hunderten heißen Nadeln ins Fleisch pieken. Nur das die Stiche von innen nach außen dringen und nicht umgekehrt.
Die Hausnummernzählweise, die schon in Lima sehr eigen war, da meistens gleich ein gutes Dutzend Zahlen geskippt wurde, erweist sich hier als ähnlich unlogisch. Vor allem da in unserem Stadtviertel auch noch an Straßenschildern gespart wurde, droht sich das Hostelsuchen ohne Stadtplan zu einer wahren Schatzsuche auszuweiten. Dann plötzlich, eher zufällig als alles andere stehen wir vor einer unscheinbaren Tür mit der Aufschrift "Casa de Mama 2". Wir klingeln, warten und treten ein, als uns einen Augenblick später eine sympathisch dreinschauende Peruanerin fortgeschrittenen Alters die Tür öffnet. Mit der Auskunft, dass es der Höhenkrankheit vorbeugen soll, wird jedem ein Koka-Blatt-Tee serviert. Danach führt sie uns in unser Zimmer mit zwei schön großen Einzelbetten. Sogar eine kleine Küchennische wartet auf und mit dem Nötigsten an Geschirr und Besteck, einem Kühlschrank und einer Mikrowelle. Bei weitem mehr als wir uns erhofft haben und so können wir auch geflissentlich darüber hinwegsehen, dass der Platz für die Küchennische dem Bad geklaut wurde. Was nicht mal ein Problem wäre, wenn die Badtür sich ins Zimmer und nicht ins Bad öffnen lassen würde. Aber was soll's? Andere zahlen Geld für Yogakurse, wir müssen nur versuchen, ins Bad zu kommen und die Tür wieder hinter uns zu schließen.

Nach einer kurzen Ruhephase kommt die Hausherrin und beantwortet uns alle offenen Fragen zu Cusco und kassiert die lächerlich wenigen 55€, die wir zusammen für vier Nächte zahlen. Wie sie uns später erzählt, ist dieser geringe Preis für dieses wirklich tolle Zimmer nur durch einen Eingabefehler ihrerseits in den Computer entstanden. Des einen Freud, des anderen Leid. Dafür buchen wir unsere Machu Picchu Tour über sie und haben vor, noch zwei weitere Nächte hier zu verbringen. Aber dazu später mehr.
Wie immer geht es dann zu Fuß wieder los, die Gegend erkunden und einkaufen. Unser Viertel ist an sich eher unspektakulär. Auffällig sind lediglich die Unmengen an Schulkindern. Überhaupt sind in der gesamten Stadt überall Unmengen an Menschen unterwegs. Eigentlich kennt man das Zwillingsphänomen ja nur von Asiaten, aber irgendwie haben wir auch hier in Peru das Gefühl, man trifft immer die selben Leute weil sie alle gleich aussehen. Klein, schwarze Haare und eben ein peruanisches Gesicht (was erstaunlich häufig eher asiatisch als spanisch geprägt ist).

Avenida el Sol

Avenida el Sol

Immerhin sind die Leute hier anscheinend mehr an Touristen gewöhnt. Zumindest werden wir nicht mehr so von ihnen gemustert wie in Lima. Lediglich meine Schuhe ziehen einige Blicke auf sich. Ob es nun die Schuhe oder meine großen Füße sind, die die kleinen Peruaner so faszinierend finden, weiß ich nicht. Vielleicht will ich es auch gar nicht wissen.
In einem der unzähligen einheimischen Restaurants gibt es für jeden eine Suppe und ¼ Hühnchen mit Reis und alten Pommes. Das Hühnchen ist an sich sehr lecker, bei mir leider noch nicht ganz durch, weshalb ich mich vor meinem inneren Augen schon über der Kloschüssel hängen sehe (und das in dem kleinen Bad, oje...), aber bei 3€ p.P. darf man sich nun wirklich nicht beschweren.
Abends ist mir dann tatsächlich ein wenig komisch. Marc schläft schon wieder, während ich immer noch nicht alle Ereignisse aus NY zu Papier gebracht habe. Als ich dann aber "Höhenkrankheit" bei Google eingebe, wir mir schnell klar, dass der leichte Schwindel, das flaue Gefühl im Magen und der dezente Kopfschmerz nicht vom Hühnchen sondern tatsächlich von der Höhe kommen.
Die Höhe hat übrigens auch dazu geführt, dass Marc einen nicht unerheblichen Teil seines Mückensprays verloren hat, weil die Packung dem Inneren Druck nicht richtig standgehalten hat (für ihn der bisherige Tiefpunkt der Reise). Bei unseren Creme- und Duschdasflaschen ist es ähnlich, auch hier spritzt einem beim ersten Mal Öffnen der Inhalt nur so entgegen.

