Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Sihanoukville

Freitag 8. bis Montag 18. August 2014
Die Zeit in Sihanoukville ist noch mal ein richtig schöner Urlaubsabschnitt auf unserer sich dem Ende nähernden Weltreise. Das neue Zimmer im Apple Guesthouse kostet uns ab dem dritten Tag sogar nur 8$ pro Nacht, weil wir für eine ganze Woche verlängern und entsprechend 2$ pro Nacht Rabatt bekommen. Wahnsinn, diese Preise hier. Vom Alkohol brauche ich erst gar nicht anfangen. Ich meine, selbst wer nicht den vermutlich blind machenden Mekong Whisky für 1,5$ pro Flasche kaufen möchte, muss für Markenalkohol nicht viel Geld ausgeben.
Wenn man bedenkt, dass wir mitten in der Regenzeit hier sind und man uns in Phnom Penh sogar von einem Abstecher an die Küste abraten wollte, haben wir wirklich super Glück. Ich meine klar, warm ist es hier immer. Aber bis auf ein paar kurze seltene Schauer ist es auch weitgehend trocken. Vormittags scheint grundsätzlich die Sonne und lädt zu einem Bad im unfassbar warmen Wasser des Golfs von Siam ein.

Sihanoukville ist ja an sich eine doch recht große Stadt, dessen Zentrum man als Tourist aber für gewöhnlich gar nicht zu Gesicht bekommt, weil sich alle Hotels, Bars und Restaurant innerhalb eines ca. einen Kilometer breiten Streifens entlang der Küste befinden. Unser Guesthouse liegt direkt am Strandzugang, keine 200 Meter von der netten kleinen Strandpromenade entfernt. Hier reiht sich Restaurant an Bar und Bar an Restaurant und der Sand des Strandstreifens zwischen den offenen Wellblechhütten der Restaurants zur einen und dem Meer zur anderen Seite ist zugestellt mit bequemen Bambusstühlen und kleinen Tischen, an denen allabendlich unzählige Touristen sitzen und den günstigen Alkohol genießen. Und natürlich auch das günstige Essen. Wirklich ein absoluter Traum, diese ganzen BBQs, die hier jedes Restaurant anbietet.

Nachdem man uns am ersten Abend zwanzig Minuten warten lässt, bis man überhaupt erst unsere Bestellung aufnimmt und wir nach einer Dreiviertelstunde immer noch kein Getränk haben, stehen wir schließlich einfach auf und suchen uns ein anderes Restaurant, das dank einem Bierspreis von 75 US-Cent und freundlichem Service schnell zu unserem neuen Stammlokal wird. Auch hier stellt sich einem zwar ein bisschen die Frage, wieso eine einfache Getränkebestellung trotz der unzähligen Kellner so lange dauert, aber zumindest das Bier bekommt man relativ zügig. Nachdem wir die ersten Tage meistens Burger zum Abendbrot gegessen haben, gibt es die zum Schluss eigentlich nur noch Fisch frisch vom Grill. Man muss sich vorstellen, ein Thunfisch-, Baracuda- oder Marlinsteak mit Kartoffelecken und Salat kosten mit 3$ nicht mal 2,5€ pro Portion. Für Riesengarnelen oder Red Snapper zahlt man zwar etwas mehr, dafür hat man bei letzterem aber auch einen kompletten Fisch auf dem Teller. Und die Limetten-Pfeffer-Soße, die es dazu gibt, ist wirklich ein Genuss. Da kann man dann auch drüber hinwegsehen, dass wir nach einem riesigen Teller Venusmuscheln am nächsten Tag eine leichte Magenverstimmung haben. Ist ja auch nichts Ernstes, keine hardcore Salmonellenvergiftung oder so. Ach ja, und dann gibt es da noch die alten Frauen, die die ganze Zeit am Strand auf und ablaufen mit einer massiven Holzstange auf der Schulter, an deren einem Ende ein massiver kleiner Eisengrill pendelt und auf der anderen Seite eine Kühlbox. Fünf frisch vor unseren Augen gegrillte Mini-Oktopusse mit Soße kosten 1$. Ich meine, wie geht so was überhaupt?

