Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Inle See

Montag 16. Juni 2014
Heute geht es mit dem Bus zu unserem letzten Reiseziel in Myanmar, dem Inle See, der bei Touristen vor allem für mehrtägige Treckingtouren bekannt ist, für die wir leider keine Zeit mehr haben. Außerdem fehlt uns vermutlich die richtige Regenausrüstung, denn auch am Inle See ist die Trockenzeit inzwischen vorbei.
Nach acht Stunden Busfahrt kommen wir endlich an der Endstation an, in einem Ort südlich von Nyaung Shwe, von dem wir immer noch nicht wissen, wie er heißt. Vielleicht ist es auch nur ein Randbezirk. Noch im Bus müssen wir dann gleich erstmal 10$ pro Person für das Ticket abdrücken, das uns erlaubt, sich in der Inle See Region aufzuhalten. Gerade mal einen Dollar kostet uns die für burmesische Verhältnisse unfassbar günstige Taxifahrt zum nächstbesten Hotel, wo uns das Zimmer mit eigenem Bad und Frühstück knapp über 20$ Dollar pro Nacht kostet. Wer auch immer sich den Namen "Lady Princess HOTel" ausgedacht hat. Vielleicht unter anderem, weil es keine Klimaanlage gibt, aber die braucht man hier auch nicht so dringend, denn zum ersten Mal seit Tasmanien haben wir wieder Tagestemperaturen unter 30°C. Für morgen wird dann gleich noch eine Tagestour gebucht, bei der es mit einem Boot über den See geht. Für knapp zehn Euro für uns beide kann man nichts falsch machen.
Dank nur viereinhalb Stunden Zeitunterschied zu Deutschland beginnt dann das WM-Spiel Deutschland gegen Portugal auch schon um 20:30Uhr und auch wenn das Bier in dem Bar-Restaurant-Hotel, in dem wir als einzige Besucher das Spiel gucken, ziemlich teuer ist, ist es trotzdem ein sehr netter Abend, bei dem sich die Angestellten am Ende fast mehr über den Deutschlandsieg freuen als wir.

Dienstag 17. Juni 2014
Bei Marmeladentoast und Rührei kann man selten etwas falsch machen und so sind wir auch hier wieder mit dem Frühstück voll auf zufrieden, wobei vor allem die unfassbar dicken Bananen mit ihrer fast schon roten Schale vielleicht noch erwähnenswert sind.
Dass wir dann für unsere Tour zu Fuß abgeholt werden ist auch mal was Neues und so dackeln wir unserem einheimischen Guide bis zur Anlegestelle des braunen Flussarmes hinterher, von wo aus es im schmalen Langboot in Richtung See geht. Wieder nur wir und der Guide, weil man sich in Myanmar andere Tourgäste wie gesagt fast immer selbst organisieren muss/müsste. Der aktuell an tiefster Stelle kaum mehr als drei Meter tiefe Inle See wird dann zur Mitte hin sogar relativ klar, bevor wir auch schon wieder in Richtung Ufer einlenken und am mehrere Meter höher gelegenen Steg anlanden. Am Ende der Regenzeit liegt der Wasserspiegel entsprechend wesentlich höher und vermutlich reichen dann auch die ganzen Wasserschlingpflanzen nicht mehr bis direkt an die Oberfläche.

Unser Guide drückt uns zwei Regenschirme in die Hand, erklärt in gebrochenem Englisch, wie wir zum Markt kommen und macht's sich auch schon wieder im Boot bequem. Also wandern wir im Nieselregen allein zum Einheimischenmarkt, auf dem es von Gemüse über Fleisch und Fisch bis hin zu Kleidung und Medikamenten mal wieder absolut alles gibt. Da dass Wetter hier auch schneller wechselt als im deutschen April, geht es schließlich im Sonnenschein wieder zurück zum Boot und weiter auf den offenen See zu den Anglern, die mit einem unglaublichen Gleichgewichtssinn auf einem Bein stehen, mit dem anderen rudern und währenddessen ihre Netze auslegen. Sensationell.