Iglesia Santo Domingo

Iglesia Santo Domingo

Mittwoch 04.September 2013
Am Morgen geht es mir schon wieder gut. Lag wohl auch ein bisschen am Schlafmangel, dass mir am Abend etwas komisch war. Heute steht, man kann es ahnen, wandern auf dem Plan. Doch zuerst wird gefrühstückt. Hier gibt es zwar nur zwei Brötchen für jeden (klingt vielleicht nicht so wenig, aber ihr kennt die Brötchen hier nicht...) aber dafür bekommen wir Rührei und ein Glas frischgepressten Papayasaft. Absoluter Luxus, wenn man bedenkt, dass wir hier unter 7€ pro Person und Nacht zahlen.
Um uns einen schönen Überblick über Cusco zu verschaffen, wollten wir eigentlich auf einen der vielen umliegenden Berge steigen, doch die sympathische Frau von gestern meint, wir sollen uns die Inkastätte Sacsayhuamán ansehen, da wir von dort auch einen guten Blick auf die Stadt haben. Für 130 Soles p.P. kaufen wir uns in der Altstadt das Cusco Tourist Ticket, mit dem man in die meisten Ruinenstätten der Gegend reinkommt. Danach geht es weiter den Berg hinauf zum Sachsenmann, oder wie die unaussprechliche Inkastätte heißt. Unterwegs müssen immer wieder kleine Pausen eingelegt werden, um Blutdruck und Atmung wieder auf eine nicht lebensbedrohliche Frequenz zu reduzieren.
Der Blick von oben ist wirklich einzigartig. Ganz Cusco liegt jetzt zu unseren Füßen und im Südosten kann man sogar die Schneebedeckten Hänge des über 6300 Meter hohen Ausangate, dem 4. höchsten Berg Perus, sehen. Doch nicht nur der Blick von hier oben ist atemberaubend, auch die Ruinen von Sacsayhuamán sind absolut sehenswert. Mit einer unglaublichen Passgenauigkeit, die jeden Mörtel überflüssig macht, haben die Inka hier zum Teil riesige Gesteinsbrocken zu Mauern aufeinander geschichtet und auf diese Weise eine ganze Stadt erschaffen. Wie genau Sacsayhuamán zur damaligen Zeit aussah, bleibt leider ein Rätsel und so ist auch die Funktion einiger Mauern selbst mit viel Vorstellungskraft nicht zu erraten. Funktion hin oder her, die Schönheit dieses Ortes ist unbestritten.

ganz oben auf Sacsayhuamán mit Blick nach Cusco

ganz oben auf Sacsayhuamán mit Blick nach Cusco

S. mit Christostatue links im Bild

S. mit Christostatue links im Bild

Nach einem kurzen Abstecher zur weißen Christostatue auf einer kleinen Anhöhe neben Sacsayhuamán geht es wieder hinunter in die Altstadt von Cusco. Auch hier gibt es einen sehr schönen Plaza de Armas, doch mit dem in Lima kann er nicht mithalten. Überhaupt ist es für Cusco schwierig, mit der Altstadt in Lima mitzuhalten. Es ist eben alles eine Nummer kleiner. Die Kathedrale ist kleiner und auch die Häuser sind ein bisschen weniger imposant. Doch genau deshalb passt es so schön in dieses gemütliche Bild der Altstadt mit den vielen verschnörkelten Holzbalkonen und Terrassen.