Für die jüngeren und feierwütigeren Touristen wie uns gibt es dann noch die ein oder andere Bar mit guter Musik, die dann auch länger geöffnet hat als die vielen Restaurants, bei denen meistens schon gegen 23 Uhr Schicht im Schacht ist. Aber es ist eben auch gerade Nebensaison. Kinder die Feuerwerk verkaufen, gibt es allerdings trotz Regenzeit genug, genauso wie irgendwelche Urlauber, die das ganze Pyrozeug kaufen und sich dann begeistert ans Meerufer stellen und kleine Leuchtkugeln oder diese großen Papierlampions in den Himmel steigen lassen, während wir uns mit einem kalten Bier in den Bambussesseln zurücklehnen und die Show genießen.
Am nächsten Morgen wird dann der ganze allabendlich anfallende Müll wieder brav weggeräumt und so sind Wasser und Sandstrand bis auf ein paar Laubreste entsprechend klar und sauber. Lediglich einige Quallenschwärme treiben sich plötzlich nach der ersten Woche im Wasser herum, sodass wir uns von da an vornehmlich im flachen, quallenfreien Uferbereich aufhalten. Seitdem man uns in Australien so eine Angst vor Quallen eingetrichtert hat, sind wir da lieber ein bisschen vorsichtig. Zumal Kambodscha nicht gerade für seine hohen medizinischen Versorgungsstandards bekannt.

Auch wenn die Tage am Strand und in den günstigen Restaurants wirklich paradiesisch sind, haben wir zumindest zwei Tagestouren gebucht. Bei der einen Tour geht es mal wieder mit dem Boot zu einer der vielen vorgelagerten Inseln. Auf dem Weg dorthin gibt es einen einstündigen Schnorchelstopp. Allerdings ist das Equipment so schlecht, dass einem die ganze Zeit Wasser in die Brille läuft und ich wegen der zu kleinen Schnorchelöffnung die ganze Zeit Angst habe, zu ersticken. Abgesehen davon ist das Wasser dank starker Strömung ziemlich aufgewühlt und trübe und auch sonst sind wir vermutlich inzwischen einfach zu verwöhnt, um Seeigel und die hier eher farblosen Korallen noch wirklich spektakulär finden zu können.
Auf der Insel selbst kann man wie gewohnt nicht viel machen, außer solange am wunderschönen Strand und im seichten Wasser zu liegen, bis die Haut trotz Sonnencreme eine rötliche Färbung annimmt. Zum Mittag gibt es gegrilltes Marlinfilet mit Baguette und Salat, bevor wir von einem kurzen aber heftigen Regenschauer überrascht werden. Beim letzten Bade- bzw. Schnorchelstopp verzichten wir dann unserer Haut zuliebe auf einen Sprung ins Nass und bleiben auf dem schattigen Boot, wo wir einem der Guides zusehen, wie er einige hochagressive Hornissen tötet, um die anderen Ausflugsgäste wieder zu beruhigen.

Der zweite Ausflug ist für Mittwoch gebucht. Entsprechend verschlafen erklären wir dann am Dienstmorgen irgendeinem Kambodschaner, der uns zur Tour abholen möchte, dass er sich im Datum geirrt hat. Damit dann am nächsten Tag nichts schief läuft, geht's also noch mal zur Agentur, bei der wir gebucht haben, wo man uns sagt, wir sollen doch einfach direkt zum Pier gehen. Gesagt, getan.
Und so stehen wir am Mittwochmorgen um 8:30 Uhr am Pier, wo man erst das Ticket, dann uns verwundert anguckt und schließlich auf kambodschanisch untereinander klärt, wer uns jetzt zum eigentlichen Treffpunkt fährt, weil wir hier am Pier falsch sind. Man setzt uns wortlos in einem Restaurant ab, weist uns zwei Plätze an einem Tisch zwischen dutzenden anderen Touristen zu und serviert uns das Frühstück, mit dem der Rest schon längst fertig ist. Dann plötzlich ist große Aufbruchsstimmung und wir bleiben mit wenigen anderen zurück, bis man schließlich auch uns in Minibusse stopft, eine knappe Stunde übers Land fährt und an einer Anlegestelle in ein Langboot verlädt. Nach dem vierten Erklärungsversuch, dass die halbleere Saftflasche nicht ihm gehört und der chinesische Urlauber aus unserer Gruppe sie Marc ein trotzdem fünftes Mal hinterherträgt und in die Hand drückt, weil er denkt, Marc habe sie vergessen, gibt dieser schließlich auf und steckt sie in unseren Rucksack.
Warum das ältere spanische Ehepaar aus dem anderen Minibus jetzt plötzlich in unsere Gruppe und das platztechnisch eigentlich schon voll belegte Boot wechselt, weiß auch kein Mensch und so drängen wir uns alle auf den schmalen Holzplanken unter der Plane zusammen, um nicht in der sengenden Sonne zu vergehen.

