Marc und Marten um die Welt
Pampas (Safaritour)
Samstag 21. September 2013
Um kurz nach neun startet unsere Tour mit dem Jeep nach Santa Rosa. Mit an Bord ein australisches und ein israelisches Pärchen und natürlich der Fahrer. Dreieinhalb Stunden lang geht es über eine Staub-Schotter-Piste mit Schlaglöchern von der Größe eines Bombenkraters durch die Nordbolivianische Feuchtsavanne. Für die Wirbelsäule absolutes Gift, für die Seele eine wahre Freude, nach Wochen im verdorrten Hochland endlich wieder grüne Vegetation zu Gesicht zu bekommen. Von der molligen Wärme von über 30°C und wolkenlosem Himmel brauch ich erst gar nicht anzufangen...
Es werden knapp 17€ Eintritt p.P. für den Nationalpark gezahlt und dann werden Gepäck und Essen vom Jeep ins Boot verladen. Auf dem schlammigbraunen Yucamariver fahren wir weiter zu unserem Camp.
Es ist Trockenzeit und so schlängelt sich der Fluss eher gemächlich durch die grüne Savanne. Doch die bis zu vier Meter hohen Ufer links und rechts von uns lassen erahnen, welche Wassermassen sich zur Regenzeit durch die Landschaft walzen, bis sie viele tausend Kilometer weiter im Amazonas und schließlich im Atlantik münden. Heute jedoch ist das Ufer bevölkert von dutzenden Kaimanen, die in der prallen Mittagssonne faulenzen und sich von nichts und niemandem stören lassen. Als unser Guide das Boot dann auf weniger als zwei Meter an einen der regungslosen Kaimane heranlenkt, wird uns dann doch etwas mulmig.
Immer weiter pflügt sich der Bug unseres schmalen Bootes durch die Fluten. An den Ufern ziehen Kaimane und Schildkröten vorbei. Während sich bunte Vögel, wie man sie bei uns nur aus dem Zoo kennt, in den dichten Ästen der Savannensträucher verstecken, die bis auf die Wasseroberfläche hinunterreichen. Über uns, noch höher als die Wipfel der immer größer werdenden Dschungelbäume, ziehen große schwarze Greifvögel ihre Runden und fixieren uns mit ihren wachsamen Augen.
Als man sich nach über einer Stunde Bootsfahrt schon fast an den vielen Schildkröten und Kaimanen satt gesehen hat, treffen wir plötzlich auf eine Siesta machende Capybara Familie, die ein Bisschen aussehen wie eine Mischung aus Riesenbieber und Babyesel. Gucken zwar ein bisschen dümmlich drein, sind aber total süß.
Die im Deutschen übrigens Wasserschwein heißenden Tiere sind die größten Nagetiere der Erde.
Im Camp angekommen heißt es, nur schnell Sachen abstellen und dann gleich wieder los mit dem Boot, Sonnenuntergang genießen. Auf einer abgemähten Wiese gibt es eine Bar für die vielen Touristen der Pampastouren mit überteuerten Getränken. Da wir diesen Monat unser Budget aber ohnehin schon überreizt haben, genießen wir den Sonnenuntergang auf dem Trockenen sitzend. Seit dem Judasbier-Abend habe ich aber eh kein Verlangen mehr nach alkoholischen Getränken...
Die Sonne ist untergegangen, Fotos sind geschossen und die Mücken haben Wind von den ganzen Touristen bekommen, also schnell wieder zurück ins Camp.
Wir haben leider unsere Taschenlampe vergessen und so können wir auf der Heimfahrt nicht den vielen Kaimanen ins Gesicht leuchten, um ihre Augen zum Funkeln zu bringen. Aber dafür sind sie uns vielleicht auch ganz dankbar, denn die Taschenlampen der anderen vier sind auch so schon hell genug.