Plaza de Armas

Plaza de Armas

nochmal P.d.A.

nochmal P.d.A.

Kathedrale am P.d.A.

Kathedrale am P.d.A.

Obwohl es gerade erst um fünf ist, beginnt sich die Sonne langsam hinter die Berghänge zu senken und die Temperaturen scheinen minütlich zu fallen. Waren wir in Sacsayhuamán noch im T-Shirt und kurzer Hose unterwegs, ist mir plötzlich selbst mit Pulli und Schal fast schon zu kalt. Aber wir haben ohnehin schon wieder das gesamte Stadtzentrum abgelaufen und machen uns nach einem Abstecher im Supermarkt auf den Heimweg.
Zum Abendbrot gibt es mal wieder Mortadellabrötchen mit frischem Obst. Weintrauben, gelbe Maracujas und Kaktusfeigen. Die Maracujas, die hier gerade mal etwas mehr als 1€ das Kilo kosten, haben in etwa die Süße von stark konzentriertem Zitronensaft, sind aber ansonsten extrem aromatisch und lecker.

Iglesia la Compania am P.d.A.

Iglesia la Compania am P.d.A.

Donnerstag 05. September 2013
Gleiches Frühstück wie gestern, mit dem Unterschied, dass wir heute fast zwei Stunden früher dran sind und frischer Ananassaft serviert wird. Rucksack gepackt und dann geht es los nach Puca Pucara und Tambomachay, zwei Inkastätten knapp 8km von unserem Hostel entfernt.
Auf dem Weg dahin besuchen wir noch Quenko, eine sehr unspektakuläre Ruine der Inka, wenn man am Tag zuvor das wunderschöne Sacsayhuamán besichtigt hat. Aber was auf dem Weg liegt, nimmt man eben mit. Immer höher hinauf geht es von Quenko. Wir lassen Cusco hinter und unter uns zurück und gelangen auf eine steppenähnliche Hochebene. Die Luft ist hier oben noch trockener und dünner und die Kehle scheint einem bei jedem zweiten Atemzug zu verdorren. Dennoch atmet man wesentlich freier und unbeschwerter als unten im versmogten Cusco. Statt schwarzen Abgas- und Müllgerüchen mischt sich hier ein sanfter allgegenwärtiger Eukalyptusduft in den staubigen Bergwind, der uns bis nach Tambomachay begleitet.
Oben auf fast 3.800 Metern Höhe angekommen, wird erstmal eine Aussichts- und Luftholpause eingelegt. Auch wenn wir schon wesentlich besser an die dünne Luft gewöhnt sind als noch am Dienstag, zehrt jeder Anstieg an den Kräften.

im peruanischen Hochland angekommen

im peruanischen Hochland angekommen

Die Straße führt uns durch ein ärmliches Bergdorf, indem zwar die meisten Handy und Fernseher besitzen, doch was Haus- und Ackerbau angeht, leben die Menschen hier weitgehend autark und wie vor zwei, dreihundert Jahren.
Überall kreuzen frei herumlaufende Tiere unseren Weg und man muss tierisch aufpassen, nicht in Pferde-, Esel-, Hunde, Lama-, Schafs- oder irgendwelche andere Kacke zu treten. Aber so ist das eben auf dem Land. Viel erschreckender ist das Müllbewusstsein der Peruaner. War Lima noch eine saubere Stadt, wo ständig irgendwelche Leute mit Atemmasken den Dreck eingesammelt und weggekehrt haben, liegt hier nun überall Plastikmüll und anderer Dreck herum, egal ob in Cusco oder hier oben in der Steppe. Vor allem Bauschutt wird hier einfach überall in die Natur gekippt.
Endlich erreichen wir Puca Pucara. Schon von weitem kann man die Umrisse einer burgähnlichen Siedlung erkennen. Es ist das erste Mal, dass uns die Funktionen der perfekt zusammengesetzten Steinmauern der Inka ersichtlich sind. Wir schießen einige Fotos, genießen die Aussicht und stellen uns vor, wie das Ganze vor einigen hundert Jahren ausgesehen hat. Großartig.