Wie wir so im Boot durch das schlammige Wasser des riesigen Flussdeltas gleiten, erinnert das Ganz irgendwie ein bisschen an die Dschungelzeit in Bolivien. Mangroven und irgendwelche palmenblattähnlichen Gewächse kämpfen um den Platz an den Ufern, während riesige Störche in den zur Ebbe freigelegten Schlammbänken nach Nahrung suchen. Die Fahrt geht weiter an vollkommen vermummten Gestalten vorbei, die im hüfttiefen Schlammwasser nach Muscheln suchen, bis schließlich die Anlegestelle in Sicht kommt.
Diese befindet sich mehr oder weniger genau an der Flussmündung im Meer, wo wir mitten im Gezeitenwechsel parallel zu den Wellenkämmen versuchen, an Land zu kommen, ohne zu kentern. Es gelingt, wenn auch nur knapp.

Die wenigen Leute, die hier wohnen, wohnen wirklich sehr arm. Ein wenig Landwirtschaft, ein wenig Fischfang ist alles, was ihnen als Einnahmequelle dient. Und so trocknet man hier unter bestialischem Fischverwesungsgestank abertausende kleine rote Schrimps auf großen Planen in der Sonne. Wobei es natürlich, wenn man mal vom Gestank absieht, schon irgendwie ganz cool wirkt.

Eine "Schule" für die wenigen Kinder des kleinen Dorfes

Eine "Schule" für die wenigen Kinder des kleinen Dorfes

In sengender Mittagshitze geht es eine gute halbe Stunde zu Fuß durch den Dschungel, bevor wir quasi auf der anderen Seite des Landzipfels zu einem schönen weißen Strand ans Meer kommen. Wer auch immer an diesem sonst völlig verlassenen Ort ein riesiges nagelneues Luxushaus hingesetzt hat.
Auch wenn der Fluss das Meer in der gesamten Umgebung braun gefärbt, ist das Wasser ja trotzdem sauber und so lassen wir uns ein erfrischendes Bad nicht entgehen, bevor es denselben Weg auch schon wieder zurück durch den Dschungel und zur spärlichen Siedlung geht. Auf dem Bootssteg gibt es dann für alle Mittagessen, wobei nicht ganz geklärt ist, warum Marc und ich als einzige gebratenes Hähnchen kriegen, während der Rest Fisch isst.

Nach Sihanoukville steht Siem Reap auf unserer Reiseroute, wo wir eigentlich am Sonntag hinfahren wollten. Doch angeblich ist der Nachtbus schon ausgebucht. Vermutlich nur eine Masche der Rezeptionistin, die das Zimmer noch eine Nacht länger an uns vermieten wollte. Für einen späteren Checkout sollen wir dann eine komplette weitere Nacht bezahlen und so geben wir Montagmittag pünktlich um 12 Uhr den Schlüssel ab und verlassen das Guesthouse.
Zu doof, dass es ausgerechnet an diesem Tag dermaßen regnet, dass man denkt, nur noch Noah mit seiner Arche könne uns retten. Die Straße direkt vorm Guesthouse steht gut und gerne zwanzig Zentimeter unter Wasser und so waten wir auf dem Weg zu unserem Standardfrühstücksrestaurant durch den braunen Fluss aus Regenwasser, der hier genau wie wir den Abzweig Richtung Strand nimmt.

Straße vorm Guesthouse

Straße vorm Guesthouse

Tom Yam Seafood

Tom Yam Seafood

Mindestens das sechste Mal essen wir jetzt hier unfassbar leckeres Thunfischbaguette mit Zwiebeln und frischgemahlenem Pfeffer zum Frühstück. Und jedes Mal musste der Sohn des Restaurantbesitzers bis jetzt los, um eine Dose Thunfisch zu kaufen. Irre oder? An sich tut er uns ja leid, bei dem Regen noch mal loszumüssen, andererseits kann man sich irgendwann auch echt nur noch an den Kopf fassen. Im Übrigen sind wir am ersten Tag hier auch nur deshalb beim Thunfischbaguette gelandet, weil man unseren drei vorherigen, wohl gemerkt auf der Speisekarte notierten, Essenswünschen ebenfalls nicht nachkommen konnte. Nach den obligatorischen 40 Minuten Wartezeit bekommen wir schließlich unsere Baguettes, bevor wir uns die restliche Wartezeit auf den Bus im Aufenthaltsbereich des Guesthouses vertreiben.
Pünktlich um 19 Uhr kommt schließlich unser "Hotelbus", bei dem es keine Sitze, sondern richtige Schlafkabinen gibt. Das Ticket war zwar etwas teurer, aber allein schon, um es mal erlebt zu haben, wollten wir natürlich unbedingt hier mitfahren. Es ist dann auch wirklich gut, dass wir beide uns kennen. Mit einer fremden Person möchte man sich wirklich nur sehr ungern eine ganze Nacht lang so eine enge Zweierkabine teilen. Man kann sich gar nicht nicht berühren. Irgendwann gelingt es uns aber trotz Enge doch noch einzuschlafen.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.