Das Abendessen wird wie angekündigt in Buffetform serviert und so schlemmen wir wie seit langem nicht mehr. Das ganze Camp ist in gute anderthalb Metern Höhe auf Holzpfosten gebaut, um sich etwas vor den Insekten zu schützen. Wobei man sagen muss, dass es sich bis jetzt sehr in Grenzen hält mit den Insekten. Auch was Mücken angeht, hatten wir in Deutschland diesen Sommer mehr. Geschlafen wird dann im Gemeinschaftsschlafsaal, aber mit den Moskitonetzen über den Betten ist es fast so, als hätte jeder sein eigenes kleines Kämmerchen.
Sonntag 22. September 2013
Auch das Frühstück ist gut und so ausgiebig, wie, na ja um ehrlich zu sein, wie noch nie seit Deutschland. Danach geht es zum Anakondasearching. Auch wenn ich die Spannung damit schon vorweg nehme, es bleibt auch nur beim Searching und kommt nicht zum Finding.
Leider hören die Gummistiefel, die für uns bereitgestellt sind, bei Schuhgröße 43 auf, was mir mit meiner 44-45 auf dem Weg zum Sumpf durch hunderte Meter Weideland hindurch einige Unangenehmlichkeiten bereitet. Doch spätestens im Sumpf verblasst jeder Gedanke an den Schmerz in Anbetracht der wundervollen Landschaft um uns herum. Ein Meer aus blau blühenden Sumpfpflanzen zieht sich bis zur nächsten kleinen Insel bestehend aus gelb und orangerot blühenden Bäumen. Über uns kreisen die riesigen schwarzen Greifögel, während zu unseren Füßen einzelne Frösche vor uns das Weite suchen. Unter lautem Platschen rettet sich ein Kaiman keine drei Meter von mir entfernt panisch ins tiefere Wasser.
Als der erste Schlammspritzer auf meiner hellen Treckinghose landet, ist die Stimmung erst mal etwas gedämpft und wird auch nicht besser, als der erste Wassertropfen über den Gummistiefelrand nach innen schwabbt. Als wir dann aber keine hundert Meter weiter allesamt überknietief mit unseren unterknietiefen Stiefeln im Sumpf stehen, kann ich auch darüber nur noch lachen.
Unser Guide hat sich inzwischen von unserer Gruppe entfernt und versucht irgendwo unter dem unendlichen Grün der Sumpfpflanzen eine Anakonda ausfindig zu machen, während unsere Augen auf zwei Störchen ruhen. Schon beim durch den Sumpf Waten sehen die Viecher riesig aus, doch beim Fliegen scheinen sie die Spannweite eines kleinen Privatflugzeuges zu erreichen. Hier ist eben alles etwas größer. Angefangen von der Kakerlake in unserem Zimmer, über die Schildkröten, die die im Central Park bei Weitem in den Schatten stellen, bis hin zu sämtlichen Vögeln.
Nach erfolglosem, aber trotzdem erlebnisreichen Searching geht es dann zum Mittagschlemmen ins Camp zurück, wo uns mit lautem Geschrei eine Horde gelber Äffchen über den Weg läuft.
Die zwei Stunden Siesta werden mit Kopfhörern in den Ohren in der Hängematte liegend und das Leben genießend verbracht, bevor es danach zum Baden mit Delphinen geht. Flussdelphine sind zwar nicht so schön anzusehen, wie Meeresdelphine, aber da sie eh nur knapp über die Wasseroberfläche auftauchen, sieht man das auf den Fotos auch nicht.
Es kostet ein wenig Überwindung, in die brauen Fluten des Flusses zu tauchen, in dem es von Kaimanen und Piranhas nur so wimmelt, aber als die beherzte Australierin den Anfang macht, gibt es auch für uns kein Halten mehr und wir genießen das Bad im erfrischenden Nass.
Anfassen lassen sich die Delphine von uns leider nicht, aber es ist trotzdem cool, wenn gleich drei, vier Stück von ihnen keine zwei Meter von einem entfernt aus dem Wasser tauchen und direkt neben einem wieder verschwinden.
Auf Nachfrage erklärt uns unser ansonsten eher schweigsamer Guide, dass sich die Delphine sonst auch streicheln lassen. Aber auf die Frage, ob es morgen wohl regnet, hat er auch geantwortet: "Yes, we will be back at the camp in 20 minutes." Soviel also dazu.