Puca Pucara

Puca Pucara

Blick von Puca Pucara

Blick von Puca Pucara

Wenige hundert Meter weiter stehen wir vor den Ruinen Tambomachays, wo Wasserquellen aus den ebenmäßigen Mauern der Inka sprießen. Die Straße geht hier in einen Trampelpfad über, dem wir noch ein bisschen in die Wildnis folgen. Eigentlich würde ich gerne die Hänge bis zum Gipfel der über 4.200 Meter hohen Berge erklimmen, doch das ist leider verboten. Beim nächsten Mal fragen wir erst gar nicht. Dummheit hat zumindest bei mir bisher immer vor Strafe geschützt.

Tambomachay

Tambomachay

Der Rückweg ist um einiges leichter und man kann förmlich spüren, wie die Luft mit jedem Höhenmeter weniger wieder dicker wird. In Cusco angekommen ist der Eukalyptusduft wieder dem Gestank tausender Autos gewichen, die hier wirklich alle dicke schwarze Wolken aus ihren Auspuffrohren pusten.
Verkehrsregeln für Peru am Extrembeispiel Cusco:
An jeder zweiten Ampelkreuzung gibt es Verkehrspolizistinnen mit fast schon unangemessen enganliegender Uniform, die genau die gleichen Anweisungen geben, wie die Ampel über ihnen.
Autofahrer: Anders als in NY wird hier nicht einfach grundlos, sondern schlichtweg IMMER gehupt. Dabei ist egal, ob man bergauf, bergab, gerade, um eine kurve, vor einer Kreuzung, auf einer Kreuzung, allein ist oder mitten im Stau steckt. Tanke irgendetwas, das ganz viele stinkende, schwarze Abgase verursacht. Desto kleiner dein Auto ist, desto lauter muss das Piepen sein, wenn du rückwärts fährst, was normalerweise nur LKWs haben.
Radfahrer: Gibt es hier nicht. Vermutlich werden sie immer sofort von Autos über den Haufen gefahren.
Fußgänger: Nicht atmen, wenn du deinen 30. Geburtstag ohne Lungenkrebs erleben willst. Fußgängerampeln gibt es in Cusco nicht. Nach Lima weiß man aber auch warum. Denn selbst wenn man grün hat, hält das abbiegende Autos nicht davon ab, trotzdem zu fahren. Du denkst, du bist einer von hunderttausenden und in der Masse seid ihr stark? Falsch! Autofahrer wissen, dass du schwach und verletzlich bis und tun alles, um ihren Vorteil auszunutzen. Also gucke IMMER nach links und rechts, wenn du eine Straße überquerst. Wenn du denkst, es ist frei, dann guck noch mal richtig! Und achte darauf, nicht in einen Gulli ohne Deckel zu treten und dir den Fuß zu brechen. Zu guter letzt (für Berliner nichts Neues): überall liegt Hundescheiße.