Weiter geht es zu den schwimmenden Gärten, bei denen diverse Gemüse- hauptsächlich Tomatenpflanzen einfach in einem schwimmenden Dickicht aus Wurzeln, ein bisschen Erde und flachen Pflanzen direkt auf dem Wasser wachsen und nur durch lange in den Seegrund gerammte Holzstäbe vom Wegtreiben gehindert werden. Die durchs einfache an der Oberflächeschwimmen gegebene Anpassung an den Wasserspiegel ermöglicht volle drei Vegetationsfolgen von Tomaten in einem einzigen Jahr. Ganz Myanmar wird aus dieser Region mit Tomaten versorgt.

Fädenziehen aus Lotusstängeln

Fädenziehen aus Lotusstängeln

Des niedrigen Wasserspiegels wegen sind die Holzpfähle, die ganze Dörfer in mehreren Metern direkt über dem Wasser halten, aktuell natürlich besonders lang. Wohnhäuser, Hotels, ganze Resorts, Restaurants und Schulen, wirklich alles ist hier mit einer Selbstverständlichkeit auf Pfählen ins Wasser gebaut, dass man sich nur die Augen reiben kann. Beim Durchfahren der Dörfer legen wir immer wieder kurze Stopps ein, wo wir Leuten beim Zigarrenrollen, Bootbauen und Stoffherstellen zusehen. Ein wirklich unfassbarer Aufwand, wie die Frauen hier erst die Fäden aus Lotusstängeln ziehen, rollen und über diverse weitere Prozesse an Webstühlen zu sehr schwerem Stoff verarbeiten. Am Ende der ganzen Führungen wird man, wie sollte es anderes sein, durch die Verkaufsregale geführt.
Es werden noch ein nicht ganz so spektakuläres Kloster und eine große Pagode besichtigt, bevor wir auf dem Rückweg den Fischern dabei zusehen, wie sie ihre gelegten Netze wieder einholen. Und obwohl wir uns keine zehn Minuten zuvor noch unterm Regenschirm verkriechen mussten, hat es die Sonne mal wieder geschafft, uns zu röten, obwohl wir uns sogar eingecremt haben. Vermutlich ist die Sonnenintensität hier wegen der Spiegelung durchs Wasser wesentlich stärker als bisher in Myanmar. Unser Guide findet es auf jeden Fall super witzig, mir die ganze Zeit auf meine aktuell schweinchenrote Haut zu drücken, die dann für einen kurzen Moment wieder gelblich hautfarben wird.
Zurück im Dorf werden noch schnell Mangos gekauft und zwei Portionen leckere Nudelsuppe von jedem von uns verspeist und dann geht es zurück ins schattige Hotelzimmer.

beim Zigarrenrollen

beim Zigarrenrollen

Mittwoch 18. bis Freitag 20 Juni 2014
Die Mittagssonne meidend geht es heute entsprechend später los, um ein bisschen die nähere Umgebung zu bewandern. Die den See umgebenden grünen Bergketten sind leider wesentlich weiter weg und schwerer zu erreichen als gedacht und so braucht es schon mal eine volle Dreiviertelstunde, bis wir überhaupt erst die kerzengerade Hauptstraße verlassen und auf einem sandigen Feldweg den ersten Hügel hinaufsteigen. In der dahinter gelegenen Senke gelangen wir in ein touristenfremdes Einheimischendorf, in dem sich das erste Steinhaus noch in Bau befindet. Außer einer kleinen Mönchsschule gibt es hier auch sonst nicht allzu viel zu sehen und so geht es direkt weiter auf einem schmalen Trampelpfad durch die immer wilder werdende Natur. Da sich es bei dem Pfad leider nicht um einen für Touristen angelegten Panoramawanderweg handelt, ziehen sich die nächsten hunderte Meter allerdings nur durch die frisch bepflanzten Felder am Hangrücken statt oben auf dem Kamm entlang.
Dunkle Wolken ziehen derweil auf und kündigen den nächsten Regenschauer an. Ein Aussichtspunkt scheint auch auf weiterem Wege leider nicht in Sicht, weshalb wir uns wieder hinab ins Tal begeben und uns einen Bus nach Yangon buchen.
Leider gibt es wieder nur einen Nachtbus, was angesichts unseres erst am Abend gehenden Fluges natürlich lange sinnlose Wartezeit aufm Flughafen mit sich bringt. Theoretisch. Doch am nächsten Tag soll alles ganz anders kommen.