Nach dem Abendbrot wird noch in der Hängematte gechillt, bevor ich mir den Sternenhimmel von einer Aussichtsplattform im Camp angucke. In einiger Entfernung um mich herum blinkt immer wieder das Leuchten der vielen Glühwürmchen auf. Anders als in Deutschland haben diese hier aber ein richtig helles, weißes Licht, was ich am Vortag anfangs sogar für eine Sternschnuppe gehalten habe.
Montag 23. September 2013
Heute Nacht ist es mir also doch passiert, dass ich mich ohne Strom oder Taschenlampe in völliger Dunkelheit zum Klo schleichen musste. Toll. Kalt ist es auch noch geworden und der Himmel sieht nach Regen aus.
Um 5:30 Uhr heißt es dann auch schon raus aus den Federn und ab geht es zum Sonnenaufgang, der durch die Wolken erst richtig zur Geltung kommt. Einfach unbeschreiblich, aber diesmal großartig auf den Fotos zu sehen. Wir kommen uns vor, wie in der unendlichen Steppe Afrikas, fernab jeder Zivilisation, nur wir, die Natur und dieser riesige rote Feuerball, der sich langsam über unserem Planeten erhebt.
Nach dem Frühstück geht es dann noch zum Angeln. Naja, ist jetzt nicht sooo meins. Ich sitze vorne im Boot und muss nach dem Anlegen entsprechend direkt am Ufer angeln, während der Guide am Ende des Bootes schön in der Flussmitte seine Rute auswerfen kann. Kein Wunder, dass er als einziger zwei essbare Catfische fängt. Die anderen fangen gar nichts und ich habe das "Glück", dass zwei Piranhas beißen. Beim ersten gelingt es mir noch, den Haken halbwegs schmerzfrei wieder aus dem Fisch zu ziehen und zurückzuwerfen. Der zweite hat sich im Haken leider nicht nur von innen ein Auge ausgestochen, sondern bekommt von mir beim Hakenrausziehen auch noch einen Kieferbruch verpasst. Wenigstens dient er so als Futter für seine Artgenossen. Ein schwacher Trost und jetzt verstehe ich auch, warum die vegan lebende Israelin bei diesem Ausflug im Camp geblieben ist...
Mit dem Boot geht es dann wieder zurück zur Verladestelle. Marc schießt unterwegs noch hunderte Fotos von unspektakulären Reihern, während ich mit an den dutzenden Riesenbiebern ergötze, die überall am Uferrand herumlümmeln und sich einen Entspannten machen.
Für gerade einmal 50€ p.P. für die gesamte Tour mit Essen und Unterkunft war es wirklich eine großartige Erfahrung.
Heute darf ich im Jeep vorne sitzen. Schon beim Türöffnen schlägt mir der penetrante Geruch eines knappen Dutzend alter Vanilleduftbäume vom Rückspiegel entgegen. Der Fahrer ist der gleiche wie auf der Hintour, mit dem Unterschied, dass er heute noch müder aussieht. Und tatsächlich absolviert er einen größeren Teil der Heimfahrt mit geschlossenen statt mit offenen Augen. Die Fahrt wird durch den Anblick von zwei weiteren Riesenstörchen, einem Tukanpärchen und einer Gruppe Papageien versüßt, die über uns herüberfliegen. Das letzte Stück der Straße ist leider regengetränkt. So stauben wir zwar weniger ein, aber das Auto kommt im Schlamm immer wieder ins Schlingern. Immerhin hält das den Fahrer ein bisschen mehr wach.
Es ist wie gesagt mit ca. 20°C und Wolken am Himmel echt kalt heute und so verbringen wir den Rest des Tages im Hotelzimmer in Rurrenabaque. Na gut, stimmt nicht ganz, es gibt wieder für jeden noch einen Chickenbroaster mit Reis, Pommes und Kochbananen für gut 1€ p.P. zum Abendbrot.
Aufbruch: | 27.08.2013 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | 26.08.2014 |
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