Katherina, Corinna und Eric direkt am Herzen immer bei uns

Katherina, Corinna und Eric direkt am Herzen immer bei uns

Freitag 06. September 2013
Pfirsichsaft. Um die Frühstücksvariation in einem Wort zu beschreiben. Heute steht Moray auf dem Plan. Eine Inkastätte, die ein bisschen aussieht wie die Kornkreise, nur tausendmal cooler. Aber apropos Kornkreise; die rätselhaften Geräusche, die wir bis jetzt für die Stimmen Außerirdischer gehalten haben, die gerade gelandet sind und nun versuchen, die Erdbevölkerung zu unterjochen, entpuppen sich an diesem Morgen als Obstverkäufer, die durch ein Mikrofon ihre Platanas, Mandarinas und Naranjas anpreisen.
In der Straße, in der unser Bus Richtung Moray abfährt, bietet man uns gleich zu Beginn eine Fahrt für 10 Soles p.P. an. Wir lehnen dankend ab und steigen 50 Meter weiter in einen Bus für 6 Soles p.P.
Nach einer guten Stunde Fahrt kommen wir an unserem Umsteigepunkt an, wo wir leider doch 15 Soles zahlen müssen, weil der Busfahrer nicht genug Wechselgeld dabei hat. Was für ein günstiger Zufall für ihn. Danach müssen wir für weitere 15 Soles ein Taxi nehmen, das uns die restlichen 15km bis nach Moray fährt. Dass uns der Taxifahrer mit seinen geforderten 15 Soles abzieht, ist ziemlich sicher. Doch was soll man machen, wenn er der einzige Fahrer weit und breit ist. Bluffen bei 15km Fußweg ist leider ziemlich riskant und hinzu kommt auch noch das Verständigungsproblem. Denn genau wie schon in Lima sprechen hier knapp 99% der Peruaner ganz genau so viel Englisch, wie ich Spanisch spreche. Gar nicht.
Als wir nach knapp zwanzig Minuten Fahrt über eine Staubstraße endlich in Moray ankommen, muss man sagen, dass sich der Preis gelohnt hat. Es gibt drei verschieden kleine Täler, in die die Inka kreisringförmige Terrassen eingearbeitet haben, die sich immer kleiner werdend bis auf den Grund des Tals ziehen. Etwas schwer zu erklären, aber ich denke, die Fotos sollten für Klarheit sorgen.

großes Tal von Moray

großes Tal von Moray

Moray mit Tourist im Vorder- und Bergen im Hintergrund

Moray mit Tourist im Vorder- und Bergen im Hintergrund

Während in der mittelgroßen Anlage fast dreißig Leute sitzen und die Kraft und Energie der Inka immer noch spüren können und versuchen, sie in sich aufzunehmen und eins zu werden mit der Natur, gehen wir lieber schnell weiter zur noch eindrucksvolleren großen Anlage. Vom oberen Ende hat man nicht nur einen fabelhaften Blick auf die Terrassen selbst, sondern kann auch noch das Bergpanorama mit den weißen Gipfeln in der Ferne genießen.
Da wir das Angebot des Taxifahrers, 20 Minuten zu warten und uns dann für den gleichen Preis zurück zum Umsteigeplatz zu fahren, ausgeschlagen haben, stehen wir nun etwas hilflos auf dem Parkplatz vor Moray. Als wir uns nach einer Viertelstunde schon fast mit dem Gedanken abgefunden haben, die 15km zu laufen, erklärt sich schließlich ein Kleinbusfahrer bereit, uns mitzunehmen. Eigentlich wurde er für den Tag von einer Familie gebucht, die aber auch zurück nach Cusco will. So wird kurz der Kofferraum zur zusätzlichen Rückbank umfunktioniert und für 10 Soles p.P. geht es zurück nach Cusco, ohne umsteigen und sogar günstiger als auf dem Hinweg. Perfekt.
Etwas schade ist lediglich, dass der Fahrer auf der Staubstraße einen falschen Abzweig nimmt und seinen Fehler erst bemerkt, als ein LKW direkt vor uns die komplette Straße blockiert. Links von uns ragt die Bergwand steil in die Höhe, während sie zu unserer Rechten fast hundert Meter tief senkrecht abfällt. Wir fühlen uns etwas an "wetten dass..." erinnert, wo der eine Busfahrer sein Fahrzeug auf einer schmalen Brücke wendet. Noch bevor ich in Gedanken "Top, die Wette gilt" sprechen kann, beginnt der Fahrer seinen 5 Meter langen Kleinbus auf der 4,5 Meter breiten Straße zu wenden. Ich sehe kurz mein Leben an mir vorbeiziehen und überlege dann, welchen Gott ich hier wohl am besten anbeten sollte. Nach unzähligem Vor- und Zurückfahren ist das Unmögliche vollbracht und der Kleinbus gewendet.
Dass der Fahrer ein weiteres Mal eine andere Abzweigung nimmt, als der Taxifahrer auf dem Hinweg, ist weit weniger gefährlich. Zwar werden wir für einige Minuten mit rotem Staub überzogen, weil Marc das Fenster nicht zukriegt, aber als auch dieses Problem gelöst ist, fangen wir an, die Fahrt durch das peruanische Hochland abseits der Hauptstraße zu genießen.