Nach Frühstück und mittäglichem Checkout geht es also am 19. Juni nichts ahnend ins Internetcafé, um unser Fluggepäck hinzuzubuchen und online einzuchecken. Man muss dazu sagen, dass wir schon seit Mandalay kein Internet mehr im Hotel hatten.
Etwas verwirrt lesen wir dann, dass der Online-Checkin nur bis zu zwei Stunden vor Abflug möglich ist. Keine Ahnung was das soll. Der Blick auf unsere Buchungsbestätigung lässt uns dann endgültig verzweifeln.
Man sieht, selbst nach 10 Monaten auf Reisen können einem immer noch so unfassbar dämliche Fehler wie das Verwechseln des Flugdatums unterlaufen. Tatsächlich geht unser Flug bereits heute in genau anderthalb Stunden und nicht erst morgen zu dieser Zeit, wie wir dachten. Mehr, als sich einem kurzen Moment seiner Wut und Verzweiflung hingeben, kann man dann auch wirklich nicht machen.
Was hilft's? Der Flug ist futsch, der Nachtbus gebucht. Es geht noch mal was Essen, wir schlendern über den Markt, kaufen Unterhosen und schlurfen niedergeschlagen zurück ins Hotel, wo wir auf den Abholdienst für den Bus warten.
Der Zubringer endet an der Landstraße vor irgendeinem Restaurant, bevor dann eine gute halbe Stunde zu früh unser Nachtbus kommt. Jede Minute zu früh ist uns diesmal recht, weil wir so vielleicht noch den ersten Morgenflug nach Bangkok bekommen, bei dem wir uns das Vorbuchen allerdings nicht getraut haben.

Freitagmorgen um kurz vor halbfünf weckt man uns mit irgendeiner unmusikalischen Gebetsmusik, die dann irgendwann in monotones aber nicht minder störendes Mönchsgerede übergeht.
Es werden einige Leute abgesetzt, wir gucken im Zweiminutentakt nervös auf die Uhr und schließlich kommen wir in der Busstadt an. Wir streiten mit irgendwelchen Taxifahrern um die überhöhten Abzockerpreise, bis man uns schließlich für etwas weniger Geld ein "shared" Taxi anbietet, in dem bereits zwei burmesische Frauen sitzen.
Immerhin fährt man uns dann zuerst ans Ziel, dem Flughafen, wo wir panisch mit der Suche nach einem Airlinebüro beginnen. Und tatsächlich haben auch fast alle Fluggesellschaften, die von hier aus fliegen, ein kleines Büro, doch wie sich herausstellt, ist keine Fluggesellschaft fähig, hier auch Tickets zu verkaufen. Die Suche nach dem Sinn dahinter würde zu lange dauern und so lassen wir uns noch ein paar Mal zu diversen anderen Schaltern hin und her schicken, wo man uns dann gleich sagt, man kann uns nicht weiterhelfen, oder zu einem anderem Schalter schickt. Manchmal ist die asiatische Hilfsbereitschaft trotz Ahnungslosigkeit einfach nur anstrengend.
Der Versuch online zu buchen scheitert am langsam Internet, die Suche nach einem Internetcafé scheitert am Nichtvorhandensein eines Internetcafés in der näheren Umgebung und als wir es dann doch schaffen, mit dem Flughafen W-LAN Flüge rauszusuchen, ist die Mindestvorlaufzeit zwischen Flug und Onlinebuchung bereits abgelaufen. Flüge am Nachmittag kosten ganz locker das Doppelte und so hat es der Flughafen schließlich geschafft, uns in die Knie zu zwingen.
Wir tauschen 50€ in Kyat um, nehmen uns nach langer Preisverhandlung ein Taxi in die Innenstadt und lassen uns zum wohlbekannten "Chan Myaye Guesthouse" fahren. Da wir morgenfrüh nun gleich den ersten Flug nach Bangkok nehmen wollen und wir vor dem Frühstück auschecken müssen, serviert man uns einfach schon heute Tomatenzwiebelsandwich mit Ei.
Der Flug nach Bangkok wird online gebucht, im Minimarket vor der Haustür wird sich ein verdientes eiskaltes Bier geholt und nach einem typisch fettigen, aber leckeren Mie Goreng zum Abendbrot, fallen wir früh aber todmüde ins Bett und beten, dass wenigstens morgen früh alles gut geht.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.