Mit Händen und Füßen versuchen wir uns mit der peruanischen Familie zu verständigen. Es werden deutsche Apfelfruchtgummischnüre gegen peruanische Getreidesüßigkeiten (gezuckerter, gepuffter Mais (nein, kein Popkorn!! Der Mais poppt hier irgendwie anders) und gepuffte Weizenkörner (wie diese Smacks Cornflakes nur weniger süß)) getauscht und ehe wir uns versehen, sind wir auch schon wieder zurück in Cusco, wo wir an der Markthalle rausgelassen werden.
Die Gelegenheit am Schopfe packend, wagen wir einen kurzen Besuch. Wir lassen den uninteressanten Klamotten-, Schmuck- und Blumenteil links liegen und gehen direkt durch bis zur Essensabteilung, die einem für immer das Essen verdirbt und jeden Fleischfresser zum Veganer macht. Anders als nur das attraktive, ansprechend abgepackte Fleisch in Deutschland, kann man hier absolut jedes Teil vom Tier erwerben. Direkt neben frischen Stierhoden grinst uns der Überrest eines Pferdeschädels an, von dem nur noch Gebiss und Nüstern übrig sind. Von frisch gehäuteten Meerschweinchen geht es weiter über Rindehufe bis hin zum Magen und sämtlichen anderen inneren Organen, die ein Tier zu bieten hat. Der metallene Blutgeruch mit einer leicht fischigen Nuance sorgt für das entsprechende Ambiente, das durchs mit-den-Schuhen-am-Boden-Klebenbleiben einfach unvergesslich wird. Um einen besonders bleibenden Eindruck mitzunehmen, ist es wichtig, den Markt genau wie wir erst am späten Nachmittag zu besuchen, denn erst zu dieser Uhrzeit erreichen die gänzlich ungekühlten Tierprodukte ihr charakteristisches Aroma.
Mit einer Mischung aus Faszination und Ekel verlassen wir den Markt wieder. Doch bis wir auch den letzten Laden mit halben und ganzen toten Hühnern im ungekühlten Schaufenster hinter uns lassen, dauert es noch einige hundert Meter. Gott sei dank haben wir genug Magen-Darm-Medikamente fürs nächste Mal Essengehen dabei.
Nach einer Stunde früher-Abend-Schlaf ist es dann auch schon soweit. In einem Chifa (chinesisches Essen in Peru) Restaurant gibt es für jeden einen großen Berg fettigen aber irgendwie trotzdem trockenen Reis mit Hühnchenfleisch. Ob ich das Wort "frisch" in Zusammenhang mit Fleisch in Peru noch mal benutzen werde, wage ich nach den Eindrücken auf dem Markt erstmal zu bezweifeln. Wir nehmen für eine Portion Suppe den lächerlichen Aufpreis von einem Soles in Kauf und zahlen am Ende 26 Soles bzw. 7 Euro (Soles/3,7=€).

und noch mal das schöne Panorama...

und noch mal das schöne Panorama...

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.